Bauernregeln im Überblick - Funktion, Beispiele und Aktualität

Die als Bauernregeln bekannten Sprüche und Reime beruhen auf jahrhundertelangen Beobachtungen des Wetters, das ausschlaggebend für die landwirtschaftlichen Erträge ist. Diese Wetterregeln lieferten Bauern über lange Zeit hinweg Vorhersagen über die zu erwartende Ernte. Während die Aktualität von Bauernweisheiten früher oft bestritten wurde, ist die Trefferquote neuerer Forschungen nach gar nicht so gering. Lernen Sie bekannte alte Bauernregeln kennen, durch die man versucht, Aussagen über zu erwartende Wetter zu machen.

Von Kai Zielke

Bauernregeln bestehen oft oder meist in einer Reimform. Es handelt sich um alte Volkssprüche, durch die man versucht, Aussagen über später eintreffende Ereignisse zu machen, je nachdem, wie die Wetterlage aussieht.

Geschichte

Die Weitergabe von Bauernregeln erfolgt über Generationen. Sie basieren auf der Beobachtung von Umständen, die nacheinander folgen. Schon im Altertum waren solche Regeln bekannt, ebenso im Neuen Testament.

Im deutschsprachigen Raum gelangte im 16. Jahrhundert zum ersten Mal eine Bauernweisheit in den Druck. Zunächst ging man jedoch von einer hohen Fehlerquote aus.

Mithilfe verschiedener Naturforscher wurden die wetterbedingten Zusammenhänge immer klarer, sodass man, Ende des 20. Jahrhunderts, zu der Feststellung kam, dass solche Regeln recht häufig zutreffen.

Aktualität

Um die Aktualität der einzelnen Regeln zu ermitteln, müssen sowohl die Zeit der Entstehung als auch die Region, in der die zugrunde liegenden Beobachtungen gemacht wurden, berücksichtigt werden. Denn nicht alle Bauernweisheiten gelten allgemein, vielmehr können ihre Vorhersagen auf bestimmte Regionen beschränkt sein. Zudem haben einige ältere Regeln nur aus dem Grund ihre Gültigkeit verloren, weil die Einführung des Gregorianischen Kalenders Verschiebungen mit sich brachte, die bei der Auswertung der Trefferquote unberücksichtigt blieben.

Allgemein gültige und bekannte Bauernweisheiten

Einige Bauernweisheiten sind so schwammig oder allgemein formuliert, dass sie grundsätzlich immer gültig waren und auch bleiben. So sind zum Beispiel die Regeln

  • "Gefriert's an Silvester zu Berg und Tal, geschieht es dies Jahr zum letzten Mal" oder
  • "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist"

für jede Region und Zeit zutreffend.

Noch immer sehr aktuell und populär ist die Siebenschläfer-Regel, die sich auf den 27. Juni bezieht und die es in einer Fülle von Wortlauten gibt. Allgemein besagt diese Regel, dass das Wetter an diesem Datum die folgenden Wochen bestimmt.

Je nach Region liegt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Regel zutrifft, bei bis zu 80 Prozent. Eine wissenschaftliche Erklärung dafür sehen Meteorologen im so genannten Jetstream, der als Starkwindstrom zu dieser Zeit vom Atlantik nach Osten zieht und für die oft langanhaltenden Tiefausläufer verantwortlich ist.

Und auch wenn Bauernregeln allgemein weniger präzise Vorhersagen als meteorologische Wetterberichte machen - sie sind dank vieler Reime auf jeden Fall unterhaltsamer und humorvoller. Aus diesem Grund sind einige Bauernweisheiten fast überall bekannt.

Beispiele hierfür sind

  • "Ist der Winter kalt und weiß, wird der Sommer lang und heiß"
  • "Nebel im Februar - Kälte das ganze Jahr" oder
  • "Wenn im September die Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen".
Die Bauern scheinen sich mit dem Wetter besonders gut auszukennen
Die Bauern scheinen sich mit dem Wetter besonders gut auszukennen

Bauernregeln von Januar bis Dezember

Im Folgenden geben wir einen kleinen Einblick in die Liste der Bauernregeln, von denen es weitaus mehr gibt.

Januar

  • Am Neujahrstage Sonnenschein lässt das Jahr uns fruchtbar sein.
  • Große Kälte am Antoni-Tag nicht sehr lange halten mag.
  • War bis zu Dreikönig kein rechter Winter, dann kommt auch keiner mehr dahinter.
  • Ist Dreikönig hell und klar, gibt's guten Wein im neuen Jahr.
  • Januar trocken und rau, nützt dem Getreideanbau.

Februar

  • Wenn's zu Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.
  • Ein nasser Februar bringt ein fruchtbar Jahr.
  • Wenn’s im Februar nicht schneit, schneit’s in der Osterzeit.
  • Kalter Februar gibt ein gutes Roggenjahr.
  • Ist der Februar trocken und kalt, kommt im März die Hitze bald.

März

  • Ein fauler, feuchter März ist jedes Bauern Schmerz.
  • Fürchte nicht den Schnee im März, darunter schlägt ein warmes Herz.
  • Siehst du im März gelbe Blumen im Freien, magst du getrost deinen Samen streuen.
  • Gibt’s im März zu vielen Regen, bringt die Ernte wenig Segen.
  • Lässt der März sich trocken an, bringt er Brot für jedermann.

April

  • Der April tut, was er will.
  • Wenn der April Spektakel macht, gibt’s Korn und Heu in voller Pracht.
  • Aprilschnee bringt Gras und Klee.
  • Heller Mondschein im April schadet den Blüten nicht.
  • Je eher im April der Schlehdorn blüht, je früher der Bauer zur Ernte zieht.

Mai

  • Das Jahr fruchtbar sei, wenn’s viel donnert im Mai.
  • Mairegen bringt Segen.
  • Ein kühler Mai wird hochgeacht’, hat stets ein gutes Jahr gebracht.
  • Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Fass.
  • Ein Bienenschwarm im Mai ist wert ein Fuder Heu.

Juni

  • Im Juni ein Gewitterschauer macht das Herz gar froh den Bauer.
  • Ohne Tau kein Regen heißts im Juni allerwegen.
  • Ist der Juni warm und nass, gibt’s viel Korn und noch mehr Gras.
  • Im Juni viel Donner bringt einen trüben Sommer.
  • Was im Juni nicht wächst, gehört in den Ofen.

Juli

  • Fällt kein Tau im Julius, Regen man erwarten muss.
  • Juli schön und klar, gibt ein gutes Bauernjahr
  • Ein tüchtig Juligewitter ist gut für Winzer und Schnitter.
  • Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll geraten.
  • Fängt der Juli mit Tröpfeln an, wird man lange Regen ha’n.

August

  • Augustregen wirkt wie Gift, wenn er die reifenden Trauben trifft.
  • Je dicker die Regentropfen im August, je dicker wird auch der Most.
  • Ist’s in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.
  • Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter.
  • Was der August nicht vermocht, kein September mehr kocht.

September

  • September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.
  • Im September die Birnen fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel.
  • Donnert’s im September noch, wird der Schnee um Weihnacht hoch.
  • Viel Eicheln im September, viel Schnee im Dezember.
  • Am Septemberregen ist dem Bauer viel gelegen.

Oktober

  • Oktoberschnee tut Mensch’ und Tieren weh.
  • Bringt der Oktober viel Regen, ist’s für die Felder ein Segen.
  • Schneit’s im Oktober gleich, wird der Winter weich.
  • Im Oktober Sturm und Wind, uns den frühen Winter kündt.
  • Sonne an Sankt Franz gibt dem Wein den Glanz.

November

  • November hell und klar, ist übel fürs nächste Jahr.
  • Bringt der November Morgenrot, der Aussaat dann viel Schaden droht.
  • Gefriert im November schon das Wasser, wird der Januar umso nasser.
  • Blühn im November die Bäume auf’s Neu’, dann währet der Winter bis zum Mai.
  • Hängt das Laub bis November hinein, wird der Winter lange sein.

Dezember

  • Dezember lind, der Winter ein Kind.
  • Ist der Dezember wild mit Regen, dann hat das nächste Jahr wenig Segen.
  • Auf kalten Dezember mit tüchtigem Schnee folgt ein fruchtbar Jahr mit reichlich Klee.
  • So kalt wie im Dezember, so heiß wird’s im Juni.
  • Herrscht im Dezember recht strenge Kält’, sie volle 18 Wochen hält.