Esskultur - Von unterschiedlichen Ernährungstypen bis hin zu typisch deutschen Speisen
Essen ist Genuss und Kultur. Diese Faktoren unterscheiden sich von Land zu Land, von Region zu Region. Mit der so genannten Esskultur können unterschiedliche Bereiche abgedeckt werden, und ebenso unterschiedlich fallen die Ernährungstypen samt Ernährungsweisen aus. Dabei hat jedes Land seine eigenen typischen Speisen. Tauchen Sie ein in die Geschichte der Esskultur und werfen Sie einen Blick auf verschiedene Ernährungstypen. Außerdem erhalten Sie hier eine Übersicht über typische deutsche Speisen.
Esskultur - eine Definition
Mit dem Begriff der Esskultur fasst man sämtliche kulturelle Bereiche der Ernährung zusammen. Hierzu zählen zum Beispiel
- Tischsitten
- Tischdekoration
- Zeremonien und Rituale sowie
- regionale Spezialitäten.
Schon in der Antike wurde Essen mit religiöser sowie politischer Macht und einem bestimmten sozialen Status in Verbindung gebracht. Heutzutage wird oft von einem Verlust der Esskultur gesprochen, da der Alltag häufig von Hektik bestimmt wird, sodass die bewusste Beschäftigung mit diesem Thema von Fast Food und kleinen Snacks zwischendurch abgelöst wird.
Ein Einblick in die Geschichte
Zur Esskultur zählen wie erwähnt auch die unterschiedlichen Länderküchen. Bis zum heutigen Tag werden sie von unterschiedlichen Entwicklungen beeinflusst. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts diente die Küche eines Landes zur Identitätsstiftung und Abgrenzung.
Die Regionalküche sollte einen bestimmten Charakter erhalten. Streitigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich führten u.a. dazu, dass sich die deutsche Nationalküche in eine bestimmte Richtung entwickelte - die französische Esskultur war den Deutschen stets zu dekadent und gekünstelt; man akzeptierte sie nicht und versuchte, mit einer bodenständigen, natürlichen Küche gegen zu steuern, heute auch noch als "gutbürgerliche Küche" bekannt.
Der Nährwert der Länderküche spielte vorerst keine Rolle. Erst im späten 19. Jahrhundert, als sich die moderne Ernährungswissenschaft etablieren konnte, entwickelte sich auch ein Gesundheitsbewusstsein - hierulande erst in den 60er Jahren.
In den 50er Jahren war es in, sich phasenweise für die Küche anderer Länder zu interessieren. So war beispielsweise die italienische Küche mit Pasta und Pizza Ernährungshighlight; später folgten typisch asiatische Speisen. Neben der ständig andauernden Fastfood-Liebe geht der Trend in Deutschland aber gleichzeitig auch in Richtung regionale Küche und Nachhaltigkeit.
Generell lässt sich sagen, dass sich Esskulturen zwar verändern und von anderen Küchen beeinflusst werden; die Veränderungen erfolgen aber in der Regel langsam, sodass man nicht davon ausgeht, dass eine Nationalküche irgendwann verdrängt werden könnte. Ebenso wenig wahrscheinlich ist es, dass sich die unterschiedlichen Landesküchen zu einer großen Esskultur vermischen werden.
Was es aber wohl in jedem Land gibt, sind unterschiedliche Ernährungstypen...
Unterschiedliche Ernährungstypen - vom Biofanatiker bis zum Fastfood-Liebhaber
Die einen achten mehr auf ihre Ernährung, die anderen weniger. Für die einen ist Biokost wichtig, die anderen lieben das schnelle und unkomplizierte Essen aus dem Fast-Food-Restaurant.
Fastfood-Liebhaber
Viele sind es, kaum einer will es zugeben: der Fastfood-Liebhaber. In der heutigen Zeit, in der alles auf gesundheitsbewusstes Leben ausgerichtet ist, traut sich kaum einer mehr zuzugeben, dass er sich gerne von Tiefkühlpizza, Nudeln aus der Dose oder dem schnellen Essen aus den diversen Selbstbedienungsrestaurants ernährt.
Die Fastfood-Liebhaber sind bequeme Menschen, die nicht viel Zeit ins Essenkochen investieren wollen. Quantität ist ihnen wichtiger als Qualität. Die meist jüngeren Fastfood-Liebhaber neigen oft zu Übergewicht und sind auch keine Sportskanonen.
Hektiker
Häufig ist ein Fastfood-Liebhaber gleichzeitig auch ein "Hektiker", so kann ein weiterer Ernährungstyp bezeichnet werden. Diese Menschen hetzen von einem Termin zum anderen, haben morgens kaum Zeit zum Frühstücken und tagsüber weder Zeit noch Lust zum Kochen.
Deshalb wird das Frühstück in der Bäckerei gekauft, das Mittagessen am Kiosk, und das Abendessen kommt aus der Dose. Der Hektiker hasst Sport genauso wie der Fastfood-Liebhaber.
Biofanatiker
Schon fast das Gegenteil des Fastfood-Liebhabers ist der Biofanatiker. Diese Menschen versuchen sich weitestgehend von biologisch angebauten Lebensmitteln zu ernähren. Diese müssen natürlich nicht zwangsläufig gesund sein. Auch von Bio-Schokolade wird man dick, wenn man sie übermäßig verzehrt.
Trotzdem achten die Bioliebhaber in der Regel sehr auf die Qualität ihres Essens und verbringen auch viel Zeit damit, ihr Essen zuzubereiten. Zudem ist dieser Ernährungstyp meist recht sportlich.
Ernährungsbewusste
Nicht jeder Biofanatiker ist auch gleichzeitig der Gruppe "Ernährungsbewusste" zuzuordnen, aber doch die meisten. Diese Menschen achten darauf,
- was und wie viel sie essen
- wo die Produkte herkommen und
- wie man sie am schonendsten und kalorienärmsten zubereitet.
Ernährungsbewusste Menschen treiben regelmäßig Sport und leiden nur selten unter Übergewicht. Viele Ernährungsbewusste sind aber auch manchmal der Typ "Genießer" und gehen gerne gut essen. Natürlich wird auch dabei darauf geachtet, dass hochwertige Produkte verzehrt werden.
Hausfrauenkost-Liebhaber
Schließlich sollte man auch den Typ "Hausfrauenkost" nicht vergessen. Ein großes Stück Fleisch darf hier bei keiner guten Mahlzeit fehlen, und natürlich werden sämtliche Gerichte komplett selbst zubereitet. Fertigkost kommt hier nicht auf den Tisch.
Ob Biofanatiker oder Hektiker - jedes Land hat seine eigenen, typischen Speisen - welche hierzulande beliebt sind, zeigen wir im Folgenden...
Typisch deutsche Speisen
Als Delikatessen werden kulinarische und gesellschaftliche Spezialitäten bezeichnet, die eine lange Tradition vorweisen oder aus erlesenen und besonderen Zutaten bestehen. Jedes Land hat seine eigenen Köstlichkeiten, für die es oft weltweit bekannt ist. Zu den typisch deutschen Delikatessen zählen u.a. die große Vielfalt an Gebäck, Wurstwaren und Fleischgerichte sowie alles, was mit Kartoffeln zu tun hat.
Brot und Brötchen
Während es in anderen Ländern nur eine sehr begrenzte Auswahl an Brot und Brötchen gibt, haben wir in Deutschland oft die Qual der Wahl. Neben dem weltweit verbreiteten Weizengebäck liegen in unseren Bäckereien auch zahlreiche andere Brotsorten aus. Von Roggen- über Vollkornbrot bis hin zu Dinkel-, Leinsamen oder Kartoffelbrot findet man hier alles.
Kuchen und Gebäck
Ebenso typisch für Deutschland ist der Kuchen in seinen verschiedensten Variationen und Zusammensetzungen. Allen voran sei hier die Schwarzwälder Kirschtorte genannt, die aus Sahne, einer Kirschfüllung, Schokolade und Biscuits besteht und auf der ganzen Welt bekannt ist.
Eine lange Tradition weist auch der Christstollen auf, der in der Weihnachtszeit in fast jedem Laden zu finden ist. Je nach Zusammensetzung kann man die Stollen in verschiedenen Arten aufteilen, beliebt sind u.a. Mandelstollen, Dresdner Christstollen oder Marzipanstollen.
Wurst
Als typisch deutsche Delikatesse gilt auch die Wurst. Zahlreiche Wurstsorten stehen uns zur Auswahl, wenn wir unser Brot belegen.
Aber auch die Vielfalt an Würstchen für den Grill oder den Kochtopf lässt sich sehen. So ist Bayern international für seine Weißwurst bekannt, in und über Frankfurt hinaus isst man gerne Frankfurter Würstchen und die Berliner Currywurst hat nicht nur in der Hauptstadt unzählige Freunde.
Andere Fleischgerichte
Auch andere Fleischgerichte sind typisch deutsch: Auf den Speiseplänen vieler Restaurants findet man Jägerschnitzel oder Schweinshaxen. In Rheinland-Pfalz wird zudem traditionell Saumagen gegessen. Fleischgerichte werden in Deutschland meist mit Gemüse und Kartoffelbeilagen verspeist.
Kartoffelgerichte
Ohne Kartoffeln wäre die deutsche Küche nicht das, was sie ist. Ob Beilage oder Hauptzutat - wer in Deutschland zu Gast ist, hat eine große Auswahl an Kartoffelgerichten. Als Beilagen werden nicht nur Salzkartoffeln, sondern auch
- Brat- und Pellkartoffeln
- Püree
- Knödel sowie
- Kartoffelsalat
serviert. Beliebte Hauptgerichte sind
Doch welche dieser typisch deutschen Speisen werden hierzulande am liebsten gegessen?
Umfrage: die kulinarischen Vorlieben der Deutschen
Gesunde Ernährung gehört zu den ständigen Topthemen in Deutschland. Wie die Bundesbürger sich tatsächlich ernähren, zeigt eine Umfrage.
Wie die Umfrage einer deutschen Krankenkasse gezeigt hat, haben die Deutschen in Sachen gesunde Ernährung stets einiges nachzuholen. Auch wenn dieses Thema stets in vielen Krankenversicherungen diskutiert wird - was der erste Schritt in die richtige Richtung ist - so ist diese Esskultur bei vielen noch nicht angekommen.
So haben 43 Prozent der Befragten ausgesagt, gerne deftige Speisen wie
- Würstchen
- Braten oder
- Eintopf
zu essen. Dass diese bei übermäßigem Verzehr zu gesundheitlichen Risiken führen können, scheint dabei wohl nebensächlich zu sein.
Wie eine gesunde Ernährung aussieht, wissen der Umfrage zufolge etwa 90 Prozent. Doch die Ausführung liegt bei nur knapp 70 Prozent. Besonders männliche und jüngere Befragte gaben an, dass ihnen der Geschmack wichtiger sei als der gesundheitliche Aspekt.
Gesundes Essen muss nicht teuer sein
Weiterhin kam heraus, dass leckeres Essen für die deutschen Bundesbürger sehr wichtig ist, und zwar in allen Bevölkerungsgruppen. So würden viele eher auf eine Reise oder ein teures Auto verzichten, als auf eine gute Mahlzeit.
Sich gesund zu ernähren, ist nicht schwer und - wovon ein Großteil nicht ausgeht - muss nicht teuer sein. Deutschland liegt was die Lebensmittelpreise in Europa angeht, deutlich auf den hinteren Rängen, auch wenn die Beträge steigen. Zudem ist es günstiger, wenn man sich von saisonalen Nahrungsmitteln ernährt, statt zu teuren und vor allem ungesunden Fertigprodukten zu greifen.
Der Trend zum gesünderen Essen
Doch auch wenn Fast Food generell wohl immer irgendwo ein Trend bleiben wird, zeigt sich auch, dass gerade die jüngere Bevölkerung hierzlande immer mehr auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung achtet. Besonders die Beeinflussung durch die Nachbarstaaten ist erkennbar.
Was in Sachen Trinkkultur auffällt ist, dass die Getränkevielfalt groß ist und auch bleibt. Besonders die Bierkultur spielt eine große Rolle. Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Trinkkultur.
- Die verspeiste Esskultur. Nahrung und Nahrungstabus, Tectum-Verlag, 2005, ISBN 3828887899
- Europäische Esskultur: Eine Geschichte der Ernährung von der Steinzeit bis heute, Campus Verlag, 2005, ISBN 3593379376
- Soziologie des Essens: Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung, Juventa, 1999, ISBN 3779914646
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Gewissens-Bissen: Tierethik und Esskultur, Löwenzahn, 2008, ISBN 3706624206
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Die Entwicklung der europäischen Esskultur: Ihre Geschichte und aktuelle Bedeutung für Gesellschaft und Medien, Vdm Verlag Dr. Müller, 2008, ISBN 3639056779
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Der Heimkoch: Esskultur im Heim, Vincentz Network, 2005, ISBN 3878704879
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Auch zum Mitnehmen: Eine deutsche Esskultur in 21 Gängen, Rowohlt Tb., 2009, ISBN 3499625148
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Erfolgreich in der Gastronomie. Entwicklungen und Trends in der deutschen Esskultur, Diplomica Verlag, 2008, ISBN 3836660164