Gedenkstätten - Funktion, Merkmale und bedeutsame Gedenkstätten in Deutschland

Menschen neigen dazu, Dinge in Vergessenheit geraten zu lassen. Das gilt leider nicht nur für unbedeutende Ereignisse, sondern auch für solche Dinge, die von größter Wichtigkeit sind. Neue Generationen müssen aus den Fehlern der älteren Lernen können, nur so ist eine fortwährende, positive Entwicklung der Gesellschaft möglich. Gedenkstätten dienen als Orte der Erinnerung. Deutschlandweit findet man einige solcher Stätten, mit denen Opfern gedacht wird oder die besondere Personen ehren. Lesen Sie über die typischen Merkmale und Eigenschaften einer Genkstätte, und wo in Deutschland solche besonderen Orte der Erinnerung zu finden sind.

Britta Josten
Von Britta Josten

Gedenkstätte: eine Definition

Bei einer Gedenkstätte handelt es sich um einen Ort der Erinnerung. Dieser bezieht sich auf wichtige historische Ereignisse, sowohl positiver als auch negativer Natur, sowie auf entsprechende bedeutsame Persönlichkeiten und ist ein Teil der Erinnerungskultur.

Merkmale

Bezüglich der Gestaltung einer Gedenkstätte gibt es Unterschiede. Während kleine Ausführungen teils lediglich aus einer Gedenktafel bestehen, sind große Gedenkstätten beispielsweise Teil eines Museums. In USA hingegen werden so genannte memorial places auch in Form eines Parks gestaltet.

Hierzulande erinnern die Gedenkstätten in den meisten Fällen an die DDR-Diktatur, die Sowjetische Besatzungszone oder den Natinonalsozialismus. Es handelt sich oft um historische Orte, beispielsweise

  • Haftstätten
  • Erschießungsstätten
  • Vernichtungslager oder
  • Konzentrationslager.

Sind sie an Museen angeschlossen, findet man dort häufig auch Dauerausstellungen zum Thema. In Form von Denk- und Mahnmälern handelt es sich hingegen um bauliche Elemente, die in der Öffentlichkeit errichtet wurden, wie etwa

  • Kunstwerke
  • Säulen
  • Statuen
  • Stelen oder
  • Grabhügel.
Mount Rushmore National Memorial in den Black Hills, USA
Mount Rushmore National Memorial in den Black Hills, USA

Funktion einer Gedenkstätte

Manchmal ist es wirklich erstaunlich, wie leicht man selbst solche Dinge vergisst, die einem eigentlich doch sehr wichtig erscheinen. Egal, ob es sich um gute oder schlechte Erinnerungen handelt, irgendwann verblassen sie und geraten bald darauf in Vergessenheit. Das ist im privaten Bereich zwar ein ärgerliches Problem, wird jedoch wohl niemanden davon abhalten, seinen Weg zu gehen.

Ganz anders verhält es sich, wenn Ereignisse in Vergessenheit geraten, die eine ganze Generation geprägt haben. Nur allzu leicht vergisst man politische Fehltritte, Kriege und Krisen. Natürlich ist das sehr angenehm, schließlich möchte niemand gerne an solche dunklen Zeiten erinnert werden.

Allerdings vergisst man dann auch sehr schnell, was man daraus gelernt hat. Eine Gesellschaft, die sich immer wieder auf kriegerische Auseinandersetzung einlässt, weil sie einfach vergessen hat, dass Gewalt am Ende zu nichts führt, wird niemals in Frieden in Leben können.

Den Opfern gedenken

Deshalb werden Gedenkstätten errichtet, um die Menschen stets daran zu erinnern, solche Fehler kein zweites Mal zu begehen. Besonders wenn ein Fehltritt das Leben vieler Menschen gekostet hat, ist es wichtig, die Opfer namentlich festzuhalten. Denn nur so bleibt der Schrecken auch real und greifbar.

Durch Gedenkstätten möchte man natürlich auch den Opfern Tribut zollen und ihren Angehörigen damit zeigen, dass der Tod des geliebten Menschen nicht umsonst war.

Für Verwandte und Freunde ist es das Schlimmste zu sehen, dass sich die Welt einfach weiter dreht, als sei nichts geschehen. Gedenkstätten setzen ein Zeichen für Anteilnahme und Unterstützung.

Besondere Personen ehren

Glücklicherweise gibt es auch Gedenkstätten, die keinen so negativen Hintergrund haben. Nach dem Ableben großer Persönlichkeiten errichtet man oft ebenfalls solche Stätten, um die Taten und Leistungen dieser Leute für die Nachwelt festzuhalten.

Wer wirklich Großes für die Menschheit geleistet hat, kann sogar schon vor seinem Tod eine Gedenkstätte bekommen. Allerdings spricht man daher von einem Monument oder einem Denkmal. Schon zu Lebzeiten ein solches Bauwerk gewidmet zu bekommen ist eine seltene und wirklich bemerkenswerte Ehre.

Hierzulande findet man eine Vielzahl solcher Gedenkstätten...

Bedeutsame Gedenkstätten in Deutschland

In der Geschichte Deutschlands gibt es einige dunkle Kapitel, die nur allzu gerne verdrängt werden. Die Generation von heute möchte sich nicht wirklich mit den damaligen Vorkommnissen beschäftigen, schließlich trägt sie keine direkte Schuld an dem, was passierte.

Tatsache ist jedoch, dass diese Last immer auf der deutschen Nation liegen wird, egal wie viel Zeit auch verstreichen mag. Um die Menschen daran zu erinnern, wurden auf dem Bundesgebiet zahlreiche Gedenkstätten errichtet.

Es ist nicht verwunderlich, dass die meisten Gedenkstätten in Deutschland den Opfern des Nationalsozialismus gewidmet sind. Nie zuvor hatte das Land eine dermaßen schwarze Zeit gesehen. Bevor man sich jedoch mit den Auswirkungen der Schreckensherrschaft durch das NS-Regime befasst, muss man sich mit seinen Wurzeln vertraut machen.

Gedenkstätte in Obersalzberg

Daher wurde am Obersalzberg, wo sich seinerzeit Hitlers Feriendomizil befand, ebenfalls eine Gedenkstätte errichtet. Ab 1933 nutze er die Anlage auch als Regierungssitz. Der Obersalzberg ist daher in einem Atemzug mit dem Führerbunker in Berlin zu nennen.

In der Regel beschäftigen sich NS-Gedenkstätten lediglich mit den regionalen Begebenheiten. Das Dokumentationszentrum am Obersalzberg schlägt jedoch die Brücke zwischen den Geschehnissen im Regierungssitz und den schrecklichen Auswirkungen auf die gesamte Menschheit.

Die Gedenkstätte bietet allerhand Informations- und Aufklärungsmaterial. Es werden regelmäßig verschiedene Ausstellungen geboten, außerdem stehen natürlich Führungen und Vorträge auf dem Programm.

Gedenkstätten für Widerstandskämpfer

Glücklicherweise konnte Hitler nie alle Deutschen für sich und seine grausamen Machenschaften vereinnahmen. Im Untergrund blühte der Widerstand immer wieder auf, obwohl die NS-Anhänger ihn stets mit härtesten Mitteln niederschlugen.

Die beiden größten und berühmtesten Widerstandskämpfer dürften wohl Hans und Sophie Scholl gewesen sein. Im Februar 1943 verteilten sie im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in München Flugblätter, die sich gegen den NS-Terror aussprachen. Trotz oder gerade wegen ihrer ehrenhaften Absichten wurden die Geschwister verhaftet und kurz darauf hingerichtet.

In Zusammenarbeit mit der Universität wurde einer Dauerausstellung im Lichthof eingerichtet. Hier kann man unter anderem Bronzereliefs aller Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" sehen.

DDR-Ausstellung

Auch zu Zeiten der DDR wurden Schandtaten an unschuldigen Menschen verübt. Im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau kann man heute eine Ausstellung besuchen, die sich mit den bis heute nicht völlig aufgeklärten Machenschaften beschäftigt, die sich hinter den Mauern dieser Kindertagesstätte zugetragen haben.

Gedenkstätten von nationaler und internationaler Bedeutung

Vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, BKM wurden in Deutschland einige Gedenkstätten offziell als Gedenkstätten von nationaler und internationaler Bedeutung eingestuft. Es folgt eine entsprechende Liste mit Auszügen.

Für die Opfer von NS-Gewaltherrschaft und Krieg sind u.a. folgende Gedenkstätten von Bedeutung:

  • die Neue Wache in Berlin
  • die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück
  • die Gedenkstätte Bergen-Belsen
  • die Stiftung Topographie des Terrors in Berlin
  • die Gedenkstätte Neuengamme
  • die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin

Zu den Gedenkstätten für die Opfer der kommunistischen Diktatur zählen beispielsweise:

  • die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
  • die Gedenkstätte Bautzen
  • die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam
  • die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
  • die Gedenkstätte Buchenwald
  • die Stiftung Berliner Mauer

Sowjetische Ehrenmale sind:

  • Sowjetisches Ehrenmal Berlin-Treptow
  • Sowjetisches Ehrenmal Berlin Tiergarten
  • Sowjetisches Ehrenmal Berlin-Pankow

Als Politikergedenkstiftungen zur Erinnerung an bedeutende deutsche Staatsmänner sind bekannt:

  • die Stiftung Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg
  • die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh
  • die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf
  • die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung in Berlin
  • die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart