Das Leben eines Künstlers - Künstlerische Berufe, entsprechende Klischees und die Realität

Es sind besonders Berufe, die etwas ungewöhnlich sind, die vor allem bei jungen Menschen auf große Beliebtheit stoßen. Allen voran das Dasein als Künstler. Was gibt es schließlich besseres, als kreativ und nonkonformistisch zu leben und dafür bezahlt zu werden, anstatt Tag für Tag in einem ausgesessenen Bürostuhl zu sitzen? Die Ausübung eines künstlerischen Berufs ist jedoch in der Realität oftmals alles andere als leicht. Lesen Sie über künstlerische Berufe, und welche Klischees sowie Tatsachen mit dem Leben eines Künstlers in Verbindung gebracht werden können.

Britta Josten
Von Britta Josten

Künstler - eine Definition

"Und was machen Sie beruflich?" - "Ich bin Künstler." Wer so eine Antwort zu hören bekommt, hat vermutlich ein bestimmtes Bild im Kopf, von einem kreativen Menschen, der mehr schlecht als recht versucht, mit seiner "Kunst" über die Runden zu kommen. Doch was genau fällt alles unter die Kategorie des Künstlers?

Per Definition arbeiten Künstler und Künstlerinnen in den Bereichen

  • der Angewandten Kunst
  • der Bildenden Kunst
  • der Darstellenden Kunst
  • der Musik oder
  • der Literatur.

Künstler bringen durch künstlerisches Schaffen bestimmte Arbeiten hervor, die im Gesamten als Werk bezeichnet werden. Die künstlerische Tätigkeit fließt dabei über in Handwerk sowie Kunsthandwerk, je nach Idee, Entwurf, Ausführung doer Darstellung.

Künstler sind häufig freischaffend; zudem werden häufig auch verschiedenste Aufträge angenommen. Diese können beispielsweise von Kirchen, staatlichen Stellen, diversen Firmen, aber auch von Privatpersonen stammen. Eine Festanstellung gibt es im künstlerischen Bereich zum Beispiel als Berufsmusiker oder Schauspieler.

Zu den typischen künstlerischen Berufen zählen je nach Kunstfach:

  • Rückansicht Bauchtänzerin in orange-gelbem Rock

    © Arman Zhenikeyev - www.fotolia.de

  • Hände beim Dirigieren mit Taktstock

    © Yuri Arcurs - www.fotolia.de

  • Sänger am Mikrofon wird von Mädchen in Menschenmenge bejubelt

    © Yuri Arcurs - www.fotolia.de

  • Zauberer in schwarzem Frack und Zylinder macht einen Trick mit Spielkarten, funkelnder Hintergrund

    © Syda Productions - www.fotolia.de

Über das Leben eines Künstlers gibt es oft festgefahrene Ansichten...

Das romantisch-verklärte Bild

Fragt man Passanten, wie sie sich das Leben eines Künstlers vorstellen, so gleicht ihre Beschreibung meist der Story eines Hollywoodfilms. Dem Klischee nach leben Künstler vornehmlich in einem lichtdurchfluteten Atelier über den Dächern einer Weltmetropole und verbringen den Tag damit, Wein zu trinken und langstielige Zigaretten zu rauchen.

Ab und an werden die Glücklichen dann von der Muse geküsst; sie greifen zu Pinsel oder Stift und zaubern in stundenlanger verbissener, fast schon fanatischer Art und Weise ein wahres Meisterwerk hervor. Nach einem kurzen Anruf beim Manager oder einer berühmten Galerie wird das gute Stück veröffentlicht und die Kasse des Künstlers klingelt ordentlich.

Das Klischee des Musikerlebens

Musiker touren nicht nur in der Welt rum und geben Konzerte, auch sind nicht alle depressiv
Musiker touren nicht nur in der Welt rum und geben Konzerte, auch sind nicht alle depressiv

Was Künstler im musischen Bereich anbelangt, so sind die meisten Leute der Ansicht, sie würden den lieben langen Tag im Tourbus durch die Gegend fahren, abends Konzerte geben und sich die Nacht mit allerlei Drogen und Groupies um die Ohren schlagen. Häufig hört man auch, das Künstler ganz besonders depressiv, neurotisch oder aggressiv wären.

Die harte Realität

Tatsächlich gibt es viele Stars, die mit wilden Partyexzessen Schlagzeilen machen. Der Alltag eines normales Musikers sieht jedoch ganz anders aus.

Um überhaupt Aufträge zu bekommen, heißt es üben, üben und nochmals üben. Spielt man mit einer Band, so kommt es nicht selten zu Streit und Auseinandersetzungen.

Das größte Problem ist jedoch, an Auftritte zu kommen, die möglichst auch noch bezahlt werden. Viele Künstler sind schon froh, wenn ein Clubbesitzer ihnen seine Bühne überhaupt überlässt.

Die kreativen Sorgen des Alltags

Auch Maler, Schriftsteller und andere Kreative verbringen ihren Tag meist mit dem Versuch, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Zusätzlich plagt oft die Sorge ums Geld, denn Miete, Nahrungsmittel und andere Ausgaben bedeuten einen großen Kostenaufwand, wenn man nicht über ein geregeltes Einkommen verfügt.

Das tragische Schicksal und der Künstler - was dahinter steckt

Die Kunst scheint die Menschen entweder in schwindelerregende Höhen zu versetzen oder aber in den Abgrund zu reißen. Einerseits sieht man in jeder Klatschzeitschrift Bilder von weltbekannten Stars, die sich mittels Musik, Schauspiel oder Schriftstellerei zu großem Ruhm verholfen haben.

Andererseits kennt man jedoch auch zahlreiche unbekannte Künstler, die sich nur durch staatliche Unterstützung über Wasser halten können. Ist die Kunst nun Segen oder Fluch?

Auf der Suche nach Bewunderung

Menschen, die kreativ sind, zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders intrinsisch motiviert sind. Das bedeutet, dass sie ihre Motivation nicht aus dem Lob und dem Zuspruch anderer schöpfen, sondern aus einer inneren Befriedigung heraus.

Nichtsdestotrotz wünschen sich die meisten Künstler, mit ihren Werken auch Erfolg zu haben. Geld spielt dabei erst einmal eine untergeordnete Rolle, viel wichtiger ist ihnen die Anerkennung und Bewunderung.

Wenn der Ruhm nach dem Tod kommt

Daher ist es umso tragischer, wenn ein Künstler zwar zu weltweitem Ruhm gelangt, dieses Ereignis jedoch nicht mehr miterleben kann. Vincent van Gogh gehört zu den berühmtesten Malern der Geschichte, selbst Laien, die absolut nichts mit Kunst am Hut haben, kennen seinen Namen.

Doch zu seinen Lebzeiten war van Gogh lediglich als Spinner und Geisteskranker verschrien. Seine Werke verkaufte er ausschließlich an Familienmitglieder, die sich vor allem deshalb auf den Handel einließen, weil sie den Verwandten finanziell unterstützen wollten. Van Gogh schnitt sich ein Ohr ab, litt wahrscheinlich an Epilepsie und starb an den Verletzungen, die er sich laufend selbst zufügte.

Ein ähnliches Schicksal erlitten auch zahlreiche andere Künstler, nicht nur Maler, sondern auch viele Musiker wie zum Beispiel Mozart. Die Tragik liegt besonders darin, dass diese Menschen ihrer Zeit anscheinend weit voraus waren. Sie besaßen nicht nur den Genius und die Kreativität, Meisterwerke hervorzubringen, sondern auch ein Gespür dafür, nie dagewesenes, Neues zu erschaffen.

Heute würde man sie wohl als Trendsetter bezeichnen. Im 21. Jahrhundert verfügen wir über weltweite Kommunikationsnetze, die es uns erlauben, Informationen in Sekundenschnelle um den ganzen Globus zu schicken.

Da haben es kluge Köpfe mit innovativen Ideen leicht, ihre Gedanken zu verbreiten. Die Künstler von damals waren jedoch verloren, wenn sie in einem Umfeld lebten, das wenig futuristisch geprägt war.

Mozart und van Gogh hätten vielleicht die Früchte für ihre Leistung ernten können, wenn sie nur später geboren worden wären. Ein Gedanke, der ebenso faszinierend wie tragisch ist.

Sich als Künstler über Wasser halten

Wer künstlerisches Talent hat, träumt nicht selten davon, sein Hobby zum Beruf zu machen. Ob nun Tanz, Gesang oder Malerei - für einen Künstler ist es das Größte, sein Leben nicht mit stupiden Bürotätigkeiten oder anderen wenig kreativen Jobs verplempern zu müssen.

Doch nur wenige schaffen es, sich mit ihrer Kunst einen akzeptablen Lebensstil ermöglichen zu können. Wer als Künstler überleben will, muss vor allem sehr viel Ausdauer mitbringen.

Besonders jugendliche Künstler geben sich oft dem Traum hin, von einem Scout oder einer Galerie entdeckt und vom einen auf den anderen Tag reich zu werden. Anschließend nur noch auf der sonnenüberfluteten Dachterrasse der eigenen Villa stehen und den ganzen Tag malen, beziehungsweise Songs schreiben oder sich anderweitig von der Muse küssen lassen. Manchen Glücklichen passiert so etwas tatsächlich, sie machen jedoch nur einen Bruchteil derer aus, die versuchen, mit der Kunst ihre Brötchen zu verdienen.

"Lern' was Ordentliches!"

Während man darauf wartet, endlich entdeckt zu werden, sollte man auch die oft verdrängte Möglichkeit, dass es mit der großen Karriere nichts wird, im Auge behalten. Denn sonst findet man sich ganz schnell zuhause im alten Kinderzimmer wieder oder, noch schlimmer, auf dem Sozialamt.

Aufstrebende Künstler sollten daher wenn möglich zusätzlich auch etwas "Ordentliches" lernen, selbst wenn sie den Spruch nicht mehr hören können. Eine abgeschlossene Ausbildung ermöglicht nicht nur das Überleben bis zum großen Durchbruch, sie schützt auch vor dem finanziellen Ruin, wenn die Karriere wider Erwarten plötzlich vorbei sein sollte.

Nebenjobs

Zumindest aber sollte man sich nach einem Nebenjob umsehen, der genug abwirft, um die Miete und eine warme Mahlzeit pro Tag zu finanzieren. Künstler haben schließlich viele Ausgaben für Instrumente, Farben und Co., welche sich nicht von alleine decken.

Jeden Auftrag annehmen

Zu Beginn seiner Karriere darf niemand wählerisch sein. Jeder Auftrag ist eine Möglichkeit, groß herauszukommen und an Bekanntheit zu gewinnen, auch wenn es im ersten Augenblick gar nicht danach aussieht.

Die meisten Jobs werden schlecht oder gar nicht bezahlt, das gilt besonders für die Musikbranche. Trotzdem sollte man jede Chance für einen Auftritt wahrnehmen, selbst wenn man nur als Backgroundsänger oder -tänzer engagiert wurde. Ein aufmerksamer Talentscout richtet sein Augenmerk nicht nur auf den Hauptact.

Effiziente Tipps auf einen Blick

Neben diesen grundlegenden Punkten sollte man auch noch folgende Dinge beachten:

  • Die Besonderheit seiner Kunst formulieren: wer mit seiner Kunst Geld verdienen möchte, sollte sich im Klaren darüber sein, was das Besondere an seinen Arbeiten ist - wer dies selbst erkennt, kann es auch anderen Menschen klarmachen.

  • Der Weg in die Presse: wem es gelingt, dass eine Meldung oder ein Artikel über seine Arbeiten oder eine Veranstaltung/Ausstellung in der Presse erscheint, wird viele Menschen erreichen können.

  • Präsenz auf sozialen Kanälen: In der heutigen Zeit ist es dank Social Media einfacher denn je, mögliche Interessenten anzulocken. Diese Tatsache sollte man nutzen und sich auf allen sozialen Kanälen präsent zeigen.

  • Kontakt zu Sponsoren: Wer Sponsoren für sich gewinnen möchte, sollte auf eine aussagekräftige Bewerbung achten - wichtig ist natürlich auch, dass die Firma die Zielgruppe anspricht, die man für seine Arbeiten sucht.

  • Crowdfunding als Möglichkeit: Crowdfunding bietet die Möglichkeit, seine Projekte durch andere Menschen, die sich dafür interessieren, finanzierne zu lassen. Auch danach sollte man mit seinen Helfern in Kontakt bleiben.