Afro- und lateinamerikanische Musik - Geschichte, Merkmale und bekannte Musiker

Zu den unterschiedlichen Musikstilen zählt auch die afro- und lateinamerikanische Musik. Unter afroamerikanischer Musik versteht man Musikrichtungen, die auf afrikanische Musik zurückgehen. Lateinamerikanische Musik gilt dagegen als Sammelbegriff für die Musik der lateinamerikanischen Länder. Lernen Sie etwas über die Geschichte und Merkmale der afro- und lateinamerikanischen Musik.

Von Jens Hirseland

Spricht man von afroamerikanischer Musik, sind damit Musikstile gemeint, die ihren Ursprung in traditioneller afrikanischer Musik haben. Dazu gehören die Musikkulturen

Sie alle haben miteinander gemeinsam, dass sie mit dem früheren Sklavenhandel zusammenhängen. So wurden ab dem 16. Jahrhundert Schwarzafrikaner nach Amerika verschleppt, um dort als Sklaven zu arbeiten.

Afroamerikanische Musik

Merkmale

Zu den typischen Eigenschaften der afroamerikanischen Musik zählen

  • Polyphonie
  • Polyrhythmik
  • stark betonte Perkussionen
  • Synkopierungen
  • Improvisationen sowie
  • die Verwendung von Frage- und Antwortmotiven.

In lateinamerikanischen Ländern wie Kuba oder Brasilien greift man häufig auf traditionelle afrikanische Instrumente wie Trommeln zurück.

Nicht selten werden die Songs in der westafrikanischen Sprache Yoruba gesungen. Außerdem gibt es Bezüge zu afroamerikanischen Religionen.

Geschichte

In den Vereinigten Staaten von Amerika verwendet man den Begriff Afroamerikanische Musik auch als Synonym für Black Music. Während der Sklavenzeit kam es bei den schwarzen Sklaven, die auf den Baumwollfeldern arbeiten mussten, zu einer Vermischung ihrer musikalischen Traditionen mit europäischer Musik wie Walzer oder Polka.

In der Sklavenzeit wurden die Musikrichtungen vermischt
In der Sklavenzeit wurden die Musikrichtungen vermischt

Zahlreiche populäre Musikrichtungen wie Popmusik oder Rockmusik wurden von der afroamerikanischen Musik beeinflusst. Als afroamerikanische Musik in den USA gelten

  • Blues
  • Funk
  • Jazz
  • Soul
  • Gospel
  • Spiritual
  • Rock'n'Roll
  • Rhythm and Blues und
  • Hip-Hop.

Lateinamerikanische Musik

Bei lateinamerikanischer Musik handelt es sich um eine Mischung aus rhythmischen afrikanischen und melodiösen spanischen Einflüssen. Sie wird vorwiegend in lateinamerikanischen Ländern gespielt.

Geschichte

Als typisch für lateinamerikanische Musik gilt Musik aus Kuba. Die meisten lateinamerikanischen Musikstile haben ihren Ursprung in Traditionen aus Afrika, was besonders für Musik aus Kuba, Jamaika und Haiti gilt. Auch die brasilianische Musik beruht stark auf afrikanischen Traditionen.

Im Folgenden geben wir einen Überblick über die unterschiedlichen Stile der afro- und lateinamerikanische Musik.

Blues

Unter Blues versteht man eine vokal-instrumentale Musikrichtung, die Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts in den Südstaaten der USA entstand. Vom Blues wurden zahlreiche populäre Musikrichtungen wie Jazz, Soul und Rock'n'Roll beeinflusst.

Merkmale des Blues

Zu den typischen Merkmalen des Blues zählen zwölf Rhythmen, während man die Melodie mit drei Akkorden begleitet. Die meisten Blues-Texte sind in der Ich-Form.

So erzählen die Interpreten von erdachten oder tatsächlich geschehenden Begebenheiten. Da diese Texte jedoch sehr allgemein sind, kann sich der Zuhörer nicht mit dem Sänger identifizieren.

Zu den häufigsten Themen der Blues-Texte gehören

Aufgrund dieser Themen gilt der Blues eher als traurige Musik. Es wurden jedoch auch zahlreiche Blues geschrieben, die heiter und optimistisch klingen.

Geschichte

Die ersten Bluesformen entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Süden der USA. In der frühen Phase stellte Blues lediglich eine Variante der afroamerikanischen Musik dar.

Daher ergänzte man ihn durch aktuelle Schlager, Countrymusik und Ragtime. Gespielt wurden die Lieder entweder auf öffentlichen Veranstaltungen oder Partys. Eine Spezialisierung auf diese Musikrichtung fand erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts statt.

Es dauerte bis 1910, bis Blues allgemein bekannt wurde. Zu den ersten populären Interpreten

  • gehörten Ma Rainey (1886-1936), die als Mutter des Blues gilt
  • Alberta Hunter (1895-1984) und
  • Bessie Smith (1894-1937), die man als Kaiserin des Blues bezeichnete.

Auch der Komponist W. C. Handy (1873-1958) hatte großen Anteil an der wachsenden Beliebtheit der afroamerikanischen Musikrichtung. Seinen Durchbruch feierte der Blues im Jahr 1920 mit dem Song "Crazy Blues" von Marnie Smith. Der Song avancierte zu einem Hit, sodass allein im ersten Monat 75.000 Schallplatten verkauft wurden.

Da viele Schwarze aus dem Süden der USA in den Norden zogen, verbreitete sich der Blues auch dort. Zu den bedeutendsten Zentren zählten Chicago und Detroit.

Darüber hinaus bildeten sich verschiedene Blues-Stile wie Urban Blues und Country Blues. Wichtige Vertreter des Blues waren

  • John Lee Hooker
  • Memphis Minnie
  • Howlin' Wolf und
  • Muddy Waters.

Internationaler Erfolg

Durch die gesellschaftlichen Veränderungen in den 60er Jahren stieß die afroamerikanische Musik auch zunehmend beim weißen Publikum auf Interesse. Außerdem übte der Blues starken Einfluss auf die Rockmusik aus, wodurch es zur Entstehung des Bluesrock kam. Sogar in Deutschland formierten sich in den frühen 70er Jahren einige Bluesbands wie Das dritte Ohr, die Frankfurt City Blues Band oder die Al Jones Bluesband.

Funk

Eine weitere afroamerikanische Musikrichtung ist Funk. Er bildete sich in den späten 60er Jahren aus anderen afroamerikanischen Musikrichtungen wie Jazz, Rhythm and Blues und Soul. Seinerseits übte er wiederum Einfluss auf Hip-Hop, House und Discomusik aus.

Merkmale

Zu den typischen Merkmalen des Funk gehören

  • ein repititiver Grundrhythmus
  • der Einsatz von Rhythmusgitarren und Bläsersätzen, die mit Soul-Gesang kombiniert werden, und
  • synkopische Basslinien.

Nicht selten ist der Funk-Gesang mehr perkussiv und weniger melodisch. Ursprung des Begriffes Funk ist der afroamerikanische Slangbegriff Funky, der "erdig" oder "schmutzig" bedeutet.

In den 50er und 60er Jahren wurde Funky als Begriff bereits im Jazz verwendet. Als eigenständige Musikrichtung entwickelte sich Funk in den späten 60er Jahren.

Geschichte

Als Pioniere des Funk gelten Künstler wie James Brown und Sly Stone. So wird die 1965 erfolgte Veröffentlichung von James Browns "Papa's Got a Brand New Bag" als Geburtsstunde des Funk angesehen. Von Brown wurde auch die Art, wie die Instrumente gespielt wurden, bestimmt.

Inspiriert von der neuen Musikrichtung, entstanden in den späten 60er Jahren zahlreiche Funk-Bands wie zum Beispiel The Meters oder Sly and the Family Stone. Sie verhalfen dem Funk zu seinem Durchbruch.

Im Laufe der Zeit kam es zur Bildung zahlreicher Funk-Unterarten wie zum Beispiel dem

  • P-Funk von George Clinton
  • Electro Funk
  • Jazzfunk
  • Funkpop und
  • Funkrock.

Seine größte Zeit erlebte der Funk zwar von Ende der 60er bis Mitte der 70er Jahre, dennoch gibt es ihn in abgewandelter Form auch heute noch. So bildete er die Grundlage für zahlreiche später entstandene Musikrichtungen wie New R&B oder Hip-Hop.

Jazz

Zu den bekanntesten afroamerikanischen Musikrichtungen gehört Jazz. Er bildete die Grundlage für zahlreiche weitere Musikrichtungen.

Merkmale des Jazz

Obwohl der Jazz zu den afroamerikanischen Musikrichtungen gehört, ist er stark europäisch geprägt. So verwendet er europäische Instrumente und Musikformen, die er sich jedoch individuell zunutze macht. Haupteigenschaften des Jazz sind seine spezielle Rhythmik, eine Tonbildung, die sich am vokalen Ausdruck orientiert, und das spontane Interagieren.

Hervorgegangen ist der Jazz aus einer Verschmelzung von verschiedenen Elementen der afroamerikanischen Musik wie Negro Spiritual, Worksong und Blues, sowie populärer Tanz- und Marschmusik europäischen Ursprungs. Da im Laufe der Zeit jedoch zahllose unterschiedliche Jazz-Stile entstanden, fällt es schwer, die Jazzmusik einheitlich zu definieren.

Geschichte

Als erste bekannte Jazz-Art gilt der New Orleans Jazz, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der größten Stadt Louisianas entstand. Ab etwa 1910 verbreitete sich der New Orleans Jazz auch in New York und Chicago.

Vorbild dieser ersten richtigen Jazz-Art war u.a. die Musik der Marching Bands. Eine der bekanntesten Vertreter des New Orleans Jazz war Louis Armstrong (1901-1971), der jedoch in verschiedenen Jazzbereichen zuhause war.

Da die Bands seinerzeit streng nach Rassen getrennt wurden, gab es in New Orleans sowohl schwarze als auch weiße Bands, die sich häufig auf musikalische Weise duellierten. Dabei entstand mit dem Dixieland Jazz eine weitere Variante.

Swing

Einer der populärsten Jazzstile entwickelte sich ab Mitte der 20er Jahre mit dem Swing. Als es zur Wirtschaftskrise kam, schlossen sich zahlreiche Musiker zu großen Big Bands zusammen, um auch weiterhin über die Runden zu kommen.

Eine der berühmtesten Big Bands war die Band von Count Basie (1904-1984). Seine Blütezeit erlebte der Swing zwischen 1935 und 1945.

Jazz-Erfolge in Europa

Auch in Europa entstand mit dem Gypsy Jazz eine Jazz-Richtung, deren bekanntester Vertreter der Belgier Django Reinhardt (1910-1953) war. In den USA entwickelte sich dagegen in den frühen 40er Jahren der Bebop, der die Grundlagen für den Modern Jazz bildete. Im Gegensatz zum Swing wies der Bebop mehr rhythmische Freiheiten auf und verfügte über ein komplexeres Harmonieschema.

Als Variante des Modern Jazz gilt der Latin Jazz, der ab 1947 gespielt wurde und Jazz mit lateinamerikanischer Musik vermischte. Zu den bedeutendsten Pionieren des Latin Jazz zählte Dizzy Gillespie (1917-1993).

Aus dem Bebop wiederum entstand ab 1948 wiederum der Cool Jazz. Der von Künstlern wie Miles Davis und Lennie Tristano praktizierte Stil machte durch weite Melodiebögen und langsamere Tempi auf sich aufmerksam.

Jazz-Stile

Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Jazz-Stile entwickelt. Dazu gehörten u.a.

  • Hard Bop
  • Soul Jazz
  • Free Jazz
  • Jazz Fusion
  • Acid Jazz
  • Smooth Jazz
  • Jazz-Rap und
  • Electroswing.

Auch in der Gegenwart ist noch kein Ende der Jazz-Weiterentwicklung abzusehen.

Das spontane interagieren als Merkmal des Jazz
Das spontane interagieren als Merkmal des Jazz

Soul

Ebenfalls zu den Hauptströmungen der afroamerikanischen Musik zählt Soul. Früher galt Soul auch als Sammelbegriff für schwarze Popmusik.

Merkmale

Typische Kennzeichen der Soul Musik, die in den 60er Jahren ihre größte Zeit erlebte, sind

  • starke emotionale Darbietungen
  • dramatisch aufgebaute Musikstücke
  • vokale oder instrumentale Solos und
  • betonter Gesang.

Instrumentierung und starke Kontrastbildung bei der Lautstärke unterstützen den dramatischen Aufbau.

Geschichte

Die Soul Musik ging in den 50er Jahren aus Rhythm & Blues und Gospel hervor. Als Pioniere des Souls gelten Ray Charles, James Brown und Sam Cooke. Vor allem Ray Charles Song "What did I Say" aus dem Jahr 1959 wird als zentraler Auslöser der Entwicklung betrachtet.

Ab 1960 fand die Soul Musik immer mehr Anklang unter der schwarzen Bevölkerung. Gleichzeitig bildeten sich in den 60er Jahren zwei unterschiedliche Soul-Stile heraus: der Southern Soul und der Northern Soul. Vor allem der Northern Soul wurde auch von der weißen Bevölkerung gern gehört.

1968 hatte der Soul seinen Höhepunkt jedoch erreicht. Als einer der Gründe für das nachlassende Interesse gilt das Attentat auf den Bürgerrechtler Martin Luther King und die daraus resultierenden sozialen Unruhen in den USA, was bei vielen Menschen zu Resignation führte. Zwar blieb die Soul-Musik weiterhin bestehen, doch die Aufbruchstimmung für die sie zuvor gestanden hatte, war dahin.

Für den Southern Soul bedeutete der Mord an Martin Luther King sogar den Anfang vom Ende. Obwohl auch später noch Soul-Musiker Erfolge feiern konnten, war die große Zeit des Soul vorbei.

Darüber hinaus entstanden neue afroamerikanische Musikstile wie Psychedelic-Soul, Funk und Hip-Hop. In der heutigen Zeit ist die Soul-Musik dezentralisiert. Als Soul im engeren Sinne wird nur noch die klassische Soul-Phase in den 60er Jahren bezeichnet.

Der betonte Gesang beim Soul
Der betonte Gesang beim Soul

Ska

Bei Ska handelt es sich um Tanzmusik aus Jamaika. Sie basiert auf Offbeats.

Geschichte

Bis zum Beginn der 60er Jahre war Jamaika noch eine britische Kolonie. 1962 erhielt die Karibikinsel schließlich ihre Unabhängigkeit. Die nationalbewussten Jamaikaner suchten dann nach einem Musikstil, der typisch für Jamaika war.

Bis dahin erfreuten sich neben dem jamaikanischen Mento vor allem Boogie-Woogie, Jazz und Rhythm & Blues aus den USA großer Beliebtheit. Der Rock'n'Roll ließ die Jamaikaner dagegen kalt.

Ein neuer Musikstil wird geschaffen

Da in den USA in den frühen 60er Jahren fast nur noch Rock'n'Roll-Platten herausgebracht wurden, kam es auf der Karibikinsel zu musikalischen Nachschubschwierigkeiten. Der Musikproduzent Coxsone Dodd (1932-2004) und die Band Skatalites kamen dann auf die Idee, Mento mit Boogie Woogie, Jazz und R&B zu kombinieren, was zu einem völlig neuen Musikstil, dem Ska, führte.

Ein typisches Merkmal von Ska war die Betonung des zweiten und des vierten Schlages durch das Schlagzeug. Der Begriff "Ska" entstammte dem arabischen "skmune" (schnell).

Toasting

Die Skatalites brachten es als erste Band der neuen Musikrichtung auf Jamaika rasch zu großer Popularität. Einige Künstler entwickelten aus Ska einen spontanen Sprechgesang, bei dem es um aktuelle Themen wie Unterdrückung und Armut ging. Dieser Stil wurde 'Toasting' genannt und stellte einen Vorläufer des späteren Rap dar.

Den größten internationalen Ska-Hit konnte Millie Small 1964 mit "My Small Lollipop" landen. Als sich die Skatalites 1967 auflösten, bedeutete dies das Ende der ersten Ska-Welle. Aus dem Ska heraus wurden jedoch neue Musikstile wie Rock Steady und Reggae entwickelt.

2-Tone

Durch Immigranten aus Jamaika gelangte Ska auch nach Großbritannien. Dort setzte Ende der 70er Jahre die zweite Ska-Welle ein, die 2-Tone genannt wurde.

Neben dem Ska übten auch Musikstile wie Punk Rock und New Wave Einfluss auf die Musik aus. Zu den erfolgreichsten Vertretern der zweiten Ska-Welle zählten die Bands

  • Madness
  • The Specials
  • Band Manners
  • The Beat und
  • The Selecter.

Die Hauptzielgruppe waren Jugendliche, die der Arbeiterschicht entstammten. Meist handelte es sich bei ihnen um Rudeboys und Skinheads.

Da auch die zum bürgerlichen Milieu gehörenden Mods und Suedeheads gerne Ska hörten, kam es in den Dancehalls nicht selten zu Zusammenstößen mit den Skinheads und Rudeboys. Schließlich ebbte die zweite Ska-Welle wieder ab.

Ska in Deutschland

Es dauerte jedoch nicht lange, bis Mitte der 80er Jahre die dritte Welle einsetzte, die sich auch im deutschsprachigen Raum verbreitete. So bildeten sich deutsche Ska-Bands wie

  • The Busters
  • The Blue Beat
  • Blechreiz
  • Skaos und
  • No Sports.

Einige dieser Gruppen sind auch heute noch aktiv.

Reggae

Eine weitere beliebte Musikrichtung aus Jamaika ist Reggae, der aus seinen Vorläufern Ska und Rocksteady entstand. Zum unverwechselbaren Grundrhythmus des Reggae kam es beim Covern von amerikanischen Rhythm & Blues-Songs für Ska. Als Ska in Rocksteady und Reggae überging, führte dies zur Verlangsamung des Grundrhythmus.

1968 gelang Desmond Dekker mit "The Isrealites" der erste internationale Reggae-Hit, der es in Großbritannien und Deutschland sogar auf Platz 1 in den Charts schaffte.

Geschichte

Da Reggae in den späten 60er Jahren vor allem bei Skinheads sehr beliebt war, konzentrierte sich die Vermarktung zunächst besonders auf diese Zielgruppe. Als sich der Reggae jedoch mehr der Popmusik zuwandte und sich zunehmend schwarzen Themen widmete, verloren die meisten Skinheads das Interesse an dieser Musikrichtung.

Wichtigster Vertreter des Reggae wurde in den 70er Jahren der Jamaikaner Bob Marley (1945-1981), der auch als Botschafter der Rastafari-Bewegung fungierte. Vor allem für Menschen der Dritten Welt stellte er eine wichtige Identifikationsfigur dar.

Reggae-Formen

Im Laufe der Jahre entwickelten sich zahlreiche unterschiedliche Reggae-Formen, wie zum Beispiel Dub. Beim Dub wird auf Gesang beinahe völlig verzichtet. Stattdessen kommen intensive elektronische Studioeffekte zum Einsatz. Weitere Varianten sind

  • Toasting
  • Raggamuffin
  • Dancehall und
  • Reggaeton.

Hip-Hop

Als Hip-Hop wird eine Musikrichtung bezeichnet, deren Ursprünge in der schwarzen Soul- und Funk-Musik liegen. Wichtige Merkmale des Genres sind Sprechgesang (Rap) sowie Scratchen und Samplen.

Allerdings beschränkt sich der Begriff Hip-Hop nicht nur auf eine Musikrichtung, sondern beschreibt auch eine Jugendkultur, deren Elemente Rap, Breakdance, Graffiti-Writing und DJing sind.

Geschichte des Hip-Hop

Die Wurzeln des Hip-Hops liegen in der US-Metropole New York, genauer gesagt in den Stadtteilen Bronx und Brooklyn. Dort benutzten die schwarzen DJs zum Musikmachen so genannte Turnables. Das heißt, dass sie Einzelstücke aus mehreren Schallplatten zusammenstellten und daraus einen neuartigen Rhythmus machten.

Außerdem wurden Texte geschrieben, die zu dem speziellen Sound passten. So bildete dieser Sound die Grundlage für den modernen Hip-Hop.

Der Hip Hop als Streetstyle
Der Hip Hop als Streetstyle

Subgenres

Im Laufe der Zeit wurde der Hip-Hop zunehmend erweitert, sodass sich zahlreiche Subgenres wie der berüchtigte Gangsta-Rap oder Crunk-Rap entwickelten. Darüber hinaus dient der Hip-Hop als Spiegel der afroamerikanischen Gesellschaft.

In den 90er Jahren fand Hip-Hop auch in anderen Ländern Verbreitung, wodurch es zu weiteren landestypischen Stilbildungen kam. So gibt es mittlerweile

  • deutschen Hip-Hop
  • belgischen Hip-Hop
  • polnischen Hip-Hop
  • brasilianischen Hip-Hop
  • afrikanischen Hip-Hop und
  • arabischen Hip-Hop.

Zu den bekanntesten Vertretern des Genres zählen u.a.

  • 50 Cent
  • die Beastie Boys
  • DJ Hollywood
  • Dr. Dre
  • Eminem
  • Fu-Schnickens
  • Grandmaster Flash
  • Ice Cube
  • LL Cool J
  • Run-D.M.C. und
  • Snoop Dog.
  • 4 Jungs in tänzerischer Aufstellung in lässiger Kleidung, die Beine seitlich gebeugt

    © Tomasz Trojanowski - www.fotolia.de

  • Junge blonde Frau im Sportoutfit beim Tanzen

    © Alexander Yakovlev - www.fotolia.de

  • Junge mit grauer Strickmütze trägt Skateboard auf Schulter

    © Gina Sanders - www.fotolia.de

  • Junge Frau in Kapuzenpulli beim Sprung nach oben

    © Alexander Yakovlev - www.fotolia.de

Rhythm and Blues (R&B)

R&B dient als Abkürzung für Rhythm and Blues. Gemeint ist damit afroamerikanische Popmusik. Sie hat ihren Ursprung in den 40er Jahren.

Geschichte des Rhythm and Blues

Die ersten Rhythm-and-Blues-Bands entstanden in den USA nach Ende des 2. Weltkriegs. Diese Bands traten die Nachfolge der Big Bands an und setzten sich aus einer Rhythmus-Gruppe und einigen Bläsern zusammen.

Wurde der Blues in den Jahren zuvor noch von Boogie Woogie und Swing geprägt, kam es Ende der 40er Jahre zu einer neuen Stilausrichtung. So war der Sound nun sinnlicher, aber auch rauer.

Außerdem wurden neue Instrumente wie die E-Gitarre eingesetzt. 1948 gab man der Musikrichtung den Namen Rhythm and Blues.

Allerdings diente R&B als genereller Sammelbegriff für sämtliche Veröffentlichungen von schwarzen Musikern, mit Ausnahme von Gospel und Spirituals. Zu den ersten großen Stars des Genres zählte Louis Jordan (1908-1975), der mit Songs wie "ChooChoo-Boogie" und "Saturday-Night-Fish-Fry" erfolgreich war.

Vermischungen und Subgenres

In den 50er Jahren kam es zu einer Vermischung zwischen R&B und Rock'n'Roll. Außerdem spielten zunehmend auch schwarze und weiße Musiker zusammen. Als Subform des Rhythm and Blues gilt die Soulmusik, die aus R&B und Gospel heraus entstand und zu deren wichtigsten Vertretern Sam Cooke (1931-1964) und Ray Charles (1930-2004) gehörten.

Im Soul wurden u.a. soziale Themen wie die Bürgerrechtsbewegung und die gesellschaftliche Anerkennung der schwarzen Amerikaner aufgegriffen. Im Laufe der Jahre zersplitterte sich die Soulmusik jedoch in immer mehr Subgenres.

Eine neue Form von R&B entstand in den frühen 80er Jahren. Die Interpreten orientierten sich nun endgültig am Pop-Mainstream. Besonders erfolgreiche Künstler waren

Neben den Einflüssen von Soul, Disco und Funk, spielte später auch Hip-Hop eine wichtige Rolle für das Genre.