Unmusikalisch! Kann man Musikalität erlernen?

Obwohl Musik zu den beliebtesten Hobbys zählt, gibt es jedoch auch zahlreiche unmusikalische Menschen. Musikpädagogen sind allerdings der Meinung, dass man Musikalität erlernen kann; dabei kommt es auf die individuelle Förderung an. Und auch im Erwachsenenalter sollte man sich nicht scheuen, das Musizieren zu erlernen - in welcher Form auch immer. Lesen Sie über Unmusikalität und die Möglichkeit, diese Situation zu ändern.

Von Jens Hirseland

Viele Menschen würden sich gerne mehr mit Musik beschäftigen oder sogar ein Instrument spielen, schrecken jedoch davor zurück, weil sie sich für unmusikalisch halten. Musikalität lässt sich jedoch erlernen.

Auf die individuelle Förderung kommt es an

Die meisten Musikpädagogen vertreten die Auffassung, dass es unmusikalische Menschen gar nicht gibt. So verfügt jeder Mensch über ein gewisses Maß an Musikalität.

Wichtig ist vor allem die richtige Förderung des Potentials. In vielen Fällen ist die vermeintliche mangelnde Musikalität nämlich eine Folge von ungenutzten Potentialen.

So wurden in der Vergangenheit der Betroffenen oftmals ungeeignete oder falsche Methoden von Musiklehrern angewandt. Aufgrund der erlittenen Rückschläge im Musikunterricht neigen dann viele Menschen dazu, sich für unmusikalisch zu halten, was sie im Grunde genommen jedoch gar nicht sind.

Die Freude an der Musik beizubehalten ist das Wichtigste
Die Freude an der Musik beizubehalten ist das Wichtigste

Manch einer glaubt, er sei unmusikalisch, weil er keine Noten lesen kann, die Töne beim Singen nicht trifft oder kein Rhythmusgefühl besitzt. Doch all dies lässt sich erlernen. Wichtig ist vor allem, dass man Freude an der Musik hat.

Warum ist Musik wichtig für die Entwicklung?

Eine bedeutende Rolle beim Erlernen der Musik spielt allerdings auch das Alter. So kann Musikalität am leichtesten im Kindesalter erworben werden.

Wie wichtig Musizieren für Kinder ist, zeigt die in den letzten Jahren zunehmende Anzahl an aggressiven und emotional verarmten Kindern, die von Lehrern und Erziehern beklagt wird. So leiden viele dieser Kinder unter Wahrnehmungsschwächen sowie unterentwickelter Motorik, was wiederum zu Lernschwächen führt.

Dagegen tun sich Kinder, die frühzeitig ein Musikinstrument spielen, leichter, sich zu konzentrieren. Außerdem sind ihre Feinmotorik sowie ihr soziales und emotionales Lernverhalten besser entwickelt.

Das musikalische Potential ist vorhanden

Im Grunde genommen ist das Potential musikalisch zu sein, von Anfang an im Menschen vorhanden. Beobachtungen haben ergeben, dass schon Babys positiv und entspannt auf Melodien und Lieder reagieren. Dabei beobachten sie aufmerksam denjenigen, der singt oder eine Melodie spielt.

Ob ein Mensch musikalisch wird oder eher unmusikalisch, hängt also auch davon ab, ob er von seinem Umfeld die nötigen Anregungen erhält. Gewissermaßen wird auch Unmusikalisch sein erlernt, wenn es an familiären und gesellschaftlichen Möglichkeiten mangelt.

Durch Lernen ist es jedoch möglich, die schlummernden Potentiale zu wecken. Auch wenn das Lernen im Alter schwieriger ist, ist es nicht unmöglich, denn auch dann lässt sich die verborgene Musikalität noch wecken.

Auch im Erwachsenenalter lohnt sich der Anfang

Es gibt viele Menschen, die sich im Erwachsenenalter dazu entscheiden, ein Musikinstrument oder das Singen zu erlernen. Statistiken zeigen, dass dies ab 25, besonders aber im Seniorenalter zum Trend geworden ist.

Viele Musikschulen sowie Volkshochschulen haben darauf reagiert und bieten Kurse speziell für Erwachsene an. Diese können dann beispielsweise abends nach der Arbeit zur Musikstunde gehen.

Dabei sind die Gründe, in so einem "späten" Alter damit anzufangen, unterschiedlich. Mancheiner hatte als Kind nie die Gelegenheit dazu; andere suchen nach neuen Hobbys oder Herausforderungen und besonders ältere Menschen nennen häufig die Geselligkeit als hauptsächlichen Grund. In einem Ensemble macht das Musizieren vielen Menschen am meisten Spaß.

Wer sich nicht sicher ist, welches Instrument er wählen soll, und ob ihm das Musizieren überhaupt liegt, kann dies in angebotenen Schnupperkursen einfach mal ausprobieren. Und auch wenn es im Kindesalter leichter fällt, das eigene Potential der Musikalität herauszuholen, sollte man sich auch als Erwachsener die Chance geben - mit ein bisschen Geduld und Fleiß wird man bald merken, dass es sich lohnt.

Wie weit man es dabei bringt, hängt vor allen Dingen davon ab, wie motiviert man ist und was man erreichen möchte. Auch die Übungsintensität spielt eine Rolle: empfohlen werden tägliche kürzere Einheiten statt stundenlanges Üben einmal pro Woche. Es ist besser, mit kleinen Schritten voranzugehen, anderenfalls kann es schnell zu großem Frust kommen, was schließlich dazu führen kann, dass man das Musizieren schnell wieder aufgibt.