Schwarz-Weiß-Fotografie - Geschichte, Merkmale, Wirkung und geeignete Motive

Unter der Schwarz-Weiß-Fotografie versteht man eine spezielle Variante des Fotografierens, bei der Farbfotos in Schwarz-Weiß-Fotos umgewandelt werden. Auf diese Weise lässt sich eine besondere Atmosphäre erzielen. Möglich ist aber auch die Nutzung von Kameras oder Filmen, die lediglich diese Form der Fotografie ermöglichen. Generell handelt es sich um einen Randbereich. Informieren Sie sich über die Geschichte, Merkmale und Wirkung der Schwarz-Weiß-Fotografie. Lesen Sie außerdem, welche Motive sich besonders gut eignen.

Von Jens Hirseland

Im Rahmen der Schwarz-Weiß-Fotografie werden normalerweise zunächst Farbfotos gemacht, die man anschließend in Schwarz-Weiß-Fotos umwandelt. Bei speziellen Fotokameras ist es aber auch möglich, Schwarz-Weiß-Fotos direkt zu schießen.

Heutzutage spielt die herkömmliche Form dieser Fotografie keine besonders große Rolle mehr. Man findet sie meist nur noch in bestimmten Randbereichen vor, wie etwa

  • in der wissenschaftlichen Fotografie, wie z.B. der Astrofotografie
  • in der künstlerischen Fotografie
  • in speziellen Anwendungen (z.B. der Verkehrsüberwachung)
  • bei Hochgeschwindigkeitsaufnahmen oder
  • in der Langzeitarchivierung.
Früher gab es nur Schwarz-Weiß-Fotos und heute liegen sie wieder im Trend
Früher gab es nur Schwarz-Weiß-Fotos und heute liegen sie wieder im Trend

Wirkung und Prinzip der Schwarz-Weiß-Fotografie

Bei einem Schwarz-Weiß-Foto kann sich im Unterschied zu einem Farbfoto eine weiße oder schwarze Fläche ohne Struktur verstärkend auf den Effekt des Bildes auswirken. Unabhängig von der Verteilung der Grauwerte auf dem Foto ist es besser, wenn stets sowohl ein weißer als auch ein schwarzer Punkt vorhanden ist.

Um ein Schwarz-Weiß-Foto zu erzeugen, werden die Farben in Monochrom umgewandelt. Für Einsteiger ist es nicht immer einfach, sich vorzustellen, wie ein Farbfoto in Schwarz-Weiß aussehen wird. Hilfreich bei der Beurteilung eines Motivs kann das so genannte Zonensystem sein.

Schwarz-Weiß-Fotos haben eine ganz andere Wirkung als Farbfotos
Schwarz-Weiß-Fotos haben eine ganz andere Wirkung als Farbfotos

Das Zonensystem teilt die Grauwerte von schwarz bis weiß in zehn Abstufungen ein, wodurch sich der Fotograf bewusst auf Schattierungen und Details konzentrieren kann. Um jedoch erkennen zu können, wie die einzelnen Komponenten später in Schwarz-Weiß wirken, ist eine gewisse Erfahrung nötig.

Wichtig bei einem Schwarz-Weiß-Bild sind auch die Helligkeitskontraste. So kommen die Strukturen des Bildes durch Schatten besser zur Geltung. Besonders in der Landschaft lassen sich viele Strukturen finden, die für verschiedene Tonwerte und Kontraste sorgen.

Umwandeln lassen sich Farbfotos in Schwarz-Weiß-Fotos mithilfe eines entsprechenden Bildbearbeitungsprogramms. Die ursprüngliche Farbaufnahme bleibt dabei erhalten und lässt sich zu jedem gewünschten Zeitpunkt erneut verwenden.

Filtereinsatz

Je nachdem, welchen Filter man verwendet, erhält man eine unterschiedliche Wirkung. Generell werden die Bereiche des Bilds, die die Filterfarbe aufweisen, in einem helleren Grau dargestellt; die anderen Farbtöne werden dunkelgrau.

Der rote Filter bewirkt eine hellere Haut bei Portraitaufnahmen. Des Weiteren kann man mit ihm für ein dramatischeres Aussehen eines Himmels sorgen, da die Wolken hervorgehoben werden.

Der grüne Filter sorgt für deutliche Helligkeitsunterschiede zwischen den grünen Farbtönen. Er findet vorwiegend in der Landschaftsfotografie Verwendung.

Der gelbe Filter lindert den Dunst in der Atmosphäre. Des Weiteren gibt es noch den Polfilter. Diesen kann man schon bei der Fotoaufnahme einsetzen; er sorgt für kontrastreichere Bilder.

Geschichte

Bevor es möglich wurde, Farbfotos zu produzieren, wurde die Schwarz-Weiß-Fotografie allgemein als "Fotografie" bezeichnet. Die Heliografie, ein Verfahren, das als erstes in der Geschichte der Fotografie ein dauerhaftes Bild erzeugen konnte, wurde im Jahr 1826 von dem Autodidakten Joseph Nicéphore Nièpce erfunden. Die Belichtungszeit betrug dabei acht Stunden; die Kontraste waren alles andere als zufriedenstellend.

1839 kam es zu einer Weiterentwicklung und somit zur eigentlichen Erfindung der Fotografie: Louis Jacques Mandé Daguerre präsentierte die Daguerreotypie, ein Fotografieverfahren, das sich auch in der Praxis als tauglich erwies. Die Bildqualität war zufriedenstellend, jedoch konnte man die Aufnahmen nicht kopieren.

Die Bildentstehung glich einem aufwendigen Verfahren, bei dem mit versilberten Kupferplatten gearbeitet wurde; zudem war es sehr kostenintesiv. Trotzdem konnte sich die Daguerreotypie als zuverlässige Fotografiemethode durchsetzen.

1840 nahm sich William Henry Fox Talbot ein Papier, getränkt in Essig- und Gallussäure sowie Silbernitrat, als Bildträger zur Hilfe. Er bezeichnete das Verfahren als Kalotypie. Der Vorteil: bei dem Bild handelte es sich um ein Negativ, welches beliebig oft kopiert werden konnte.

1851 entwarf der Engländer Frederick Scott Archer das "wetplate process"-Verfahren. Es konnte mit einer Belichtungszeit von lediglich einer Sekunde punkten und brachte als Ergebnis ebenso ein Negativ hervor. Man bediente sich dabei einer mit Silbernitratlösung beschichteten Glasplatte, die mit einer Plattenkamera belichtet wurde.

1871 wurde die Bromsilber-Gelatine-Trockenplatte erfrunden. Der britische Arzt Richard Leach Maddox arbeitet mit Gelatine-Trockenplatten, die in zahlreichen Punkten bei der Fotografie große Vorteile mit sich brachten. Es folgten Zelluloid-Filme, die schließlich im Jahr 1901 durch das TrägermaterialZelluoseazetat ersetzt wurden, dessen Produktion man jedoch bis 1950 wieder einstellte.

Interessante Effekte können auf Schwarz-Weiß-Fotos mit einzelnen Farbelementen erzielt werden
Interessante Effekte können auf Schwarz-Weiß-Fotos mit einzelnen Farbelementen erzielt werden

Beliebte Motive für die Schwarz-Weiß-Fotografie

Schwarz-Weiß-Fotos dienen dazu, einem Durchschnittsbild durch den Entzug der Farben eine besondere Atmosphäre und eine künstlerische Note zu verleihen. Obwohl die Farben auf dem Foto fehlen, werden stattdessen Form und Struktur deutlicher in den Vordergrund gerückt.

Besonders beliebte Motive für die Umwandlung von Farbfotos in Schwarz-Weiß-Fotos sind

Dabei sollte der Fotograf großen Wert auf die Wahl seines Motivs sowie auf die Komposition des Bildes legen. So ist ein klares Motiv für das Gelingen des Fotos sehr wichtig.

Von Bedeutung sind dabei Bildeigenschaften wie

  • Kontrast
  • Licht
  • Formen
  • Linien und
  • Strukturen.

Bei einem Foto, welches keine Struktur und keinen Kontrast aufweist, besteht die Gefahr, dass es verwaschen oder schwach wirkt.

Tipps zur Umsetzung

Bei der Wahl des Motivs sollte man sich für diejenigen unterscheiden, die Kontrastunterschiede aufweisen. Diese können beispielsweise durch Licht entstehen, welches besondere Strukturen erzeugt.

Möchte man ein grafisch wirksames Schwarz-Weiß-Foto erzeugen, muss das Bild besonders scharf sein. Wenig Abwechslung, was die Schattierungen bzw. Hell- und Dunkeltöne angeht, wird eher zu langweiligen Ergebnissen führen.

Motive, die Signalfarben aufweisen, können schwarz-weiß attraktiv wirken. In der Regel bevorzugt man jedoch die originale, bunte Variante, wenn man die beiden Exemplare miteinander vergleicht.

Schwarz-Weiß-Fotografien eignen sich in vielen Fällen besonders gut, um ein sonst sehr buntes, überladenes Bild zu "entschärfen" - in den Grautönen wirkt es sogleich viel ruhiger und harmonischer. Generell sind Bilder mit einem deutlich erkennbaren Hauptmotiv sowie mit wenigen Bildelementen für die Schwarz-Weiß-Fotografie zu empfehlen.

Spätere Entfärbung bevorzugen

Rohdatenformat: Bei Verwendung des Rohdatenformats (RAW) hat man immer wieder die Möglichkeit, zum farbigen Original zurück zu kehren.

Viele Kameras haben einen integrierten Schwarz-Weiß-Modus (oftmals auch Monochrom-Modus genannt), sodass man ein gewünschtes Motiv sofort in Grautönen ablichten kann. Bei dieser Methode hat man natürlich den Nachteil, dass man, zumindest, wenn man ausschließlich im JPG-Format fotografiert, kein farbiges Original mehr zur Verfügung hat.

Besser ist es also, das Foto erst im Nachhinein zu bearbeiten, indem man die unterschiedliche Effekte-Einstellungen der Kamera einmal testet. Ist es möglich, zusätzlich das Rohdatenformat (RAW) einzustellen, sollte man dies tun - auf diese Weise kann man stets zum Original zurückkehren.

Viele Möglichkeiten

Wer sich in der Schwarz-Weiß-Fotografie versuchen möchte, sollte sich an seiner Kamera ruhig einmal etwas "austoben" und nach Alternativen zum simplen Monochrom-Modus suchen. Es gibt Kameramodelle, bei denen sich unterschiedliche Effekteinstellungsmöglichkeiten befinden, beispielsweise für grobkörnige Aufnahmen oder Sepia-Bilder, die dem Foto einen Vintage-Look verleihen.

Wer die Funktion der Coler Key Bilder findet, kann in seinen Fotos echte Akzente setzen: kleine Farbtupfer, indem man den größten Teil des Bildes entfärbt und nur noch einen Farbton übrig lässt. Auch die bereits erwähnten Filter kann man bei vielen Kameras einstellen und das Foto im Nachhinein unterschiedlich wirken lassen.