Verschiedene Stile und Formen des Gesangs - A cappella, Belting, Sprechgesang und Co.

Beim Singen unterscheidet man zwischen verschiedenen Stilen und Bereichen des Gesangs. Dazu gehören beispielsweise auch A cappella, Jazz und Sprechgesang. Unterschiede gibt es beispielsweise in begleitendem Instrumenteneinsatz, Singtechnik sowie Ausdruck und Rhythmik. Werfen Sie einen Blick auf verschiedene Stile und Formen des Gesangs sowie deren Merkmale.

Von Jens Hirseland

Gesang zählt zu den ältesten menschlichen Ausdrucksformen. Im Laufe der Zeit entstanden die unterschiedlichsten Gesangs- und Musikstile.

A cappella

Ursprünglich bedeutete die Bezeichnung "A cappella", die sich an den italienischen Begriff "Alla cappella" anlehnt, "Musik nach Art der Kapelle", worunter man mehrstimmige Vokalmusik verstand. Dabei wurde ein Musikchor von Musikinstrumenten begleitet, die sich beim Spielen nach den Gesangsstimmen richteten.

Als man im 19. Jahrhundert die alte Chormusik wiederentdeckte, ergab sich beim Begriff "A cappella" jedoch ein Missverständnis. So gilt A cappella seither als Musik, die ausschließlich mit Gesang ohne den Einsatz von Instrumenten auskommt.

Beim A capella wird der Gesang ohne Instrumente eingesetzt
Beim A capella wird der Gesang ohne Instrumente eingesetzt

Obwohl die traditionellen Chöre bei A cappella auf eine Begleitung von Musikinstrumenten verzichten, werden von manchen Chören und Kantoreien bei Aufführungen wieder vermehrt Instrumente benutzt.

In den USA bildete sich im frühen 20. Jahrhundert ein neues Genre mit vokalen Kleingruppen heraus. Heutzutage führt man populäre A cappella-Musik mit modernen Volksensembles auf, die vier bis sechs Sänger umfassen.

Jazz

Zu den populärsten Gesangs- und Musikformen gehört der Jazz, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Südstaaten der USA seinen Anfang nahm und vor allem von Afroamerikanern geprägt wurde. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Jazz immer weiter, wobei es auch zu Überschneidungen mit anderen Musikrichtungen kam.

In der heutigen Zeit zählt man sogar Musikformen zum Jazz, die mit der afroamerikanischen Tradition nur wenig zu tun haben. Charakteristisch für Jazz ist, dass er weitgehend auf einem europäischen Tonsystem aufbaut. So greift er auf europäische Gesangsformen und Instrumente zurück, nutzt die europäische Musikkultur jedoch auf seine eigene Weise.

Im Zentrum des Jazz stehen

  • eine Tonbildung, die sich am vokalen Ausdruck orientiert
  • spontane Interaktionen, sowie
  • eine spezielle Rhythmik, die sich auf das Bewegungsgefühl bezieht.
Der Jazz baut weitgehend auf dem europäischen Tonsystem auf
Der Jazz baut weitgehend auf dem europäischen Tonsystem auf

Sprechgesang

Der Rap als berühmtester Sprechgesang
Der Rap als berühmtester Sprechgesang

Unter Sprechgesang versteht man entweder Gesang, der sich dem Sprechen annähert, oder Sprechen, welches sich dem Gesang annähert. Darüber hinaus rechnet man auch Mischformen wie zum Beispiel

  • das Rezitativ in der Oper
  • die Psalmodie im liturgischen Gesang oder
  • das Parlando

zum Sprechgesang. Sprechgesang als Mittel der Kunst gibt es seit dem späten 19. Jahrhundert. In der modernen Popmusik kennt man ihn vor allem vom Rap.

Im Folgenden gehen wir noch auf ein paar besondere Gesangsstile ein...

Crooning

Das Crooning wurde entwickelt als man das Mikrophon entdeckte
Das Crooning wurde entwickelt als man das Mikrophon entdeckte

Beim Crooning handelt es sich um einen Stil, der sich zwischen den 20er und 50er Jahren entwickelt hat, zu der Zeit, als die Möglichkeit entstand, durch ein Mikrofon zu singen. Es handelt sich dabei um das Singen von leisen Tönen.

Auf Extreme wird hierbei verzichtet. Vielmehr geht es darum, einen sinnlichen, hauchigen und besonders sanften und weichen Gesangston zu erzeugen.

Belting

In der englischen Sprache bedeutet "Belting" so viel wie "Schmettern". Besonders Musicalsänger nutzen diese Art der Gesangstechnik; aber auch im Pop und Soul verwendet man sie.

Beim Belting versucht man, besonders kraftvolle und laute, aber dennoch natürlich klingende Töne zu erzeugen. Bei höheren Tonlagen nutzt man die Frequenzen der tiefen Töne, sodass auch höhere Parts noch kraftvoll klingen.

Twang

Unerlässlicher Bestandteil des Beltings ist der Twang. Hierbei erzeugt man einen Ton, bei dem der Zungengrund Richtung Gaumen und Zähne gehoben wird; der Ton wird teils in die Nase gesungen. Im Bereich der Countrymusik möchte man dabei einen besonders nasalen Klang erzeugen, in der Popmusik und bei Musicals hingegen gilt es, dies zu vermeiden.

Gutturaler Gesang

Den gutturalen Gesang bezeichnet man auch als Kehlgesang. Hierbei werden mitunter Kehlkopfteile verengt. Merkmal dieser Technik ist ein Gesang, der sehr rau klingt; im Englischen auch als throatsinging bezeichnet.

Man verwendet sie etwa beim Metal in Form des Growlings mit tieferer Stimme sowie bei Screams mit einer höheren Tonhöhe. Von einer einheitlichen Technik kann man hier jedoch nicht sprechen.

Wer sich im gutturalen Gesang versucht, wird ohne Übung schnell merken, dass es zu stimmlichen Problemen kommt. Es gibt mittlerweile Gesangslehrer, die diese Art zu singen, unterrichten. Dies ist empfehlenswert, um Stimmbandverletzungen zu vermeiden.