Die Stimmlagen der Sänger und Sängerinnen in unterschiedlichen Musikbereichen
Sänger und Sängerinnen kennen wir nicht nur aus der Pop- und Unterhaltungsmusik, sondern auch aus der klassischen Musik, aus Oper und Operette. Deren Stimmen lassen sich in unterschiedliche Stimmlagen einteilen. Hauptberufliche Sänger und Sängerinnen verfügen über eine Klassische Gesangsausbildung, die durch verschiedene Zusatzausbildungen abgerundet wird. Von Sopran bis zum Bass - lernen Sie die Stimmlagen der Sänger und Sängerinnen in unterschiedlichen Musikbereichen kennen.
Stimmlage - eine Definition
Bei der Stimmlage handelt es sich um die Sortierung der Singstime, abhängig von ihrem Tonumfang, das heißt also, abghängig davon, wie hoch bzw. tief ein Sänger oder eine Sängerin mit ihrer Stimme kommt. In Musikwerken lassen sich Singstimmen grob in vier Stimmlagen einteilen: Sopran, Alt, Tenor und Bass.
In den meisten Fällen bzw. Chorstücken reicht eine solche Aufteilung aus. Besonders in der klassischen Musik, und hier vor allem bei solistischen Stücken, arbeitet man mit zusätzlichen Stimmen.
Klassische Stimmfarben für Frauen sind Sopran, Mezzosopran und Alt, für Männer Bariton, Tenor und Bass. Manche Stimmlagen liegen so eng beieinander, dass ein Sänger auch zwei Bereich abdecken und anbieten kann.
Erreicht eine Männerstimme die Alt-, Mezzosopran oder Sopranlage, wird diese auch als Countertenor bezeichnet. Andersherum beschreibt man mit Kontraalt eine Frauenstimme, die die Tonlage Tenor erreicht. Handelt es sich um Solopartien, wird oftmals ein weitaus größerer Tonumfang gefordert.
Stimmfächer
Der Begriff "Stimmfach" ist in der Oper anzutreffen. Mit diesem unterscheidet man zwischen Arten und Charakteren der Stimmlagen.
Die Unterschiede der Stimmfächer liegen zum einen in den Stimmen selbst; hier kommen die physiologischen Merkmale, also Volumen, Färbung und Umfang zum Ausdruck. Des Weiteren spielt die Zuordnung zu unterschiedlichen Rollenfächern, welche man aufgrund dieser Merkmale anlegt, eine Rolle.
Man unterscheidet das lyrische Fach (auch Spiel- oder Charakterfach) sowie das dramatische Fach (auch Heldenfach oder seriöses Fach). Wird eine besönders agile Stimme benötigt, spricht man vom Koloraturfach.
Eine klare Einteilung der Stimmfächer ist kaum möglich. Eine Menge unterschiedlicher Faktoren müssen in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden, daraunter auch Darstellertyp, Rolleninterpretation und Bühnenerscheinung.
Die gebräuchlichsten Stimmfächer Sopran lauten:
- Knabensopran
- Dramatischer Sopran
- Dramatischer Koloratursopran
- Charaktersopran
- Jugendlich-dramatischer Sopran
- Lyrischer Sopran
- Lyrischer Koloratursopran
- Soubrette
Stimmfächer im Mezzosopran und Alt sind:
- Dramatischer Mezzosopran
- Koloratur-Mezzosopran
- Lyrischer Mezzosopran
- Dramatischer Alt
- Koloraturalt
- Spielalt
- Tiefer Alt
- Countertenor
Im Tenor gibt es folgende Stimmfächer:
- Heldentenor
- Jugendlicher Heldentenor
- Charaktertenor
- Lyrischer Tenor
- Tenorbuffo oder Spieltenor
- Haute-Contre
Die Stimmfächer im Bariton und Bass lauten:
- Heldenbariton
- Charakterbariton
- Kavalierbariton
- Lyrischer Bariton
- Seriöser Bass
- Charakterbass oder Bassbariton
- Bassbuffo oder Spielbass
Tessitur
Generell kann man menschliche Stimmlagen in den Normalumfang sowie die Grenzlagen - sowohl tief als auch hoch - einteilen. Unter die Tessitur fallen all die Töne, die ein Sänger ohne physische Schäden zu erleiden erzeugen kann, die zudem aber auch dauerhaft klangschön, laut genug und im gewollten Timbre gesungen werden können. Oftmals beginnt dieser Umfang ungefähr eine Quinte über dem tiefstmöglichen Ton und endet eine Qunite unter dem höchstmöglichen Ton.
Im Laufe der Gesangsausbildung kristallisiert sich meist heraus, in welcher Stimmlage ein Sänger oder eine Sängerin angesiedelt ist, und auf welche sie sich spezialisieren werden. So kann jede Stimmlage fast schon mit einem eigenen Beruf oder einer persönlichen Berufung verglichen werden.
Im Folgenden geben wir einen Überblick über die unterschiedlichen Stimmlagen.
Sopran
Als Sopranstimme wird die höchste mögliche Stimmlage bezeichnet, in der der Mensch singen kann. Die meisten Sopranstimmen werden daher auch von Frauen gesungen.
Männer können im Sopran meist nur vor dem Stimmbruch singen; diese Form der Sopranstimme wird dann als "Knabensopran" bezeichnet. In früheren Jahrhunderten wurden Sopranstimmen auch von Kastraten übernommen - diese Praxis ist jedoch längst abgeschafft.
Jedoch gibt es in seltenen Fällen ausgebildete männliche Sänger, die aufgrund genetischer oder hormoneller Besonderheiten in der Lage sind, auch im Erwachsenenalter im Sopran zu singen. Sie werden meist als Countertenöre bezeichnet.
Ein der Sopranstimme ähnliches Klangbild kann auch durch die Nutzung der Kopfstimme oder die Falsett-Technik erzielt werden. Eine der bekanntesten Sopranistinnen unserer Zeit ist Anna Netrebko.
Mezzosopran
Die Mezzosopranstimme dagegen, die auch als Halbsopran oder Sopran II bezeichnet wird, ist eine Stimmlage, die in der Höhe zwischen Sopran- und Altstimme angesiedelt ist. Sie wird ebenfalls vorwiegend von Frauen oder Knaben gesungen.
Der Stimmumfang liegt dabei etwas tiefer als bei der Sopranstimme. Durch ihr etwas dunkleres Timbre und eine besondere Tonfülle in der Mittellage lässt sich die Mezzosopranstimme am besten vom Sopran unterscheiden.
Mezzosoprane werden häufig zur Darstellung junger Männer genutzt, dabei aber von Frauen gesungen. Man spricht dann von einer "Hosenrolle".
Alt
Als Altstimme wird eine tiefere Stimmlage der Frauenstimme bezeichnet. Sie kann auch von Knaben gesungen werden und trägt dann die Bezeichnung "Knabenalt".
Die Altstimme umfasst einen sehr hohen Stimmumfang. Sehr tiefe Altstimmen werden auch als Kontra-Alt bezeichnet.
Die Sänger der Altstimme tragen die Berufsbezeichnung "Altist", die Sängerinnen die Bezeichnung "Altistin". In den wichtigen Rollen der großen Opern und Gesangsstücke sind Altstimmen relativ selten besetzt. Sie werden häufiger für Nebenfiguren verwendet.
Abgrenzung zum Mezzosopran
Der Unterschied von der Altstimme zum etwas helleren Mezzosopran ist oft fließend. Hier können die Besetzungen bei Bedarf auch getauscht werden. Oftmals bieten Künstler beide Stimmlagen an.
Tenor
Der Tenor ist die höchste männliche Stimmlage. Häufig singt der Tenor die tragenden Rollen, da er auch über lange Strecken dem Ohr schmeichelt.
Einer der berühmtesten Tenöre war der Italiener Enrico Caruso. Der Tenor verfügt über einen hohen Tonumfang; die sehr hohen Töne im Spitzenbereich werden jedoch nur sparsam eingesetzt.
Haute-Contre und Countertenor
Bei einer sehr hohen Tenorstimme spricht man auch von der Variante "Haute-Contre". Im Unterschied zum Countertenor wird sie jedoch nicht im Falsett, sondern in der Bruststimme gesungen. Häufig ist sie in französischer Barockmusik zu finden.
Zur besseren Zuteilung der zu besetzenden Rollen wurde die Stimmlage der Tenöre in verschiedene Stimmfächer unterteilt. Sie beurteilen den Gesang nach Qualität, Volumen und Umfang.
Bariton
Der Bariton ist eine tiefere und schwerere Stimmlage. Er wird von Männern gesungen.
In der Einstufung findet er sich zwischen dem helleren Tenor und dem dunkleren Bass. Der Tonumfang umfasst meist zwei Oktaven. Sänger des Bariton werden als "Baritonist" bezeichnet.
Unterschiedliche Stufen in der Musikwelt
Im Bereich der Oper ist der Bariton in unterschiedliche Stufen eingeteilt; sehr bedeutsam ist hier der so genannte Kavalierbariton. Auch im Musical findet der Bariton breite Anwendung, hier meist jedoch in einer seiner hohen Formen.
In der Popmusik, vorwiegend im Bereich der Balladen, finden sich etliche Sänger, die im Bariton singen. Nicht alle von ihnen verfügen jedoch über eine klassische Gesangsausbildung.
Bass
Der Bass ist die tiefste männliche Stimmlage und kann nicht mehr von Frauen gesungen werden. Ebenso kann eine Entwicklung heraus aus der Mehrstimmigkeit beobachtet werden. Der Tonumfang kann sich in mehreren Oktaven befinden, wobei der einzelne Sänger meist zwei Oktaven beherrschen kann.
Bassisten werden oft für tragende Rollen besetzt. Sie demonstrieren Macht, sind oftmals aber auch den dunklen Mächten zugeordnet. Kaum ein tragisches Musikstück kommt ohne Bassisten aus.