ACTH (Adrenocorticotropin) - Merkmale, Bedeutung und Werte

Bei ACTH bzw. Adrenocorticotropin handelt es sich um ein Hormon, welches in der Hirnanhangsdrüse gebildet wird. Es zählt zu den Stresshormonen und dient der Regulierung der Kortisonausschüttung aus der Nebennierenrinde. Die Ausschüttung erfolgt während Stresssituationen. Auch in der Medizin findet es Verwendung. Informieren Sie sich über Merkmale und Bedeutung des Hormons ACTH, und lesen Sie über die unterschiedlichen Werte.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

ACTH - Merkmale und Nutzen

ACTH ist die Abkürzung von Adrenocorticotropin, das zu den Peptidhormonen zählt. Es entsteht aus der Vorstufe des Proteins und Prohormons POMC (Proopiomelanocortin) in den basilophilen Zellen des Hypophysenvorderlappens. Dabei übt das Hormon CRH wichtigen Einfluss aus.

Da die Proteolyse limitiert ist, wird aus dem Proopiomelanocortin neben ACTH auch das Hormon Lipotropin gebildet. Insgesamt besteht das Adrenocorticotropin aus 39 Aminosäuren, von denen jedoch lediglich 24 physiologische Relevanz besitzen.

Adrenocorticotropoin zählt zu den Stresshormonen, weil es vor allem in Stresssituationen zu seiner Ausschüttung kommt. Dabei kann es sich um Stress durch

handeln.

Funktion von ACTH

Bei ACTH handelt es sich um einen Agonisten der Melanocortinrezeptoren. Zu seinen Aufgaben gehört die Produktion von Zellen in der Hypophyse, die dann in die Blutbahn abgegeben werden.

Bei der Konzentration des ACTH im Blut kommt es im Tagesverlauf zu erheblichen Schwankungen. So wird am Morgen eine große Menge des Hormons ausgeschüttet. In den Abendstunden ist die Konzentration dagegen deutlich geringer.

Darüber hinaus sorgt ACTH in der Nebennierenrinde dafür, dass bestimmte Hormone hergestellt werden und ins Blut gelangen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Glukokortikoide wie Cortisol bzw. Kortison.

Wenn genug Kortison/Cortisol vorhanden ist, kommt es bei der Bildung von ACTH zur Drosselung - entsteht ein ACTH-Mangel, liegt auch ein Mangel an Kortison vor.

Für die Regelung der ACTH-Sekretion ist der Hypothalamus zuständig. Durch psychischen oder physischen Stress wird die Sekretion verstärkt.

Bestimmung von ACTH und Verwendung in der Medizin

Hat der Arzt den Verdacht, dass nicht genug Kortison produziert wird, bestimmt er die ACTH-Konzentration. Auf diese Weise kann ein Mangel, welche durch fehlende Stimulierung durch die Hirnanhangdrüse entsteht, erkannt werden.

Ebenfalls bei einer zu hohen Konzentration an Kortison im Blut mit unklarer Ursache wird die ACTH-Konzentration bestimmt. Dies wäre beispielsweise bei Morbus Cushing der Fall.

Adrenocorticotropin wird mitunter auch zu therapeutischen Zwecken verwendet. So behandelt man damit epileptische Anfälle wie beim West-Syndrom. Allerdings besteht dabei ein hohes Risiko durch Nebenwirkungen.

ACTH-Stimulationstest: Wissenswertes zu ACTH-Werten

Im Rahmen des ACTH-Stimulationstests, auch ACTH-Kurztest genannt, erfolgt eine Stimulation der Steroide in der Nebenniere; dem Patienten wird ACTH injiziert - dabei handelt es sich um ein synthetisches Peptod mit verlgeichbarer biologischer Wirksamkeit. Es soll festgestellt werden, ob Störungen oder ein Mangel vorliegen.

Der ACTH-Test gilt als wichtigstes Verfahren, um eine Nebennierenrindeninsuffizienz nachzuweisen oder auszuschließen. Er wird morgens zwischen 8 und 10 Uhr durchgeführt.

Es erfolgt eine Abnahme der Basalwerte. Die Vene wird dann mit einer Kochsalz-Gabe gespült.

Um die Messparameter zu bestimmen, wird eine weitere Blutabnahme eine Stunde nach der ACTH-Injektion durchgeführt. Möglich ist eine Blutabnahme nach einer halben Stunde; sie kann die Gesamtaussage verbessern. Zu den möglcihen Nebenwirkungen einer ACTH-Injektion zählen

Ein Anstieg des Serumcortisols um mind. 70 µg/l oder max. 200 µg/l gilt als normal. Dies ist auf die Stimulation der Ausschüttung von Glukokortikoiden aus der Nebenniere zurück zu führen. Ein fehlender Anstieg deutet auf eine Nebennierenrindeninsuffizienz hin.

ACTH-Normwerte

Die Normwerte betragen bei Kindern und Erwachsenen 10 - 60 pg/ml zwischen 8 und 10 Uhr und 3 - 30 pg/ml zwischen 20 und 22 Uhr. Die Bestimmung der ACTH-Werte erfolgt meist abends.

Erhöhte ACTH-Werte

Durch bestimmte Faktoren kann es zu erhöhten ACTH-Werten im Blut kommen. Dazu gehören zum Beispiel Stress, Kälte oder Krankheiten wie

  • das paraneoplastische Syndrom
  • eine Unterfunktion der Nebennierenrinde (Morbus Addison)
  • Morbus Cushing oder
  • Nebenniereninsuffizienz.

Erhöhte Werte entstehen auch bei bestimmten Krebserkrankungen wie Bauchspeicheldrüsenkrebs oder dem kleinzelligen Bronchialkarzinom, da dabei vermehrt ACTH hergestellt wird. Manchmal entstehen aber auch falsche hohe ACTH-Werte. Diese kommen vor allem durch

zustande.

ACTH und Cortisol: zu niedrige ACTH-Werte

Bilden die Nebennierenrinden zu wenig ACTH oder viel Cortisol bzw. Kortison, führt dies wiederum zu niedrigeren ACTH-Werten. Da die Cortisol-Werte höher sind, wird als Reaktion darauf von der Hypophyse weniger ACTH ausgeschüttet. Erhöhte Cortisol-Werte entstehen vor allem durch

  • Tumore der Nebennierenrinde
  • Funktionsstörungen der Hirnanhangsdrüse oder im Hypothalamus sowie
  • einer beidseitigen Hyperplasie der Nebennierenrinde.

Kommt es zu einem Mangel an ACTH, hat dies eine Atrophie (Gewebeschwund) der Nebennierenrinde zur Folge.

Was tun bei veränderten ACTH-Werten?

Liegen zu hohe oder zu niedrige ACTH-Werte vor, erfolgt zusätzlich die Bestimmung der Konzentration von Kortison im Blut. Hinzu kommen Dexamethason-Test und CRH-Stimulationstest: man führt hier Hormone zu und misst die Reaktion der Produktion von ACTH.

So ist es möglich, die Ursache für die veränderte ACTH-Konzentration zu finden. Des Weiteren können auch CT- oder Röntgen-Aufnahmen des Kopfes durchgeführt werden.