Autoantikörper - Bedeutung, Arten und Bestimmung

Autoantikörper werden vom Immunsystem gebildert, um körpereigene Zellen und Gewebe zu attackieren. Sie sind ein wesentliches Merkmal von Autoimmunerkrankungen, sind aber auch bei Krebserkrankungen nachweisbar. Autoantikörper im Blut werden in erster Linie zur Diagnose von Autoimmunerkrankungen bestimmt. Welche verschiedenen Autoantikörper es gibt und auf welche Krankheiten diese hinweisen, lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich bei Autoantikörpern?

Autoantikörper sind eigentlich Abwehrstoffe des Immunsystems. Das Immunsystems bildet sie jedoch aufgrund einer pathologischen Fehlregulation. So attackieren die Autoantikörper Gewebe, Hormone oder körpereigene Zellen, obwohl dies gar nicht nötig ist. Die Folge davon ist eine Autoimmunerkrankung, die sich zumeist bei jungen Erwachsenen zeigt.

Hervorgerufen werden Autoimmunerkrankungen durch unbekannte Verursacher wie spezielle Erbanlagen oder Einflüsse aus der Umwelt. Für die Medizin ist das Bestimmen der Autoantikörper im Rahmen der Labordiagnostik wichtig, da sie auf diese Weise eine Diagnose stellen können.

Beispiele für Autoantikörper

Rheumafaktoren

Es gibt zahlreiche unterschiedliche Autoantikörper. Zu den bekanntesten gehören die Rheumafaktoren. Sie gehen gegen den Fc-Teil des Immunglobulin G (IgG) vor. Die Rheumafaktoren können aber auch bei einer Infektion vorkommen. Zu ihrer Ermittlung stehen unterschiedliche Testverfahren zur Verfügung.

Anti-DNA-Antikörper

Eine weitere Form stellen die Anti-DNA-Antikörper dar, die sich sowohl gegen Doppelstrang- als auch Einzelstrang-DNA richten. Verantwortlich sind die Anti-Doppelstrang-Antikörper vor allem für systemischen Lupus erythematodes.

Antinukleäre Antikörper

Als antinukleäre Antikörper werden Autoantikörper bezeichnet, die vorwiegend im Rahmen von Kollagenosen vorkommen. Sie greifen intranukleäre Antigene an. In niedriger Anzahl zeigen sich die antinukleären Antikörper auch bei Erkrankungen wie einer Leberzirrhose, Tuberkulose, einer Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) sowie bei viralen Infekten. Auch bei Menschen über 60 Jahren kommen die Autoantikörper bei 15 Prozent aller Patienten vor, ohne dass diese erkrankt sind.

Wie und zu welchem Zweck werden die Autoantikörper bestimmt?

Zur Bestimmung der Autoantikörper-Werte wird dem Patienten eine Blutprobe entnommen. Deren Analyse findet anschließend in einem Labor statt.

Eine Bestimmung der Autoantikörper findet bei Verdacht auf eine Autoimmunkrankheit statt. Der Laborwert allein reicht jedoch nicht zur kompletten Diagnose aus.

Der Laborwert der Autoantikörper kann aber auch zur Diagnose von anderen Erkrankungen hilfreich sein, zum Beispiel der Unterscheidung von Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2.

In einigen Fällen lassen sich die Autoantikörper auch als Diagnoseparameter zur Verlaufskontrolle einer Erkrankung verwenden. Ebenso möglich ist eine prädiktive Diagnostik, die noch vor dem Ausbrechen von Beschwerden erfolgt, durch das Nachweisen spezifischer Autoantikörper. Weil manche Autoantikörper aber bei unterschiedlichen Erkrankungen auftreten können, bedarf es weiterer Untersuchungen.

Autoantikörper-Arten zur Diagnostik

Spezifische Antikörper weisen auf bestimmte Erkrankungen hin:

  • Insulin-Antikörper, Inselzell-Antikörper (ICA), Glutamat-Decarboxylase-Antikörper (GADA) sowie Tyrosin-Phosphatase-Antikörper (IA2-AK) bei Diabetes mellitus Typ 1
  • Rheumafaktor (RF) bei rheumatoider Arthritis
  • Skelett-Muskel-Antikörper und Acetylcholin-Rezeptor-Antikörper (Ach-R-AK) bei Myasthenia gravis
  • Leber-Nieren-Mikrosomen-Antikörper (LKM) bei einer Autoimmunhepatitis
  • Antinukleäre Antikörper (ANA) bei rheumatischen Erkrankungen wie Lupus erythematodes oder Panarteriitis nodosa
  • Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) oder Antikörper gegen das mikrosomale Schilddrüsen-Antigen (MAK) im Falle von Morbus Basedow
  • Antinukleäre Antikörper oder Antikörper gegen glatte Muskulatur bei einer chronisch aktiven Hepatitis
  • Thyreoglobulin-Antikörper (TgAK) im Falle einer Hashimoto-Thyreoiditis

Erhöhter Autoantikörper-Wert

Für die Labordiagnostik ist der Nachweis von Autoantikörpern im Blut ein wichtiger Hinweis, um die Diagnose einer Autoimmunkrankheit stellen zu können. In einigen Fällen sind sie sogar schon vor dem Auftreten von Symptomen feststellbar. Das Vorhandensein von Autoantikörpern gilt generell als Hinweis auf eine Erkrankung.

Allerdings muss der Nachweis von Autoantikörpern nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Patient auch wirklich unter einer Autoimmunerkrankung leidet. So gilt es, weitere Faktoren wie Beschwerden und zusätzliche Untersuchungsresultate zu berücksichtigen. Ist der Autoantikörper-Wert nur leicht erhöht, muss nicht immer eine Krankheit bestehen. So zeigen sie sich auch bei gesunden Menschen wie Senioren, Frauen, die die Antibabypille einnehmen, sowie bei Rauchern. Dabei handelt es sich in der Regel um leichte Erhöhungen der Rheumafaktoren oder der antinukleären Antikörper.

Niedriger Autoantikörper-Wert

Ein niedriger Autoantikörper-Wert ist nicht von medizinischer Relevanz. Treten keine Autoantikörper auf, droht auch keine Autoimmunerkrankung.

Wie wird gegen Autoantikörper vorgegangen?

Es gibt einige Therapieansätze zur Bekämpfung der Autoantikörper. Sie sollen sie unterdrücken oder reduzieren. Bei einigen Erkrankungen werden die Verfahren noch klinisch erprobt.