Pankreasenzyme - Bedeutung verschiedener Laborwerte von Bauchspeicheldrüsenenzymen
Von der Bauchspeicheldrüse werden diverse Enzyme und Hormone abgegeben. Bauchspeicheldrüsenenzyme bzw. Pankreasenzyme haben unterschiedliche Funktionen. Der Nachweis solcher Enzyme erfolgt vor allen Dingen im Blut. Veränderte Werte können einen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung geben. Verschaffen Sie sich einen Überblick über unterschiedliche Bauchspeicheldrüsenenzyme.
Bei der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) handelt es sich um ein Organ, das quer im Oberbauch liegt. Zusammengesetzt wird sie aus unterschiedlichen Zellen, zu denen uunter anderem die Inselzellen gehören.
Bauchspeicheldrüsenenzyme - Merkmale und Funktion
Aufgabe der Zellen ist die Abgabe von Hormonen wie Insulin, Somatostatin und Glucagon. Diese Tätigkeit nennen Ärzte die endokrine Pankreasfunktion.
Die Inselzellen stellen jedoch lediglich einen kleinen Teil der Bauchspeicheldrüse dar. Von den weiteren Zellen werden täglich ca. ein bis zwei Liter Verdauungssaft hergestellt.
In diesem Saft befinden sich diverse Enzyme, die das Drüsenorgan an den Darm abgibt. Die Enzyme helfen dem Darm bei der Verdauung der Nahrung, was man als exokrine Pankreasfunktion bezeichnet.
Zu den unterschiedlichen Bauchspeicheldrüsenenzymen zählen unter anderem
- Chymotrypsin
- Alpha-Amylase und
- Lipase.
Die Anzahl der abgegebenen Enzyme wird von Hormonen wie Cholezystokinin und Nerven wie dem Nervus vagus geregelt.
Man kann also auch von Verdauungsenzymen sprechen. Im Pankreassaft finden sich folgende Enzyme:
Pankreasenzyme, die Eiweiße spalten
- Carboxypeptidase
- Kallikrein
- Kollagenase
- Elastase
- Chymotrypsin
- Trypsin
Pankreasenzyme, die Nukleinsäuren spalten
Zu diesen zählen Desoxyribo- und Ribonukleasen.
Pankreasenzyme, die Fett spalten
- Lipase
- Phospholipase A und B
- Cholesterinesterase
Pankreasenzyme, die Kohlenhydrate spalten
Zu diesen Enzymen werden Alpha-Amylase und Glukosidasen gezählt.
Nachweis von Bauchspeicheldrüsenenzymen: Wissenswertes zu Werten von Pankreasenzymen
Labortechnisch lassen sich die Bauchspeicheldrüsenenzyme und Hormone sowohl im Blut als auch im Stuhl nachweisen. Auch der Nachweis im Urin ist bei einigen Enzymen möglich.
Normwerte von Bauchspeicheldrüsenenzymen
Ist ein Mensch gesund, wird nur eine geringe Menge an Pankreasenzymen direkt oder auf indirektem Weg über die Lymphe ins Blut gebracht. Zu den wichtigsten Bauchspeicheldrüsenenzymen zählt Amylase; ihre Konzentration gibt man in Enzymaktivitäts-Einheiten (U für Units) je Liter Substrat - Blutserum, Spontanurin oder Sammelurin - an.
Amylase-Normwerte
Die folgende Übersicht zeigt die Referenzwerte für die Amylase-Werte bei Erwachsenen:
- Blutserum: < 100 U/l
- Spontanurin: < 460 U/l
- Sammelurin: < 270 U/l
Lipase-Normwerte
Man bestimmt den Lipasewert im Blutserum. Für Erwachsene gilt ein Normwert von 13 bis 60 U/l, für Kinder beträgt er bis zu 40 U/l.
Erhöhte Werte von Bauchspeicheldrüsenenzymen - Mögliche Erkrankungen
Für die Diagnostik von Erkrankungen kann der Nachweis der Enzyme durchaus wichtig sein. So sind erhöhte Werte ein Hinweis darauf, dass eine akute oder chronische Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) vorliegt.
Verursacht wird eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse zumeist durch
- hohen Alkoholkonsum
- Erkrankungen der Gallenwege
- bestimmte Medikamente
- Infektionen oder
- operative Eingriffe.
Liegt eine Zerstörung der Pankreaszellen vor, macht sich diese erst dann durch Symptome bemerkbar, wenn die Sekretionsleistung der Drüse auf unter 20 Prozent fällt. So können bis zu einem gewissen Ausmaß Enzyme aus dem Zwölffingerdarm oder dem Magen die Funktion der Bauchspeicheldrüsenenzyme übernehmen.
Leitenzyme: Bedeutung von Lipase und Amylase in der Bauchspeicheldrüse
Eine besonders wichtige Rolle bei der Diagnostik spielen die Enzyme Amylase und Lipase. Man bestimmt sie über die Blutbahn; in den meisten Fällen wird Lipase gemessen: sie bleibt länger erhöht.
Schon einige Stunden, nachdem die ersten Symptome sich zeigen, kommt es zum Amylaseanstieg im Blut. Der höchste Wert ist nach 20 bis 30 Stunden messbar.
Ungefähr 40 Prozent der Amylase-Aktivität ist auf die Pankreasamylase zurück zu führen. Der Messwert von Amylase im Urin hat nahezu keine Bedeutung, da die Trefferquote schlecht ausfällt.
Lipase wird größtenteils in den Azinuszellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Der Anstieg der Konzentration erfolgt innerhalb eines Zeitraums von vier bis acht Stunden. Nach 8 bis 14 Tagen sinkt der Wert wieder.
Erniedrigte Werte von Bauchspeicheldrüsenenzymen - Mögliche Erkrankungen
Doch auch zu niedrige Enzym-Werte können auf eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Bauchspeicheldrüsenkrebs hinweisen. So werden bei diesen Krankheiten nicht mehr ausreichend Verdauungsenzyme hergestellt.
Was tun bei veränderten Pankreasenzym-Werten?
Bei erniedrigten Pankreasenzymen muss der Arzt die Ursache herausfinden. In den meisten Fällen wird ein Sekretin-Pankreozymin-Test durchgeführt; dabei bestimmt man die Elastase-Menge im Stuhl.
Sind die Pankreaswerte leicht erhöht, stellt dies meist keinen Grund zur Besorgnis dar. Häufig liegen funktionelle Magen-Darm-Störungen vor.
Es erfolgen Anamnese und körperliche Untersuchung. Auch Labortests können zu den Bestandteilen der Diagnose zählen.
Pankreasenzyme kaufen: Einnahme von pflanzlichen Pankreasenzymen
Im Handel findet man Pankreasenzyme in Granulat-, Tabletten- oder Kapselform. In der Regel wird dabei auf ein Pulver gesetzt, welches man aus der Bauchspeicheldrüsen von Schweinen gewinnt.
Es sind jedoch auch pflanzliche Pankreasenzyme erhältlich. Sie enthalten Protease, Amylase und Rhizolipase. Als Quelle dient der Reispilz Rhizopus oryzae.
Im Gegensatz zur Schweine-Lipase ist die Rhizolipase säurestabil. Zudem zeigt sie auch Wirkung im Dünndarm. Ein weiterer Vorteil liegt in der Spaltung von Phospholipide und Cholesterolester.
Im Folgenden gehen wir etwas detaillierter auf die unterschiedlichen Bauchspeicheldrüsenenzyme ein.
Chymotrypsin
Bei Chymotrypsin B handelt es sich um ein Verdauungsenzym der Bauchspeicheldrüse. Es ähnelt in seiner Struktur dem Enzym Trypsin, verfügt jedoch über eine milchgerinnende Wirkung.
Funktionen
Zu seinen Aufgaben gehört die Spaltung von Eiweißbausteinen. Chymotrypsin beschleunigt (katalysiert) die Hydrolyse von Eiweißen und baut sie zu Peptiden ab, welche wiederum in freie Aminosäuren gespalten werden.
Zusammen mit anderen Enzymen kann Chymotrypsin schädliche Stoffe abbauen, welche Autoimmunerkrankungen hervorrufen können. Wird es frühzeitig angewendet, linderte es zudem Entzündungen und Schmerzen. Auch die Heilung einer Gürtelrose ist möglich, wenn es zusammen mit Papain und Typsin verwendet wird.
Biochemie und Anwendung in der Medizin
Chymotrypsin entsteht in der Bauchspeicheldrüse als inaktives Chymotrypsinogen. Die Umwandlung in aktives Chymotrypsin findet erst später im Dünndarm statt.
Chymotrypsin ist eine Endopeptidase und zählt zu den Serinproteasen. In der Medizin wird Chymotrypsin auch als Wirkstoff von Enzympräparaten verwendet. Zum Einsatz kommt das Enzym vor allem gegen Thrombophlebitis.
Chymotrypsin in der Diagnostik
In früheren Jahren diente Chymotrypsin auch zur Diagnostik von Bauchspeicheldrüsenerkrankungen wie der exokrinen Pankreasinsuffizienz. Dabei bestimmte man in einer Laboruntersuchung das Chymotrypsin im Stuhl. Da jedoch die Bestimmung der Pankreas-Elastase als genauer gilt, kommt die Chymotrypsin-Bestimmung heutzutage nur noch selten zur Anwendung.
Bei der Elastase handelt es sich ebenfalls um ein Verdauungsenzym, das Bausteine von Eiweißen spaltet. Wird nicht genügend Elastase in der Bauchspeicheldrüse hergestellt, kann dies auf
- eine Pankreasinsuffizienz
- ein Pankreaskarzinom
- Hamöchromatose oder
- Mukoviszidose
hinweisen. Als Normalwerte gelten 200 Mikrogramm/g Stuhl.
Amylase
Amylase sorgt für die Aufspaltung von Polysacchariden, um diese besser verwertbar zu machen. Das Enzym findet man in der Bauchspeicheldrüse und im Speichel.
Im menschlichen Körper kommen die alpha- und die beta-Amylase vor. Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Enzym Amylase.
Lipase
Lipasen spalten Fette, so genannte Triacylglycerine (TAGs), aus der Nahrung. Wie die Amylase, wird auch die Lipase aus der Bauchspeicheldrüse in den Darm abgegeben.
Am wichtigsten für die Fettverdauung ist die Pankreaslipase. Wenn Sie sich genauer über die Lipase informieren möchten, lesen Sie unseren separaten Artikel zum Thema.
C-Peptid
Als C-Peptid bezeichnet man ein Nebenprodukt, welches bei der Insulinproduktion aus der Vorläuferversion, dem so genannten Proinsulin, entsteht. Es wird aus 31 Aminosäuren zusammengesetzt.
Im mediznischen Bereich kommt dem C-Peptid eine wichtige Rolle als Marker für die Insulinproduktion im Körper zu. Informieren Sie sich hier ausführlich über das C-Peptid.
Glucagon
Glucagon zählt zu den Peptidhormonen und entsteht in den a-Inselzellen der Bauchspeicheldrüse. Gebildet wird es aus den Vorstufen Präproglucagon und Präglucagon.
Funktionen von Glucagon
Zu den Aufgaben von Glucagon gehört die Regulierung des Blutzuckerspiegels im Organismus. Dabei agiert das Peptidhormon als Gegenspieler zu Insulin. Während Glucagon den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt, senkt das Insulin ihn wieder ab.
Auf diese Weise sorgen beide Hormone für das Gleichgewicht des Blutzuckerspiegels. Aus dem Körper wieder abgebaut wird das Glucagon in der Leber.
Verwendung zu medizinischen Zwecken
In der Medizin verabreicht man Glucagon oftmals zur Behandlung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). So wird das Hormon bei einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel (Unterzuckerung) injiziert, damit der Blutzuckerspiegel rasch wieder ansteigt.
Aber auch zur Ruhigstellung des Darms oder als Gegenmittel bei Medikamentenvergiftungen kommt es zum Einsatz. Darüber hinaus setzt man es bei Röntgenuntersuchungen des Magens ein, da sich auf diese Weise die Magenschleimhaut besser beurteilen lässt.
Glucagon-Test
Ein Glucagon-Test dient dazu, die Stimulierbarkeit der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu testen, um dadurch besser zwischen Diabetes Typ I und Diabetes Typ II unterscheiden zu können. Allerdings kommt er nur selten zur Anwendung.
Bei diesem Test wird etwas Blut entnommen, um das C-Peptid basal zu bestimmen. Dazu wird dem Blut 1 Milligramm Glucagon beigemischt. Etwa sechs Minuten später misst man den stimulierten C-Peptidspiegel. Steigt der Spiegel auf wenigstens 0,5 nmol/l an, gelten die Beta-Zellen als funktionstüchtig.