Bicarbonat (Hydrogencarbonat) - Bedeutung des Bicarbonat-Wertes
Als Bicarbonat oder Hydrogencarbonat wird das saure Salz der Kohlensäure bezeichnet. Die Bicarbonat-Ionen bilden zusammen mit der Kohlensäure das Kohlensäure-Bicarbonat-System, das ein wichtiges Puffersystem im Säure-Basen-Haushalt darstellt und für einen stabilen pH-Wert im Organismus sorgt. Durch gewisse Störungen und Erkrankungen kann es zu Abweichungen des Bicarbonat-Normalwertes kommen. Was ein zu hoher oder zu niedriger Bicarbonat-Wert zu bedeuten hat, erfahren Sie in diesem Artikel.
Worum handelt es sich bei Bicarbonat?
Als Bicarbonat wird ein einfach deprotoniertes Kohlensäure-Salz bezeichnet. Es ist auch als Hydrogencarbonat bekannt. In Verbindung mit Kohlensäure stellen die Bicarbonat-Ionen einen sogenannten Bicarbonat-Puffer, das Kohlensäure-Bicarbonat-System, dar. Dieses zählt zu den bedeutendsten Blut-Puffersystemen.
Durch das Bicarbonat kann der pH-Wert des Körpers stabil bleiben. Umfangreiche Schwankungen lassen sich ausgleichen. Das Bicarbonat sorgt als Base dafür, dass ein Ausgleich an sauren Stoffen erfolgt.
Messen lässt sich das Bicarbonat gemeinsam mit dem ph-Wert, dem Basenüberschuss (BE), dem Kohlendioxid (CO2) sowie dem Sauerstoff (O2).
Wenn das Milieu zu sauer ausfällt
Für den Fall, dass saure Stoffe als Protonen anfallen, werden diese vom Bicarbonat aufgenommen. Nach einem Zwischenschritt in Form von Kohlensäure (H2CO3) kommt es zur Herstellung von Wasser sowie von mäßig saurem Kohlendioxid. Über die Lunge atmet der Mensch das CO2 aus dem Blut wieder ab. Auf diese Weise kann sich der pH-Wert wieder normalisieren.
Wenn das Milieu zu basisch ausfällt
Kommt es im Organismus zur Entstehung einer zu großen Menge an Basen, ruft diese den Bicarbonat-Puffer ebenfalls auf den Plan. Der Körper atmet in diesem Fall weniger Kohlendioxid ab. Es erfolgt dafür gewissermaßen das rückwärtige Umwandeln des CO2 in Bicarbonat und saure Stoffe. Dieser Vorgang hat wiederum das Absinken des pH-Werts zur Folge.
Aus welchen Gründen wird der Bicarbonat-Wert bestimmt?
Für die Entstehung des Bicarbonat-Puffers ist das Bicarbonat von entscheidender Bedeutung. Daher lassen es die Ärzte bei sämtlichen Erkrankungen, die eine Veränderung des pH-Wertes hervorrufen, messen. Dazu zählen in erster Linie Stoffwechselerkrankungen oder Atemleiden.
Darüber hinaus dient das Bicarbonat in der Leber zur Produktion von Harnstoff. Leidet die Leber unter einer Erkrankung, verringert sich dadurch der Verbrauch des Bicarbonats.
Als mögliche Auslöser für Veränderungen des Bicarbonat-Wertes infrage kommen:
- Gesundheitliche Störungen von Leber, Lunge oder Niere
- Stoffwechselstörungen wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Schwere Störungen des Kreislaufs
Wann ist der Bicarbonat-Wert normal?
Zur Bestimmung des Bicarbonat-Wertes wird eine minimale Blutprobe aus einer Arterie des Patienten entnommen. Als Normalwert gelten 22 bis 26 mmol/l.
Allerdings sind von Labor zu Labor Abweichungen möglich. Als weiterer wichtiger Faktor gilt das Lebensalter der betroffenen Person. So fällt gerade bei neugeborenen Kindern der Bicarbonat-Wert niedriger aus.
Wenn der Bicarbonat-Wert zu niedrig ist
Zu erniedrigten Bicarbonat-Werten kommt es, wenn durch den Organismus eine metabolische Azidose gepuffert werden soll. Von einer metabolischen Azidose ist die Rede, wenn der pH-Wert zu niedrig ausfällt, wodurch wiederum das Blut zu sauer bzw. azidotisch wird. Gleichzeitig verbraucht der Körper deutlich mehr Bicarbonat und atmet größere Mengen an CO2 über die Lunge ab. Häufig zeigt sich eine metabolische Azidose im Rahmen einer Stoffwechselentgleisung, wenn der Betroffene unter Diabetes leidet.
Weitere denkbare Auslöser sind eine verstärkte Konzentration an Lactat, wenn die Muskeln schwere Arbeit leisten müssen, sowie eine pathologische Herstellung des Bicarbonats innerhalb der Bauchspeicheldrüse.
Wenn der Bicarbonat-Wert zu hoch ist
Fällt der Bicarbonat-Wert zu hoch aus, sprechen die Mediziner in der Regel von einer metabolischen Alkalose. Ein erhöhter Wert tritt auf, wenn der pH-Wert zu hoch ausfällt. Außerdem ist das Blut zu basisch. Um diesen Vorgang auszugleichen, wird CO2 vom Organismus zurückgehalten. Stattdessen wandelt er es in Bicarbonat sowie saures H+ um.
Häufigster Grund für den Verlust von Säure ist intensives Erbrechen.
Was geschieht, wenn Veränderungen des Bicarbonat-Wertes auftreten?
Schwankungen sind bei einer Puffersubstanz wie Bicarbonat nicht weiter ungewöhnlich. Sie entstehen durch das Ausgleichen des pH-Werts durch die Atmung. Normalerweise beteiligen sich auch andere Puffersysteme des Organismus an dieser komplizierten Regulation. Eine medizinische Behandlung ist daher in der Regel nicht erforderlich.
Leidet die betroffene Person jedoch unter einer schweren Erkrankung oder liegt ein medizinischer Notfall vor, kann der Körper keine Regulierung von Bicarbonat und pH-Wert durch die Atmung durchführen. Um vermehrt Bicarbonat auszuscheiden, verabreichen die Ärzte oftmals Chlorid. Dies führt zumeist zum Rückgang der Werte.
Besteht ein umgekehrter Fall, sodass der Bicarbonat-Wert zu niedrig ausfällt, sorgen die besonderen Puffersubstanzen für den Anstieg des Bicarbonats.