Cholinesterase - Merkmale, Bedeutung und Werte

Bei Cholinesterase (ChE) handelt es sich um ein Enzym, welches Cholinester, bestimmte chemische Verbindungen, spaltet. Dabei gibt es zwei Unterformen; eine davon, die Pseudocholinesterase, lässt sich im Blut nachweisen. Sie wird in der Leber gebildet. Sie ist wichtig für die Beurteilung der Leberfunktion. Lesen Sie alles Wissenswerte über Merkmale, Bedeutung und Werte der Cholinesterase.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Cholinesterase (ChE) in der Leber - Merkmale und Bedeutung

Das Enzym Cholinesterase (ChE) entsteht in der Leber. Zu seinen Funktionen gehört die Übertragung von Impulsen auf die Leber durch die Spaltung des Botenstoffs Acetylcholin. In der Labordiagnostik dient das Enzym als wichtiger Marker, um die Leberfunktion zu beurteilen.

Acetylcholinesterase und Pseudocholinesterase

Man untercheidet zwei Unterformen der Cholinesterase: ChE I sowie ChE II bzw. Acetlycholinesterase und Pseudocholinesterase. Lediglich die Pseudocholinesterase lässt sich im Blut bestimmen.

Bedeutung der Cholinesterase I (Acetylcholinesterase)

Die Cholinesterase findet sich in

  • den roten Blutkörperchen
  • den Muskelzellen
  • der grauen Hirnsubstanz
  • der Milz und
  • der Lunge.

Sie ist wichtig für die Signalweiterleitung in den Synapsen. Im Bereich der Alhzeimertherapie verwendet man Arzneimittel zur Hemmung der ChE I.

Bestimmung: Wissenswertes zu Cholinesterase-Werten

In der Medizin misst man die Aktivität der Cholinesterase bei Verdacht auf einen Leberschaden. Zu den typischen Symptomen zählen dabei etwa

  • Gelbfärbung der Haut
  • eine vergrößerte Milz
  • Zunahme des Bauchumfangs: eine tastbare Vergrößerung der Leber
  • Juckreiz
  • Rötung von Handflächen/Fußsohlen
  • sichtbare Venen im Bereich des Nabels
  • dünne, pergamentartige Haut

Hinzu kommen unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Bauchschmerzen.

Ebenso werden die Werte zur Überprüfung des Verlaufs von Leberkrankheiten bestimmt.

Cholinesterase-Normwerte

Die normalen Cholinesterasewerte hängen vom Geschlecht und zum Teil auch vom Lebensalter ab. Außerdem spielen die unterschiedlichen Messmethoden, die zur Anwendung kommen, eine Rolle. Die Werte werden in U/l = Enzymeinheiten pro Liter angegeben.

Für das weibliche Geschlecht gilt:

  • bis 15 Jahre: 5.320 - 12.920 U/l
  • 16 bis 17 Jahre: 4.250 - 11.250 U/l
  • 18 bis 40 Jahre: 4.260 - 11.250 U/l
  • über 40 Jahre: 5.320 - 12.920 U/l
  • Schwangerschaft: 3.650 - 9.120 U/l

Die Normwerte für das männliche Geschlecht lauten:

  • bis 15 Jahre: 5.320 - 12.920 U/l
  • 16 bis 17 Jahre: 4.260 - 11.250 U/l
  • ab 18 Jahre: 5.320 - 12.920 U/l

Erhöhte Cholinesterase-Werte: Mögliche Erkrankungen

Zu erhöhten ChE-Werten kommt es zumeist durch

Cholinesterasemangel: Zu niedrige Cholinesterase-Werte

Aber auch zu niedrige Werte können ein Hinweis auf bestimmte Erkrankungen sein. Bei einem Cholinesterasemangel ist die Leberfunktion eingeschränkt. Mögliche Ursachen sind

  • Hepatitis
  • ein akutes oder chronisches Leberversagen
  • Leberzirrhose
  • Stauungsleber bei Rechtsherzinsuffizienz
  • Lebertumore oder Lebermetastasen
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Nierenversagen mit Dialysepflicht
  • ein schlechter Ernährungszustand
  • toxische Leberschäden durch Pilzgifte oder Alkohol
  • akute Vergiftungen oder
  • angeborener Cholinesterasemangel.

Letzterer ist beim Verabreichen einer Narkose von Wichtigkeit. So werden bestimmte Medikamente, die der Patient im Rahmen einer Narkose zur Entspannung der Muskeln erhält, bei Cholinesterasemangel langsamer abgebaut. Im schlimmsten Fall besteht deswegen die Gefahr einer Atemlähmung, sodass eine künstliche Beatmung erforderlich ist.

Zu niedrige Cholinesterase-Werte durch Medikamente

Durch bestimmte Medikamente kann die Bildung der Cholinesterase gehemmt werden. Zu diesen zählen beispielsweise

  • der Betablocker Propranolol
  • das Benzodiazepin Diazepam
  • Physostigmin
  • Steroide
  • Verhütungsmittel und
  • Östrogenpräparate.