MCH, MCHC, MCV, RDW - Bestimmung und Bedeutung der Erythrozytenindizes

MCH, MCHC, MCV und RDW sind Erythrozytenparameter und von großer Bedeutung bei der Differentialdiagnostik einer Anämie. Die Erythrozytenindizes geben Aufschluss über die Funktionsfähigkeit der Erythrozyten im Blut. Durch sie lassen sich Größe der Erythrozyten, Hämoglobinkonzentration und Hämoglobinmenge ermitteln. Lesen Sie hier alles Wichtige rund um die Erythrozytenindizes.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich bei MCH, MCHC, MCV und RDW?

Bei den Laborwerten MCH, MCHC, MCV und RDW (EVB) handelt es sich um sogenannte Erythrozytenindizes. Wird ein kleines Blutbild erstellt, um Aufbau und Funktionen der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) zu untersuchen, werden diese Werte beleuchtet, um Erkenntnisse über die Ursachen einer Anämie zu gewinnen.

Die roten Blutkörperchen haben für einen gesunden Organismus eine überaus wichtige Bedeutung. So sorgen sie mithilfe von Hämoglobin für das Weiterleiten von Sauerstoff. Durch diesen Vorgang erhalten die Körperzellen Energie. Kommt es an den roten Blutkörperchen zu Veränderungen, kann dies deutliche Auswirkungen auf die Organe haben. Durch die Erythrozytenindizes MCH, MCHC, MCV und RDW sind genauere Untersuchungen möglich.

Erythrozytenindizes

MCH

MCH steht als Abkürzung für den englischen Begriff "Mean Corpsular Haemoglobin". Die deutsche Bezeichnung lautet Hämoglobinmenge pro Erythrozyt. Mit diesem Wert wird angegeben, wie der durchschnittliche Hämoglobingehalt eines roten Blutkörperchens ausfällt. Mitunter findet anstelle von MCH auch die Bezeichnung HbE-Wert Verwendung.

MCHC

MCHC ist das Kürzel für "Mean Corpsular Haemoglobin Concentratio" und bedeutet mittlere Hämoglobinkonzentration. Das MCHC zeigt die Menge des Hämoglobins innerhalb einer bestimmten Blutmenge an.

MCV

MCV bedeutet "Mean Corpsular Volume". Gemeint ist damit das mittlere Erythrozytenvolumen. Mit diesem Wert wird die Durchschnittszellgröße der Erythrozyten angegeben.

In den meisten Fällen findet eine Veränderung des MCV-Wertes gleichzeitig mit Veränderungen des MCH-Wertes statt. Fällt der MCV-Wert zu niedrig aus, trifft dies in der Regel auch auf den MCH-Wert zu.

RDW (EVB)

Das Kürzel RDW bedeutet "Red Cell Distribution Width". In deutscher Übersetzung kommt häufig auch die Abkürzung EVB zur Anwendung, womit Erythrozytenverteilungsbreite gemeint ist. Durch den RDW- bzw. EVB-Wert lässt sich die Höhe des Anteils der normal gebildeten roten Blutkörperchen bestimmen. Dabei handelt es sich um ihre Größenstreuung.

Bei den meisten Laborgeräten, die bei einer Blutanalyse eingesetzt werden, erfolgt nicht die Berechnung des RDW-Wertes, sondern der Statistikgrößen RDW-CV und RDW-SD.

Beim RDW-CV handelt es sich um den Variationskoeffizienten der Größe der roten Blutkörperchen. Seine Angabe erfolgt in Prozent. Bei seiner Berechnung multipliziert das Labor die Standardabweichung der Größe der roten Blutkörperchen mit 100. Anschließend wird das Resultat durch MCV dividiert.

Die RDW-SD stellt das Maß für die Variabilität der Größe der roten Blutkörperchen dar.

Zu welchem Zweck werden die Erythrozytenindizes bestimmt?

Sind im Blut zu wenige rote Blutkörperchen vorhanden, sprechen die Ärzte von einer Anämie (Blutarmut), die aus den verschiedensten Gründen entstehen kann. Um die richtige Ursache festzustellen, gilt das Bestimmen der Blutwerte MCH, MCHC, MCV und RDW als sinnvoll.

Normalwerte der Erythrozytenindizes

Die Normalwerte von MCH, MCHC und MCV fallen oft unterschiedlich aus. So unterliegen sie häufig äußeren Einwirkungen sowie tageszeitlichen Schwankungen. Außerdem bestehen Unterschiede zwischen den einzelnen Laboratorien. Um die Werte genauer zu klären, sollte ein Gespräch mit dem Arzt geführt werden.

  • MCV-Normalwert: 85 bis 98 Femtoliter (fl) bei erwachsenen Männern und Frauen
  • MCHC-Normalwert: 32 bis 36 Gramm pro Deziliter Blut (g/dl) bei erwachsenen Personen
  • MCV-Normalwert: 24 bis 34 Pikogramm (pg) bei Erwachsenen
  • RDW-Normalwert: 11,9 bis 14,5 Prozent für alle Altersstufen

Zu niedrige Erythrozytenindex-Werte

Liegen der MCH-Wert sowie der MCV-Wert zu niedrig, gilt dies als Hinweis auf eine hypochrome mikrozytäre Anämie. Gemeint ist damit eine Blutarmut, in deren Rahmen sich die roten Blutkörperchen sehr klein und blass zeigen. Ausgelöst wird diese Anämieform aufgrund von Eisenmangel. Mitunter fällt dabei auch der MCHC-Wert zu niedrig aus, während der RDW-Wert ansteigt.

Manchmal steckt als Ursache auch eine Thalassämie hinter der Blutarmut, bei der es zu Störungen der Hämoglobinbildung kommt.

Zu hohe Erythrozytenindex-Werte

Steigen sowohl der MCH-Wert als auch der MCV-Wert zur selben Zeit an, weist dies auf eine hyperchrome makrozytäre Anämie hin. Die roten Blutkörperchen werden dadurch größer und färben sich stark, weil mehr Hämoglobin vorhanden ist. Als Auslöser kommt zumeist ein Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 in Betracht. Die Mediziner sprechen bei einer Blutarmut durch Vitamin-B12-Mangel auch von einer perniziösen Anämie. Für den Anstieg des MCH-Wertes kann zudem Alkoholmissbrauch verantwortlich sein.

Im Falle eines gleichzeitigen Anstiegs von MCH und MCHC kann eine Kugelzellanämie vorliegen. Diese Anämievariante ist bereits angeboren. Zu ihren Besonderheiten gehört, dass die Erythrozyten, die sonst eher flach sind, eine kugelige Form annehmen.

Ist neben dem MCH- sowie dem MCHC-Wert außerdem der MCV-Wert erhöht, gilt dies als Indiz für Messungsstörungen, die durch spezielle Antikörper entstehen. Sie werden als Kälteagglutinine bezeichnet und bewirken das Verklumpen der roten Blutkörperchen. Dies hat wiederum eine Volumenerhöhung zur Folge und die Anzahl der Erythrozyten fällt zu niedrig aus. Es ist jedoch möglich, die Blutprobe zu erwärmen und eine weitere Messung vorzunehmen. In der Regel bewegen sich die Messwerte dann wieder in normalen Regionen.

Zu einem Anstieg des RDW-Wertes kann es durch Eisenmangel, Folsäuremangel oder Vitamin-B12-Mangel sowie krankhafte Hämoglobinopathien kommen. Weiterhin steigt der RDW-Wert im Falle einer Osteomyelofibrose sowie bei Auflösungen der roten Blutkörperchen durch das Immunsystem an.

Behandlung bei Veränderungen der Erythrozytenindex-Werte

Die Behandlung von Veränderungen am MCH,- MCHC, MCV- oder RDW-Wert hängt von der auslösenden Ursache ab. Liegen zum Beispiel Mangelerscheinungen vor, erhält der Patient den jeweiligen Stoff durch die Einnahme von Tabletten, um den Mangel auszugleichen. Bei einer intensiven Blutarmut kann mitunter auch eine Bluttransfusion erforderlich sein.

Mithilfe von Kontrolluntersuchungen stellt der Arzt fest, ob die Behandlung erfolgreich verläuft und sich die Werte MCH, MCHC, MCV und RDW wieder im Normalbereich einpendeln.

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