Fibrinogen - Bedeutung des Fibrinogen-Wertes
Fibrinogen ist ein Glykoprotein und wird auch als "Gerinnungsfaktor I" bezeichnet. Es wird in der Leber gebildet und von dort ins Blut abgegeben. Fibrinogen stellt eine Vorstufe des Fibrin dar, das maßgeblich an der Blutgerinnung beteiligt ist. Sowohl ein zu hoher als auch zu niedriger Fibrinogen-Wert hat somit Einfluss auf die Blutgerinnung und kann auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Mehr über das Glykoprotein Fibrinogen und deren Werte lesen Sie in dieserm Artikel.
Worum handelt es sich beim Fibrinogen?
Das Fibrinogen zählt zu den Gerinnungseiweißen und trägt die Bezeichnung Faktor I oder Gerinnungsfaktor I. Es gilt als bedeutender Baustein für die Blutgerinnung. Darüber hinaus lässt sich das Fibrinogen als Blutprodukt verwenden. Dabei dient es zur Gerinnungssubstitution.
Bei der Blutgerinnung erfolgt durch das Enzym Thrombin (Faktor IIa) sowie Kalzium (Faktor IV) die Umwandlung des Fibrinogens in Fibrin, das gemeinsam mit anderen zellulären Blutelementen wie den Thrombozyten (Blutplättchen) den Thrombus bildet. Fibrin entsteht an Gefäßen, an denen eine Verletzung auftritt und umgibt den Thrombozytenpfropf wie ein Netz. Das Fibrin wirkt gewissermaßen wie ein Klebstoff. Seine Fasern bilden das netzartige Gebilde zusammen mit den Thrombozyten. Auf diese Weise kommt es zum Stillstand der Blutung und die Wunde kann verschlossen werden.
Zu welchem Zweck wird der Fibrinogen-Wert bestimmt?
Das Bestimmen des Fibrinogen-Wertes kann notwendig sein, wenn der Verdacht besteht, dass der Patient unter einem Mangel an Fibrinogen leidet. In manchen Fällen ist er bereits angeboren, ebenso sind aber auch erworbene Mangelerscheinungen aufgrund einer Beeinträchtigung der Leber möglich.
Weitere Gründe für eine Bestimmung des Fibrinogen-Wertes:
- Verdacht auf eine Verbrauchskoagulopathie
- das Überwachen einer Substitutionstherapie, in deren Rahmen der Patient Fibrinogen erhält
- die Kontrolle einer Behandlung mit Fibrinogen, um ein Blutgerinnsel aufzulösen
- Verdacht auf eine Akute-Phasen-Reaktion, die eine systemische Reaktion des Organismus auf Gewebebeeinträchtigungen oder Infektionen darstellt
Der Fibrinogen-Wert zählt allerdings nicht zu den konventionellen Parametern bei einer Vorsorgeuntersuchung oder einem Blutbild. Nur wenn Hinweise auf eine Störung der Blutgerinnung bestehen, wird er ermittelt. Seine Bestimmung kann außerdem bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen stattfinden. So liefert er als Entzündungsmarker wichtige Hinweise über den Krankheitsverlauf, was hilfreich zur Abstimmung der Therapie ist.
Im Unterschied zu den anderen Blutgerinnungsfaktoren verfügt das Fibrinogen über eine verhältnismäßig gute Stabilität. Bei Raumtemperatur hält sich das Protein etwa acht Stunden. Wird es gekühlt, beträgt seine Haltbarkeit sogar einige Tage.
Messmethoden
Die Konzentration des Fibrinogens im Blutplasma lässt sich mit verschiedenen Verfahren bestimmen. Am häufigsten zur Anwendung kommt die Methode nach CLAUSS. Bei diesem Verfahren findet die Verdünnung des Plasmas statt. Seine Gerinnung erfolgt durch Thrombin im Überschuss. Die Zeit der Blutgerinnung verläuft umgekehrt zur Konzentration des Fibrinogens. Des Weiteren kann die Bestimmung per Immunessay erfolgen.
Wann ist der Fibrinogen-Wert normal?
Als normaler Fibrinogen-Wert gelten 1,8 bis 3,5 g/l (Gramm pro Liter). Es kann auch die Maßeinheit mg/dl (Milligramm pro Deziliter) zur Anwendung gelangen.
Je nach Labor und Analyseverfahren sind jedoch Abweichungen der Werte nicht auszuschließen. Darüber hinaus spielen auch Faktoren wie das Geschlecht oder das Lebensalter des Patienten, die Einnahme von Medikamenten, Nikotin- oder Alkoholkonsum, Stress, Übergewicht und Blutdruck eine Rolle beim Bestimmen des Wertes.
Wann fällt der Fibrinogen-Wert zu niedrig aus?
Niedrige Fibrinogen-Werte können sowohl auf einen verstärkten Verbrauch des Glykoproteins als auch auf seine unzureichende Herstellung zurückzuführen sein. Häufigste Auslöser für einen zu niedrigen Fibrinogen-Wert sind:
- Störungen der Fibrinogenherstellung in der Leber aufgrund einer Leberzirrhose, Hepatitis, Alkoholmissbrauch oder Pilzvergiftungen
- umfangreiche Blutverluste
- angeborene Blutgerinnungsstörungen, die einen Fibrinogenmangel hervorrufen
- Schockzustände
- ein Herzinfarkt
- eine Therapie mit blutgerinnungslösenden Arzneimitteln
- eine Chemotherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen
Bei neugeborenen Kindern ist generell weniger Fibrinogen vorhanden als bei erwachsenen Menschen. Dies ist jedoch weder ungewöhnlich noch besorgniserregend.
Wann fällt der Fibrinogen-Wert zu hoch aus?
Weil es sich beim Fibrinogen um ein Akute-Phasen-Protein handelt, kommt es bei speziellen Situationen bei einer systemischen Körperreaktion zu dessen Anstieg. Verantwortlich dafür sind vor allem:
- Infektionen
- eine Nierenschwäche
- eine Urämie (Harnvergiftung)
- chronisch-entzündliche Leiden wie Morbus Crohn oder Rheuma
- Verbrennungen
- Tumorerkrankungen
- Verletzungen oder operative Eingriffe
- Stoffwechselentgleisungen durch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Der Fibrinogen-Wert steigt ferner zu Beginn einer Verbrauchskoagulopathie (Disseminierte intravasale Koagulopathie, kurz DIC) an. Im weiteren Krankheitsverlauf bildet sich der Wert jedoch kontinuierlich zurück und fällt mitunter sogar unter die normalen Werte.
Was geschieht bei Veränderungen des Fibrinogen-Wertes?
Sinkt der Fibrinogen-Wert im Blut auf weniger als 100 mg/dl ab, drohen Blutungen, die sich manchmal nur schwer unter Kontrolle bringen lassen. Erweist sich der Fibrinogenspiegel vor einem geplanten chirurgischen Eingriff als zu niedrig, gilt es vor der Durchführung die auslösende Ursache herauszufinden. Dabei ist es wichtig, dass keine Fibrinogenmangelstörung vorliegt.
Ein erhöhter Fibrinogenwert ist zumeist auf chronische Krankheiten zurückzuführen. In diesem Fall ist eine angemessene Einstellung erforderlich. Bei der Zuckerkrankheit müssen dann die Medikamente passend dosiert werden. Leidet der Patient unter einer Nierenschwäche, ist eine Dialyse sinnvoll.
Für den Fall, dass die Fibrinogenwerte auf Dauer zu hoch ausfallen, besteht die Gefahr eines Schlaganfalls oder von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.