Geschlechtshormone - Geschlechtsspezifische Hormone zur Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen
Als Geschlechtshormone bezeichnet man die Sexualhormone von Mann und Frau. Zu ihren Aufgaben gehören die Ausbildung von Geschlechtsmerkmalen und die Fortpflanzung. So übernehmen sie zahlreiche wichtige Funktionen im Körper. Als einheitliche Stoffklasse gelten sie nicht; unter anderem zählen spezielle Proteine sowie Steroidhormone dazu. Verschaffen Sie sich einen Überblick über unterschiedliche Geschlechtshormone und deren Aufgaben.
Unter Geschlechtshormonen oder Sexualhormonen versteht man Hormone, die von
- der Nebennierenrinde
- den Gonaden
- der Plazenta
hergestellt werden. Die Hormone sind wichtig für die Fortpflanzung und die Ausbildung der Geschlechtsmerkmale. Des Weiteren haben sie auch nicht sexualspezifische Wirkungen.
Bei Sexualhormonen handelt es sich nicht um eine einheitliche Stoffklasse. So zählen unter anderem Steroidhormone sowie spezielle Proteine zu ihnen.
Sexualhormone bei Mann und Frau
Geschlechtsspezifische Sexualhormone gibt es eigentlich nicht, auch wenn bestimmte Hormone speziell dem Mann oder der Frau zugerechnet werden. Es bestehen jedoch zwischen den Geschlechtern erhebliche Unterschiede, was die Menge der produzierten Sexualhormone und die Reaktivität des Organismus anbelangt.
Daher unterscheidet man zwischen
- den Sexualhormonen der Frau, zu denen vor allem Estrogene bzw. Östrogene, Gestagene und hCG gehören, sowie
- den Sexualhormonen des Mannes wie Androgene und Gonadoliberin.
- Für beide Geschlechter von großer Bedeutung sind das Follikelstimulierende Hormon (FSH) sowie das Luteinisierende Hormon (LH).
Im Folgenden gehen wir auf die Sexualhormone der Frau ein...
Estrogene (Östrogene)
Estrogene, die man auch als Östrogene oder Follikelhormone bezeichnet, gelten als wichtigste Sexualhormone der Frau. Sie zählen zur Klasse der Steroidhormone.
Durch die Östrogene kommt es zur Entwicklung der Geschlechtsmerkmale. Auch bei der Reifung der Eizelle spielen sie eine Rolle.
Man unterscheidet zwischen natürlichen und synthetischen Estrogene. Hier informieren wir genauer über diese Hormone.
Gestagene (Gelbkörperhormone)
Neben den Östrogenen sind die Gestagene oder Gelbkörperhormone die wichtigsten Sexualhormone einer Frau. Zu den bedeutendsten Gelbkörperhormonen zählen
- Progesteron
- Pregnenolon und
- Pregnandiol.
Von der Wirkungsweise her ähneln die synthetischen Gelbkörperhormone dem körpereigenen Progesteron, welches letzterem auch die Bezeichnung körpereigenes Gestagen eingebracht hat.
Synthetische Gestagene kommen im medizinischen Bereich besonders auch im Rahmen der Verhütung zum Einsatz. Lesen Sie hier weiter über alles Wissenswerte rund um Gestagene.
hCG
Auch das hcG zählt zu den Sexualhormonen der Frau. Es ist die Abkürzung von Humanes Choriongonadotropin. Dieses spezielle Hormon entsteht während der Schwangerschaft und bewirkt deren Aufrechterhaltung. Gebildet wird es in der Plazenta vom Synzytiotrophoblast.
Funktionen des hCGs
In der Anfangsphase einer Schwangerschaft bereitet das hyperglycosylierte hCG, eine spezielle Form des humanen Choriongonadotropins, das Einnisten der Blastozyste vor. Kommt es zum Kontakt mit der Schleimhaut der Gebärmutter, bilden sich einige Trophoblastzellen zum Synzytiotrophoblasten aus. In diesem findet dann die Herstellung des aktiven hCG statt.
Weiterhin entsteht das primäre Chorion, das die Frühform des kindlichen Plazentaanteils darstellt. Durch das hCG wird der Gelbkörper im Eierstock dazu angeregt, das Hormon Progesteron auszuschütten.
Das Progesteron wiederum baut die Gebärmutterschleimhaut auf und sendet an die Eierstöcke das Signal, keine weiteren Eisprünge vorzunehmen. Der Gelbkörper geht nicht zugrunde und schüttet weiterhin Progesteron aus, wodurch die monatliche Regelblutung unterbleibt.
Die Konzentration des hCG nimmt in den ersten Schwangerschaftswochen schrittweise zu. So kommt es etwa alle zwei Tage zu einer Verdopplung der Hormonwerte.
Zwischen der 8. und 10. Schwangerschaftswoche erreicht die hCG-Konzentration ihren Höhepunkt. Anschließend sinken die hCG-Werte allmählich wieder ab.
Therapeutische Anwendung von hCG
Das Hormon hCG lässt sich auch für therapeutische Zwecke verwenden. So kommt es bei Frauen zur Behandlung von Amenorrhö (Ausbleiben der Regelblutung) zum Einsatz. Doch auch beim männlichen Geschlecht lässt es sich bei Zeugungsunfähigkeit oder einem fehlerhaften Abstieg des Hodens einsetzen.
Als nächstes folgen die Sexualhormone des Mannes...
Androgene
Androgene, meist Steoridhormone, sind zuständig für die Steuerung der männlichen Geschlechtsmerkmale. Durch Bindung an Androgenrezeptoren können Entwicklung sowie Erhaltung der männlichen sekundären Geschlechtsmerkmale - wie Bartwuchs oder eine tiefere Stimme - kontrolliert werden.
Die Bildung der Androgene erfolgt in den Hoden sowie in der Nebennierenrinde. Zu den wichtigsten Vertretern gehört Testosteron. Informieren Sie sich hier genauer über Arten und Wirkung von Androgenen.
Gonadoliberin
Bei Gonadoliberin handelt es sich um ein Sexualhormon des Mannes, das im Hypothalamus entsteht. Es stimuliert die Sekretion und Synthese der Gonadotropine im Hypophysenvorderlappen.
Entstehung von Gonadoliberin
Gonadoliberin wird auch als
- Gonadotropin Releasing-Hormon 1 (GnRH1)
- Gonadorelin, follikelstimulierndes Hormon Releasing-Hormon (FSH-RH) oder
- luteinisierendes Hormon Releasing-Hormon (LH-RH)
bezeichnet. Im Hypothalamus (Hirnanhangsdrüse) erfolgt die Synthetisierung des Gonadoliberins. Anschließend geben die Neuronen des Hypothalamus es ins Blut ab.
Wirkung von Gonadoliberin
Zu den Aufgaben von Gonadoliberin gehört es, die Hirnanhangsdrüse zur Ausschüttung der wichtigen Hormone LH und FSH anzuregen. Diese dienen zur Regulierung der Eierstock- und Hodenfunktionen.
Die Wirkung des Hormons kommt im Hypophysenvorderlappen durch die Bindung an einen Rezeptor, der an ein G-Protein gekoppelt ist, zustande. Wird dieser Rezeptor aktiviert, führt dies zu einem Anstieg an Calcium-Ionen, was wiederum die Hormonwirkung zur Folge hat.
Anwendung in der Medizin
Gonadoliberin lässt sich auch für medizinische Zwecke verwenden. So verabreicht man das Hormon bei Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen. Auf diese Weise soll der Eisprung im Eierstock ausgelöst werden. Darüber hinaus kommt Gonadoliberin auch zur Behandlung von Prostatakrebs und Brustkrebs zum Einsatz.
Zwei weitere wichtige Sexualhormone sind das follikelstimulierende Hormon sowie das luteinisierende Hormon. Sie haben sowohl bei Frauen als auch bei Männern wichtige Funktionen.
FSH
FSH ist die Abkürzung für follikelstimulierendes Hormon. Dieses Sexualhormon wird bei Mann und Frau in der Adenohypophyse, dem Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse, gebildet.
Funktionen des FSH
Bei Frauen sorgt das follikelstimulierende Hormon in der Anfangsphase des monatlichen Zyklus für die Reifung des Follikels. Außerdem bewirkt es das Eizellenwachstum im Eierstock.
Auch bei Männern spielt das Hormon eine bedeutende Rolle. So stimuliert es die Aktivität der Sertoli-Zellen. Diese sind wichtig für die Spermienbildung (Spermatogenese). Geregelt wird die Ausschüttung des FSH durch das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH).
Therapeutische Verwendung des FSH
Das follikelstimulierende Hormon lässt sich auch zur Behandlung eines unerfüllten Kinderwunsches einsetzen. Zu diesem Zweck verwendet man den Wirkstoff Follitropin alfa, der in Struktur und Wirkung dem körpereigenen FSH gleicht.
So sorgt er dafür, dass die Keimzellen von Mann und Frau reifen können. Allerdings benötigen beide Geschlechter dazu auch das luteinisierende Hormon (LH) zur Reifung der Geschlechtszellen. Mehr Informationen zum FSH erhalten Sie hier.
LH
LH steht für luteinisierendes Hormon, auch gelbfärbendes Hormon oder Lutropin genannt. Es ist überaus wichtig für die Fortpflanzung.
Funktionen des LH
Das luteinisierende Hormon hat wichtige Funktionen für beide Geschlechter. So sorgt es zusammen mit dem follikelstimulierenden Hormon dafür, dass die Geschlechtszellen produziert werden und reifen können.
Bei Männern regt das luteinisierende Hormon die Sekretion und Synthese innerhalb der Leydig-Zellen in den Hoden an. Bei Frauen dient das LH zum Regulieren des Menstruationszyklus.
In der ersten Hälfte des Zyklus fördert das Hormon die Herstellung von Östrogenen. In der Mitte des Zyklus bewirkt das LH die Bildung eines Gelbkörpers, der rund acht Tage besteht. Durch den Gelbkörper wird wiederum Progesteron hergestellt.
Die Bildung des luteinisierenden Hormons erfolgt im Hypophysenvorderlappen. Zuvor findet eine Stimulierung durch das Releasing-Hormon Gonadotropin statt.
Störungen des Hormonhaushalts
In manchen Fällen können Störungen des Hormonhaushalts auftreten, wodurch erhebliche Auswirkungen auf den Körper möglich sind. Männliche und weibliche Geschlechtshormone werden bei beiden Geschlechtern in unterschiedlicher Menge produziert. Kommt es zu einer Störung des normalen Mengenverhältnisses, hat dies Folgen für die Entwicklung des Körpers.
Hirsutismus
Tritt z.B. bei einer Frau langfristig ein erhöhter Testosteronspiegel auf, kann dies zu Hirsutismus führen. Bei den betroffenen Frauen kommt es dann zu verstärkter Behaarung im Gesicht, an den Beinen und sogar am ganzen Körper. Außerdem kann schwere Akne auftreten. Um Hirsutismus entgegenzuwirken, wird zumeist die Antibabypille verschrieben.
Testosteronmangel
Durch die Östrogene und Gestagene, die in dem Arzneimittel enthalten sind, wird die Testosteronproduktion in den Eierstöcken reduziert. Darüber hinaus wird das Testosteron im Körper gebunden und unwirksam gemacht.
Bei Männern kann es wiederum durch Testosteronmangel zu körperlichen Veränderungen kommen, wodurch der Betroffene in manchen Fällen verweiblicht wirkt. Als Ausgleich werden Testosteronpräparate oder andere Hormonmittel verabreicht. Ein Mangel an Testosteron kann bei Männern aber auch zum Nachlassen der Libido führen und eine Hormonbehandlung erforderlich machen.
Ein schwindender Hormonspiegel im Alter
Die natürlichen Alterungsprozesse machen auch vor den Sexualhormonen nicht halt: sind diese beispielsweise zur Pubertät in voller Blüte, nehmen sie im höheren Lebensalter zunehmend ab.
Dabei ist das Zusammenspiel der einzelnen Hormone äußerst komplex. Wir beschränken uns hier daher auf die wichtigsten Sexualhormone - das Östrogen bei der Frau und das Testosteron beim Mann. Die Zuordnung ist übrigens auch nur teilweise richtig, denn beide Sexualhormone kommen in deutlich niedrigerer Konzentration auch beim jeweils anderen Geschlecht vor.
Symptome der niedrigeren Hormonkonzentration
Beide Sexualhormone gelten als regelrechter "Jungbrunnen". Eine optimale Konzentration sorgt dafür, dass wir uns frisch und fit fühlen, die Haut straff und fest wirkt und auch die sexuelle Lust stimmt.
Die Abnahme der Hormonkonzentration im Alter bemerken Betroffene sehr schnell: Plötzlich nimmt die Libido ab, häufig ist man sexuell deutlich weniger aktiv. Hinzu kann
- eine allgemeine Müdigkeit und
- Antriebslosigkeit bis hin zur
- Lethargie
kommen. Auch im äußeren Erscheinungsbild macht sich der schwindende Hormonspiegel bemerkbar: fahle, trockene Haut oder auch eine Gewichtszunahme können Hinweise auf verminderte Sexualhormone im Blut sein.
Umgekehrt kann ein Hormonmangel übrigens auch das Gegenteil bewirken: erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität, die bei Frauen typischen Hitzewallungen oder Herzklopfen sind mögliche Folgen der hormonellen Umstellung.
Der Zeitpunkt für diese Umstellung und somit eine Verminderung des Sexualhormonspiegels wird etwa um das 50. Lebensjahr herum vermutet. Abhängig von individuellen Faktoren kann die Menopause (bei der Frau) bzw. die Andropause (beim Mann) jedoch auch früher oder später eintreten.
Für besseres Wohlbefinden
Um dieser ganz natürlichen Umstellung zu begegnen, gibt es einige Möglichkeiten: eine erhöhte körperliche Aktivität bringt den Körper wieder auf Trab und schützt vor Müdigkeit; eine ausgewogene Ernährung kann ebenfalls einen wertvollen Beitrag zum Wohlbefinden leisten.
Darüber hinaus helfen Gespräche mit guten Freunden, bei gesundheitlichen Problemen mit einem Arzt des Vertrauens. Dieser kann unter Umständen auch eine Hormontherapie verschreiben; einige Präparate sind darüber hinaus auch rezeptfrei erhältlich.
Grundsätzlich jedoch ist Vorsicht geboten, da der Hormonhaushalt vom Körper reguliert wird - und eine Verminderung mit zunehmendem Lebensalter ganz natürlich ist. Bis man sich an die Umstellung gewöhnt hat, wird daher meist ein wenig Zeit vergehen.
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