Gestagene - Merkmale, Bedeutung und Werte
Unter Gestagenen, auch Gelbkörperhormone oder Schwangerschaftshormone genannt, versteht man Substanzen, deren Funktionen in der Entstehung sowie der Erhaltung einer Schwangerschaft dienen. Sie zählen zu den wichtigsten Klassen der weiblichen Geschlechtshormone und zählen zu den Steroidhormonen. Progesteron zählt zu den wichtigsten Vertretern. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Gestagene.
Gestagene (Gelbkörperhormone) - Merkmale und Bedeutung
Nach den Östrogenen sind die Gestagene oder Gelbkörperhormone bzw. Schwangerschaftshormone die wichtigsten Sexualhormone einer Frau. Ebenso wie die Östrogene, zählen auch Gestagene zu den Steroidhormonen. Wichtigste Gelbkörperhormone sind:
- Progesteron
- Pregnenolon
- Pregnandiol
Natürliche Gestagene
In der Leber kommt es nach oraler Einnahme recht schnell zum Abbau von natürlichen Gestagenen. Sie werden rasch über die Nieren ausgeschieden und eignen sich daher nicht sonderlich für therapeutische Zwecke. Für diese kommen aus diesem Grund synthetische Gestagene, die eine längere Halbwertszeit aufweisen, zur Anwendung.
Natürliches Progesteron stellt man aus dem pflanzlichen Stoff Diosgenin her; er ist Bestandteil der Yamswurzel. Vom weiblichen Körper wird das auf diese natürliche Weise gewonnene Progesteron wie das körpereigene Hormon behandelt. Es hat beispielsweise den Vorteil, dass es das Brustkrebsrisiko nicht erhöht, wie es beim synthetischen Progesteron der Fall ist.
Wirkung von Gestagenen
Bei Gestagenen handelt es sich um synthetische Gelbkörperhormone. In ihrer Wirkung sind sie dem körpereigenen Progesteron sehr ähnlich. Progesteron bezeichnet man häufig auch als körpereigenes Gestagen.
Es entsteht im so genannten Gelbkörper (Corpus luteum). Damit man natürliche Gestagene von synthetischen Gelbkörperhormonen besser unterscheiden kann, verwendet man für die künstlichen Hormone auch die Bezeichnungen Progestagene oder Progestine.
Funktionen von Progesteron
Gebildet wird das natürliche Gestagen Progesteron von den Granulosazellen. Diese befinden sich in der Follikelwand. Beeinflusst von dem luteinisierenden Hormon bilden die Zellen den Gelbkörper, in dem es dann zur Entstehung des Progesterons kommt.
Das Progesteron hat die Aufgabe, die Schleimhaut der Gebärmutter auf das Einbetten der befruchteten Eizelle vorzubereiten. Außerdem wirkt es einer weiteren Follikelreifung entgegen, wenn eine Befruchtung stattfindet. Zudem ist Progesteron an der Milchbildung beteiligt.
Medizinische Verwendung von Gestagenen
Während natürliche Gestagene nur selten in der Medizin Verwendung finden, kommen dagegen synthetische Gestagene zur Verhütung von ungewollten Schwangerschaften zum Einsatz. Zu diesen Verhütungsmitteln gehört vor allem die Antibabypille.
Dabei lassen sich die Gestagene sowohl als Monopräparate als auch als Kombinationspräparate mit Östrogenen verwenden. Weitere Verhütungsmittel mit synthetischen Gestagenen bzw. Progestinen sind die Dreimonatsspritze sowie Implantate wie Implanon.
Gestagene in den Wechseljahren
Aber auch in der Menopause kommen Gestagene zusammen mit Östrogenen im Rahmen einer Substitutionstherapie zur Anwendung. Außerdem lassen sie sich bei bestimmten Störungen des monatlichen Zyklus einsetzen.
Nebenwirkungen von Gestagenen, z.B. Gewichtszunahme
Je nach Einsatzgebiet können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten, wenn man Gestagene einnimmt. Zu diesen zählen
- irreguläre Monatsblutungen
- Libidoveränderungen
- depressive Verstimmungen
- Akne
- Gewichtszunahme
Gestagene und Thromboserisiko?
Bei Frauen, die östrogenhaltige Antibabypillen einnehmen, erhöhen damit das Risiko für eine Thrombose. Handelt es sich um eine Gestagenpille, geht man davon aus, dass ein solches Risiko nicht besteht, sofern die Frauen gesund sind.
Bestimmung von Progesteron: Wissenswertes zu Gestagen-Werten
Gestagene bzw. Progesteron werden bei unerfülltem Kinderwunsch bestimmt, ebenso bei Zyklusstörungen. Besteht ein Verdacht auf hormonell bedingte Erkrankungen, wie etwa gutartige oder bösartige Tumore, kann die Messung ebenfalls zur Anwendung kommen.
Progesteron-Normwerte
Die Bestimmung von Progesteron erfolgt im Blutserum; gemessen wird in Nanomol pro Liter. Für Mädchen und Frauen gelten die folgenden Normwerte:
- vor der Pubertät (10 - 15 Jahre): 0,48 - 4,45 nmol/l
- Follikelphase: 0,19 - 2,83 nmol/l
- Eisprung: 0,38 - 38,2 nmol/l
- Lutealphase: 5,82 - 76 nmol/l
- nach den Wechseljahren: < 0,16 - 0,41 nmol/l
- Schwangerschaft: 1. Trimester: 34,98 - 140,9 nmol/l
- Schwangerschaft: 2. Trimester: 80,8 - 265 nmol/l
- Schwangerschaft: 3. Trimester: 187 - 681 nmol/l
Männer weisen folgende Normwerte auf: zwischen < 0,16 bis 0,48 nmol/l, unabhängig vom Alter.
Progesteron-Mangel: Wann sind die Werte zu niedrig?
Ist der Progesteron-Wert zu niedrig, können folgende Ursachen vorliegen:
- Magersucht
- Fehlbildung oder Unterentwicklung der Eierstöcke
- Störungen des Eisprungs
- eine Unterfunktion des Hypophysenvorderlappens
Progesteron-Überschuss: Wann sind die Werte zu hoch?
In manchen Fällen ist der Progesteron-Wert auch zu hoch; dies wäre beispielsweise
- bei einer Fehlbildung der Plazenta
- bestimmte Tumore
- Erkrankungen, bei denen in der Nebenniere vermehrt Sexualhormone gebildet werden
der Fall.