Haptoglobin - Werte, Funktion und Störungen
Bei Haptoglobin (Hp) handelt es sich um ein Transport- und Akute-Phase-Protein (Eiweiß), das im Blutplasma vorkommt. Es zählt zur Gruppe der Alpha-2-Globuline. Haptoglobin erfüllt die Aufgabe, innerhalb des Blutplasmas den roten Blutfarbstoff Hämoglobin zu binden und zu transportieren. Der Haptoglobin-Wert wird unter anderem beim Verdacht auf eine Anämie ermittelt. Mehr zu den Aufgaben und Werten des Haptoglobins lesen Sie in diesem Artikel.
Haptoglobin - Merkmale und Funktion
Das Eiweißmolekül Haptoglobin entsteht in der Leber. Von dort aus erfolgt seine Abgabe ins Blutplasma.
Von dem Transportprotein wird so genanntes freies Hämoglobin gebunden und zu speziellen Bindegewebszellen weitergeleitet. Zur Bildung von freiem Hämoglobin kommt es durch die Alterung oder das Absterben von in Mitleidenschaft gezogenen Blutzellen. Dabei gelangt der Sauerstofftransporter Hämoglobin von den Zellen aus zum Blutplasma.
Das Hämoglobin wird dann vom Haptoglobin aufgefangen. Auf diese Weise verhindert es, dass die Nieren durch das freie Hämoglobin beeinträchtigt werden.
Das im Hämoglobin enthaltene Eisen kann dadurch nicht in die Nieren gelangen. Binnen weniger Minuten wird das Hämoglobin vom Haptoglobin gebunden und weiter zum Retikuloendothelialen System (RES) von Leber und Milz transportiert, wo anschließend sein Abbau stattfindet.
Aufgabe als Akute-Phase-Protein
Das Haptoglobin gehört zu den Akute-Phase-Proteinen, die wiederum einen Teil des Abwehrsystems des Organismus darstellen. Dabei verhindern sie das weitere Ausbreiten von Infektionen. Insgesamt stehen dem Immunsystem ca. 30 weitere Akute-Phase-Proteine zur Verfügung.
Haptoglobin-Werte
Der Normalwert für Haptoglobin beträgt 0,30 bis 2,00 g/l. Bei Babys und Kindern fallen die Haptoglobin-Werte jedoch niedriger aus.
Messung
Werden im Blut verstärkt Erythrozyten (rote Blutkörperchen) zerstört, ist in der Medizin von einer Hämolyse die Rede. Dabei kommt es zur Freisetzung des roten Blutfarbstoffes.
Um einem Verlust an dem Eisen, das im Hämoglobin enthalten ist, zu vermeiden, wird das freie Hämoglobin schnell mit dem Haptoglobin verbunden und ins Gewebe weitergeleitet. Dort lässt sich das wichtige Eisen für den Körper verwenden. Bei diesem Vorgang verringert sich der Haptoglobin-Wert im Blut, sodass sich durch eine Messung des Transportproteins eine Hämolyse zu Diagnosezwecken feststellen lässt.
Durchgeführt wird eine Messung des Haptoglobins, wenn Verdacht auf eine hämolytische Anämie (Blutarmut) besteht. Diese Anämieform geht mit dem Zerfall der Erythrozyten einher.
Dieser Zerfall ist sowohl in den Gefäßen, was als intravasale Hämolyse bezeichnet wird, als auch außerhalb der Gefäße möglich. Die Ärzte sprechen dann von einer extravasalen Hämolyse.
Durch einen erniedrigten Haptoglobin-Wert kann in einem kurzen Zeitabstand eine intravasale Anämie diagnostiziert werden, weil sich das frei werdende Hämoglobin rasch bindet. Im Rahmen einer Laboruntersuchung findet ausschließlich eine Messung des nicht beladenen Plasmaproteins statt.
Besondere Maßnahmen vor einer Blutuntersuchung zur Bestimmung des Haptoglobinspiegels zu medizinischen Zwecken sind nicht zu beachten. So ist es nicht einmal notwendig, dass der Patient vor der Untersuchung nichts mehr zu sich nimmt.
Allerdings stellen Babys das Haptoglobin erst ab einem Alter von drei bis vier Monaten her. Besteht Verdacht auf eine Hämolyse, sind aus diesem Grund andere Marker erforderlich.
Haptoglobin beim Vaterschaftstest
In früheren Jahren war das Haptoglobin auch bei Vaterschaftstests von Interesse. So verfügt das Transportprotein über drei verschiedene Subtypen, bei denen leichte Unterschiede innerhalb der Struktur bestehen.
Um welche Unterarten es sich dabei handelt, wird genetisch bestimmt. In der heutigen Zeit haben sich jedoch DNA-Analysen für die Durchführung von Vaterschaftstests durchgesetzt.
Diagnose des HELLP-Syndroms
Auch in der Schwangerschaft ist eine Bestimmung des Haptoglobins von Interesse, weil sich dadurch das gefährliche HELLP-Syndrom feststellen lässt. Abgesehen von der Hämolyse liegen dabei außerdem eine verringerte Anzahl an Thrombozyten (Blutplättchen) sowie zu hohe Leberwerte vor. Im schlimmsten Fall drohen der Schwangeren dadurch lebensbedrohliche innere Blutungen.
Zu niedriger Haptoglobin-Wert
Niedrige Werte an Haptoglobin gelten als Hinweis für das Auflösen der roten Blutkörperchen. Schon bei einem Zerfall von lediglich einem Prozent der Erythrozyten kommt es zum Abfall des freien Plasmaproteins.
Ursachen für zu niedrigen Haptoglobin-Wert
Zu den Hauptursachen zählt eine Transfusion von nicht kompatiblem Blut. Es kommen aber noch weitere Auslöser für einen niedrigen Haptoglobin-Wert infrage.
- Transfusion nicht kompatiblen Blutes
- Hämoglobinopathien wie eine Sichelzellanämie, bei der die Hämoglobinherstellung Störungen unterliegt
- Infektionskrankheiten wie Malaria
- Angeborene Enzymdefekte wie ein Mangel an Pyruvatkinase
- Stoffwechselstörungen wie das Zieve-Syndrom
- Autoimmunkrankheiten wie systemischer Lupus Erythematodes
- Erkrankungen an den kleinen Blutgefäßen
- Die Gabe von bestimmten Arzneimitteln wie Sulfonamide oder Penicillin
Auch eine mechanische Hämolyse ist eine mögliche Ursache, wenn die roten Blutkörperchen durch künstliche Herzklappen oder erkrankte Gefäße transportiert werden. Ebenso kann eine Hämolyse physikalisch oder chemisch bedingt sein, wie bei Verbrennungen oder Schlangenbissen. Sinken die Haptoglobin-Werte ab, müssen zudem die Leberwerte einer Untersuchung unterzogen werden, da sie ein Indiz für Funktionsschwächen sein können.
Erhöhter Haptoglobin-Wert
Die Menge an Haptoglobin kann auch zu hoch ausfallen. Erhöhte Werte gelten als Hinweis auf:
- Stauungen in den Gallenwegen
- Akute Entzündungen
- Tumore
- Nekrosen
Allerdings wird keine von diesen Erkrankungen als spezifisch für eine erhöhte Menge an Haptoglobin eingestuft. Aus diesem Grund ziehen die Ärzte noch andere Werte wie das CRP (C-reaktives Protein) heran.
Therapie bei veränderten Haptoglobin-Werten
Ergeben sich bei einer Messung veränderte Haptoglobin-Werte, muss deren auslösende Ursache behandelt werden. Um den genauen Grund zu ermitteln, kommen noch andere Untersuchungskriterien wie Cholestase-Marker oder Akute-Phase-Proteine zur Anwendung. Lässt sich der jeweilige Auslöser feststellen, ist in der Regel eine erfolgreiche Therapie möglich.