HbA1c - Normalwert und Grenzwert des Langzeitblutzuckers

HbA1c ist ein Hämoglobin, an das Glukose gebunden ist. Es wird auch als Glykohämoglobin oder Langzeitblutzucker bezeichnet. Die Bestimmung des HbA1c-Wertes ist vor allem zur Diagnose und Behandlung von Diabetes wichtig. Anhand des HbA1c-Spiegels lässt sich beurteilen, ob eine Diabetes-Erkrankung vorliegt und wie gut dieser eingestellt ist. Alles Wichtige zum HbA1c-Wert lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Das Glykohämoglobin HbA1c stellt eine Form des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff) dar. Sein Anteil kann im Rahmen von Blutuntersuchungen ermittelt werden.

In der Umgangssprache ist der HbA1c-Wert auch als Langzeitblutzucker oder Blutzuckergedächtnis bekannt. Durch den HbA1c-Wert erhalten die Mediziner Informationen über den Blutzucker von durchschnittlich acht Wochen.

Hämoglobin zählt zu den wichtigsten Bestandteilen der Erythrozyten (roten Blutkörperchen). Es sorgt für die Bindung des Sauerstoffs sowie dessen Transport von der Lunge zu den unterschiedlichen Organen.

Von HbA1c ist die Rede, wenn ein Molekül Zucker an das Hämoglobin anlagert. Dazu kommt es in erster Linie, wenn die Blutzuckerwerte aufgrund von Diabetes mellitus zu hoch sind. Dies kann unter anderem durch eine unzureichende Therapie der Stoffwechselerkrankung eintreten.

HbA1c und Diabetes

Bei erwachsenen Personen trägt das normale Hämoglobin die Bezeichnung HbA. Kommt es im Blut zur Bindung eines Zuckerteilchens ans Hämoglobin, sprechen die Mediziner von einer Glykierung.

Glykiertes bzw. verzuckertes Hämoglobin wird HbA1c genannt. Steigt der Blutzuckerspiegel in die Höhe, hat dies wiederum eine zunehmende Bindung von Zuckerteilchen an den roten Blutfarbstoff zur Folge. Geht der Blutzuckerspiegel dagegen wieder nach unten, werden die Zuckerteilchen abgelöst.

Leidet ein Mensch unter Diabetes mellitus, steigt der Blutzuckerspiegel dauerhaft an. Infolgedessen entsteht eine unlösbare Bindung zwischen dem Hämoglobin und dem Zucker.

Sie hält bis zum Ende der natürlichen Lebensdauer der Erythrozyten an, die ungefähr drei Monate beträgt. Durch das Ermitteln des HbA1c-Wertes ist es möglich, die durchschnittliche Zuckerkonzentration im Blut in den zurückliegenden Wochen festzustellen.

Empfohlene HbA1c-Werte bei Diabetes

Bei gesunden Menschen beträgt der normale HbA1c-Wert rund 30 mmol/mol (Millimol) bzw. fünf Prozent Anteil am gesamten Hämoglobin. So sind ca. fünf Prozent aller Hämoglobinmoleküle verzuckert.

Die Festlegung der Behandlungsziele durch den Arzt erfolgt stets individuell in Absprache mit dem Patienten. Dabei spielen unter anderem eventuelle Diabetes-Folgeerkrankungen, begleitende Beschwerden, Therapiebesonderheiten sowie der Lebensstil des Patienten eine Rolle.

Im Falle von Diabetes Typ 1 wird von der Deutschen Diabetes Gesellschaft ein HbA1c-Wert von weniger als 58 mmol/mol empfohlen, was 7,5 Prozent entspricht, sofern dadurch keine Nebenwirkungen wie eine ausgeprägte Unterzuckerung entstehen. Der empfohlene HbA1c-Wert bei Diabetes Typ 2 beträgt 48 bis 58 mmol/mol, also 6,5 bis 7,5 Prozent.

Bei Jugendlichen und Kindern, die unter der Zuckerkrankheit leiden, gilt ein HbA1c-Wert von unter 7,5 Prozent als empfehlenswert. Für den genauen Zielwert wird eine individuelle Einstellung festgelegt.

Unterschiedliche Normal- und Grenzwerte

Beim HbA1c-Wert kommen zwei verschiedene Normal- und Grenzwerte zur Anwendung. Gemäß der St. Vincent Deklaration bedeutet ein Wert von unter sechs Prozent einen gut eingestellten Diabetes. Bei 6,5 bis 7,5 Prozent gilt der Diabetes als mittelmäßig eingestellt, während bei Werten von über 7,5 Prozent der Diabetes als schlecht eingestellt beurteilt wird.

Die europäische Expertenkommission greift dagegen auf eine andere Werteinstellung zurück:

  • Unter 6 Prozent = kein Diabetes
  • 6 bis 7 Prozent = die Glykämie fällt beinahe normal aus
  • 7 bis 8 Prozent = ausgezeichnet eingestellter Diabetes
  • 8 bis 9 Prozent = gut eingestellter Diabetes
  • 9 bis 10 Prozent = befriedigende Diabeteseinstellung
  • Über 10 Prozent = schlecht eingestellter Diabetes

Diabetes-Diagnose

Bei der Diagnose gilt die Zuckerkrankheit als wahrscheinlich, wenn die Werte bei über 6,5 Prozent bzw. 48 mmol/mol liegen. Allein durch den HbA1c-Wert ist allerdings keine sichere Diabetes-Diagnose möglich. Aus diesem Grund werden noch zusätzliche Tests wie das Bestimmen des Nüchternblutzuckers oder der orale Glukosetoleranztest durchgeführt.

HbA1c-Wert wichtig zur Verlaufskontrolle

Die Ermittlung des HbA1c-Werts ist nicht nur für die Diagnose der Zuckerkrankheit von Wichtigkeit, sondern auch zu deren Verlaufskontrolle. So lässt sich durch erhöhte Werte feststellen, ob in den letzten acht bis zwölf Wochen ein Anstieg des Blutzuckers eingetreten ist.

Eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels kann zum Beispiel bei einer fehlerhaften Dosierung oder unvorschriftsmäßigen Einnahme der Medikamente auftreten. Gleiches gilt für eine falsche Ernährungsweise.

Da es durch nicht korrekt eingestellte Blutzuckerwerte zu Gesundheitsgefahren wie einen Herzinfarkt kommen kann, ist eine rasche Behandlung unbedingt erforderlich. Grundsätzlich besteht bei einem niedrigen HbA1c-Wert ein geringeres Risiko von Folgeerkrankungen durch Diabetes mellitus.

Gute Werte bedeuten nicht automatisch Sicherheit

Selbst, wenn der HbA1c-Wert normal ausfällt, muss der Blutzuckerspiegel nicht automatisch im Lot sein. So haben Blutzuckerwerte, die in weniger als vier Stunden ansteigen, keinen Einfluss auf das HbA1c.

Es besteht dadurch das Risiko, dass Blutbahn und Nerven aufgrund des hohen Zuckerwertes in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Problem dabei ist, dass der Laborbefund keine Hinweise darauf liefert.

Labordiagnostik

Für die Bestimmung des HbA1c-Wertes greifen die Mediziner auf Vollblut des Patienten zurück. Es enthält zumeist als Antikoagulanz EDTA.

In der Regel hält sich die Blutprobe bei Temperaturen von vier Grad Celsius ein bis zwei Wochen. Bei Temperaturen von -20 Grad ist sogar eine Lagerung über mehrere Monate möglich. Um den HbA1c-Wert zu messen, kommen meist Laborautomaten zum Einsatz. Sie wickeln die photometrische Messung vollautomatisch ab.