Harnsäure - Merkmale, Bedeutung und Werte
Bei Harnsäure handelt es sich um ein Abbauprodukt der Purinbasen. Im Blut ist Harnsäure größtenteils an Proteine gebunden. Um den Harnsäurespiegel auf ein normales Maß zu bringen, spielt die richtige Ernährungsweise eine wichtige Rolle. Hinzu kommt die Einnahme bestimmter Medikamente. Lesen Sie alles Wissenswerte über Merkmale, Bedeutung und Werte von Harnsäure.
Harnsäure - Merkmale und Wirkung
Harnsäure ist ein Abbauprodukt der Purinbasen und stellt das Endprodukt des Purinstoffwechsels dar. Als Purine bezeichnet man Bausteine der Nukleinsäuren, in denen sich genetische Informationen des Organismus befinden.
Unterschieden wird zwischen DNA bzw. DNS (Desoxyribonukleinsäure) und RNA bzw. RNS (Ribonukleinsäure). Purine lassen sich aber auch über die Nahrung aufnehmen. So gelten vor allem Fleischinnereien als sehr purinreich.
Bei gesunden Menschen herrscht ein Gleichgewicht zwischen Herstellung und Abbau von Purinen. Dieses Gleichgewicht kann gestört werden, etwa durch Krankheiten, aber auch durch bestimmte Medikamente oder Ernährungsgewohnheiten.
Täglich wird etwa ein Gramm Harnsäure produziert. Diese ist im Blut zu größten Teilen an Proteine gebunden. Zu etwa 80 Prozent wird die Harnsäure über die Nieren, zu etwa 20 Prozent über den Darm ausgeschieden. Ein erhöhter Harnsäurespiegel wird als Hyperurikämie, ein zu niedriger Spiegel als Hypourikämie bezeichnet.
Purinreiche Lebensmittel: Harnsäure und Ernährung
Wie hoch der Harnsäurespiegel ausfällt, kann durch die Ernährung beeinflusst werden. Durch den Verzehr von purinreichen Lebensmitteln lässt sich der Harnsäurespiegel indirekt erhöhen, da Harnsäure beim Abbau von Purinen gebildet wird. Zu den entsprechenden Lebensmitteln zählen
- Presshefe
- Fisch, besonders Ölsardinen, Sprotte, Thunfisch, Lachs und Forelle
- Fleisch, besonders die Haut und die Innereien von Geflügel und Fisch
Harnsäurewerte in Lebensmitteln im Überblick
Im Folgenden geben wir einen Überblick über verschiedene Nahrungsmittel und die gebildeten Harnsäuremengen (mg/100 g).
Harnsäure in tierischen Lebensmitteln
- Innereien: 220 bis 920
- Ölsardinen: 345 bis 800
- Makrele mit Haut: 400
- Thunfisch in Öl: 290
- Schweineschinken: 200
- Hühnerkeule: 160
- Schweinefilet: 150
Harnsäure in pflanzlichen Lebensmitteln
- Sojabohnen: 220
- Linsen: 200
- trockene Bohnen: 180
- Weizenkeime: 85
- Champignons: 60
- Spinat: 50
- Blumenkohl: 45
Purinarme Lebensmittel im Überblick
Im Folgenden geben wir noch eine Übersicht über erlaubte, da purinarme Lebensmittel (mg/100g):
- Äpfel: 15
- Kartoffeln: 15
- Tomaten: 10
- Paprika: 10
- Salatgurke: 7
- Ei: 5
- Quark: 0
- Joghurt: 0
- Milch: 0
Bestimmung - Wissenswertes zu Harnsäure-Werten
Eine Bestimmung der Harnsäure-Werte kann aus verschiedenen Gründen erfolgen. So lassen sich auf diese Weise
- die Ursachen für Nierensteine finden
- eine primäre von einer sekundären Gicht unterscheiden oder
- Erkrankungen, bei denen Hyperurikämie auftritt, wie Nierenerkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck, diagnostizieren.
Des Weiteren wird die Harnsäurekonzentration bei Verdacht auf
- Fettstoffwechselstörungen
- eine Überfunktion der Nebenschilddrüse
- Austrocknung
- Alkoholismus oder
- Leukämie
ermittelt. Bestimmt werden kann der Harnsäure-Wert sowohl im Blut (Serum/Plasma) als auch im Urin. Für eine Urinuntersuchung wird der Harn über einen Zeitraum von 24 Stunden gesammelt. Bei einer Blutuntersuchung ist es wichtig, dass der Patient drei Tage vorher keinen Alkohol trinkt und auf Fleischinnereien verzichtet.
Harnsäuremessgerät und Teststreifen: Harnsäure zuhause bestimmen
Patienten, die an einer chronischen Erkrankung leiden, können ihren Harnsäurespiegel auch zuhause messen. Es gibt spezielle tragbare Messgeräte; manchmal befinden diese sich auch in einem Blutzuckermessgerät.
Alternativ lässt sich die Harnsäure auch mithilfe eines Harnsäure-Teststreifens ermitteln. Dieser wird in den gesammelten Urin gehalten. Je nach Konzentration verfärbt sich der Streifen.
Harnsäure-Normwerte
Der Normwert von Harnsäure im Blut ist abhängig vom Alter und Geschlecht des Patienten. Die folgende Tabelle gibt einen entsprechenden Überblick.
Alter | weiblich | männlich |
---|---|---|
bis 1 Monat | 1,0 - 4,6 mg/dl | 1,0 - 4,6 mg/dl |
1 bis 12 Monate | 1,1 - 5,6 mg/dl | 1,1 - 5,6 mg/dl |
1 bis 5 Jahre | 1,8 - 5,6 mg/dl | 1,8 - 5,6 mg/dl |
6 bis 11 Jahre | 1,8 - 5,9 mg/dl | 1,8 - 5,9 mg/dl |
12 bis 14 Jahre | 2,2 - 6,4 mg/dl | 3,1 - 7,0 mg/dl |
15 bis 17 Jahre | 2,4 - 6,6 mg/dl | 2,1 - 7,6 mg/dl |
ab 18 Jahre | 2,5 - 6,5 mg/dl | 3,0 - 6,9 mg/dl |
Zu hohe Harnsäure-Werte: Mögliche Erkrankungen, wenn die Harnsäure zu hoch ausfällt
Die Ausscheidung der Harnsäure erfolgt zu etwa 80 Prozent über die Nieren, also über den Urin, und zu 20 Prozent über den Darm. Kommt es zu einer erhöhten Konzentration von Harnsäure im Körper, hat dies die Kristallisierung der Säure zur Folge, die sich dann in den Gelenken ablagert.
Dadurch besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Innenhaut der Gelenke durch Harnsäurekristalle entzündet, was wiederum einen Gichtanfall hervorruft. Darüber hinaus kann ein erhöhter Harnsäurespiegel im Körper auch Harnstein in den Harnwegen zur Folge haben.
Bei einer Hyperurikämie - bei Frauen ist ab sechs, bei Männern ab sieben Milligramm pro Deziliter davon die Rede - lagert sich die Harnsäure abgesehen von den Gelenken auch
- im Nierenmark
- im Unterhautfettgewebe
- in den Schleimbeuteln und
- in den Sehnenscheiden
ab.
Mögliche Erkrankungen auf einen Blick:
Ein erhöhter Harnsäurespiegel entsteht vor allem durch
- primäre oder sekundäre Gicht
- Niereninsuffizienz
- das Lesch-Nyhan-Syndrom
- Vermehrung der Blutzellen im Knochenmark
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen
- EPH-Gestose und
- Akromegalie.
Außerdem können
- Vergiftungen, etwa durch Blei
- ein Mangel am Enzym Glucose-6-Phosphatase
- Alkoholmissbrauch
- bestimmte Medikamente wie Betablocker oder Entwässerungsmittel sowie
- Fastenkuren
zu einem erhöhten Harnsäurespiegel führen.
Primäre und sekundäre Hyperurikämie
In der Medizin wird das Ansteigen der Harnsäure als Hyperurikämie bezeichnet. Ärzte unterscheiden dabei zwischen einer primären und einer sekundären Hyperurikämie. Während eine primäre Hyperurikämie von einer Störung des Harnstoffwechsels verursacht wird, sind bei einer sekundären Hyperurikämie andere Erkrankungen wie beispielsweise Niereninsuffizienz oder die Einnahme von Krebspräparaten für den Anstieg des Harnsäurespiegels verantwortlich.
Zu niedrige Harnsäure-Werte: Mögliche Erkrankungen
Zu geringe Harnsäure-Werte sind ein Indiz für Krankheiten wie
- Nierenschwäche
- Gicht
- Austrocknung und
- Leberschwäche.
Häufiger Grund ist auch die Überdosierung mit Medikamenten zur Senkung der Harnsäure. Des Weiteren kann die angeborene Krankheit Xanthinurie zu einem erniedrigten Harnsäurespiegel führen - dabei ist ein gewisses Enzym, welches für den Purinabbau wichtig ist, gestört.
Harnsäure senken - was tun bei veränderten Harnsäure-Werten?
Liegt die Stoffwechselerkrankung Xanthinurie vor, muss der Betroffene auf eine purinarme Ernährung achten und viel trinken. Um eine Entzündungsreaktion zu vermeiden, sollte eine Hyperurikämie schnellstmöglich behandelt werden. Mitunter werden auch Medikamente zur Senkung des Harnsäurespiegel verschrieben.
Erhöhte Harnwerte - was darf ich essen?
Neben dem Verzicht auf gewisse Lebensmittel sollte man auch wissen, welche Nahrungsmittel ohne Bedenken gegessen werden können. Dazu zählen
- Milchprodukte
- Kartoffeln
- Früchte
- Gemüse (ausgenommen Spargel, Spinat und Kohl)
Kaffee, Tee und Alkohol bei erhöhten Harnsäure-Werten?
Purine befinden sich auch in Kakao, Kaffee und Tee. Wer sich an die üblichen Verzehrmengen hält, hat jedoch nichts zu befürchten. Ernst nehmen sollte man den Verzicht auf alkoholische Getränke, vor allen Dingen Bier.
Harnsäure mit Medikamenten senken
Bei einem akuten Gichtanfall kommen nichtsteroidale Antiphlogistika zur Anwendung, zu denen
- Indometacin
- Naproxen
- Diclofenac und
- Ibuprofen
zählen. Vermeiden sollte man Salicylate wie z.B. ASS, da diese die Harnsäureausscheidung über die Nieren hemmen.
Als Standardmedikament zur Harnsäuresenkung gilt Allopurinol. Zur dauerhaften Senkung der Harnsäurewerte muss man die Arzneimittel für gewöhnlich ein Leben lang einnehmen. Es erfolgt eine regelmäßige Kontrolle des Harnsäurespiegels.
Harnsäurewerte mit Reservemedikamenten senken
In manchen Fällen sind die Kombination von purinarmer Diät und Standardmedikament nicht ausreichend. Dann wählt man Urikosurika, Reservemedikamente. Man nimmt sie zusätzlich oder an Stelle von Allopurinol ein. Zu den Wirkstoffen zählen Benzbromaron und Probenecid.
Als Alternative gilt das Enzym Rasburicase, welches gentechnisch hergestellt wird. Durch dieses wird Harnsäure in ein wasserlösliches Produkt umgebaut: Allantonin. Dieses lässt sich leichter ausscheiden; Kristalle werden dabei nicht gebildet.
Homöopathika und Hausmittel: Harnsäure pflanzlich senken?
Bei leicht erhöhten Harnsäurewerten kann auch die bereits erwähnte Ernährungsumstellung helfen. Zudem sind Arnica und Belladonna geeignet, um die Beschwerden etwa bei einem akuten Gichtanfall zu lindern. Man sollte jedoch stets bedenken, dass dadurch die Ursachen nicht geheilt werden können.