Herzenzyme - Vorkommen, Funktion und Normwerte
Bei Enzymen handelt es sich um Proteine, von denen verschiedene Stoffwechselprozesse im Organismus angetrieben werden. Bei einer Schädigung der Herzmuskelzellen kommt es zur Freisetzung von Herzenzymen. Von diesen gibt es unterschiedliche Arten. Sie dienen den Ärzten als wertvolle Marker zur Diagnostik. Informieren Sie sich über Vorkommen, Funktion und Normwerte unterschiedlicher Herzenzyme.
Herzenzyme - Merkmale und Bedeutung
Unter Enzymen versteht man Proteine (Eiweiße), die verschiedene Stoffwechselvorgänge des Körpers beeinflussen. Auch im Herzmuskel befinden sich spezielle Enzyme, die eine lebenswichtige Rolle beim Stoffwechsel der Muskelzellen spielen.
Kommt es nun durch eine Herzmuskelentzündung oder einen Herzinfarkt zur Schädigung der Herzmuskelzellen, werden die Herzenzyme freigesetzt, wodurch sie in die Blutbahn gelangen. So lassen sich im Blut schon wenige Stunden nach einem Herzinfarkt erhöhte Enzymwerte feststellen.
Arten von Herzenzymen
Mediziner unterscheiden zwischen verschiedenen Arten von Herzenzymen. Dies sind
- Creatinkinase (CK, CB-MB)
- GOT/AST (Glutamat-Oxalacetal Transaminase)
- das kardiale Troponin T und das cardiale Troponin I
- Myoglobin
- LDH (Lactathydrogenase) und
- GPBB (Glykogenphosphorylase BB).
Diese Herzenzyme dienen den Ärzten als Marker zur Diagnostik eines Herzinfarktes oder einer Herzmuskelentzündung. So weist die Höhe des Anstiegs im Blutserum auf das Ausmaß der Herzmuskelschädigungen hin.
Da die Enzym-Werte erst einige Stunden nach einem Infarkt ansteigen, können Schädigungen des Herzmuskels auch dann bestehen, wenn die Werte zunächst normal sind. Aus diesem Grund wird im Falle von eindeutigen Beschwerden, die auf einen Myokardinfarkt hinweisen, eine Behandlung bereits vor der Erhöhung der Werte begonnen.
Bestimmung: Wissenswertes zu Werten von Herzenzymen
Die Herzenzyme werden in einer Blutprobe bestimmt. Dabei liegt in der Regel ein Verdacht auf einen Herzinfarkt oder eine andere Herzerkrankung vor. Dabei können unterschiedliche Symptome, wie etwa
- Angst
- Kurzatmigkeit
- Schwäche
- Kaltschweißigkeit
- Blässe
- bläulich verfärbte Haut oder Lippen sowie
- Schmerzen im Brust- und/oder Schulterbereich oder Oberbauch
auftreten. Des Weiteren können einige Herzenzyme bestimmt werden, um eine Therapie einer Herzerkrankung zu kontrollieren.
Normwerte von Herzenzymen
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über wichtige Herzenzyme und deren Normwerte.
Herzenzym | Referenzwert | Bedeutung |
---|---|---|
CK-MB | 0 - 25 U/l bzw. < 6 % der Gesamt-CK | Erhöht bei Herzmuskelentzündung oder Herzinfarkt |
Troponin (cTnT/cTnI) | < 0,4 µg/l | Akutdiagnostik: Herzinfarkt (> 2,3 µg/l) und Herzmuskelentzündung (0,4-2,3 µg/l) |
AST | Männer: 10 - 50 U/l Frauen: 10 - 35 U/l | Verlaufskontrolle bei Herzmuskelschäden Leber-/Gallenwegserkrankungen |
LDH | Männer: 135 - 225 U/l Frauen: 135 - 215 U/l | unspezifisch, Verlaufsbeobachtung eines Herzinfarkts |
NT-pro BNP | alters-, geschlechts-, laborabhängig: Männer < 50 J.: < 84 pg/ml Männer 50 - 65 J.: <194 pg/ml Frauen < 50 J.: < 155 pg/ml Frauen 50 - 65 J.: < 222 pg/ml | Erhöht bei Herzschwäche und längerer Druckbelastung der linken Herzkammer |
Erhöhte Herzenzyme: Mögliche Erkrankungen, z.B. Herzinfarkt
Sind die Werte der Herzenzyme erhöht, kann das auf unterschiedliche Herzerkrankungen oder -verletzungen zurück zu führen sein, wie zum Beispiel:
- Quetschungen des Herzmuskel
- Herzmuskelentzündung
- Herzinfarkt
- Koronare Herzkrankheit
- Herzschwäche
Erniedrigte Herzenzyme: Mögliche Erkrankungen
Es liegt nur dann eine medizinische Bedeutung von Herzenzymen vor, wenn sie erhöhte Werte aufweisen. Ist ein Mensch gesund, ist die Konzentration im Blut gering.
Was tun, wenn die Herzenzym-Werte verändert sind?
Bei erhöhten Herzenzym-Werten gilt es, die Ursache heraus zu finden. Es werden in der Regel unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt, wie etwa ein EKG, MRT oder Herzkatheter.
Im Folgenden gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Herzenzyme ein.
Creatinkinase (CK, CK-MB)
Creatinkinasen zählen zu den Kinasen. Man findet sie im Gehirn und allen Muskelzellen.
Diese Enzyme sind wichtig für die Energie der Muskeln. Man teilt sie in unterschiedliche Isoenzyme ein.
Alter des Kindes | Normwert |
---|---|
bis 5 Tage | < 712 U/l |
6 Tage – 6 Monate | < 295 U/l |
7 – 12 Monate | < 203 U/l |
1 – 3 Jahre | < 228 U/l |
4 – 6 Jahre | < 149 U/l |
7 – 12 Jahre | Mädchen < 154 U/l, Jungen < 247 U/l |
12 – 17 Jahre | Mädchen < 123 U/l , Jungen < 270 U/l |
Man bestimmt deren Werte, um Schäden des Herzens und der Skelettmuskulatur feststellen zu können. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über die Creatinkinase.
Aspartat-Aminotransferase (AST)
Das Enzym Aspartat-Aminotransferase (AST, AAT oder ASAT) kommt sowohl im Herzmuskel als auch in den Leberzellen und der Skelettmuskulatur vor. In früheren Jahren wurde es in der Medizin als Glutamat-Oxalacetal Transaminase (GOT) bezeichnet.
Funktion
Aspartat-Aminotransferase ist für die Katalyse der Reaktion Aspartat + a-Ketoglutarat + Oxalacetat + Glutamat zuständig. Für den Malat-Aspartat-Shuttle stellt es ein essentielles Enzym dar und ist für die Atmungskette überaus wichtig.
Zu finden ist AST vor allem in
- der Herzmuskulatur
- der Skelettmuskulatur
- dem Gehirn
- der Leber
- der Bauchspeicheldrüse und
- den Nieren,
wo es sowohl in den Mitochondrien als auch im Zytosol vorkommen kann.
Normalwerte
- Als normale AST-Werte für Männer gelten 35 U/l,
- während es bei Frauen 31 U/l sind.
- Für Kinder zwischen 1 und 15 Jahren wurden 50 U/l als Normwert festgesetzt.
Erhöhte AST- bzw. GOT-Werte
Erhöhte AST- bzw. GOT-Werte dienen in der Labordiagnostik als Marker für Erkrankungen der Leber und der Skelettmuskulatur. Aber auch bei einem Herzinfarkt kommt es zu einer erhöhten Aktivität der Aspartat-Aminotransferase.
So erhöhen sich etwa vier bis acht Stunden nach einem Infarkt die AST-Werte. Nach 16 bis 48 Stunden erreichen die Werte ihren Höhepunkt. Spätestens nach sechs Tagen normalisieren sie sich wieder.
Erhöhte AST-Werte können jedoch nicht nur auf einen Herzinfarkt hindeuten, sondern auch auf Krankheiten wie
- eine Herzmuskelentzündung
- Hepatitis
- Leberzirrhose
- Leberkrebs
- Gallenstau
- Leberschäden durch Giftpilze, Cholangitis
- eine Stauungsleber
- eine Gallenwegsentzündung
- eine Gallenblasenentzündung
- Mukoviszidose
- Hämochromatose
- eine Lungenembolie
- Pfeiffer'sches Drüsenfieber
- Morbus Wilson
- Zöliakie
- eine Fettleber
- Verletzungen der Skelettmuskeln oder
- chronischen Alkoholmissbrauch.
Weitere Informationen zu diesem Enzym erhalten Sie hier.
Cardiales Troponin
Troponine werden beispielsweise freigesetzt, wenn Schädigungen der Herzmuskelzellen vorliegen; entsprechende Formen sind Troponin T und Troponin I, die Schädigungen der Herzmuskelzellen anzeigen.
Es gibt jedoch noch andere Arten dieses Muskeleiweißes. Es stehen unterschiedliche Testverfahren zur Verfügung, um die Konzentration an Tropopin zu bestimmen. Wenn Sie sich genauer über Troponin informieren möchten, lesen Sie unseren separaten Artikel zum Thema.
Myoglobin
Bei Myoglobin handelt es sich um ein Muskeleiweiß; es ist wichtig für die Versorgung der Muskelzelle mit Sauerstoff. Allein betrachtet ist der Myoglobinwert in der Herzdiagnostik jedoch sehr ungenau, da das Eiweiß in sämtlichen Muskelzellen vorkommt.
Bei einer Schädigung der Muskelzelle gelangt das Myoglobin ins Blut. Nach einem Herzinfarkt kommt es zu einem sehr schnellen Anstieg des Wertes, sodass der Infarkt früh erkannt werden kann.
LDH (Lactathydrogenase)
Auch bei LDH handelt es sich um einen Eiweißstoff. Er ist wichtig für den Energiestoffwechsel von Organen und Muskeln.
Man bestimmt den Wert besonders, um die Größe eines Infarkts abzuschätzen. Lesen Sie hier mehr über die Lactathydrogenase und ihre Bedeutung.
Herzhormon BNP
Die Vorstufe des Hormons BNP, proBNP, wird in den Herzmuskelzellen hergestellt. Je stärker die Belastung des Herzens, desto mehr pro BNP gelangt in die Blutbahn; dies erfolgt über eine Weitung der Blutgefäße und die Ausscheidung von einer größeren Menge an Natrium.
Es erfolgt eine Aufspaltung von proBNP zu gleichen Teilen: in biologisch inaktives NT-proBNP und kreislaufwirksames BNP. Ersteres ist gut nachweisbar und als Indikator für die Belastung des Herzens geeignet.