Ursachen, Ausprägung und Behandlung verschiedener Immundefekte (Abwehrschwäche)
Unter Immundefekten versteht man angeborene oder erworbene Störungen der körpereigenen Immunabwehr. Man bezeichnet sie auch als Immundefizienz.
Die Bezeichnungen "Immundefekt" oder "Immundefizienz" dienen als Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des menschlichen Immunsystems. Dabei besteht eine zeitweilige oder dauerhafte Schwächung der Körperabwehr. Das bedeutet, dass sich der Organismus gegen Krankheitserreger nicht in ausreichendem Maße wehren kann.
Infolge der Abwehrschwäche kommt es häufig zum Ausbruch von Infektionskrankheiten. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass die Erkrankungen einen erschwerten Verlauf nehmen.
Unterschiedliche Formen von Immundefekten
Immundefekte lassen sich in verschiedene Formen einteilen.
- Um einen zellulären Immundefekt handelt es sich, wenn vor allem die zelluläre Abwehr betroffen ist.
- Von einem humoralen Immundefekt spricht man, wenn die humorale Abwehr, die aus Antikörpern oder sonstigen abwehraktiven Eiweißstoffen besteht, geschwächt ist.
- Es kann aber auch vorkommen, dass bei beiden Systemen ein Defekt vorliegt, in diesem Fall ist dann von einem kombinierten Immundefekt die Rede.
Häufig teilt man Immundefekte auch nach dem Erkrankungszeitpunkt ein. So wird zwischen angeborenen bzw. primären Immundefekten und erworbenen Immundefekten unterschieden.
Ursachen
Ein Immundefekt kann bereits angeboren sein, was jedoch relativ selten vorkommt. Verantwortlich für die angeborene Immunschwäche sind entweder Gendefekte oder seit der Geburt bestehende Fehlbildungen.
In den meisten Fällen werden Immundefekte jedoch im Laufe des Lebens erworben. Zu den bekanntesten Defekten dieser Art zählt die Immunschwächekrankheit AIDS. Diese entsteht durch das HI-Virus.
Nicht selten werden erworbene Immundefekte auch durch Knochenmarkserkrankungen hervorgerufen, bei denen es zu einer gestörten Blutbildung kommt. Dazu gehören vor allem Leukämie (Blutkrebs) und Neutropenie, eine häufige Form der Leukämie. Mitunter sind auch Vitaminmangel bzw. eine Mangelernährung die Ursache für einen Immundefekt.
Zu den weiteren möglichen Auslösern eines erworbenen Immundefekts zählen
- die Grippe
- Diabetes mellitus
- chronische Darmerkrankungen
- chronischer Schlafmangel
- andauernder Stress
- ein ausgeprägter Eiweißmangel
- zu wenig oder zu viel Sport
- Alkoholmissbrauch
- Drogenmissbrauch
Iatrogener Immundefekt
Eine Sonderform stellt der iatrogene Immundefekt dar. Dabei handelt es sich um eine Immunschwäche, die im Rahmen einer medizinischen Behandlung hervorgerufen wird. Eine solche Immunsuppression findet vor allem nach Organtransplantationen statt, um auf diese Weise die Abstoßung des neu eingepflanzten Organs durch das körpereigene Immunsystem zu verhindern.
Doch auch bei Autoimmunkrankheiten kann eine Immunsuppression sinnvoll sein. Häufig tritt ein Immundefekt als Nebenwirkung bei einer Krebstherapie auf, bei der Bestrahlungen durchgeführt oder Zytostatika verabreicht werden. Zu den weiteren Medikamenten und Wirkstoffen, die einen Immundefekt auslösen können, zählen Kortison und Nikotin.
Diagnose
Feststellen lässt sich ein Immundefekt durch verschiedene Suchtests im Blut. Je nach Testresultat erfolgen dann weitere Funktionsuntersuchungen der Abwehrzellen. Tritt ein Immundefekt in einer Familie gehäuft auf, kann auch eine pränatale Diagnose erfolgen, indem die Chorionzotten und das Fruchtwasser untersucht werden oder man dem Fetus Blut entnimmt.
Behandlungsöglichkeiten
Handelt es sich um einen angeborenen Immundefekt, besteht in manchen Fällen die Möglichkeit, die Ursache mit einer Stammzellentransplantation zu behandeln. So erfolgt auf diese Weise die Übertragung eines neuen und gesunden Abwehrsystems.
Bei humoralen oder kombinierten Immundefekten behandelt man die Symptome durch die regelmäßige Gabe von speziellen Antikörperzubereitungen. Diese werden aus Fremdblut gewonnen.
Mit dieser Methode ist es möglich, einen Mangel an Antikörpern zu kompensieren. Um dem Entstehen von Infektionen entgegenzuwirken, erfolgt zumeist eine medikamentöse Behandlung gegen Bakterien und Pilze.
Immundefekte und Impfungen
Als Sonderfall bei Immundefekten gelten Impfungen. So besteht bei einer Impfung mit Lebendimpfstoffen das Risiko, dass die Krankheit, vor der eigentlich geschützt werden soll, durch das Impfen ausbricht. Daher hängt die Impf-Indikation von der Art und dem Ausmaß des Immundefekts ab.
Werden Totimpfstoffe verabreicht, ist es möglich, dass kein ausreichender Impfschutz aufgebaut werden kann. In solchen Fällen erfolgen oftmals engere Impf-Intervalle.
Vorbeugung
In Zeiten und/oder Situationen mit einer erhöhten Infektanfälligkeit sollte man sich darum bemühen, eine Ansteckung zu vermeiden. Dies gelingt mitunter durch:
- eine gründliche Hygiene (vor allem das Händewaschen ist wichtig)
- möglichst keinen Kontakt zu erkrankten Personen
- die Meidung öffentlicher Verkehrsmittel sowie Großveranstaltungen
Zudem ist die Stärkung der Immunabwehr von großer Bedeutung. Hilfreich ist
- eine abwechslungs- und vitaminreiche Ernährung
- ausreichend Schlaf
- eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- ausreichend Bewegung
- Rauchverzicht
- ausreichend Erholung