INR-Wert zur Kontrolle der plasmatischen Blutgerinnung

Mithilfe der Bestimmung des INR-Wertes kann der Arzt die plasmatische Blutgerinnung des Patienten kontrollieren. Dies ist besonders dann notwendig, wenn blutverdünnende Medikamente (Gerinnungshemmer) zur Therapie verordnet wurden, denn der INR-Wert kann Aufschluss über die Wirksamkeit dieser Blutverdünner geben. Der INR-Wert, für den eine einfache Blutprobe nötig ist, hat den sogenannten Quick-Wert heute weitestgehend abgelöst. Erfahren Sie hier mehr über die Bestimmung des INR-Wertes.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich beim INR-Wert?

INR steht als Abkürzung für International Normalized Ratio. Der Wert wird in den Laboren als Standardverfahren verwendet, um das extrinsische System der Blutgerinnung zu kontrollieren. Da er sich besser für Vergleiche eignet, dient er häufig als Ersatz für den Quick-Wert, der in früheren Jahren benutzt wurde.

Mit dem INR-Wert werden die Blutgerinnungsfaktoren II, V, VII und X erfasst. Um den Wert zu ermitteln, teilt der Arzt die Gerinnungszeit des Blutplasmas des Patienten durch die Gerinnungszeit eines Standard-Normalplasmas.

INR-Wert und Quick-Wert

Der INR-Wert trat an die Stelle des Quick-Wertes, der auch als Thromboplastinzeit bezeichnet wird. Der Quick-Wert wies den Nachteil auf, dass seine Resultate häufig von der jeweiligen Testmethode abhingen. Aus diesem Grund erfolgt heutzutage das standardmäßige Umrechnen des Quick-Wertes in den INR-Wert, der bessere Vergleiche ermöglicht.

Grundsätzlich verhalten sich der INR-Wert und der Quick-Wert gegensätzlich zueinander. Das bedeutet, dass bei einem hohen INR-Wert der Quick-Wert niedrig ausfällt. Ist dagegen der Quick-Wert hoch, kommt es zu einem niedrigen INR-Wert.

Aus welchen Gründen wird der INR-Wert bestimmt?

Eine Bestimmung des INR-Wertes kann aus unterschiedlichen Gründen sinnvoll sein. Häufige Indikationen sind:

  • die Behandlungskontrolle nach einer Darreichung von Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin oder Phenprocoumon, um der Entstehung eines Blutgerinnsels entgegenzuwirken
  • ein möglicher Mangel an Vitamin K
  • Verdacht auf Blutungsneigung bei Einblutungen in die Gelenke oder intensiven Regelblutungen
  • das Überprüfen der Leberfunktionen im Falle von schweren Leberleiden, die beispielsweise durch Pilzgifte entstehen

Außerdem wird der INR-Wert vor einem chirurgischen Eingriff gemessen, um im Vorfeld eventuelle Störungen der Blutgerinnung auszuschließen.

Auf welche Weise wird der INR-Wert ermittelt?

Um den INR-Wert zu bestimmen, ist es notwendig, dem Patienten eine Blutprobe zu entnehmen.

Die Blutentnahme findet in regelmäßigen Intervallen statt. Für den Fall, dass der Patient Vitamin-K-Antagonisten erhält, erfolgt die Bestimmung des INR-Wertes in kurzen Abständen. Durch diesen Vorgang lässt sich die nötige Dosis für die Behandlung ermitteln. Wurde die optimale Dosis festgestellt, genügt es, den INR-Wert im Abstand von drei bis vier Wochen zu ermitteln.

Wann ist der INR-Wert normal?

Bei erwachsenen Menschen, die gesund sind, gilt ein INR-Wert von 0,85 bis 1,15 als normal.

Findet jedoch eine Therapie mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten statt, fällt der angestrebte Bereich höher aus, wie beispielsweise 2,0 bis 3,0 im Falle einer tiefen Venenthrombose.

Beim Quick-Wert hängen die Normalwerte vom Lebensalter ab. Bei erwachsenen Personen beträgt der Quick-Wert 70 bis 130 Prozent, bei Jugendlichen bis 17 Jahren 77 bis 100 Prozent, bei Kindern bis 7 Jahren 65 bis 100 Prozent sowie bei Babys und Kleinkindern bis 2 Jahre 53 bis 100 Prozent.

Wann fällt der INR-Wert zu niedrig aus?

Liegt ein zu niedriger INR-Wert vor, bedeutet dies, dass der Quick-Wert wiederum zu hoch ausfällt. Grund dafür kann die Einnahme von bestimmten Antibiotika wie Penicillin oder Cephalosporinen sein. Gleiches gilt für die Darreichung von Antikonvulsiva.

Weil ein niedriger INR-Wert nicht auf eine gesundheitliche Störung hinweist, wird er normalerweise nicht vom Arzt abgeklärt.

Wann fällt der INR-Wert zu hoch aus?

Bei einem zu hohen INR-Wert besteht gleichzeitig ein niedriger Quick-Wert. Er gilt als Hinweis auf Störungen der Blutgerinnung. Mögliche Ursachen dafür sind:

  • ein Mangel an Vitamin K aufgrund einer Zöliakie oder einer Erkrankung der Leber
  • ein Mangel an speziellen Blutgerinnungsfaktoren wie Fibrinogen
  • die Darreichung von bestimmten Arzneimitteln wie Acetylsalicylsäure (ASS), Cumarin, Heparin oder Barbituraten
  • die Einnahme von Antikoagulantien (Blutgerinnungshemmer)

Wird die Entnahme des Blutes falsch durchgeführt oder die Probe nicht fachgerecht behandelt, besteht das Risiko einer fälschlichen Erhöhung des INR-Werts. Ein solches Problem ist beispielsweise bei einem zu langen Verweilen des Stauschlauchs am Oberarm möglich. Außerdem kann sich zu wenig Blut in den Probenröhrchen befinden.

Was geschieht bei Veränderungen des INR-Wertes?

Kommt es zu Abweichungen vom normalen INR-Wert, versucht der Arzt den Grund dafür zu ermitteln. Soll ein chirurgischer Eingriff stattfinden, ist es erforderlich, zuvor eventuelle Blutgerinnungsstörungen sicher auszuschließen. Falls nötig, muss die Operation verschoben werden.

Ist ein Mangel an Vitamin K für die Abweichungen des INR-Wertes verantwortlich, nimmt der Patient entsprechende Präparate mit dem Vitamin ein, um die Mangelerscheinung auszugleichen. Dies geschieht solange, bis die Blutgerinnung wieder normal verläuft.

In manchen Fällen soll es sogar zu Abweichungen vom normalen INR-Wert kommen. Das ist bei bestimmten Grunderkrankungen der Fall. Leidet zum Beispiel ein Patient unter Vorhofflimmern, wird versucht, den INR-Wert auf 2,0 bis 3,0 anzuheben. Trägt ein Patient eine mechanische Herzklappe, bewegt sich der gewünschte Wert zwischen 3,0 und 4,5.

Aussagekraft

Von Relevanz ist der INR-Wert vor allem bei Patienten, bei denen ein Fließgleichgewicht einer Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten besteht. So zeigten sich vor allem bei diesen Patienten Schwierigkeiten bei der Vergleichbarkeit der ermittelten Quick-Wert-Resultate.

Zum Teil werden die INR-Werte von einigen Laboren nur bei einem verminderten Quick-Wert angegeben. Allerdings findet diese ursprüngliche Definition immer geringere Beachtung. Wird bei einem Patienten, der unter Leberversagen leidet, auch weiter der Quick-Wert angegeben, gilt dies nicht als Fehler.