Kreatinin-Clearance - Merkmale, Bedeutung und Werte

Mithilfe der Kreatinin-Clearance lässt sich ermitteln, wie schnell harnpflichtige Substanzen, wie etwa Kreatinin, durch die Nieren ausgeschieden werden können. In diesem Zusammenhang ist die so genannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) von Bedeutung. Zur Berechnung stehen unterschiedliche Formeln zur Verfügung. Lesen Sie alles Wissenswerte über Merkmale, Bedeutung und Werte der Kreatinin-Clearance.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Kreatinin-Clearance - Merkmale und Funktion

Kreatinin-Clearance ist ein Wert, der dazu dient, die Nierenfunktion zu beurteilen. So erhält der untersuchende Arzt dadurch Aufschluss über die Filtrationsleistung des Organs: die Werte lassen erschließen, wie schnell die Ausscheidung von harnpflichtigen Substanzen wie Kreatinin ausgeschieden werden.

Bedeutung der Kreatinin-Clearance in der Labordiagnostik

Kreatinin wird beim Abbau des Muskelstoffs Kreatin gebildet und über Nieren und den Urin aus dem Organismus wieder ausgeschieden. Da die Freisetzung des Abbauprodukts aus den Muskeln sowie die Nierenfiltration regelmäßig erfolgt, ist es ein brauchbarer Parameter zum Einschätzen der Nierentätigkeit.

Sind die Nieren voll funktionstüchtig, bauen sie das Kreatinin in einem bestimmten Zeitraum wieder aus dem Blut ab. Liegt jedoch eine Störung vor, verbleibt mehr von dem Abbaustoff im Körper.

Der Begriff "Clearance" (klären) steht für die Zeit, in der das Blut vom Kreatinin geklärt oder gesäubert wird. Allerdings sind die Kreatinin-Konzentration sowie die damit verbundene Clearance von der Körpermasse abhängig.

Glomeruläre Filtrationsrate (GFR)

Harnpflichtige Substanzen sind solche, die über den Urin ausgeschieden werden. Mithilfe der Clearance ist eine Abschätzung der Filtrationsrate der Nierenglomeruli möglich. Dabei handelt es sich um die so genannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR).

Diese gibt die Gesamtmenge des Primärharns an, welche in den Nierenglomeruli zusammen je Zeiteinheit filtriert wird. Die Einheit beträgt ml/min. Der Werte liegt bei einem Erwachsenen mit normalem Blutdruck bei etwa 120 Milliliter je Minute bzw. 170 Liter täglich.

Die GFR steigt an, je älter ein Säugling bzw. Kind wird. Bei Erwachsenen sinkt sie mit zunehmendem Alter wieder.

Hinzu kommen Schwankungen, die je nach Tageszeit um bis zu ein Drittel variieren können. Auch ist der Wert abhängig von der Leitfähigkeit, der Gesamtfläche und dem effektiven Filtrationsdruck des glomerulären Filters.

Um die Nierenfunktion beurteilen zu können, gilt die glomeruläre Filtrationsrate als wichtigster Faktor. Man berechnet sie aus der Plasmakreatininkonzentration oder als Kreatinin-Clearance.

Geschätzte glomeruläre Filtrationsrate eGFR

Um die glomeruläre Filtrationsrate anhand des Kreatinins im Serum sowie anhand der Angaben von Hautfarbe, Geschlecht und Alter eines Patienten abschätzen zu können, bedient man sich der geschätzten glomerulären Filtrationsrate eGFR (für "estimated Glomerular Filtration Rate"). Auf diese Weise kann man sich die Sammlung des 24-Stunden-Urins ersparen.

Die Anwendung erfolgt, da lediglich hier genau, nur im Bereich, der zwischen 20-60 ml/min/1,73 m2 liegt. Nicht verlässlich und mit Fehlern behaftet ist sie bei

  • Erwachsenen über 75 Jahre
  • Kindern
  • Schwangeren
  • Skelettmuskelerkrankungen
  • extremer Muskelmasse oder
  • starkem Über- oder Untergewicht.

Berechnung der GFR mit der Formel nach Cockcroft und Gault

Die Kreatinin-Clearance kann man auch mithilfe des Kreatinin-Wertes im Blutplasma ermitteln. Zu diesem Zweck wendet man die Formel nach Cockcroft und Gault an. Da dabei auch Körpergewicht und Alter des Patienten Berücksichtigung finden, gilt diese Formel als besonders präzise.

Allerdings wird diese Formel nicht besonders häufig verwendet. Sie basiert auf der Untersuchung von vergleichsweise wenigen Patienten und ist häufig deshalb nicht durchführbar, weil das Körpergewicht nicht angegeben wird.

Die Formel lautet wie folgt: (140 - Alter [Jahre]) / Serumkreatinin [mg/dl]) * (Körpergewicht [kg] / 72). Dieser Wert wird bei Frauen mit 0,85 multipliziert.

Berechnung der GFR mit der MDRD-Formel

"MDRD" steht für Modification of Diet in Renal Disease, was sich auf die Ernährungsänderung bei Erkrankungen der Niere bezieht. Neben Serumkreatinin müssen Geschlecht und Alter gegeben sein.

Die Formel lautet wie folgt: 175 (bzw. 186) x SKr -1,154 x A -0,203. Dieser Wert wird bei Frauen mit 0,742, bei schwarzer Hautfare mit 1,212 multipliziert. "SKr" steht dabei für das Serumkreatinin und "A" für das Alter.

Bestimmung - Wissenswertes zu Werten der Kreatinin-Clearance

Im Laufe des Lebens reduziert sich die Kreatinin-Clearance allmählich. Ermittelt wird der Kreatinin-Wert, wenn Verdacht auf Nierenschäden besteht oder der Verlauf einer Nierenkrankheit kontrolliert werden soll. Aber auch bei einer medikamentösen Therapie, bei der der Patient Mittel erhält, die möglicherweise Beeinträchtigungen der Nierentätigkeit hervorrufen, kann es sinnvoll sein, den Kreatinin-Wert festzustellen.

Bestimmen lässt sich der Kreatinin-Wert sowohl im Blutserum als auch im 24-Stunden-Urin - der Sammelurin über 24 Stunden bringt die höchste Aussagekraft.

Wird eine Urin-Sammelprobe entnommen, muss der Patient während des Sammelzeitraums auf den Genuss von Fleisch sowie anstrengende körperliche Betätigungen verzichten. Außerdem sollte er mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.

Normalwerte der Kreatinin-Clearance

Die Kreatinin-Clearance ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören vor allem Lebensalter, Geschlecht und Messmethode.

  • Als Normalwerte bei Männern um die 25 Jahre gelten 95 bis 140 ml/min/1,73 m²,
  • bei Männern um die 50 sind es 70 bis 115 ml/min/1,73 m² und
  • bei Männern im Alter von etwa 75 Jahren 50 bis 80 ml/min/1,73 m².

Die normalen Werte bei Frauen sind

  • 70 bis 110 ml/min/1,73 m² im Alter von ca. 25 Jahren
  • 50 bis 100 ml/min,1,73 m² im Alter von etwa 50 Jahren sowie
  • 35 bis 60 ml/min/1,73 m² im Alter von ungefähr 75 Jahren.

Die Normwerte bei Kindern lauten wie folgt:

  • 1. bis 2. Lebenswoche: 25 bis 35
  • 3. Woche bis 2. Monat: 25 bis 55
  • 3. bis 12. Monat: 35 bis 80
  • ältere Kinder: > 90

Kreatinin oder Kreatinin-Clearance?

Zu beachten ist, dass der Kreatinin-Wert im Blutserum erst dann ansteigt, wenn die Nierentätigkeit zu mehr als 50 Prozent eingeschränkt ist. Das heißt, dass sich eine Nierenschwäche auch bei einer normalen Kreatinin-Konzentration im Blutserum nicht ausschließen lässt. Ärzte sprechen in diesem Fall von einem kreatininblinden Bereich.

Daher lassen sich geringfügige Nierenfunktionsstörungen nur mit der Kreatinin-Clearence erkennen. Ein Nachteil des Verfahrens ist allerdings, dass Fehler beim Sammeln des Urins Verfälschungen bei den Werten zur Folge haben können.

Kreatinin-Clearance erniedrigt: Mögliche Erkrankungen

Wird eine zu geringe Kreatinin-Clearence gemessen, ist dies ein Hinweis auf eine eingeschränkte Nierenfunktion. Diese wird zumeist durch eine akute oder chronische Nierenschwäche hervorgerufen.

Ebenso können

  • eine Entzündung der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis)
  • eine diabetische Nephropathie
  • eine Störung der Nierendurchblutung, z.B. weil die Nierengefäße verengt sind
  • eine Nephrosklerose
  • Entzündungen, Steine oder Tumore in den ableitenden Harnwegen

vorliegen.

Kreatinin-Clearance erhöht: Mögliche Erkrankungen

Eine zu hohe Kreatinin-Clearance tritt in der frühen Phase der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) auf. Aber auch während der Schwangerschaft sind erhöhte Werte zu verzeichnen.