Leberenzyme - Bedeutung veränderter Leberwerte

Als Leberenzyme bezeichnet man spezielle Enzyme, die von den Leberzellen hergestellt werden. In der medizinischen Diagnostik dienen sie zur Bestimmung von diversen Krankheiten, wie etwa Hepatitis, Gallenstau, Leberzirrhose, aber auch ein Herzinfarkt. Verschaffen Sie sich einen Überblick über verschiedene Leberenzyme sowie deren Bedeutung und Wirkung.

Von Jens Hirseland

Leberenzyme - Merkmale und Bedeutung

Bei Enzymen handelt es sich um Eiweiße, die dafür sorgen, dass chemische Reaktionen im Organismus schneller ablaufen. Da sich bei zahlreichen Erkrankungen die Konzentration von spezifischen Enzymen verändert, lassen sich durch die Enzymwerte bestimmte Krankheiten besser diagnostizieren.

Sprechen Mediziner von den Leberwerten, sind damit bestimmte Werte, die im Rahmen einer Blutprobe ermittelt werden, gemeint. Dabei handelt es sich um die Aktivitäten der Leberenzyme sowie des Stoffwechselproduktes Bilirubin.

Leberenzyme werden von den Leberzellen produziert. Die unterschiedlichen Enzyme haben die Aufgabe, diverse Stoffwechselprozesse in den Leberzellen zu beschleunigen.

Arten von Leberwerten und -enzymen

Leberwerte lassen sich je nach Funktion in Sachen Diagnose einteilen in

  • Leberwerte zum Anzeigen einer Leberzellschädigung
  • Laborparameter zum Anzeigen eines Gallestaus und
  • Laborparameter zum Anzeigen einer Synthesestörung der Leber.

Zu den wichtigsten Leberenzymen zählen

  • Glutamat-Oxalacetal-Transaminase
  • Glutamat-Pyrovat-Transaminase
  • Gamma-Glutamyl-Transferase sowie
  • Alkalische Phosphatasen.

sowie das Stoffwechselprodukt Bilirubin. Ebenfalls von Bedeutung sind das Enzym Cholinesterase (ChE) und der so genannte Quickwert (TPZ), da diese Aufschluss über die Stoffwechselfunktionen liefern.

Laborwerte bei Leberzellschädigung

Bei der Schädigung einer Leberzelle werden die dortigen Enzyme freigesetzt und lassen sich im Blut nachweisen. Zu den entsprechenden Enzymen zählen AST, ALT und GLDH. Zu beachten ist, dass AST auch in Zellen der Skelett- und Herzmuskulatur vorkommt, sodass ein Nachweis dieses Enzyms im Blut auch auf andere Erkrankungen schließen lassen kann.

Laborwerte bei Gallestau

Liegt ein Gallestau vor, konzentriert man sich vor allem auf die Werte von

  • g-Glutamyltransferase
  • alkalischer Phosphatase und
  • direktem und indirektem Bilirubin.

Bestimmung: Wissenswertes zu Werten von Leberenzymen

Kommt es zur Schädigung der Leberzellen, was zum Beispiel durch eine Infektionskrankheit der Fall sein kann, führt dies zur Freisetzung der Enzyme. Diese gelangen dadurch ins Blut.

Die Leberwerte werden also bei Verdacht auf Lebererkrankungen durchgeführt. Typische Beschwerden in diesem Zusammenhang sind

Leberenzyme im Blutbild: Normwerte

Im Folgenden geben wir eine Übersicht über Referenzwerte der Leberenzyme.

Normwerte für Leberenzyme AST (GOT), ALT (GPT) und GLDH

  • AST (GOT) - Männer: 10 bis 50 U/l // Frauen: 10 bis 35 U/l
  • ALT (GPT) - Männer: 10 bis 50 U/l // Frauen: 10 bis 35 U/l
  • Glutamatdehydrogenase (GLDH) - Männer: bis 7,0 U/l // bis 5,0 U/l

Normwerte für Leberenzym Gamma-GT

  • Frühgeborene: bis 292 U/l
  • 1 Tag: bis 171 U/l
  • 2 bis 5 Tage: bis 210 U/l
  • 6 Tage bis 6 Monate: bis 231 U/l
  • 7 bis 12 Lebensmonate: bis 39 U/l
  • 1 bis 3 Jahre: bis 20 U/l
  • 4 bis 6 Jahre: bis 26 U/l
  • 7 bis 12 Jahre: bis 19 U/l
  • 13 bis 17 Jahre: bis 38 U/l für Frauen // bis 52 U/l für Männer
  • Erwachsene: bis 39 U/l für Frauen // bis 66 U/l für Männer

Normwerte für Alkalische Phosphatase (AP)

  • bis 1 Tag: < 250 U/l
  • 2 bis 5 Tage: < 231 U/l
  • 6 Tage bis 6 Monate: < 449 U/l
  • 7 bis 12 Monate: < 462 U/l
  • 1 bis 3 Jahre: < 281 U/l
  • 4 bis 6 Jahre: < 269 U/l
  • 7 bis 12 Jahre: < 300 U/l
  • 13 bis 17 Jahre: < 187 U/l für Frauen // < 390 U/l für Männer
  • über 18 Jahre: 35 - 104 U/l für Frauen // 40 - 129 U/l für Männer

Normwerte für Gesamt-Bilirubin

  • 1. Tag: < 4,0 mg/dl
  • 2. Tag: < 9,0 mg/dl
  • 3. - 5. Tag: < 13,5 mg/dl
  • Erwachsene: < 1,1 mg/dl

Check-up 35 plus: Leberwerten testen lassen

Lebererkrankungen können bereits in einem frühen Stadium erkannt werden, was eine rechtzeitige Behandlung ermöglicht. Dies gelingt mittels einfachem Bluttest.

Ärzte raten dazu, seine Leberwerte ab einem Alter von 35 im Rahmen des "Check-up 35 plus" regelmäßig überprüfen zu lassen. Auf diese Weise lässt sich diversen teils auch schweren Lebererkrankungen vorbeugen.

Leberwerte zu hoch: Mögliche Erkrankungen und Auslöser bei erhöhten Leberenzymen, z.B. Alkohol

Steigt die Anzahl der Leberenzyme im Blut an, ist dies ein Hinweis auf Leberschäden. Zu hohe Leberwerte deuten zumeist auf bestimmte Erkrankungen wie

hin. Weitere mögliche Gründe sind

Mitunter führt auch eine Verengung der Gallenwege durch Gallengries oder Gallensteine zu einem Anstieg der Leberwerte.

Erhöhte Leberwerte bei Kindern

Nicht nur bei Erwachsenen kann es zu erhöhten Leberwerten kommen. Bei Kindern kommen folgende Ursachen infrage: Übergewicht, welches das Risiko einer Fettleber erhöht, sowie sportliche Aktivität, die zu den harmlosen Auslösern zählt: denn einige der genannten Enzyme befinden sich auch im Skelett- und Herzmuskel; bei Anstrengung erhöhen sich die Werte.

Stress und erhöhte Leberwerte

Eine ungesunde Lebensweise, bei der Stress eine zentrale Rolle spielt, kann dies die Entstehung einer Fettleber begünstigen. Auch diese zählt zu den Auslösern für hohe Leberwerte.

Erhöhte Leberwerte durch Medikamente wie Ibuprofen

Es gibt einige Medikamente, die zu hohen Leberwerten führen können; dies ist besonders bei einem langen Einnahmezeitraum oder einer hohen Dosierung der Fall. Sämtliche Mittel, die über die Leber abgebaut werden, zählen dazu, so etwa

  • Ibuprofen
  • Paracetamol
  • Amiodaron
  • Allopurinol
  • Methotrexat
  • Zytostatika oder
  • Amitryptilin.

Erhöhte Leberwerte in der Schwangerschaft

Auch während der Schwangerschaft - etwa 5 % der Frauen sind davon betroffen - kann es zu erhöhten Leberwerten kommen. Vor allem bei Oberbauchschmerzen oder starkem Juckreiz sollte man seinen Arzt darauf ansprechen.

Quotienten bei erhöhten Leberwerten

Bei schlechten Leberwerten bedient man sich häufig verschiedenen Quotienten, also dem Verhältnis unterschiedlicher Messwerte zueinander, damit die auslösende Erkrankung in Erfahrung gebracht werden kann. Dazu zählt der Schmidt-Quotient, bei dem man die AST- und ALT-Werte addiert und durch den Wert der Glutamatdehydrogenase teilt. Dabei können folgende Ergebnisse erzielt werden:

  • Wert unter 20: biliäre Zirrhose, Lebermetastasen
  • Wert zwischen 20 und 50: akuter Schub chronischer Hepatitis
  • Wert über 50: akute Virushepatitis, Alkoholhepatitis

Zudem gibt es den de-Ritis-Quotienten. Mit diesem wird die Einschätzung der Ursache einer Hepatitis möglich:

  • Wert unter 1: akute Virushepatitis
  • Wert um 1: Leberzirrhose
  • Wert über 1: chronische Hepatitis
  • Wert über 2: alkoholbedingte Leberschädigung

Gründe für erhöhtes Bilirubin

Ist der Bilirubinwert erhöht, kann eine Hämolyse, also der Zerfall von roten Blutkörperchen, dafür verantwortlich sein. Ebenso können

  • ein gestörter Bilirubinstoffwechsel bei angeborenen Krankheiten (z.B. Morbus Meulengracht)
  • das Absterben von Skelettmuskelzellen, etwa durch ein schweres Trauma oder einen epileptischen Anfall oder
  • Verbrennungen

zu den Auslösern zählen.

Erniedrigte Leberwerte/Leberenzyme: Mögliche Erkrankungen

Es gibt aber auch Enzyme, die bei bestimmten Lebererkrankungen in geringerer Konzentration vorkommen. Dazu gehört vor allem die Cholinesterase.

Leberwerte senken: Was tun bei veränderten Leberwerten?

Bei einer deutlichen Erhöhung von einem oder mehrerer Leberwerte gilt es, die Ursache heraus zu finden. Sodann kann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.

Der Betroffene selbst kann und muss auch etwas tun, um seine Leber zu schonen. Dazu zählt eine gesunde und fettarme Ernährung. Außerdem ist es wichtig, auf Alkohol zu verzichten.

Ernährung und Hausmittel bei erhöhten Leberwerten

Es gibt einige Nahrungsmittel, die dabei helfen können die Leberwerte zu senken. Zu diesen zählen etwa

  • mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßter Kräutertee am Tag
  • Bittergemüse wie Endiviensalat oder Rosenkohl
  • fettarme Fisch- und Fleischsorten

Zudem können auch einige Hausmittel bei der Senkung der Leberwerte helfen. Zu diesen zählen

Leberwerte mit Buttermilch verbessern

Zu hohe Leberwerte sind oftmals durch ungünstige Ernährungsgewohnheiten bedingt, so etwa fettige Speisen oder übermäßigen Alkoholkonsum. Im Rahmen der Ernährungsumstellung stellt Buttermilch eine gute Unterstützung.

Sie enthält wenig Fett, dafür viel Protein. Wichtig: als alleinige Maßnahme ist Buttermilch zum Senken der Leberwerte nicht geeignet.

Leberwerte homöopathisch senken

Zur Entgiftung der Leber bietet sich auch das ein oder andere homöopathische Mittel an. Folgende Homöopathika sind in diesem Zusammenhang zu empfehlen:

  • Nux vomica
  • Eichhornia crassipes
  • Podophyllum peltatum
  • Carduus marianus
  • Petroselinum erispum
  • Okoubaka
  • Lycopodium
  • Myrica cerifera

Wie lang dauert es, bis sich die Leberwerte erholen?

Wie lange es dauert, bis sich die Leber wieder erholt hat, ist vor allen Dingen vom körlichen Zustand des Patienten abhängig. Wer sich gesund ernährt und zudem auch auf eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung achtet, werden sich die Leberwerte innerhalb eines Zeitraums von drei Wochen bis sechs Monaten normalisieren.

Im Folgenden gehen wir etwas genauer auf die unterschiedlichen Leberenzyme ein.

Glutamat-Oxalacetal Transaminase (GOT/AST)

Wichtig für die Atmungskette sowie für den Malat-Aspartat-Shuttle ist die Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT), die auch als Aspartet-Aminotransferase (AST) bezeichnet wird. Man findet sie in der Leber, in den Skelettmuskeln sowie im Herz.

Die Bestimmung der GOT-Werte erfolgt bei der Diagnose von Gallenwegs- und Lebererkrankungen. Hier in unserem separaten Artikel finden Sie alle wichtigen Informationen zu diesem Enzym.

Glutamat-Pyrovat-Transaminase (GPT/ALT)

Auch die Glutamat-Pyrovat-Transaminase (GPT) zählt zu den Leberenzymen. Gebräuchlich ist mittlerweile der Name Alanin-Aminotransferase (ALT).

Neben den Leberzellen findet man das Enzym auch im Herzmuskel sowie in den Skelettmuskeln. Um Erkrankungen der Leber oder Gallenwege sicher diagnostizieren zu können, ist die Analyse weiterer Werte wichtig. Hier finden Sie detailliertere Informationen zur GPT.

Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)

In der Leber - aber auch in anderen Organen - gibt es zudem die Gamma-Glutamyl-Transferase, auch als Gamma-GT bezeichnet. Dieses Enzym stellt einen wichtigen Marker zur Diagnose von Lebererkrankungen dar; schon leichte Schäden lassen sich damit feststellen.

Erhöhte Gamma-GT-Werte stehen beispielsweise für eine Fettleber, entzündete Gallenwege oder auch eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung. Genauere Informationen zu diesem Enzym finden Sie hier.

Alkalische Phosphatase (AP)

Auch alkalische Phosphatasen kommen in der Leber vor. Die Rolle, die das Enzym für den Stoffwechsel spielt, ist nicht gänzlich geklärt.

Um Lebererkrankungen zu diagnostizieren, stellt die AP jedoch einen wichtigen Marker dar. Zu den unterschiedlichen Krankheiten zählen etwa entzündete Gallenwege, Leberentzündungen oder auch Knochenkrankheiten. Informieren Sie sich hier genauer über die alkalische Phosphatase.

  • Blutproben in Reagenzgläsern in Labor

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  • Reagenzglas mit Blutprobe über Blatt mit Testkurven

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  • Laborarzt mit Schutzkleidung analysiert eine Blutprobe im Reagenzglas

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  • Hand in blauem Schutzhandschuh hält ein Röhrchen mit einer Blutprobe, im Hintergrund viele bunte Röhrchen

    © angellodeco - www.fotolia.de

Stoffwechselprodukt Bilirubin

Bei Bilirubin handelt es sich um ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs. Der Abbau erfolgt in der Leber.

Das Stoffwechselprodukt ist wichtig, um die Ursache einer Gelbsucht zu ermitteln. Auch kann die Behandlung der Erkrankung mithilfe der Werte-Bestimmung kontrolliert werden.

Die Bestimmung erfolgt im Blutserum. Hier erhalten Sie alle wichtigen Informationen zu Bilirubin.

Cholinesterase (ChE)

Cholinesterase (ChE) stellt ein Leberenzym dar. Es dient als Marker der Beurteilung der Leberfunktion.

Dabei können sowohl zu hohe als auch zu niedrige Werte auf eine Erkrankung hinweisen. Wenn Sie mehr über die Cholinesterase erfahren möchten, lesen Sie unseren separaten Artikel zum Thema.

Quickwert (TPZ)

Der Quickwert (TPZ) kommt als labormedizinischer Parameter zur Anwendung, um den extrinsischen Teil des Blutgerinnungssystems zu überprüfen. Kontrolliert werden dabei die Blutgerinnungsfaktoren

  • II
  • V
  • VII und
  • X.

Das Resultat gibt man in Quick-Prozent an. Benannt wurde der Quick-Test nach dem amerikanischen Mediziner Armand James Quick (1894-1978).

Anwendung

Zur Anwendung kommt der Quick-Test, um den Verlauf einer Antikoagulation mit Cumarin-Derivaten zu überprüfen. So wird bei vielen Patienten durch spezielle Medikamente die Herstellung von Gerinnungsfaktoren in der Leber gehemmt, was zu einer Erhöhung der INR (International Normalized Ratio) führt. Darüber hinaus ist ein zu niedriger Quick-Wert meist ein Hinweis auf eine Synthesestörung der Blutgerinnungsfaktoren durch Leberschädigungen wie zum Beispiel Leberzirrhose.

INR-Wert statt Quickwert

In der heutigen Zeit kommt anstelle des Quickwertes zumeist der INR-Wert zur Anwendung. Ein erheblicher Nachteil des Quickwertes ist, dass er von dem Labor, in dem er ermittelt wird, abhängt. Das bedeutet, dass sich Quickwerte, die man in unterschiedlichen Laboratorien feststellt, nur unzureichend miteinander vergleichen lassen.

Aus diesem Grund gibt man den Wert heutzutage als International Normalized Ratio an. Dieser Wert hat den Vorteil, dass er verschiedene Labormethoden berücksichtigt und auf einem Standard der WHO (Weltgesundheitsorganisation) beruht.

Messung des Quick- bzw. INR-Wertes

Zur Messung des Quickwertes oder des INR-Wertes entnimmt man dem Patienten eine Blutprobe, die mit Zitrat versetzt wird. Durch das Zitrat lässt sich die Blutgerinnung innerhalb des Probenröhrchens auf dem Weg zum Laboratorium vermeiden.

Im Labor wird dann die Blutgerinnung mithilfe von speziellen Substanzen ausgelöst. Dabei messen die Laborangestellten die Zeit, die bis zum Entstehen des Blutgerinnsels vergeht.

Bei einem gesunden Menschen beträgt die Zeitdauer rund 20 Sekunden. In diesem Fall hätte der Betroffene einen Quickwert von 100 Prozent bzw. einen INR-Wert von 1. Als normal gilt ein Quickwert zwischen 70 und 125 Prozent. Ein zu geringer Quickwert kann durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie

auftreten.