Eosinophile Granulozyten - Werte, Funktion und Störungen
Als eosinophile Granulozyten oder Eosinophile (kurz Eos) werden spezielle Granulozyten bezeichnet, die den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) angehören. Primäre Aufgabe der Granulozyten ist die Abwehr von körperfremden Stoffen. Die eosinophilen Granulozyten erfüllen dabei vor allem die Funktion, Parasiten abzuwehren. Ferner haben sie Anteil an der Steuerung von allergischen Reaktionen. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte über die Eosinophilen.
Eosinophile Granulozyten - Merkmale und Funktion
Bei den eosinophilen Granulozyten handelt es sich um Fresszellen (Phagozyten). Das bedeutet, dass sie fremde Keime, die Krankheiten hervorrufen können, verschlucken, also gewissermaßen "auffressen". Mit ihren Vesikeln töten sie außerdem körperfremde Organismen ab.
Die griechische Bezeichnung eosinophil bedeutet "eosinliebend". Dabei steht Eosin im Griechischen für "Morgenröte".
Um gegen die fremden Eindringlinge vorgehen zu können, verfügen die Eosinophilen über die Eigenschaft, sich aktiv zu bewegen. Dadurch sind sie in der Lage, die fremden Organismen gezielt anzugreifen und an ihnen anzudocken.
Zu den bevorzugten Zielen der eosinophilen Granulozyten zählen Würmer und Parasiten. Nachdem sie die Eindringlinge identifiziert haben, heften sie sich an deren Oberfläche an. Via Zellmembran gelangen die toxischen Substanzen der Eosinophilen in die körperfremden Zellen, was deren Absterben zur Folge hat.
Außerdem werden von den eosinophilen Granulozyten zur gleichen Zeit Botenstoffe freigesetzt. Auf diese Weise alarmieren sie weitere Eosinophile, die sie bei ihrem Vorgehen unterstützen.
Ihre besten Effekte entfalten die eosinophilen Granulozyten, wenn die menschliche Körpertemperatur auf Fieberwerte von 38,3 bis 41 Grad Celsius ansteigt. Im Falle einer Infektion ist es also keineswegs ungewöhnlich, dass der Körper mit Fieber reagiert, um das Abwehrsystem zu unterstützen.
Negative Auswirkungen durch eosinophile Granulozyten
Bei manchen Menschen wirken sich die Eosinophilen aber auch negativ aus, weil sie den Körper schädigen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn das Lungenepithel aufgrund der Inhaltsstoffe der Abwehrzellen in Mitleidenschaft gezogen wird.
Aufbau
Die eosinophilen Granulozyten weisen eine kugelförmige Gestalt auf. Mit einem Durchmesser von 15 bis 20 Mikrometern präsentieren sie sich unter dem Mikroskop etwa doppelt bis dreifach so groß wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten).
Zu den typischen Merkmalen der Eosinophilen gehören der Zellkern sowie die Vesikel (Granulas), die rot eingefärbt sind. In ihnen kommen basische Proteine vor. Diese verfügen über eine giftige Wirkung, die sich gegen körperfremde Stoffe richtet. Dies sind unter anderem:
- Peroxidase
- Lysosomale hydrolytische Enzyme
- Major Basic Protein
Entstehung
Gebildet werden die eosinophilen Granulozyten im Knochenmark aus multipotenten Stammzellen. Innerhalb des Knochenmarks kommt es zur Entwicklung einer myeloischen Vorläuferzelle.
Diese teilt sich in unterschiedliche Blutzellarten auf. Entsteht dadurch ein Myeloblast, gehen aus diesem im weiteren Verlauf Granulozyten wie die Eosinophilen hervor.
Eosinophilen-Werte
Im Rahmen von medizinischen Untersuchungen werden die speziellen Granulozyten mit dem Farbstoff Eosin rötlich angefärbt. Dadurch ist es möglich, die Eosinophilen unter einem Mikroskop leichter zu identifizieren.
Ermittelt wird der Wert der Eosinophilen im Rahmen des Differentialblutbildes. Bei erwachsenen Menschen beträgt der Normalwert ungefähr 50 bis 250 Eos pro Mikroliter Blut. Im Laufe des Tages kommt es allerdings zu Schwankungen der Werte.
Der Blutwert besteht jedoch nicht aus der direkten Anzahl der Eos, sondern setzt sich aus dem Verhältnis der gesamten Leukozytenmenge zusammen. Dabei erreicht der Normwert zwei bis vier Prozent.
Eosinophilie
Es kann auch eine zu hohe Anzahl an eosinophilen Granulozyten im Organismus vorkommen. In der Medizin wird dies als Eosinophilie bezeichnet.
Ursachen einer Eosinophilie
In der Regel tritt ein Übermaß am Eosinophilen auf, wenn eine Infektion wieder abheilt. Des Weiteren sind erhöhte Werte durch bestimmte Infektionskrankheiten möglich. Dazu zählen
- eine Gonorrhoe (Tripper)
- Masern oder
- Scharlach.
Ebenfalls erhöht sind die Eos-Werte im Falle einer Infektion mit Parasiten oder Würmern. So reagieren die Eosinophilen vor allem bei diesen mit verstärkter Leistung.
Weitere mögliche Ursachen für eine Eosinophilie sind:
- Allergien wie Heuschnupfen oder Asthma
- Pilzerkrankungen
- Autoimmunkrankheiten wie systemischer Lupus erythematodes
- Kollagenosen wie Sklerodermie
- Eine chronische Eosinophilenleukämie
- Eine chronisch-myeloische Leukämie (CML)
In manchen Fällen ist auch die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln für den Anstieg des Eos-Wertes verantwortlich.
Symptome einer Eosinophilie
Durch eine leicht erhöhte Anzahl an eosinophilen Granuolzyten sind normalerweise keine Beschwerden zu befürchten. Die Entdeckung der Eosinophilie per Blutbild findet dann in der Regel zufällig statt, weil eine andere Erkrankung untersucht wird.
Ist die Anzahl der Eosinophilen stark ausgeprägt, besteht jedoch das Risiko von Gewebeentzündungen und Schädigungen der Organe. Davon betroffen sind zumeist Haut, Lunge, Herz und Nervensystem. Im Prinzip kann es durch eine Eosinophilie an jedem Körperorgan zu Beeinträchtigungen kommen.
Welche Symptome letztlich auftreten, richtet sich nach dem betroffenen Organ. So zeigt sich auf der Haut meist Ausschlag, während bei einer Beeinträchtigung der Lunge mit Kurzatmigkeit oder Keuchatmung zu rechnen ist. Ebenfalls möglich sind Erschöpfung, Halsschmerzen oder Magenbeschwerden.
Behandlung einer Eosinophilie
Die Behandlung der Symptome hängt von der auslösenden Ursache ab. Bei Verdacht auf eine Infektion erhalten die Patienten Antibiotika. Auch die Darreichung von Kortikosteroiden zählt zu den Therapieoptionen.
Idiopathisches Hypereosinophilie-Syndrom
Von einem idiopathischen Hypereosinophilie-Syndrom sprechen Mediziner, wenn über einen Zeitraum von über sechs Monaten die Anzahl der Eosinophilen bei mehr als 1500 Zellen pro Mikroliter Blut liegt, ohne dass sich eine konkrete Ursache dafür finden lässt.
Die Erkrankung kann prinzipiell in jedem Lebensalter auftreten. Besonders betroffen sind jedoch Männer ab 50 Jahren. Dabei sind Schädigungen von Herz, Leber, Lunge, Nervensystem und Haut möglich. Im weiteren Verlauf drohen:
- Herzschwäche
- Funktionsstörungen an den Herzklappen
- Blutgerinnsel (Thrombosen)
- Herzanfälle
Symptome beim idiopathischen Hypereosinophilie-Syndrom
Bemerkbar macht sich das idiopathische Hypereosinophilie-Syndrom durch:
- Nächtliche Schweißausbrüche
- Schmerzen in der Brust
- Husten
- Erschöpfung
- Fieber
- Magenschmerzen
- Schwächegefühle
- Verlust von Gewicht
- Schwellungen
- Ausschläge auf der Haut
- Verwirrtheit
Im schlimmsten Fall droht sogar ein Koma.
Behandlung beim idiopathischen Hypereosinophilie-Syndrom
Ohne eine fachgerechte medizinische Therapie kann die schwere Erkrankung nach zwei Jahren einen tödlichen Verlauf nehmen. Findet die Behandlung jedoch rechtzeitig statt, liegt die Überlebensrate bei rund 80 Prozent.
Zur Behandlung reicht mitunter schon eine genaue Beobachtung von zwei bis drei Jahren aus. In den meisten Fällen erhalten die Patienten jedoch Medikamente wie
- Chemotherapeutika
- Hydroxyurea oder
- Prednisolon.
Eosinopenie
Ebenso wie eine erhöhte Anzahl ist auch eine erniedrigte Menge an eosinophilen Granulozyten im Blut möglich. Dies bedeutet wiederum eine Schwächung des Abwehrsystems gegen Pilze und Parasiten. Für die Diagnostik ist die Eosinopenie nur von geringer Bedeutung, weil die Menge der Eosinophilen von Natur aus niedrig ausfällt.
Ursachen einer Eosinopenie
Denkbare Gründe für eine verringerte Anzahl an eosinophilen Granulozyten sind:
- Koliken
- Stress
- Intensive physische Anstrengungen
- Eine Kortison-Therapie
- Eine Blutvergiftung (Sepsis)
- Koliken
- Krämpfe
- Die Geburt eines Kindes
- Ein diabetisches oder urämisches Koma
- Lungenentzündung
- Typhus
- Morbus Cushing
Auch die längere Darreichung von Glukokortikoiden kann eine Eosinopenie hervorrufen.
Behandlung einer Eosinopenie
Um die Eosinopenie zu behandeln, muss die auslösende Ursache entsprechend therapiert werden.