Lymphozyten - Werte, Funktion und Erkrankungen
Bei Lymphozyten handelt es sich um eine spezielle Gruppe der Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Sie werden in B- und T-Lymphozyten sowie natürliche Killerzellen untergliedert und helfen bei der Abwehr von Fremdstoffen wie Infektionserregern. Außerdem bekämpfen sie körpereigene Zellen, die sich verändert haben, vor allem Krebszellen. Ist der Lymphozytenwert im Blut erhöht, spricht man von einer Lymphozytose. Bei einer Lymphopenie liegt ein Mangel an Lymphozyten vor. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zu den Lymphozyten.
Lymphozyten - Merkmale und Funktion
Der Normalwert im Blut beträgt etwa 1.000 bis 2.900 Lymphozyten je Mikroliter Blut bei erwachsenen Personen. Allerdings erfolgt für die Festlegung des Blutwertes normalerweise nicht die Bestimmung der absoluten Anzahl.
Stattdessen wird der prozentuale Anteil der Blutzellen an der gesamten Leukozytenmenge ermittelt. Der Normalwert liegt bei ca. 25 bis 40 Prozent.
Bei erwachsenen Menschen haben die B-Lymphozyten einen Anteil von 7 bis 23 Prozent an der gesamten Menge aller Leukozyten. Die T-Lymphozyten erreichen einen Anteil von 61 bis 85 Prozent unter den weißen Blutkörperchen.
Aufgaben der Lymphozyten
Die Lymphozyten bilden einen Bestandteil der spezifischen Immunabwehr. Dabei müssen sie erst erlernen, welche Substanzen sie abwehren sollen und welche nicht. Das bedeutet, dass die Lymphozyten im Unterschied zu den gewissermaßen bereits programmierten Granulozyten erst zur Zerstörung geprägt werden.
Wichtigste Funktionen der Lymphozyten sind das Identifizieren und Vernichten von Zellen, die fremd im Körper sind. Dazu zählen in erster Linie Bakterien und Viren. Außerdem identifizieren und zerstören die Lymphozyten infizierte Körperzellen sowie Tumorzellen.
Die verschiedenen Lymphozyten-Gruppen
Die Lymphozyten setzen sich aus drei Gruppen zusammen:
- B-Zellen, die im Knochenmark (Bone marrow = B) entstehen
- T-Zellen, die sich im Thymus (T) bilden
- Natürliche Killerzellen (NK)
Von den B-Zellen werden die sogenannten Antikörper gebildet. Diese Abwehrstoffe bekämpfen speziell ein Antigen, das zuvor als körperfremd identifiziert wurde.
Die T-Zellen entfernen kranke oder veränderte Zellen aus dem Organismus. Die natürlichen Killerzellen erfüllen die Funktion, infizierte Zellen oder Krebszellen zu erkennen und umgehend zu zerstören.
Aufbau der Lymphozyten
Jeder Lymphozyt weist die Form einer Kugel auf. Diese erreicht einen Durchmesser zwischen 10 und 12 Mikrometern.
Der Umfang der Lymphozyten fällt damit etwas größer aus als der der Erythrozyten (roten Blutkörperchen). Im weiteren Verlauf verliert der Lymphozyt etwas an Größe.
Ein typisches Merkmal des Lymphozyten ist sein verhältnismäßig großer Zellkern. Bei einem Blutausstrich zur mikroskopischen Untersuchung kann er gut eingefärbt werden.
Im Unterschied zu den anderen Leukozytenarten fällt der Umfang der Lymphozyten wesentlich kleiner aus. So erreichen die anderen Arten einen Durchmesser von bis zu 20 Mikrometern.
Entstehung der Lymphozyten
Im Gegensatz zu den anderen Blutzellen bilden sich die Lymphozyten nicht ausschließlich im Knochenmark. Dort entwickeln sie sich aus einer pluripotenten Stammzelle, die sich teilt.
Daraus entsteht wiederum eine lymphatische Vorläuferzelle. Aus dieser geht im weiteren Verlauf entweder eine natürliche Killerzelle hervor oder ein Lymphoblast, der eine Vorläuferzelle darstellt.
Die Lymphoblasten werden in B-Lymphoblasten und T-Lymphoblasten unterteilt. Die B-Lymphoblasten entwickeln sich zu B-Lymphozyten weiter, deren Prägung im Blut durch Antigene erfolgt.
Dagegen bewegen sich die T-Lymphoblasten in Richtung lymphatisches System. Dort siedeln sie sich im Thymus, der Milz sowie den Lymphknoten an.
Außerdem treffen sie auf schädliche fremde Stoffe, wodurch ihre Prägung stattfindet. Nachdem die T-Lymphozyten fertig geprägt sind, gelangen bis zu 70 Prozent von ihnen weiter in die Lymphflüssigkeit des lymphatischen Systems.
Das Lymphsystem lässt sich wie ein Kanalsystem innerhalb des menschlichen Organismus verstehen. Dort sind sowohl ungenutzte Substanzen, defekte Zellen sowie externe Stoffe, die in den Körper gelangen, vorhanden. Dabei findet auch ihr Abbau statt.
Die Lebensdauer der Lymphozyten schwankt zwischen wenigen Stunden bis zu mehreren Jahren. Aufgrund der Zellteilung der B-Lymphozyten kommt es zur Bildung von Plasmazellen, deren Lebensdauer einige Wochen beträgt. Dagegen erreichen die ebenfalls entstandenen Gedächtniszellen eine Lebenserwartung von mehreren Jahren.
Gründe für eine Messung der Lymphozytenwerte
Kommt es zu einer Infektion oder Entzündung, hat dies einen Anstieg der Lymphozytenmenge im Blut zur Folge. Dabei werden die Lymphozyten durch ein Differentialblutbild untersucht.
Eine Bestimmung des Wertes gilt als sinnvoll, wenn sich bei einer Untersuchung entweder eine erhöhte Anzahl oder ein Mangel an Lymphozyten feststellen ließ. Dabei geht der Arzt der Frage auf den Grund, welche Zellart von dem Übermaß oder dem Mangel betroffen ist. Die Menge der Lymphozyten liefert außerdem Aufschlüsse, in welcher Verfassung sich die Abwehr des Organismus befindet.
Ursachen für einen erhöhten Lymphozytenwert
- Bakterielle Infektionen wie Keuchhusten
- Virusinfektionen wie Röteln, Masern, Mumps oder Pfeiffersches Drüsenfieber
- Chronische Infektionskrankheiten wie Syphilis oder Tuberkulose
- Krebserkrankungen wie eine Leukämie (Blutkrebs) oder Lymphome
- Chronisch entzündliche Darmkrankheiten wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
- Hormonstörungen wie eine Überfunktion der Schilddrüse oder Morbus Addison
- Entzündungen der Gefäße wie eine Riesenzellarteriitis
Ursachen für einen niedrigen Lymphozytenwert
- Autoimmunkrankheiten wie systemischer Lupus erythematodes
- Stress
- AIDS (HIV-Infektion)
- Krebserkrankungen wie ein Non-Hodgkin-Lymphom
- Lymphknotentuberkulose
- Cushing-Syndrom
- Medikamentöse Therapien mit Zytostatika oder Kortison
- Strahlenbehandlung
Ist der Lymphozytenwert krankhaft erhöht, wird dies als Lymphozytose bezeichnet. Liegt dagegen ein pathologischer Mangel vor, ist von einer Lymphopenie die Rede.
Atypische Lymphozyten
Durch den Einfluss von unterschiedlichen Krankheiten können sich die Lymphozyten in ihrem typischen Aussehen verändern. Das bedeutet, dass sie an Größe zunehmen oder ihr Zellkern seine Form verändert. Die Ärzte sprechen dann von atypischen Lymphozyten.
Bei einer Laboruntersuchung sind diese atypischen Lymphozyten in der Regel gut zu erkennen. Sie gelten als Hinweis auf bestimmte Erkrankungen wie:
- Röteln
- spezielle Formen der Toxoplasmose
- Pfeiffersches Drüsenfieber
- eine Entzündung der Leber
- eine Zytomegalie