Schilddrüsenhormone (Schilddrüsenwerte)

Von der Schilddrüse werden unterschiedliche Hormone gebildet. Deren Werte können Medizinern Aufschlüsse über die Schilddrüsenfunktion geben. Schilddrüsenhormone übernehmen unterschiedliche Aufgaben im menschlichen Körper. Zu den verschiedenen Stoffwechselprozessen gehören etwa die Aktivität des Nervensystems, die Wärmeproduktion oder die Tätigkeit des Magen-Darm-Trakts. Lesen Sie alles Wissenswerte über Schilddrüsenhormone.

Von Jens Hirseland

Schilddrüsenhormone - Merkmale und Bedeutung

Als Schilddrüsenhormone werden mehrere Hormone bezeichnet, die in den Thyreozyten, den Follikelepithelzellen der Schilddrüse, entstehen. Zu diesen Hormonen zählen

  • Trijodthyronin (T3)
  • Thyroxin (T4)
  • Calcitonin
  • TRH (Thyreotropin-relasing-hormone) und
  • TSH (Thyroidea-stimulating hormone).

Die Produktion der Schilddrüsenhormone basiert auf der Hirnanhangdrüse und umgekehrt, sodass stets eine Anpassung an den aktuellen Bedarf vorgenommen werden kann. Mithilfe der Schilddrüsenwerte lässt sich somit auch etwas über die Funktion dieses Regelkreises aussagen. TSH wird in der Hirnanhangdrüse gebildet, während T3 und T4 in der Schilddrüse produziert werden; man bezeichnet sie als periphere Schilddrüsenwerte.

Die Schilddrüse greift in verschiedene Stoffwechselprozesse ein
Die Schilddrüse greift in verschiedene Stoffwechselprozesse ein

Funktion von Schilddrüsenhormonen

Schilddrüsenhormone übernehmen unterschiedliche Funktionen im menschlichen Körper, indem sie auf zahlreiche Stoffwechselprozesse eingreifen:

  • die Wärmeproduktion
  • den Energieumsatz
  • den Sauerstoffbedarf
  • die Steigerung der Cholesterinausscheidung
  • den Fettabbau
  • den Abbau von Kohlenhydraten
  • die Tätigkeit des Magen-Darm-Trakts
  • die Aktivität des Nervensystem
  • das Herz-Kreislauf-System sowie
  • das Wachstum und die geistige Entwicklung

Bestimmung der Schilddrüsenhormone: Messung der Schilddrüsenwerte

Die Schilddrüsenwerte sind für die medizinische Diagnostik sehr wertvoll. So helfen sie dem Arzt bei der Überprüfung der Schilddrüsenfunktion und liefern ihm Hinweise auf mögliche Störungen.

Besonders wichtig sind die Hormone Trijodthyronin, Thyroxin und TSH. Vor allem der TSH-Wert gilt als aussagekräftig.

Durch die Bestimmung der Schilddrüsenwerte ist es möglich, Fehlfunktionen sowohl in der Schilddrüse als auch in den Gehirnzentren aufzuspüren. Durch bestimmte Krankheiten können die Funktionen der Schilddrüse gestört werden.

 

Indikation: Wann bestimmt man Schilddrüsenwerte?

Die Bestimmung der Schilddrüsenwerte erfolgt bei:

  • einer Unterfunktionen der Schilddrüse
  • einer Überfunktionen der Schilddrüse
  • einer Störung des hormonellen Regelkreises mit der Hirnanhangdrüse im Falle einer Unter- oder Überfunktion
  • einer Unterfunktion der Hirnanhangdrüse
  • einer Entzündung der Schilddrüse
  • Unklarheit bezüglich der richtigen Hormongabe im Falle einer Unterfunktion

In diesem Zusammenhang sind folgende Fragestellungen von Bedeutung:

  • Liegt eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse vor?
  • Liegt in diesen Fällen eine Störung des hormonellen Regelkreises mit der Hirnanhangdrüse vor?
  • Ist eine Unterfunktion der Hirnanhangdrüse feststellbar?
  • Liegt eine Schilddrüsenentzündung vor?
  • Wird eine Schilddrüsenunterfunktion mit der Richtigen Menge an Hormonen behandelt?

Auch vor einem chirurgischen Eingriff oder einer radiologischen Untersuchung mit Kontrastmitteln (Jod) erfolgt die Bestimmung der Werte bzw. die Bestimmung von THS.

Normwerte der Schilddrüsenhormone

Bei Erwachsenen lauten die Normwerte der Schilddrüsenhormone wie folgt:

  • TSH-basal: 0,27 - 4,2 µlU/ml
  • freies T3 (fT3): 3,4 - 7,2 pmol/l
  • Gesamt-T3:  0,52 - 2,05 µg/l
  • freies T4 (fT4): 0,73 - 1,95 ng/dl
  • Gesamt-T4: 43 - 111 ng/ml

Schilddrüsenwerte in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft kommt es zu einem erhöhten Bedarf an Schilddrüsenhormonen und folglich auch an Jod: dieser steigt um etwa 50 Prozent.

Ist die Schilddrüse gesund, kann sie diesen Mehrbedarf bei ausreichender Jodversorgung decken. Zu einer Hypothyreose kommt es häufig dann, wenn eine Frau zu einem früheren Zeitpunkt von einer Unterfunktion oder einem Jodmangel betroffen war.

Schilddrüsenwerte bei Kindern

Die TSH-Normwerte bei Kindern lauten wie folgt:

Alter des KindesJungenMädchen
4 Jahre1,0 - 5,61,0 - 4,7μU/ml
5 Jahre1,0 - 5,61,0 - 4,9μU/ml
6 Jahre1,0 - 5,61,0 - 5,1μU/ml
7 Jahre1,0 - 5,51,0 - 5,3μU/ml
8 Jahre1,0 - 5,41,0 - 5,3μU/ml
9 Jahre1,0 - 5,31,0 - 5,3μU/ml
10 Jahre1,0 - 5,20,9 - 5,2μU/ml
11 Jahre0,9 - 5,10,9 - 5,0μU/ml
12 Jahre0,9 - 4,90,8 - 4,8μU/ml
13 Jahre0,9 - 4,80,8 - 4,5μU/ml
14 Jahre0,8 - 4,60,7 - 4,3μU/ml
15 Jahre0,8 - 4,40,7 - 4,2μU/ml
16 Jahre0,8 - 4,20,6 - 4,0μU/ml
17 Jahre0,7 - 4,00,6 - 4,0μU/ml

Erniedrigte oder erhöhte Werte der Schilddrüsenhormone im Regelkreis- Mögliche Erkrankungen

Wenn die Schilddrüse normal funktioniert, fallen auch die Werte entsprechend normal aus; ebenso der Regelkreis läuft ohne Störungen. Werden zu viele oder zu wenige Hormone von der Schilddrüse produziert, kommt es zu veränderten Werten.

Doch auch die Hirnanhangdrüse kann zu wenige Hormone produzieren. In diesem Fall ist von einer Hirnanhangdrüsen-Insuffizienz die Rede.

Eine zu hohe Tyreotropin-Konzentration kann auch auf einen Tumor in der Hirnanhangdrüse hindeuten. Im Folgenden geben wir eine Übersicht über mögliche Auslöser bei zu niedrigen oder zu hohen Schilddrüsenwerten.

  • zu viel Thyreotropin, zu wenig T3 und T4: Schilddrüsenunterfunktion (z.B. bei Hashimoto-Thyreoditis)
  • zu wenig Thyreotropin, zu viel T3 und T4: Schilddrüsenüberfunktion; zu hohe T3- und T4-Werte sind auch bei Morbus Basedow, "heißen Knoten", Kropf  und Struma möglich
  • zu wenig Thyreotropin, T3 und T4: Unterfunktion der Hirnanhangdrüse

Veränderte Schilddrüsenwerte durch Medikamente

Nicht immer sind Erkrankungen Schuld an Störungen in der Hormonproduktion. Auch einige Medikamente können veränderte Schilddrüsenwerte hervorrufen. TSH beispielsweise kann durch Heparin geringere Mengen und durch Haloperidol größere Mengen aufweisen.

Erhöhte Schilddrüsenwerte durch Stress?

Man vermutet auch, dass Stress eine Rolle spielen kann, wenn es um erhöhte Schilddrüsenwerte geht. Dieser Zusammenhang wird beispielsweise bei Morbus Basedow genannt. Ebenso die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis kann Stress als möglichen Auslöser zeigen.

Was tun bei veränderten Schilddrüsenwerten?

Liegen veränderte Schilddrüsenwerte vor, wird in der Regel ein Endokrinologe weitere Untersuchungen durchführen, um die Ursache herauszufinden. In den meisten Fällen erfolgt eine Sonographie der Schilddrüse, um auf diese Weise einen genaueren Blick auf deren Struktur werfen zu können.

Mithilfe einer Szintigraphie lässt sich die Stoffwechselaktivität der Schilddrüse bestimmen. Möglich ist auch eine Punktion der Schilddrüse, etwa bei Verdacht auf Krebs.

Leben ohne Schilddrüsenhormone? Hormonpräparate in Form von Tabletten

Ohne die ausreichende Menge von Schilddrüsenhormonen kann ein Mensch auf Dauer nicht überleben. Liegen Störungen im Hormonhaushalt vor, muss somit mit Hormonpräparaten behandelt werden. In manchen Fällen muss die Schilddrüse entfernt werden - bleibt ein Teil vorhanden, muss überprüft werden, ob dieser ausreicht, um genügend Hormone zu produzieren.

Im Fall einer notwendigen Schilddrüsengabe muss durch eine Blutprobe untersucht werden, wie hoch die Dosierung ausfällt. Nimmt man die Tabletten regelmäßig ein, lässt sich der Hormonhaushalt meistens wieder ins Gleichgewicht bringen, sodass keine weiteren Beschwerden auftreten.

Nebenwirkungen von Schilddrüsenhormonen, z.B. bei Überdosierung oder der Pille

Gilt es, den Hormonmangel durch Tabletten wieder auszugleichen, stellt sich die Frage, ob solche Hormone auch Nebenwirkungen haben. Hierbei ist zu sagen, dass das Thyroxin, welches zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion eingenommen werden muss, dem von der Schilddrüse produzierten Hormon gleicht, sodass keine Nebenwirkungen zu befürchten sind.

Sollte es zu Beschwerden kommen, sind diese in der Regel auf eine falsche Dosierung der Hormone zurück zu führen. Ein Blutbild zeigt in diesem Fall schnell Klarheit.

Möglich ist hingegen, dass es bei der Einnahme der Antibabypille zu Problemen kommt, was die Wechselwirkungen mit den Schilddrüsenhormonen angeht. Durch die gegenseitige Beeinflussung der Mittel kann es zur Unterfunktion der Schilddrüse kommen. Hier gilt es, sich vom behandelnden Arzt gründlich aufklären zu lassen.

Abnehmen mit Schilddrüsenhormonen?

Durch die eingenommenen Hormone kann der Körper zugeführte Kalorien deutlich besser verbrennen. Der Stoffwechsel arbeitet unterm Strich aktiver, was dazu führen kann, dass die Gewichtszunahme angekurbelt wird.

Hier gilt es, darauf zu achten, ob man durch die Schilddrüsenerkrankung mehr isst, und wie man sich ernährt. Ein genauer Blick, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung können dazu beitragen, das Gewicht zu halten.

Natürliche Schilddrüsenhormone zur Behandlung?

Um Störungen der Schilddrüsenfunktion auszugleichen, können auch natürliche Schilddrüsenhormone zum Einsatz kommen. Diese werden aus den Schilddrüsen von Schweinen gewonnen.

Die produzierten Extrakte enthalten T3 und T4; dabei sind unterschiedliche Verhältnisse messbar. Zudem gibt es weitere tierische Zellbestandteile, welche die Schilddrüse jedoch weder positiv noch negativ beeinflussen. Allerdings können sie Unverträglichkeiten auslösen; zudem werden von diesen Extrakten mehr T3 geliefert, als die menschliche Schilddrüse im Normalfall bildet.

Arten von Schilddrüsenhormonen

Im Folgenden gehen wir etwas genauer auf die unterschiedlichen Schilddrüsenhormone ein.

T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin)

Durch die Schilddrüsenwerte lassen sich Fehlfunktionen der Schilddrüse entdecken. Wichtige Werte liefern die beiden Hormone T3 und T4.

Zusammen mit Thyroxin (T4) zählt Trijodthyronin (T3) zu den wichtigsten Schilddrüsenhormonen und gilt als wirksamstes Hormon der Drüse. Der Unterschied zu Thyroxin besteht in der unterschiedlichen Anzahl der gebundenen Jodatome.

So sind es bei Trijodthyronin drei, während es bei Thyroxin vier Jodatome sind. Aus diesem Grund tragen die Hormone auch die Kürzel T3 und T4.

Das Speichern von T3 und T4 erfolgt im Thyreoglobulin der Schilddrüse. Die Hormone werden im Bedarfsfall vom Thyreoglobulin abgespalten und in den Blutkreislauf abgegeben.

Dort sind etwa 99 Prozent der Hormone im Blut gebunden. Auswirkungen auf den Organismus haben aber nur ungebundene bzw. freie Hormone. Man bezeichnet sie als freies T3 oder freies T4.

Die Wirkungen von T3 sind allerdings deutlich stärker als die von T4. Gelangt T4 in eine Körperzelle, kommt es zur Entfernung des Jodatoms, sodass T3 entsteht.

Funktionen von T3

Trijodthyronin hat verschiedene hormonelle Wirkungen. Dazu gehören

  • die Förderung der STH-Freisetzung (Somatotropes Hormon)
  • die Steigerung des zellulären Energiestoffwechsels sowie
  • eine verbesserte Freisetzung von Insulin.

Trijodthyronin lässt sich mitunter auch zu therapeutischen Zwecken einsetzen. Kombiniert mit Thyroxin wird es verabreicht, um eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zu behandeln.

Funktion von Thyroxin

Thyroxin gilt in erster Linie als Prohormon. So ist seine Hauptfunktion das Entfalten von Trijodthyronin. Dabei wirkt es besonders auf die Rezeptoren im zentralen Nervensystem (ZNS).

In der Medizin kommt es zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion zur Anwendung. Mitunter dient es auch missbräuchlich als Wirkstoff für Schlankheitspillen.

T3- und T4-Werte

Mithilfe der beiden Schilddrüsenhormone T3 und T4 lassen sich die Schilddrüsenwerte bestimmen. So deuten erhöhte oder zu niedrige Werte auf Fehlfunktionen der Schilddrüse hin.

Da es nur die freien Hormone sind, die Auswirkungen auf den Körper haben, zieht man sie zum Ermitteln der Werte heran. Die Bestimmung der Werte erfolgt entweder im Blutplasma oder im Blutserum.

  • Als Normalwerte gelten bei T3 1,49 bis 2,6 nmol/l, wobei der Mittelwert bei 1,99 nmol/l liegt.
  • Die Normwerte für freies T3 betragen 5,3 bis 12,1 pmol/l mit einem Mittelwert von 9,2 pmol/l sowie
  • 10,0 - 28,0 pmol/l für freies T4 (Mittelwert 15,9 pmol/l).

Mögliche Krankheiten bei veränderten T3- und T4-Werten

Zu Veränderungen der T3- und T4-Werte kann es aus zwei Gründen kommen. So sind die Werte zu niedrig bei einer Überfunktion der Schilddrüse, während sie bei einer Schilddrüsenunterfunktion zu hoch ausfallen.

Calcitonin

Calcitonin gilt als wichtiger Tumormarker. Das Hormon besteht aus 32 Aminosäuren und hat Einfluss auf die Nieren- und Knochenzellen.

Zusammen mit seinem Gegenspieler ist es besonders wichtig für die Regulierung des Phosphat- und Kalziumhaushaltes im Organismus. Informieren Sie sich hier genauer über Calcitonin und seine Funktionen.

Das Calcitonin ist ein wichtiger Tumormarker
Das Calcitonin ist ein wichtiger Tumormarker

TRH und TSH

Ebenfalls von Bedeutung sind die Schilddrüsenhormone TRH und TSH. Sie dienen dem Herstellen und Freisetzen von anderen Hormonen der Schilddrüse.

Wenn zu wenig oder zu viele Hormone produziert werden, kann dies zu einer Schilddrüsenunterfunktion oder einer Schilddrüsenüberfunktion führen. In der Diagnostik spielt der TRH-Test eine wichtige Rolle. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Hormone TRH und TSH.