Thrombinzeit - Bedeutung und Bestimmung der Plasmathrombinzeit
Bei der Bestimmung der Thrombinzeit (häufig auch Plasmathrombinzeit genannt) wird die Zeit bzw. Dauer gemessen, die die Umwandlung von Fibrinogen in Fibrin durch das Enzym Thrombin benötigt. Die Thrombinzeit wird in einem Labor mithilfe von Citratplasma gemessen. Die Zeit (in Sekunden) gibt unter anderem Aufschlüsse über Störungen in der Fibrinogenproduktion oder dient zur Überwachung einer Heparin- oder Fibrinolysetherapie. Welche Zeit als normal gilt und welche Ursachen für eine zu lange Thrombinzeit infrage kommen können, lesen Sie hier.
Worum handelt es sich bei der Thrombinzeit?
Die Thrombinzeit (TZ) wird auch als Plasmathrombinzeit (PTZ) bezeichnet. Gemeint ist damit ein Gerinnungstest für das Umwandeln von Fibrinogen zu Fibrin. Gemessen wird der Zeitabschnitt, in dem die Umwandlung des Fibrinogens in Fibrin erfolgt.
Nicht zu verwechseln ist die Thrombinzeit mit der Prothrombinzeit.
Kommt es zur Verletzung eines Blutgefäßes, findet das Stoppen der Blutung durch den Organismus statt. Ärzte sprechen bei diesem Blutstillungseffekt von einer primären Hämostase. Mithilfe von Mediatoren, bei denen es sich um spezielle Botenstoffe handelt, werden die Thrombozyten (Blutplättchen) aktiviert. An der Körperstelle der Verletzung erzeugen sie einen Pfropf zur Abdichtung der Wunde.
Weil der Pfropf aber noch nicht über ausreichend Stabilität verfügt, ist seine Festigung erforderlich. An dieser Stelle beginnt ein Vorgang, der sekundäre Hämostase genannt wird. Dabei erfolgt eine Reaktionskette aus verschiedenen Blutgerinnungsfaktoren. Zum Abschluss dieses Vorgangs wird der Blutplättchenpfropf von dem Faserprotein Fibrin wie ein Netz überzogen. Auf diese Weise kommt es zum Stillstand der Blutung.
Als Vorstufe des Fibrins gilt das Fibrinogen. Das Enzym Thrombin (Faktor IIa) nimmt die Umwandlung des Fibrinogens in Fibrin vor.
Zu welchem Zweck wird die Thrombinzeit bestimmt?
Eine Kontrolle der Thrombinzeit findet vor allem statt, um eine medizinische Behandlung mit Heparin zu überwachen. Gleiches gilt für eine Fibrinolysetherapie. Ebenfalls wichtig kann das Bestimmen der Thrombinzeit bei Störungen der Fibrinogenherstellung sein. Weitere Indikationen sind:
- ein Mangel an Fibrinogen
- Fibrinpolymerisationsstörungen wie eine Dysfibrinogenämie
- eine Herudinbehandlung
- eine Kontrolle der Gerinnungsfaktoren V, X und XIII sowie von Fibrinogen und Prothrombin
- eine Verlaufskoagulopathie
Kontrolle einer Thrombolyse
Das Messen der Thrombinzeit ist auch zum Überwachen einer Thrombolyse sinnvoll. Dabei handelt es sich um das Auflösen eines Blutgerinnsels, das einen Schlaganfall oder Herzinfarkt ausgelöst hat, durch den Einsatz von Medikamenten. Im Rahmen einer Infusion verabreichen die Ärzte gerinnungshemmende Stoffe wie Steptokinase oder Urokinase, um das Gerinnsel aufzulösen. Mithilfe der Thrombinzeit kann inzwischen der Umfang des blutgerinnungshemmenden Effekts bestimmt werden.
Ablauf der Bestimmung der Thrombinzeit
Das Blut, das dem Patienten entnommen wird, mischt das Labor mit einer Natriumcitratlösung und macht es damit ungerinnbar. Mithilfe einer Zentrifuge erfolgt die Gewinnung von Citratplasma.
Nächster Schritt ist die Beigabe von Calcium und Thrombin. Dadurch entsteht aus dem Fibrinogen Fibrin. Weil die plasmaeigene Entstehung von Thrombin ausfällt, gibt es auch keinen Einfluss der Faktoren, die zur Thrombinproduktion nötig sind.
Abhängigkeiten
Der Zeitraum von der Beimischung des Thrombins zum Citratplasma bis zur Entstehung des Fibrins ist die Thrombinzeit. Sie hängt allerdings von mehreren Kriterien ab. Dazu zählen Fibrinspaltprodukte, Heparin sowie diverse Stoffe, die blutgerinnungshemmend wirken.
Eine weitere bedeutende Rolle spielt die Konzentration des Fibrinogens. Damit sich eine Heparinwirkung ausschließen lässt, ist gleichzeitig eine Bestimmung der Reptilasezeit möglich.
Verdünnte Thrombinzeit
Nimmt ein Patient Thrombinhemmer wie beispielsweise Argatroban ein, hat dies eine deutliche Verlängerung der Thrombinzeit zur Folge. Mitunter findet auch keine Gerinnselbildung mehr statt, die sich noch messen lässt.
Bei Patienten, die solche Medikamente einnehmen, ist eine sogenannte verdünnte Thrombinzeit (DTT) durchführbar, um die Blutgerinnung zu überprüfen. Zu diesem Zweck verdünnen die Mediziner das Blutplasma des Patienten mit Normalplasma, wodurch die Gerinnungshemmung schwächer ausfällt.
Wann gilt die Thrombinzeit als normal?
Als normaler Wert der Thrombinzeit gelten etwa 15 bis 38 Sekunden. Je nach Menge der beigemischten Thrombinmenge sind aber auch Abweichungen vom Normalwert möglich.
Wann gilt die Thrombinzeit als zu kurz?
Fällt die Thrombinzeit zu kurz aus, ist dies für die medizinische Diagnostik bedeutungslos. Gelegentlich weist sie auf größere Mengen an Fibrinogen im Blut hin.
Wann fällt die Thrombinzeit zu lang aus?
Wird die Thrombinzeit als zu lang eingestuft, können unterschiedliche Gründe dafür verantwortlich sein. Dazu gehören in erster Linie:
- ein nephrotisches Syndrom
- eine Leberzirrhose
- ein multiples Myelom (Plasmozytom)
- ein verstärkter Abbau von Fibrin, der zu einem Fibrinogenmangel führt
- ein kompletter Mangel an Fibrinogen
- Erkrankungen des Bindegewebes
- der Anstieg des Verbrauchs von Blutgerinnungsfaktoren aufgrund einer Verbrauchskoagulopathie, die durch eine Blutvergiftung (Sepsis) oder einen Schock eintritt
Bei neugeborenen Kindern ist eine Verlängerung der Thrombinzeit nicht ungewöhnlich. Aus diesem Grund gilt sie bei Säuglingen als normal.
Einnahme bestimmter Arzneimittel
Nicht selten kommt eine längere Plasmathrombinzeit zustande, weil die betroffene Person bestimmte Medikamente zu sich nimmt. Dabei kann es sich um Thrombinhemmer wie Heparin oder Hirudin sowie um Penicillin handeln.
Weil schon geringe Mengen an Heparin die Thrombinzeit verlängern, eignet sich deren Überprüfung ausgezeichnet für eine Heparinbehandlungskontrolle. Ebenso lassen sich Überdosen nachweisen.
Was geschieht bei Veränderungen der Thrombinzeit?
Während einer verkürzten Thrombinzeit nicht weiter nachgegangen werden muss, ist es bei ihrer Verlängerung nötig, die auslösende Ursache festzustellen. So muss bei einer vorliegenden Erkrankung deren entsprechende Behandlung erfolgen. Oftmals werden zu diesem Zweck weitere Laboruntersuchungen vorgenommen.
Für den Fall, dass beim Patienten eine Therapie mit Heparin stattfindet, gilt eine verlängerte Thrombinzeit in gewissem Rahmen durchaus als normal. Wird der gemessene Zeitraum jedoch deutlich überschritten, ist meist das Anpassen der verabreichten Dosis erforderlich.
Nicht geeignet ist die Bestimmung der Thrombinzeit für eine präoperative Diagnostik, um Blutungsneigungen zu erfassen.