Thrombopenie - Verminderter Thrombozytenwert im Blut

Bei einer Thrombopenie befinden sich zu wenige Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut. Der Mangel an Thrombozyten wird häufig gar nicht bemerkt, bei besonders niedrigen Thrombozytenwerten kann es allerdings zu auffälligen Blutungen kommen. Die Auslöser einer Thrombopenie können sehr vielfältig sein, zum Beispiel hoher Blutverlust infolge einer Verletzung, aber auch eine Schwangerschaft oder eine Bildungsstörung, bei der einfach zu wenige neue Blutplättchen gebildet werden. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Thrombopenie.

Von Jens Hirseland

Die Bezeichnung Thrombopenie oder Thrombozytopenie stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Klumpen, Hülle oder Gefäß (Thrombos) sowie Mangel (Penia). Im Normalfall befinden sich 150.000 bis 450.000 Thrombozyten, auch Blutplättchen genannt, in einem Mikroliter Blut.

Sinkt die Anzahl der Blutplättchen auf weniger als 150.000 ab, ist von einer Thrombopenie die Rede. Als Gegenstück zur Thrombozytopenie gilt die Thrombozytose, bei der zu viele Blutplättchen vorhanden sind.

Aufgabe der Thrombozyten

Die Thrombozyten gehören zusammen mit den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zu den Blutzellenarten.

Eine bedeutende Rolle spielen die Blutplättchen für die Blutgerinnung. Kommt es zu einer Gefäßverletzung, sorgen die Thrombozyten für den Verschluss der beeinträchtigten Körperstelle.

Zu diesem Zweck lagern sie sich aneinander sowie an die Wand des Gefäßes an. Bei einer offenen Verletzung bildet sich auf diese Weise der Wundschorf. Bei gesunden Menschen ist dieser Prozess in der Regel nach gut sechs Minuten abgeschlossen.

Ursachen einer Thrombopenie

Die Ursachen für eine zu geringe Anzahl an Thrombozyten im Blut sind unterschiedlich. In manchen Fällen entstehen zu wenige Blutplättchen, bei anderen Betroffenen liegt eine Verteilungsstörung der Thrombozyten vor. Darüber hinaus kann auch eine verkürzte Lebensdauer der Blutplättchen für die Thrombozytopenie verantwortlich sein.

Bildungsstörung

Besteht eine Bildungsstörung, unterscheiden die Ärzte zwischen einer erworbenen oder bereits angeborenen Thrombopenie.

Angeborene Bildungsstörungen:

  • May-Hagglin-Anomalie
  • TAR-Syndrom
  • Fanconi-Anämie

Im Laufe des Lebens erworbene Bildungsstörungen:

  • Schädigungen des Knochenmarks
  • Knochenmarkerkrankungen wie Blutkrebs (Leukämie)
  • Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure

Verkürzte Lebensdauer der Blutplättchen

Tritt die Thrombopenie auf, weil die Lebensdauer der Blutplättchen verkürzt ist, können mechanische Beeinträchtigungen die Ursache sein. Als mögliche Auslöser in Betracht kommen:

  • künstliche Herzklappen
  • Antikörperreaktionen
  • eine verstärkte Blutungsgerinnung

Schwangerschaft

Ungefähr zehn Prozent aller schwangeren Frauen leiden in der späten Phase der Schwangerschaft unter einer Thrombopenie. Meist nimmt sie jedoch einen milden Verlauf und verschwindet nach der Niederkunft wieder. Negative Auswirkungen auf das Kind sind dadurch nicht zu befürchten.

Pseudothrombozytopenie

Mitunter besteht auch eine so genannte Pseudothrombozytopenie. Davon ist die Rede, wenn der Betroffene unter keiner auslösenden Grunderkrankung leidet. Grund für die Pseudothrombopenie ist zumeist das Verklumpen der Blutplättchen, wenn sie ins Labor gebracht werden.

Die Zählgeräte sind dann nicht mehr imstande, die Thrombozyten korrekt zu identifizieren. Stattdessen ordnen sie sie als Leukozyten ein. Obwohl der Wert an Thrombozyten völlig in Ordnung ist, wird irrtümlicherweise eine zu geringe Anzahl an Thrombozyten angegeben.

Weitere Ursachen

  • Infektionskrankheiten wie Heliobacter pylori, Malaria, das Epstein-Barr-Virus oder das Ringelrötelnvirus
  • Ausgeprägte Blutungen
  • Autoimmunbedingte Zerstörungen der Blutplättchen wie eine thrombotisch-thrombozytopenische Purpura oder Purpura Schönlein-Hennoch
  • Blutverdünnende medizinische Behandlungen mit Heparin
  • Die Einnahme bestimmter Medikamente
  • Tumorerkrankungen
  • Allergien
  • Spezielle Rheumaerkrankungen
  • Leberzirrhose mit portaler Hypertension (Pfortaderhochdruck)
  • Ein verstärkter Abbau der Thrombozyten in der Milz

Symptome einer Thrombopenie

Liegt nur eine leichte Thrombozytopenie vor, bekommen die betroffenen Personen in der Regel davon nichts mit. Auffälligkeiten zeigen sich erst ab einer Anzahl von weniger als 80.000 Blutplättchen je Mikroliter. So besteht dann eine erhöhte Blutungsneigung.

Sind weniger als 50.000 Thrombozyten pro Mikroliter vorhanden, drohen spontanes Nasen- oder Zahnfleischbluten sowie blaue Flecken (Hämatome) auf der Haut. Ebenso sind punktförmige Hautblutungen möglich. Als besonders bedenklich gelten Hirnblutungen sowie Blutungen in der Magen-Darm-Region.

Diagnose einer Thrombopenie

Bei Verdacht auf eine Thrombopenie führt der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten. Nächste Diagnoseschritte sind eine körperliche Untersuchung sowie diverse Bluttestverfahren, um die Anzahl der Thrombozyten zu ermitteln. Ebenfalls üblich ist eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchraums.

Um Hinweise auf das Ausmaß der Thrombopenie zu erhalten, lässt sich die Menge der Blutplättchen mit einem elektronischen Zählapparat bestimmen. Die Untersuchung einer Blutprobe unter einem Mikroskop hilft bei der Bestimmung der auslösenden Ursache.

Lässt sich mit diesen Verfahren die Ursache nicht ermitteln, kann gegebenenfalls eine Punktion des Knochenmarks notwendig sein. Von dem Ergebnis der Untersuchungen hängt es ab, ob noch weitere Verfahren erforderlich sind.

Behandlung einer Thrombopenie

Welche Therapie bei einer Thrombopenie stattfindet, hängt von der auslösenden Ursache ab. Ist eine Infektion der Auslöser, normalisiert sich die Anzahl der Blutplättchen wieder nach dem Abheilen der Erkrankung. Gleiches gilt nach einer Schwangerschaft.

Ist die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln, wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS), der Grund für die Thrombozytopenie, werden diese in der Regel abgesetzt, damit sich der Zustand des Patienten nicht weiter verschlimmert. Wenn die Gefahr von inneren Blutungen besteht, muss der Betroffene in einem Krankenhaus behandelt und überwacht werden. Werden die Blutplättchen verstärkt in der Milz abgebaut, kann es notwendig sein, das Organ operativ zu entfernen.

Gabe von Medikamenten

In manchen Fällen werden dem Patienten auch Medikamente verabreicht, um gegen die Thrombopenie vorzugehen. Dazu gehört vor allem der Arzneistoff Eltrombopag, der die Herstellung der Blutplättchenvorläuferzellen stimuliert. Sinkt die Anzahl der Blutplättchen auf unter 10.000 pro Mikroliter ab, erhält die betroffene Person Thrombozyten-Konzentrate.

Transfusionen

Bei lebensbedrohlichen Zuständen finden Transfusionen mit Thrombozyten statt. Durch dieses Verfahren lässt sich die Anzahl der Blutplättchen wieder steigern. Nachteile dieser Behandlung sind jedoch mögliche Infektionen oder Unverträglichkeiten. Ferner gilt die Methode als kostspielig.