Alpha-Fetoprotein (AFP) - Merkmale, Normwerte und Bedeutung für die Krebsdiagnostik
Unterschiedliche Tumormarker können auf eine Krebserkrankung hinweisen. Dazu gehört zum Beispiel Alpha-Fetoprotein (AFP), auch als Alpha-1-Fetoprotein bezeichnet. Eine erhöhte Konzentration dieses Proteins ist normalerweise typisch bei einer Schwangerschaft. Informieren Sie sich über die Bedeutung des Alpha-Fetoproteins für die Krebsdiagnostik.
Alpha-Fetoprotein (AFP) - Merkmale und Funktion
Bei Alpha-Fetoprotein, auch Alpha-1-Fetoprotein oder AFP genannt, handelt es sich um ein Protein, das eigentlich nur während der Schwangerschaft vorkommt und in den Zellen des Fetus entsteht. Dagegen ist es bei erwachsenen Menschen praktisch nicht zu finden.
Es wird nur in sehr geringen Mengen in den Darmzellen sowie von der Leber gebildet. Liegen dennoch erhöhte Konzentrationen von Alpha-Fetoprotein im Blut vor, gilt dies als Hinweis auf Keimzelltumore von
- Eierstöcken und
- Hoden oder
- Leberkrebs.
In der Pränataldiagnostik dient Alpha-Fetoprotein zur Früherkennung von Fehlbildungen des ungeborenen Kindes.
AFP wird zudem eine Transportfunktion für Eiweiße im Blut des ungeborenen Kindes zugeschrieben. Bei gewissen Tumoren wird sehr viel AFP produziert, weshalb das Protein auch als AFP-Tumormarker bezeichnet wird.
Bestimmung: Wissenswertes zur Alpha-Fetoprotein-Werten, z.B. als Tumormarker
Eine Messung des Alpha-Fetoprotein-Wertes im Blut erfolgt, wenn Verdacht auf bestimmte Krebsarten besteht. Dazu gehören
- Eierstockkrebs
- Hodenkrebs
- Lebertumore wie ein Leberzellkarzinom, ein hepatozelluläres Karzinom oder Metastasen an der Leber,
- ein Bronchialkarzinom
- ein Gastrointestinaltumor im Magen-Darm-Trakt sowie
- Tumore der Keimzellen.
Die Messung des Tumormarkers reicht jedoch nicht aus, um eine sichere Diagnose zu stellen, sodass weitergehende Untersuchungen nötig sind. So wird eine AFP-Messung eher vorgenommen, um den Verlauf der Krebsbehandlung zu kontrollieren.
Des Weiteren misst man die AFP-Konzentration im Blut bei Patienten mit Leberzirrhose, da bei diesen ein höheres Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, besteht. Ebenso dient die Bestimmung der Verlaufskontrolle nach einem behandelten Lebertumor - sind die Werte angestiegen, könnte dies bedeuten, dass der Krebs zurückgekehrt ist.
Anwendung und Kosten des Alpha-Fetoprotein-Tests: AFP in der Schwangerschaft
Beim Triple-Test handelt es sich um eine freiwillige Untersuchung, die während der Schwangerschaft durchgeführt werden kann. In der Regel findet sie zwischen der 15. und 18. Schwangerschaftswoche statt.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Untersuchung nicht; diese belaufen sich auf 45 bis 80 Euro.
Alpha-Fetoprotein im Serum
Man nimmt der Schwangeren Blut ab und lässt dieses im Labor untersuchen. In diesem Fall erfolgt die Messung entsprechend im Serum. Dies erfolgt beispielsweise im Rahmen des so genannten Triple-Tests.
Alpha-Fetoprotein im Fruchtwasser
Der AFP-Wert kann auch im Fruchtwasser gemessen werden. Dies erfolgt in der Regel im Rahmen der Fruchtwasserprobe, um Hinweise auf mögliche Neuralrohrdefekte zu erhalten.
Allerdings ist ein erhöhter AFP-Wert im Fruchtwasser für eine Diagnose nicht ausreichend. Lediglich der Nachweis im Ultraschall gilt als beweisend. Ebenso deutlich ist der Hinweis, wenn neben dem erhöhten AFP-Wert auch der AChE-Wert positiv ausfällt.
Alpha-Fetoprotein-Normalwerte (Neugeborene bis Erwachsene)
In der folgenden Tabelle erhalten Sie einen Überblick über die normalen AFP-Werte im Blut.
Alter | weiblich | männlich |
---|---|---|
bis 4 Wochen | < 18694,0 ng/ml | < 16387,0 ng/ml |
1 bis 12 Monate | < 77,0 ng/ml | < 28,3 ng/ml |
1 bis 2 Jahre | < 11,1 ng/ml | < 7,9 ng/ml |
3 bis 11 Jahre | < 5,6 ng/ml | < 5,6 ng/ml |
12 bis 17 Jahre | < 4,2 ng/ml | < 4,2 ng/ml |
ab 18 Jahre | < 13,4 ng/ml | < 13,4 ng/ml |
Erhöhte Alpha-Fetoprotein-Werte - Mögliche Erkrankungen, z.B. Hepatitis
In manchen Situationen oder bei bestimmten Erkrankungen können die AP-Werte erhöht sein. Zu den möglichen Erkrankungen zählen
- eine Virus-bedingte Leberentzündung
- Leberzirrhose
- eine toxische Lebererkrankung
- Lebermetastasen
- Leberkrebs
- Lungenkrebs
- Magen-Darm-Tumor
- Eierstocktumor
- Hodentumor
Erhöhte Alpha-Fetoprotein-Werte in der Pränataldiagnostik
Ein erhöhter AFP-Wert während der Schwangerschaft ist nicht ungewöhnlich. Werden jedoch bestimmte Grenzwerte überschritten, bedeutet dies einen möglichen Hinweis auf eine Entwicklungsstörung des Kindes. Aus diesem Grund misst man während der Schwangerschaft regelmäßig die AFP-Werte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen.
Doch auch ohne eine Entwicklungsstörung kann es zu erhöhten AFP-Werten kommen, wie zum Beispiel bei einer Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft. Zu niedrige AFP-Werte gelten als Hinweis auf das Down-Syndrom.
AFP-Grenzwerte
Als AFP-Normwerte im grenzwertigen Bereich gelten im Serum solche zwischen 2,0 und 2,5 MoM. Übersteigt der Wert die 2,5 MoM-Grenze, gilt dies als möglicher Hinweis auf einen Verschlussdefekt.
Für das AFP im Fruchtwasser gibt es keine Grenzwerte, die allgemein gültig sind. Es werden jedoch folgende Empfehlungen ausgesprochen:
- zwischen der 13. und 15. SSW 2,5 Mom
- zwischen der 16. und 18. SSW 3,0 MoM
- zwischen der 19. und 21. SSW 3,5 MoM
- zwischen der 22. und 24. SSW 4 MoM
Erniedrigte Alpha-Fetoprotein-Werte - Mögliche Erkrankungen
Bei erniedrigten Alpha-Fetoprotein-Werten müssen generell immer noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um eine Diagnose stellen zu können. Weist eine schwangere Frau zu geringe AFP-Werte auf, so kann dies auf Trisomie 21 bei dem Ungeborenen hindeuten.
Was tun, wenn die AFP-Werte verändert sind?
Sind die AFP-Werte erhöt, muss man stets abklären, ob ein Tumor vorliegt - sofern keine Schwangerschaft vorliegt. Doch auch wenn es sich um eine schwangere Frau handelt, werden in der Regel weitere Untersuchungen durchgeführt, um eine genaue Aussage über den Gesundheitszustand des Kindes treffen zu können.
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