Der Urin - Wird in den Nieren gebildet und über die ableitenden Harnwege ausgeschieden
Als Urin oder Harn bezeichnet man ein flüssiges Ausscheidungsprodukt. Er wird in den Nieren gebildet und gelangt über die äußeren Harnwege aus dem Körper.
Funktion
Der Urin (Urina) , den man auch als Harn bezeichnet, ist eine gelbe Flüssigkeit, die aus dem Körper ausgeschieden wird. Er ist wichtig, um den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt zu regulieren sowie Stoffwechselabbauprodukte zu beseitigen.
Von der Entstehung bis zur Ausscheidung
Der Urin ist gewissermaßen das Abwasser des Organismus. Gebildet wird er in den Nieren, die sozusagen als Kläranlage des Körpers fungieren. Dazu sammeln sie in Wasser gelöste Fremdsubstanzen sowie Abfallprodukte, die nicht benötigt werden.
Jeden Tag werden ca. ein bis zwei Liter Urin gebildet, was jedoch von der Flüssigkeitszufuhr, dem Blutdruck und der Ernährung abhängt. Auch der Anteil von wasseranziehenden Teilchen im Blut spielt eine Rolle.
Ebenso können die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie zum Beispiel Diuretika, die körperliche Verfassung, der allgemeine Gesundheitszustand und die Körpertemperatur einen Einfluss haben.
Entstehung von Primärharn
Zunächst kommt es zu einem Filtern des Bluts in den Nieren. Dabei werden sämtliche Blutbestandteile, die unter einer bestimmten Größe liegen, aus den Blutgefäßen gezogen und anschließend in den Nierenkanälchen gesammelt. Auf diese Weise entsteht der Primärharn.
In diesem Primärharn befinden sich einerseits Stoffwechselabfallprodukte und Fremdstoffe, die den Körper verlassen sollen, andererseits aber auch Bestandteile, die sich vom Organismus noch verwenden lassen. Diese wertvollen Bestandteile gelangen zusammen mit Flüssigkeit wieder zurück in den Blutstrom.
Entstehung von Harn
Von mehr als hundert Litern Primärharn bleiben dadurch schließlich noch ein bis zwei Liter Urin übrig. Dieser Urin gelangt über die beiden Harnleiter zur Harnblase, wo er gesammelt wird und bei der Blasenentleerung über die Harnröhre aus dem Körper ausgeschieden wird.
Bestandteile
Zu rund 95 Prozent besteht der Urin aus Wasser. Die restlichen Bestandteile sind:
- Elektrolyte
- gelöste Abfallprodukte aus den Zellen des Körpers wie Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin und Fettsäuren
- Fremdstoffe aus bestimmten Substanzen wie Arzneimitteln
Wenn der Urin in der Blase gesammelt wird, ist er zumeist keimfrei. Bei der anschließenden Entleerung der Blase (Miktion) kommt es zur Kontamination mit Keimen, wodurch beim Austritt ca. 10.000 Keime in einem Milliliter Urin enthalten sind.
Diagnose von Erkrankungen
Die normale Farbe des Urins ist gelblich bis bernsteinfarben. Während frischer Urin geruchlos ist, kann er durch spätere Zersetzung durch Bakterien einen ammoniakalischen stechenden Geruch aufweisen. Riecht der Urin ungewöhnlich, könnte dies auf bestimmte Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus hinweisen.
Mithilfe des Urins können auch bestimmte Krankheiten festgestellt werden. Daher gehören Uroskopien zu den wichtigsten und ältesten medizinischen Untersuchungsmethoden.
So lassen sich auf diese Weise zum Beispiel diagnostizieren:
- Nierenerkrankungen
- Erkrankungen der Harnwege
- Entzündungen
- Leberkrankheiten
- Kohlenhydratstoffwechselstörungen
Außerdem ist es möglich, den Zustand
zu überprüfen. Ebenso lässt sich die Einnahme von Giften, Medikamenten, Dopingsubstanzen oder Drogen nachweisen.
Bei einer Harnuntersuchung bestimmt man verschiedene Parameter. Während manche Faktoren sich mithilfe eines Urin-Teststreifens bestimmen lassen, muss für andere Untersuchungen der Harn 24 Stunden lang gesammelt werden.
Im Folgenden gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Bestandteile des Urins sowie mögliche Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand eines Menschen ein.
pH-Wert
Zu den gängigen Werten, die im Urin gemessen werden, gehört auch der pH-Wert.
Bedeutung
Unter dem pH-Wert versteht man den Maßstab für den basischen oder sauren Charakter einer wässrigen Lösung. Er hängt mitunter auch von der Nahrung ab, die man zuvor zu sich genommen hat.
Normale und veränderte Werte
Der normale pH-Wert beim Urin liegt zwischen 4,8 und 7,6. Bei fleischreicher Ernährung kommt es zu einem niedrigen bzw. sauren pH-Wert, während bei vegetarischer Ernährung ein höherer bzw. alkalischer Wert zu verzeichnen ist.
Zu einem niedrigen pH-Wert kann es auch kommen, wenn der Urin mehrere Stunden lang bei Zimmertemperatur gelagert wird. Ein alkalischer ph-Wert tritt häufig nach dem Mittagessen auf.
Krankhafte Veränderungen trotz normalem Wert
Manchmal bestehen jedoch auch trotz eines normalen pH-Wertes krankhafte Veränderungen.
- So liegt beispielsweise bei Harnsäuresteinen der ph-Wert nur in seltenen Fällen über 6,5.
- Handelt es sich um Kalzium-Oxalat-Steine, fällt der Wert normalerweise nicht unter 6,0.
- Im Falle einer Harnwegsinfektion mit Proteus-Bakterien beträgt der ph-Wert des Urins meist durchgängig 7,0.
Eiweißwert
Einen wichtigen Hinweis auf bestimmte Erkrankungen liefert Eiweiß im Urin. So wird von gesunden Menschen nur eine geringe Menge an Eiweiß (Protein) über den Harn ausgeschieden. Dabei liegt der normale Eiweißwert bei weniger als 150 Milligramm.
Veränderte Werte
Stellt man bei einer Untersuchung von 24-Stunden-Urin fest, dass die Eiweißmenge mehr als 150 Milligramm beträgt, handelt es sich um Proteinurie (Urineiweiß). Werden innerhalb von 24 Stunden 30 bis 300 Milligramm Eiweiß ausgeschieden, spricht man von Mikroalbuminurie.
Oftmals weist ein erhöhter Eiweißgehalt im Urin auf Nierenfunktionsstörungen aufgrund von Bluthochdruck oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) hin. Durch eine Elektrophorese ist es möglich, die Eiweiße, die sich im Urin befinden, nach ihrer Größe aufzutrennen. Auf diese Weise kann der behandelnde Arzt leichter erkennen, an welcher Stelle die Nierenfunktionsstörung auftritt.
Mitunter kann es auch zu einem erhöhten Eiweißwert im Urin durch
- eine Herzmuskelschwäche
- einen Schock
- schwere körperliche Arbeit oder
- sportliche Betätigungen
kommen.
Glucosewert
Auch bei gesunden Menschen kommt Glucose (Blutzucker) im Urin vor. Als normaler Glucosewert gelten weniger als 0,84 Millimol je Liter oder 15 Milligramm pro Deziliter.
Veränderte Werte
Ab einer bestimmten Menge sind die Nieren nicht mehr in der Lage, den Zucker im Körper zu behalten, wodurch er in den Harn übertritt. Mediziner sprechen in einem solchen Fall von Glucosorie. Häufig ist eine Glucosorie ein Hinweis auf die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).
Es kommen jedoch noch andere Ursachen für einen erhöhten Glucosegehalt im Urin infrage. Dazu gehören
- eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
- das Cushing Syndrom
- das Debre-Toni-Fanconi-Syndrom
- Krebskrankheiten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs, oder
- eine Vergiftung mit Schwermetallen wie Cadmium oder Blei, die eine Schädigung der Nieren hervorrufen.
Aber auch während einer Schwangerschaft kann ein erhöhter Glucosewert auftreten. So ist dies bei mehr als der Hälfte aller schwangeren Frauen der Fall.
Urinsediment
Spricht man vom Urinsediment, sind damit die festen Bestandteile des Urins gemeint. Dazu gehören Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), sowie diverse Zellen und Zellenbestandteile.
Sediment-Gesichtsfeld-Methode
Da diese festen Bestandteile nur bis zu einer gewissen Menge bei gesunden Menschen vorkommen, kann eine Untersuchung des Urinsediments wertvolle Hinweise auf bestimmte Erkrankungen liefern. So nimmt man diese spezielle Urinuntersuchung, die auch Sediment-Gesichtsfeld-Methode genannt wird, zur Abklärung der Ursachen von Nierensteinen, Hämaturie (Blut im Urin) oder Proteinurie (Eiweiß im Urin) vor. Weitere Gründe für die Untersuchung sind Harnwegserkrankungen, Nierenkrankheiten oder der Verdacht auf bestimmte Krankheitserreger.
Als Normalwerte gelten 0 bis 5 rote Blutkörperchen pro Mikroliter Urin sowie 0 bis 3 weiße Blutkörperchen je Mikroliter. Weitere Aufschlüsse liefern
die nur in geringer Anzahl im Urin vorkommen sollten. Mehr Details zum Urinsediment im speziellen Artikel.
Bakterien im Urin
Um den Harn auf Bakterien zu untersuchen, greift man in der Regel auf den Mittelstrahlurin zurück. Weist man krankheitserregende Bakterien in einem Schnelltest nach, erfolgt in einem Labor eine genauere Untersuchung des Urins.
Dabei testet man auch, wie empfindlich die Erreger auf Antibiotika reagieren. Befinden sich die Bakterien in größerer Anzahl im Urin, in der Harnblase, der Harnröhre oder den Nieren, handelt es sich meist um eine Harnwegsinfektion.
Hinweise zur Durchführung der Urinprobe
Um brauchbare Hinweise aus dem Urin zu erhalten, werden für eine Urinprobe normalerweise 20 bis 40 Milliliter benötigt. Für die Untersuchung ist vor allem die mittlere Urinportion, die man auch als Mittelstrahlurin bezeichnet, von Bedeutung. Auf diese Weise stellt man sicher, dass Keime der äußeren Genitalien die Urinprobe nicht verfälschen.
Gelegentlich kann für eine Untersuchung auch steriler Urin erforderlich sein. Diesen leitet man mithilfe eines Katheters direkt aus der Blase oder der Bauchdecke ab.
Auch die Farbe des Urins kann Aufschluss über den Gesundheitszustand geben...
Was verraten die Urinfarben
Manchmal verfärbt sich der Urin oder ist eingetrübt. Harnfarbe, Zusammensetzung und Geruch verraten viel über den Gesundheitszustand.
In einer Urinprobe lassen sich verschiedene Substanzen finden, die Hinweise auf Erkrankungen geben können. Welche Symptome sind harmlos und wann ist der Besuch beim Arzt ratsam?
Welche Veränderungen der Harnfarbe sind normal?
Urin ist ein Ausscheidungsprodukt und besteht zu 95 Prozent aus Wasser, während sich die übrigen fünf Prozent aus Stoffwechselendprodukten wie Harnsäure, Farbstoffe, Kreatinin, wasserlösliche Vitamine und anorganische sowie organische Salze zusammensetzen. Die Nieren filtern pro Tag etwa 180 Liter Urin aus dem nicht-zellulären Blutplasma.
Bei diesem Resorptions- und Filtrationsprozess (Diurese) werden dem Harn verschiedene Stoffe wie Glukose und Aminosäuren entzogen. Schließlich werden Stoffwechselabbauprodukte, Giftstoffe oder Medikamentenreste zusammen mit dem Harn aus dem Körper geschwemmt und ausgeschieden.
In aller Regel variiert die Harnfarbe zwischen hellem Gelb und Bernstein. Scheidet der Organismus nur wenig Flüssigkeit aus, nimmt der Urin eine eher dunkle Farbe an. Das passiert beispielsweise bei starkem Schwitzen oder einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr.
In der Nacht konzentriert sich der Urin auf, deshalb ist seine Farbe morgens oft dunkler. Die Harnfarbe ist umso heller, je mehr Wasser über die Nieren abgegeben wird.
Wer also reichlich trinkt, hat meistens auch einen helleren Urin. Ist der Farbton des Harns hellgelb oder honigfarben, besteht generell kein Anlass zur Sorge. Nachfolgend die Urinfarben und ihre möglichen Bedeutungen.
Farbstoffarmer, sehr heller Urin
Ist die Urinfarbe nahezu farblos oder sehr hell, liegt das zumeist an einer hohen Flüssigkeitsaufnahme, kann aber in Verbindung mit Schmerzen auch auf eine Nierenbeckenentzündung hindeuten. Bei gesteigertem Durstgefühl und erhöhter Urinausscheidung kann farbstoffarmer Harn auch ein Alarmzeichen für eine unentdeckte Diabetes insipidus sein, eine angeborene Form der Diabetes.
Rötlicher Urin
Weist der Urin rötliche Verfärbungen auf, kann es sich um Blutbeimengungen handeln und darf deshalb keinesfalls ignoriert werden. Allerdings kann es auch um eine harmlose Verfärbung durch bestimmte Lebensmittel gehen.
So färben
- Brombeeren
- Rote Bete oder
- bestimmte Vitamintabletten
den Urin oft orange oder rotbraun. Auch eine Blasenentzündung, Blasenkrebs oder eine schwere Nierenerkrankung kann hinter rötlich verfärbtem Urin stecken. In jedem Fall muss ein Arzt die Ursache für die Verfärbung klären.
Brauner bis fast schwarzer Urin
Ist der Urin dunkelbraun, besteht die Möglichkeit, dass es sich um eine Lebererkrankung handelt. Blutbeimischungen oder Gallenfarbstoffe, die von einer Gelbsucht herrühren, können ebenfalls eine dunkelbraune Harnfarbe auslösen, genauso wie
- Blasensteine
- Wassermangel
- die Auflösung von Muskelfasern oder
- Leberzirrhose.
Verfärbt sich der Harn fast schwarz, besteht das Risiko einer schwerwiegenden Erkrankung. Spekulationen sind sinnlos, in diesem Fall muss der Arzt umgehend eine Urinprobe veranlassen.
Weißlich oder cremig verfärbter Urin
Grundsätzlich ist die Harnfarbe von der Konzentration der gelösten Substanzen aus Lebensmitteln oder Arzneimitteln abhängig. Zeigt die Untersuchung des Urins eine weißliche oder cremige Farbe, ist das häufig ein Hinweis auf Leukozyten im Urin (weiße Blutkörperchen). Möglicherweise handelt es sich auch um eine Infektion der Nieren oder Harnwege.
Was bedeutet ein unangenehmer Geruch?
Auch der Uringeruch variiert häufig stark. Riecht der Harn unangenehm, liegt die Ursache meistens bei den verzehrten Lebensmitteln. So kann zum Beispiel Spargel den Harngeruch verändern.
Kommt es nicht zu Begleiterscheinungen wie Brennen beim Wasserlassen oder vermehrtem Harndrang, muss sich niemand beunruhigen. Verändern sich Geruch und Urinfarbe über einen längeren Zeitraum, es lässt sich jedoch keine Erklärung dafür finden, sorgt ein Schnelltest bei Arzt für Aufklärung.
Erkrankungen
Harnsteine
Zur Bildung von Harnstein kommt es bei der Ausfällung von im Urin gelösten Mineralsalzen wie:
- Calciumphosphat
- Calciumoxalat
- Calciumcarbonat
Dadurch bilden sich kleine Kristalle, die allmählich immer größer werden und sich zu Harn- oder Nierensteinen zusammenfügen. Diese Steine sammeln sich entweder in:
- den Nieren
- dem Harnleiter
- der Harnblase
Kommt es zur Verklemmung der Steine im Harnleiter oder im Nierenbecken, besteht die Gefahr einer sehr schmerzhaften Kolik.
Behandlung
Als Therapie erfolgt die Verabreichung von krampflösenden und schmerzlindernden Mitteln. In manchen Fällen ist jedoch auch eine Stoßwellenzertrümmerung oder eine operative Entfernung der Steine erforderlich.
Veränderungen der Urinmenge durch Krankheiten
Durch bestimmte Erkrankungen kann sich die Urinmenge verändern. Bei einer Oligurie liegt die produzierte Menge von Urin bei Erwachsenen bei weniger als 500 ml.
Sinkt die Menge auf weniger als 100 ml täglich, spricht man von einer Anurie. Zu den möglichen Ursachen zählen eine verminderte Flüssigkeitszufuhr, eine Nierenfunktionsstörung sowie ein Kreislaufschock.
Von einer Polyurie ist die Rede, wenn die produzierte Harnmenge innerhalb von 24 Stunden auf mehr als zwei Liter ansteigt. Zu den möglichen Ursachen zählen Diabetes, Alkoholmissbrauch oder die Einnahme bestimmter Medikamente.
Obstruktive Uropathie
Bei der obstruktiven Uropathie handelt es sich um einen Harnstau. Dabei besteht ein Hindernis in den ableitenden Harnwegen, beispielsweise in den Nieren, in der Blase oder in der Harnröhre, verursacht durch Harnsteine, Tumore, verschiedene neurologische Erkrankungen oder auch eine Endometriose.
Eigenurin als Heilmittel
In der alternativen Medizin verwendet man Urin auch im Rahmen einer Eigenurintherapie als Heilmittel. Dabei wird der Urin
- durch eine Injektion verabreicht
- äußerlich angewandt oder
- getrunken,
um Krankheiten wie Neurodermitis oder Asthma zu behandeln.
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