Merkmale einer geistigen Behinderung

Unter einer geistigen Behinderung versteht man unterdurchschnittliche kognitive Fähigkeiten. Allerdings gibt es bislang noch keine allgemein gültige Definition des Begriffes. Diagnostiziert wird diese Behinderung in der Regel aufgrund des Intelligenzquotienten. Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Lesen Sie über die Merkmale und Ausprägungsformen einer geistigen Behinderung.

Von Jens Hirseland

Verfügt ein Mensch nur über unterdurchschnittliche kognitive Fähigkeiten und leidet unter affektiven Störungen (Störungen im Gefühlsleben), sprechen Mediziner von einer geistigen Behinderung. Der Begriff ist allerdings umstritten, da keine allgemein gültige Definition einer geistigen Behinderung vorliegt.

So sind Selbstvertretungsgruppen der Auffassung, dass der Begriff vollkommen aufgegeben und durch "Menschen mit Lernschwierigkeiten" ersetzt werden sollte. Allerdings kommt es dabei zu einer Überschneidung mit der Lernbehinderung.

Aus diesem Grund wird dieser Begriff von den Ärzten abgelehnt. So vertreten die meisten Mediziner die Meinung, dass auch die affektiven Störungen zu berücksichtigen sind.

Älteres Mädchen trägt ein jüngeres Mädchen mit Down-Syndrom auf dem Rücken
Älteres Mädchen trägt ein jüngeres Mädchen mit Down-Syndrom auf dem Rücken

Merkmale und Diagnose

Zu den typischen Merkmalen einer geistigen Behinderunge zählen

  • ein herabgesetztes Abstraktionsvermögen (z.B. Leichtgläubigkeit, am Detail hängenbleiben)
  • schulische Lernschwiergikeiten
  • eine verzögerte kognitiv-intellektuelle Entwicklung

Neben dem verminderten Intelligenzquotienten sind auch die emotionale und soziale Reife sowie das Anpassungsvermögen beeinträchtigt. Häufig geht eine geistige Behinderung zudem mit weiteren Besonderheiten einher; zu diesen zählen beispielsweise

  • Gehirnfehlbildungen
  • Sprachliche Beeinträchtigungen
  • Motorische Beeinträchtigungen
  • Autismus

Festgestellt wird eine geistige Behinderung in der Regel aufgrund des Intelligenzquotienten (IQ). Beträgt der IQ 80 bis 75, gilt dies als Lernbehinderung. Liegt der IQ unter 70, geht man von einer geistigen Behinderung aus.

Dabei wird der Grad der geistigen Behinderung weiterhin unterteilt:

  • Leichte geistige Behinderung (IQ zwischen 50 und 69)
  • Mittelgradige geistige Behinderung (IQ zwischen 35 und 49)
  • Schwere geistige Behinderung (IQ zwischen 20 und 34)
  • Schwerste geistige Behinderung (IQ unter 20)

Allerdings stellt man die Diagnose nicht nur aufgrund der IQ-Werte. So werden auch andere Kriterien wie

berücksichtigt.

Lächelnde Mutter trägt lächelndes, behindertes Kind mit Down-Syndrom auf dem Rücken Huckepack
Lächelnde Mutter trägt lächelndes, behindertes Kind mit Down-Syndrom auf dem Rücken Huckepack

Ursachen

Verursacht werden geistige Behinderungen durch Schäden an den Chromosomen oder durch Erbkrankheiten. Eine bekannte Krankheit, die zu geistiger Behinderung führt, ist Trisomie 21, auch als Down-Syndrom bekannt.

Aber auch starker Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ist eine häufige Ursache für geistige Behinderungen. In solchen Fällen leidet das Kind meist auch unter körperlichen Beeinträchtigungen.

Weitere mögliche Ursachen:

  • Gehirnentzündung/Hirnhautentzündung
  • Kretinismus (angeborenes Jodmangelsyndrom)
  • Unterernährung der Schwangeren
  • Radioaktive Bestrahlung der Schwangeren
  • Sauerstoffmangel während der Geburt

Möglichkeiten für geistig Behinderte

Nach der Diagnose einer geistigen Behinderung sollte so rasch wie möglich mit der Frühförderung des Kindes begonnen werden. Die Förderung setzt meist noch vor dem Kindergartenalter ein und beinhaltet sowohl therapeutische als auch pädagogische Maßnahmen.

Neben speziellen Kindergärten zählen auch integrative Schulen zum Angebot. Dort werden behinderte und gesunde Kinder gemeinsam unterrichtet.

Später bestehen für geistig Behinderte Arbeitsmöglichkeiten in speziellen Behindertenwerkstätten. In manchen Fällen bieten auch Unternehmen Arbeitsplätze an.

Eine weitere Unterstützungsmöglichkeit für geistige behinderte Menschen sind betreute Wohneinrichtungen. Auf diese Weise erhalten sie eine gewisse Selbstständigkeit.