Gruppenzwang - Ursachen, Merkmale und Tipps für Betroffene

Viele Menschen werden das Gefühl des Gruppenzwangs noch aus ihrer Schulzeit kennen. Es gibt aber auch Leute, die ihr ganzes Leben das Gefühl haben, sich anpassen zu müssen, um akzeptiert zu werden. Ein bestimmtes Verhalten oder eine gewisse Einstellung werden dabei durch den Zwang innerhalb einer Gruppe ausgelöst. Betroffenen fällt es häufig schwer, sich zu wehren. Lesen Sie über die möglichen Ursachen des Gruppenzwangs und holen Sie sich Tipps, um diesem zu widerstehen.

Von Sarah Cramer

Gruppenzwang: Definition und Merkmale

Unter Gruppenzwang versteht man einen Auslöser, der einen Menschen als Teil einer Gruppe dazu bringt, sich so zu verhalten oder eine solche Einstellung einzunehmen, wie der Rest der Gruppe es tut bzw. sie hat. Man kann Gruppenzwang je nach Ausmaß auch als Gruppennorm ansehen; in bestimmten Fällen handelt es sich auch um den Garant, überhaupt erst Teil der Gruppe werden zu dürfen.

Gruppenzwang ist somit ein Druck, der von einer Gruppe Menschen auf einen einzelnen Menschen ausgeübt wird. Dies kann bewusst und unbewusst erfolgen. Ziel ist es, bestimmte

  • Normen
  • Moralvorstellungen
  • Urteile
  • Ansichten oder
  • Verhaltensweisen

einzunehmen. Besonders unter Jugendlichen ist der Gruppenzwang verbreitet. Nicht selten verführt er junge Menschen zu etwas, das sie außerhalb der Gruppe nicht tun würden, wie etwa Rauchen oder Alkohol trinken.

Ursachen

Gründe, aus denen man sich dem Gruppenzwang hingibt, gibt es viele. Zu den möglichen Ursachen zählt beispielsweise der Wunsch, andere Gruppenmitglieder zu beeindrucken. Hinzu kommt die Tatsache, dass diese Menschen sich nicht wohlfühlen, wenn sie eine andere Meinung haben bzw. diese vertreten.

Bei diesem Faktor ist die Rede on einem normativen Einfluss. Betroffene verhalten sich konform, damit andere sie als sympathisch empfinden.

Ebenfalls ist es möglich, dass man sich in einem gewissen Punkt unsicher ist, und diese Unsicherheit durch die Konformität beseitigen möchte. Die Gruppe stellt in diesem Fall die Mehrheit dar; damit einher geht auch eine mehrheitliche Meinung, der man sich anschließt. Dies wird als informativer Einfluss bezeichnet.

Gruppenzwang kann auch in einer bestimmten Situation bestehen. So kann diese besonders schwierig ausfallen. Es gibt keinerlei objektive Informationen oder Hilfe von Außen.

Schließlich ist es häufig so, dass man sich als Gruppenmitglied stärker fühlt. Man sucht nach Bestätigung; die Gruppe kann einem dieses geben. Häufig haben Betroffene ein geringes Selbstbewusstsein. Möglich ist auch ein intensives Solidaritätsgefühl, welches dann auftritt, wenn man sich einer Randgruppe anschließt.

Der Zwang sich der Gruppe anzupassen
Der Zwang sich der Gruppe anzupassen

Gruppenzwang bezeichnet man häufig auch als Konformität. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser

  • ein Gefühl von Sicherheit vermittelt
  • häufig einfach bequemer ist ("Mit dem Strom schwimmen")
  • einem das Gefühl geben kann, richtig zu liegen
  • mitunter das Entstehen von Konflikten vermeiden kann
  • das Miteinander in einer Gemeinschaft erleichtern kann

Bewusst oder unbewusst

Besonders stark kommt man in seinem Leben sicherlich während der Jugendzeit mit Gruppenzwang in Berührung. Plötzlich ist es einem wichtig, die gleichen Klamotten wie alle anderen zu tragen; Rauchen wird cool, weil es eben fast jeder macht und und und...

In dieser Phase unseres Lebens merken wir oft aber gar nicht, dass wir uns in unseren Entscheidungen nach unserem Umfeld richten. Die Meinungen der anderen werden einfach als die eigenen angenommen. Neben diesem unterbewussten Gruppenzwang gibt es aber auch Fälle, in denen die Betroffenen den Druck der Gruppe bewusst wahrnehmen.

Eigentlich will man gar nicht anfangen zu rauchen oder dieser angesagte Schuh gefällt einem eigentlich gar nicht so besonders. Man ist sich also durchaus darüber im Klaren, dass man eine andere Einstellung als die jeweilige Gruppe hat. Doch der Wunsch, akzeptierter Teil dieser Gruppe zu sein ist so stark, dass man dafür in Kauf nimmt, sich verstellen zu müssen.

Zustimmung für Sympathiepunkte

Gruppenzwang äußert sich aber nicht immer nur in Taten. Er fängt schon da an, wenn man mit mehreren Menschen oder vielleicht sogar nur mit einem über eine Sache diskutiert. Während andere klar und dominant ihre Position vertreten, haben andere Angst davor, Kontra zu geben und somit offenzulegen, dass man eine andere Meinung hat. Also hält man sich aus dem Gespräch heraus oder man stimmt den anderen sogar zu, um so ihre Sympathie zu bekommen.

Dieses Verhalten ist nicht zwangsläufig das Verhalten von Jugendlichen. Einigen Menschen gelingt es, das Gefühl von Gruppenzwang im Laufe des Erwachsenwerdens hinter sich zu lassen. Doch andere werden davon ihr ganzes Leben verfolgt. Der Großteil dieser Leute dürfte zu einem gewissen Grad darunter leiden und sich wünschen, endlich mal seine eigene Meinung selbstbewusst vertreten zu können.

Die Angst nicht dazuzugehören in einer Gruppe als Ursache des Gruppenzwangs bei Kindern
Die Angst nicht dazuzugehören in einer Gruppe als Ursache des Gruppenzwangs bei Kindern

Möglichkeiten, Gruppenzwang zu widerstehen

für Betroffen ist es nicht leicht, sich aus den Zügeln des Gruppenzwangs zu befreien. Besonders in jüngeren Jahren möchte man eben unbedingt dazugehören und nimmt dabei auch schonmal verschiedene Schwierigkeiten in Kauf.

Folgt man den Regeln der Gruppe nicht, könnte man ausgeschlossen werden. Die Angst davor überdeckt in vielen Fällen die Vernunft, etwas nicht zu tun. Selbst wenn man anderer Meinung ist, behält man diese für sich, um nicht ausgegrenzt zu werden.

Menschen, die ihr ganzes Leben unter Gruppenzwang leiden, haben wahrscheinlich ein mangelndes Selbstbewusstsein. Wenn dies also gestärkt wird, müsste es einem auch gelingen, dem Druck von Gruppen widerstehen zu können.

Dies ist natürlich ein recht schwerer und vor allem ein langwieriger Prozess. Doch es lohnt sich sicherlich, dafür zu arbeiten, endlich selbstbewusst zu sich selber und zu seiner Meinung stehen zu können.

Mögliche Tipps, die dabei helfen können, Gruppenzwang zu widerstehen:

  • an sich selbst glauben: man sollte auf sein eigenes Bauchgefühl hören - diejenigen, die dies nicht akzeptieren, sollte man nicht zu seinen Freunden zählen und sich besser von ihnen fernhalten
  • das tun, was einen glücklich macht: häufig ist dies das Problem des Gruppenzwangs: man tut eigentlich Dinge, die man nicht tun möchte - wer sich jedoch auf genau diese konzentriert, wird es leichter haben, sich von der Gruppe zu lösen; natürlich sollte man dabei auch Neues ausprobieren, aber eben nicht aus dem Grund, dass es die Gruppe tut oder gar von einem verlangt, sondern aus dem, dass man es selbst möchte
  • seine eigene Meinung mitteilen: auch wenn dies schwerfällt - man sollte sich überwinden und in ruhiger und höflicher Weise sagen, was man denkt; erntet man Spott, ist es wichtig, stark zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass man mit der gegenteiligen Meinung richtig liegt
  • nach den Ursachen suchen, warum man sich von dem Gruppenzwang leiten lässt: warum sehnt man sich nach dieser Anerkennung, was passiert schlimmstenfalls, wenn man sich dagegen wehrt?
  • keine Angst haben, Nein zu sagen: dabei sollte man möglichst selbstsicher auftreten und klingen
  • Alternativvorschläge unterbreiten: plant die Gruppe etwas, das man selbst bereuen würde, wenn man sich anschließt, sollte man versuchen, Alternativen zu bieten und die anderen davon zu überzeugen, dass es ein besser Vorschlag ist
  • sich abwenden und echte Freunde finden: nicht immer lassen sich Menschen innerhalb einer Gruppe von ihrem Verhalten abhalten - sofern es einem selbst nicht guttut, ist es an der Zeit, weiter zu ziehen und nach Menschen zu suchen, die einen akzeptieren, so wie man ist

Besonders, seine eigene Meinung kund zu tun und zu vertreten, wird zumindest in erster Zeit schwerfallen. Hier können Sie sich weitere Tipps holen, um sich vom Gruppenzwang zu lösen.