Die Kindheit im Wandel der Zeit

Die Kindheit war im Laufe der Jahre zahlreichen Wandlungen unterworfen. Vieles ist heute anders geworden, aber nicht unbedingt besser. Der Wandel der Kindheit ist in vielen Bereichen spürbar. Besonders der familiäre Faktor hat sich deutlich verändert. Lesen Sie über die Kindheit im Wandel der Zeit - wie hat sie sich im Laufe der Jahre verändert?

Von Jens Hirseland

Die damalige Kindheit

Wenn ältere Menschen über ihre Kindheit sprechen, schwärmen sie oftmals von der "guten alten Zeit". Doch nicht immer war die Kindheit in der Vergangenheit leicht. Im Laufe der Zeit hat sich allerdings Vieles verändert.

Patriarchale Familienordnung

In früheren Jahren war der Alltag für Kinder weitaus beschwerlicher als in der heutigen technisch modernen Zeit, in der ihnen zahlreiche elektronische Geräte das Leben erleichtern. Auch die Kindererziehung verlief meist deutlich strenger als heutzutage. So richtete sich die Mutter in der Regel nach den Erziehungsvorstellungen des Vaters.

Während der Vater, der aus beruflichen Gründen meist nur abends oder an den Wochenenden zuhause war, die Respektsperson in der Familie darstellte, galt die Mutter als wichtigster Beziehungspunkt für die Kinder, da sie meist weniger streng war und man mit ihr über seine Probleme reden konnte.

Dagegen wurde der Vater eher als Autoritätsperson angesehen, der seine Kinder bestrafte, wenn sie sich nicht an seine Anordnungen hielten. Solche Strafen bestanden häufig darin, dass man ihnen den Hintern versohlte, ihnen zusätzliche Arbeiten aufbürdete oder sie ohne Abendessen ins Bett gehen mussten. Darüber hinaus mussten die Kindern auch mehr im Haushalt oder bei der Gartenarbeit helfen.

Junge weint, wird von Vater am Ohr gezogen, Strafe, Beschimpfen
Junge weint, wird von Vater am Ohr gezogen, Strafe, Beschimpfen

Freiheiten

Trotzdem erinnern sich viele ältere Menschen gerne an ihre Kindheit, denn einige Vorteile gab es in früheren Jahren schon. So spielte man viel häufiger als heute im Freien und erlebte dabei zahlreiche Abenteuer oder interessante Dinge. Man spielte mit Freunden Fußball, Gummitwist oder Räuber und Gendarm und streunte viel in der Gegend herum.

Häufig wurde Kindern viel mehr zugetraut, als es heute der Fall ist, haben so manche Eltern in der aktuellen Zeit doch ein etwas übertriebenes Auge auf ihren Nachwuchs, schließlich kann ja alles Erdenkliche passieren. Das Spielen im Dreck war noch ungefährlich und wenn es etwas später wurde, war ja der große Bruder da, um auf die jüngeren Geschwister aufzupassen. Viele Menschen würden sagen, dass sie damals mehr Freiheiten hatten, als die Kinder heute.

Keine Langeweile

Langeweile war für viele Kinder früher ein Fremdwort. Ging es ums Spielen, haben sie in der Natur alles gefunden, was sie brauchten; so

  • kletterte man auf Bäume
  • baumte man Lager
  • entdeckte man Geheimwege
  • baute Baumhäuser und -schaukeln

Klare (räumliche) Grenzen gab es selten, und so gab es auch stets was zu erleben. Spielen hieß Abenteuer erleben. Alles in allem lässt sich sagen, dass Kinder damals mit deutlich weniger deutlich zufriedener waren, als es heute oftmals der Fall ist.

Kinder bilden händchenhaltend eine Menschenkette und klettern über Baumstämme und Steine
Kinder bilden händchenhaltend eine Menschenkette und klettern über Baumstämme und Steine

Die heutige Kindheit

Heute wird Vieles organisiert und anstelle von körperlichem Stress sind Alltagsstress und starker schulischer Leistungsdruck getreten. Sogar in der Freizeit herrscht oft Stress, wenn Kinder und Jugendliche alle möglichen Veranstaltungen besuchen, anstatt einmal auszuspannen.

Haben Kinder endlich einmal genug Zeit für sich selbst, verbringen sie diese meist vor dem Fernseher oder dem Computer. In früheren Zeiten spielte die ganze Familie dagegen Gesellschaftsspiele oder unternahm gemeinsam etwas.

Klassische Großfamilien gibt jedoch heutzutage kaum noch. Stattdessen leben viele Kinder nur mit einem Elternteil zusammen. Ein weiteres Problem heutiger Kinder ist, dass es vielerorts nicht mehr genügend Möglichkeiten zum Spielen im Freien gibt.

Technik und Verbote

Spiele im Freien sind aber traurigerweise auch oftmals gar nicht gewünscht. Fernseher und Smartphones stehen dafür als praktische Accesoires zur Verfügung, um den Sprössling auch einfach mal zu beschäftigen.

Verlässt man mit seinem Kind dann doch einmal das Haus, gilt es häufig erst einmal, überhaupt einen Spielplatz zu finden. Auf diesem verbringt man als Elternteil die Zeit dann damit, darauf zu achten, dass der Sprössling bloß keinen Sand isst, nicht allein auf die Rutsche steigt oder sich nicht das Spielzeug eines anderen Kindes leiht.

Vier Jugendliche sitzen auf Couch vor TV und spielen mit Spielkonsole
Vier Jugendliche sitzen auf Couch vor TV und spielen mit Spielkonsole

Natürlich führt letzter Punkt nicht selten zu Streitereien - diese gehören aber zum Lernprozess unbedingt dazu, um im Erwachsenenleben zu wissen, wie man Konflikte am besten löst, bzw. dass man sie überhaupt lösen kann, statt sie ständig zu meiden.

Dies ist nur eines von vielen Beispielen - in vielen Bereichen werden Kinder heute von ihren Eltern übermäßig kontrolliert. Auch wenn sie dies, wie so häufig gehört, bloß zu deren Schutz tun, nehmen sie ihnen damit oft auch ihre Freiheiten. Kinder sollen ein möglichst unbeschwerliches Leben führen; jedoch gehören auch Neugier, Ausprobieren und (Fehl-)Entscheidungen treffen dazu.