Eine gesunde Balance finden: Auch zu viel Selbstbewusstsein kann schaden
Wer sich seines eigenen Ichs bewusst ist, weiß um seine Stärken und Schwächen. Oft liegt gerade in dieser Einschätzung bereits die Basis beruflicher Erfolge und privater Beziehungen. Doch erst das ausgewogene Verhältnis der Selbstbetrachtung lässt einen Menschen sympathisch werden. Zu viel Selbstbewusstsein kann schaden - dies ist Betroffenen oftmals gar nicht so bewusst. Lesen Sie, welche negativen Auswirkungen ein zu dominantes Selbstbewusstsein haben kann, und wie Sie diesbezüglich eine gesunde Balance finden.
In jungen Jahren geprägt
Wie viel Selbstbewusstsein eine Person mitbringt, wird schon in ihrem genetischen Erbe festgelegt. Diesbezügliche Eigenschaften, die sich bei den Eltern, den Großeltern und weiteren Vorfahren finden lassen, stellen sich auch beim Betroffenen selbst in unterschiedlichen Gewichtungen ein.
Darüber hinaus kommt es beinahe zeitlebens zu einer Prägungsphase.
- Der Freundeskreis in der Schule
- die Kommilitonen in der Universität und
- die Kollegen auf der Arbeitsstelle
beeinflussen langfristig den Charakter eines Menschen. Dieser kann mithin Vorzüge aufbauen, die er zuvor nie besaß - ebenso aber auch an Stärken verlieren, die an ihm stets bewundert wurden. Die richtige Balance erreichen nur wenige.
Etwas zu viel des Guten
Grundsätzlich sollte eine Person zur realistischen Einschätzung des Charakters finden. Ist ihr das nicht möglich, so wird zumeist ein starkes Selbstbewusstsein als positive Eigenschaft gewertet.
Das mag in gewissen Maßen auch stimmen: Wer sich das Überwinden neuer Hürden zutraut und Verantwortung übernimmt, kann erfolgreich sein. Ein zu hohes Level der wahrgenommenen Kräfte führt aber nicht selten dazu, dass sich der Betroffene ins soziale Abseits stellt. Ist er der Meinung, der beste Angestellte im Büro zu sein und die Produktivität des Arbeitgebers alleine in die Gewinnzone zu führen, so wird das bei den Kollegen und Mitmenschen nicht immer gut ankommen.
Schon vorher kann einem ein zu selbstbewusstes Auftreten im Job - bzw. bevor man diesen beginnt - einen Strich durch die Rechnung machen. Viele Bewerber möchten sich von ihrer besten Seite zeigen und zeigen sich im Bewerbungsgespräch entsprechend selbstbewusst - spätestens nach ein paar Minuten kommt diese Art jedoch ziemlich unsympathisch rüber.
Doch nicht nur im Beruf wird ein zu stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein mit Nachteilen behaftet. Grundsätzlich sollten Persönlichkeit und Selbstdarstellung zusammenpassen - tun sie dies nicht und trägt man in unterschiedlichen Situationen zu dick auf, wird man sich keine Freunde machen, denn mit einer überheblichen Person umgibt sich niemand gerne.
Ein zu starkes Selbstbewusstsein wird häufig auch mit dem Hang zum Narzissmus in Verbindung gebracht. So eine Selbstverliebtheit macht us der entsprechenden Person einen überheblichen, selbstverliebten Menschen, der zudem an seiner oft arroganten Art zu erkennen ist.
Hierbei sollte betont werden, dass es sich in solchen Fällen nicht um die krankhafte Form des Narzissmus, der narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) handelt; bei dieser leiden neben dem Umfeld auch die Betroffenen selbst darunter. Es sind vielmehr gesunde Menschen mit narzisstischen Zügen gemeint, die durch ihre zu positive Selbstbewertung (negativ) auffallen.
Solche Menschen haben es zwar in vielen Situationen auch einfacher, zum Beispiel gelten sie als psychisch stabiler. Sie sind selbstbewusst und können sich durchsetzen, wenn es mal schwierig wird. Es ist lediglich wichtig, dass diese zarzisstischen Züge nicht ins Negative umschlagen; dann können sie viele Vorteile mit sich bringen.
Auch zu wenig macht es schwerer
Demgegenüber werden aber auch solche Personen häufiger gemieden, die über zu wenig Selbstbewusstsein verfügen. Meist sind das solche Charaktere, die auf die Stärken anderer Menschen angewiesen sind, sich ihnen vielleicht sogar regelrecht anbiedern.
Das unterwürfige Agieren, die prompte Entschuldigung selbst bei kleinsten Fehlern oder das gezielte Zurschaustellen der eigenen Schwächen wird nur selten einmal in der Gemeinschaft geduldet. Wer den Anschluss an das eigene Ich verliert, riskiert häufig auch die sozialen Kontakte, die freundschaftlichen Bindungen und damit vieles, was das Leben erst so lebenswert erscheinen lässt. Zu wenig Selbstbewusstsein sollte daher ebenso wenig vorliegen.
In der Gemeinschaft lernen
Ein ausgewogenes Verhältnis lässt sich oft bereits dann herstellen, wenn sich der Betroffene regelmäßig in einem Austausch mit seinen Mitmenschen befindet. Das kann etwa im Sportverein, dem Stammtisch oder bei ähnlichen Veranstaltungen gelingen, bei denen es stets auch darum geht, die eigenen Stärken und Schwächen in die Waageschale zu werfen.
Die gesunde Konkurrenz - sei es alleine oder in der Gruppe - führt dazu, sich der Grenzen bewusst zu werden. Damit erschließen sich aber stets auch neue Möglichkeiten. Der Mensch erkennt, wozu er fähig ist. Diese Einschätzung wird sein soziales Auftreten künftig verändern.
Die Arbeit am eigenen Charakter
Ist eine Person in der Lage, sich selbst realistisch bewerten zu können, so kann sie in den Dialog mit sich treten. Sie darf sich selbst für Fehler kritisieren, sollte aber die Chance nicht verpassen, sich für Erfolge auch einmal selbst zu loben.
Mit dieser Option öffnet sich der Weg, sogar die Umwelt, die Kollegen und Freunde sowie weitere Menschen und Situationen weitgehend objektiv zu betrachten. Wer sich selbst in den Kontext des Gesamtgefüges einordnet, kann dort seinen Platz finden.
Ebenso wird er akzeptiert. Mit allen Schwächen, aber auch allen Vorzügen. Dieser Prozess dürfte allerdings einige Monate andauern, ehe er zu Ergebnissen führt.
Auf externe Hilfe setzen
Jedoch ist es nicht immer leicht, sich selbst zu bewerten. Wer zusätzliche Anhaltspunkte des eigenen Charakters benötigt, sollte ruhig einmal die Freunde nach einer sachlichen Kritik fragen oder den Vorgesetzten um eine realistische Analyse der eigenen Arbeit bitten.
Auch hier lohnt es sich wieder, die Antworten sachlich in das große Ganze einzufügen. Am Ende sind es schließlich nicht die Fehler, die uns zu einem schlechten Menschen werden lassen.
Ebenso sind es nicht die Erfolge, die uns in der Gunst der Mitmenschen erheben. Erst die Art, wie wir uns des eigenen Ichs stellen, befindet darüber, wie andere uns wahrnehmen.