Verwahrlosung bei Kindern - Mögliche Merkmale und Hilfsangebote
Kinder sind vergleichsweise häufig das Opfer von Verwahrlosung. Schließlich können sich diese nicht wehren und sind der Willkür der Erziehungsberechtigten ausgesetzt. Verwahrlosung bei Kindern zu erkennen, ist nicht unbedingt immer leicht; jedoch gibt es einige Merkmale, die man zumindest dafür sprechen könnten. Lesen Sie, woran man Verwahrlosung bei Kindern erkennt, und was Sie tun können, um dagegen vorzugehen.
Hilfe leisten: In Sachen Kindeswohl
Prinzipiell können bei Kindern drei Bereiche unterschieden werden, in welchen die Verwahrlosung sichtbar werden kann. Sollten demnach bei einem dieser Bereiche Auffälligkeiten auftreten, dann lohnt es sich, weitere Nachforschungen anzustellen, um eine mögliche Verwahrlosung des Kindes ausschließen zu können.
Dabei tritt eine Verwahrlosung nicht erst von heute auf morgen auf. Natürlich ist eine Abwägung immer schwierig, doch als Nachbar, Erzieher oder Lehrer sollte es einem irgendwann auffallen, dass möglicherweise etwas nicht stimmt. Hinzu kommt, dass letzteren beiden einen solchen Verdacht auch an das Jugendamt weitergeben müssen.
Eltern von betroffenen Kindern schaffen es nicht selten über einen langen Zeitraum, in dieser Hinsicht ein Doppelleben zu führen. Irgendwann kommen die Lügen doch ans Tageslicht - und viele Menschen in der Umgebung fragen sich dann, ob sie nicht eher hätten etwas tun können.
Das Kindeswohl sollte immer an erster Stelle stehen. Zu erkennen, dass dies tatsächlich in Gefahr ist, stellt eine schwierige Aufgabe dar.
Natürlich sollte man erst einmal an die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten des betroffenen Kindes herantreten, bevor man weitere Schritte unternimmt. Die Kinder auf eigene Faust aus der Lage zu befreien, wird zwar nicht möglich sein, allerdings kann man so seine Ahnung zumindest etwas sichern.
Je nachdem, um welche Probleme es sich handelt, können unterschiedliche Adressen und Anlaufstellen behilfrlich sein. Ist ein Kind offensichtlich verletzt, muss unbedingt der Kindernotdienst gerufen werden. Hat man mitbekommen, dass Gewalt im Spiel ist, ist dies ein Fall für die Polizei, die letztendlich auch das Jugendamt informieren wird.
Sobald klar ist, dass Eltern die Erziehung der Kinder nicht gewährleisten können, ist das Kindeswohl in Gefahr. In diesem Fall muss gehandelt werden.
In der Regel werden die Kinder zunächst für einen vorübergehenden Zeitraum im Kindernotdienst untergebracht. Natürlich wird immer angestrebt, den Nachwuchs bei seinen Familien zu lassen. In einem solchen Fall zielt man daruaf ab, den Familien in ihrer Lage zu helfen, etwa durch Sozialarbeiter.
Diese erarbeiten gemeinsam mit den Familien einen Plan. Dabei sollen alle Beteiligten vor allen Dingen lernen, sich selbst zu helfen. Auf diese Weise soll wieder mehr Struktur in den Alltag gebracht werden.
Eine mögliche Gefahr der Verwahrlosung erkennen
Verwahrlosung kann sehr viele unterschiedliche Facetten haben. Nicht immer sind es Äußerlichkeiten, die sie andeuten können. So kann beispielsweise ein dreijähriges Kind sehr gepflegt und diesbezüglich völlig unauffällig aussehen; dafür spricht es kein einziges Wort und wird zuhause dadurch beschäftigt, dass man es vor den Fernseher setzt.
Auch kann es jedoch geschlagen oder allein gelassen werden, in einer dreckigen Wohnung leben oder Eltern haben, die ständig betrunken sind. Solche typischen Gedanken, die einem beim Begriff der Verwahrlosung kommen, sind leider auch immer wieder typische Situationen, aus denen Kinder herausgeholt werden.
Äußere Merkmale
Der erste Bereich wären zunächst einmal die äußeren Merkmale. Unter den äußeren Merkmalen versteht man schlicht das Auftreten des Kindes im Alltag. Dieser Kategorie wird deshalb zunächst einmal die Kleidung zugeordnet.
Anzeichen für Verwahrlosung können beispielsweise zu kleine oder verschmutzte Kleidungsstücke sein. Des Weiteren fällt in diesen Bereich ebenso die allgemeine Körperhygiene.
Besonders gut erkennen lässt sich dies an den Haaren oder Fuß- und Fingernägeln. Insbesondere dreckige, ungeschnittene und vielleicht schon eingewachsene Nägel sind dabei in guter Indikator für eine mögliche Verwahrlosung des Kindes.
Natürlich sollte klar sein, dass dreckige Kleidung oder sonstiger Schmutz kein Zeichen für Verwahrlosung sein muss, im Gegenteil. Kinder sind neugieri; sie spielen auch gerne mal im Dreck oder lassen beim Essen etwas daneben gehen. Es sollte nur nicht der Fall sein, dass die Kleinen bereits in solch einem Zustand zum Kindergarten oder zur Schule kommen - und das jeden Tag.
Daneben kann es noch interessant sein zu beobachten, inwiefern das Kind altersgemäß gekleidet und versorgt ist. Trägt beispielsweise ein Fünfjähriger noch täglich eine Windel, sollte dies ebenso Bedenken auslösen.
Auch eine unzureichende Winterkleidung etwa kann ein Anzeichen für Verwahrlosung sein. Ebenso sollte man nachhaken, wenn das Kind im Sommer ständig in viel zu warmer Kleidung gesehen wird, beispielsweise, weil es sich selbst anziehen muss.
Persönliche Entwicklung
Der zweite wichtige Bereich ist die persönliche Entwicklung des Kindes. Zwar müssen Auffälligkeiten wie etwa Sprachstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten noch kein Hinweis auf eine emotionale Verwahrlosung oder falsche Erziehung sein. Dennoch lohnt es sich in einem solchen Fall, sich das betroffene Kind einmal genauer anzusehen.
Darüber hinaus sollten aber auch das Verhalten und die Gewohnheiten des Kindes mit dessen Alter übereinstimmen. Ein Kind, welches mit fünf Jahren täglich schon viele Stunden allein auf der Straße spielt, ist deshalb ebenso kritisch zu sehen. Ebenso besorgniserregend können
- ein sehr distanziertes und zurückgezogenes Verhalten
- Schweigen, weil Sprechdefizite bestehen
- die Unfähigkeit, Gefeahrensituationen dem Alter entsprechend zu erkennen
- Unterernährung
Umgang der Erziehungsberechtigten mit dem Kind
Letztlich lässt sich Verwahrlosung noch am Umgang der Erziehungsberechtigten mit dem Kind erkennen. Ein Kind benötigt Liebe, Fürsorge und ein Mindestmaß an materiellen Gütern und Versorgung, um kindgerecht aufwachsen zu können. Ist die Beziehung der Eltern zum Kind jedoch durch Gleichgültigkeit oder gar Aggressionen geprägt, kann dies schnell das thematisierte Probleme nach sich ziehen.
Insgesamt ist Verwahrlosung bei Kindern solange relativ leicht zu erkennen, wie man diese Anzeichen richtig zu deuten weiß. Im Zweifelsfall kann auch das Kind direkt angesprochen und befragt werden, ob denn alles in Ordnung sei. So erhält man oft eine unerwartet ehrliche Antwort, welche die Entscheidung erleichtert, ob das Jugendamt eingeschaltet werden sollte.