Verwahrlosung bei alten Menschen
Die demografische Entwicklung Deutschlands stellt unsere Gesellschaft vor eine Vielzahl von Problemen. So stellt sich unter anderem auch die Frage, wie eine menschenwürdige und angemessene Versorgung all der Alten, die sich nicht mehr selber versorgen können, gewährleistet werden soll. Doch warum kommt es trotz all der Bemühungen regelmäßig zu Fällen der Verwahrlosung im Alter, und durch welche Faktoren wird die Verwahrlosung im Alter begünstigt?
Verwahrlosung im Alter kommt häufiger vor, als man meinen mag. Betroffen sind in den meisten Fällen Alleinstehende. Diese kann sich in unterschiedlichen Aspekten bemerkbar machen.
Erkennen lässt sich eine Verwahrlosung beispielsweise an äußerlichen Merkmalen wie dreckiger Kleidung, einem unhygienischen Auftreten - und entsprechend kann es auch in der Wohnung aussehen. So wird Vieles vernachlässigt; das schmutzige Geschirr stapelt sich, im Kühlschrank liegen verdorbene Lebensmittel. Auch kann etwa das Bettzeug einen unangenehmen Geruch aufweisen.
Eine Verwahrlosung kann in kleinen Schritten immer auffälliger werden. Es kommt zu einem nachlässigen Ankleiden; es wird sich nicht mehr gekämmt und auch das Aufräumen und Putzen der Wohnung erscheint nicht mehr wichtig. Schließlich ziehen sich Betroffene mehr und mehr zurück und fangen an, ein Leben nur für sich allein in der Wohnung zu leben.
Es wird weniger gegessen, da man auch nicht einkaufen geht. Die körperliche und wohnliche Hygiene verschlechtert sich mehr und mehr.
Erkennt man solche Auffälligkeiten bei einem älteren Menschen, sollte man als Nachbar oder Bekannter handeln. Natürlich müssen in erster Linie Angehörige und Ärzte sensibel auf diese Thematik reagieren. Doch nicht immer hat man als älterer Mensch Angehörige.
Hinzu kommt, dass sich Depressionen und Demenz zumindest in den Anfangsstadien noch nicht unbedingt klar deuten lassen. Entsprechende Symptome werden schnell als Alterserscheinungen bezeichnet.
Helfen können manchmal schon kleine Hilfsmittel, wie etwa ein Rollator, wenn Betroffenen das Gehen schwerfällt. Doch auch über einen Wohnungswechsel bzw. den Umzug ins Pflegeheim gilt es in manchen Fällen zumindest nachzudenken. Oftmals ist auch der ambulante Pflegedienst die richtige Lösung.
Möglichte Ursachen
Mögliche Ursachen für eine einsetzende Verwahrlosung im Alter gibt es viele. Zu diesen zählen
- körperliche Beschwerden
- psychische Erkrankungen
- ein Mangel an sozialen Kontakten
Schon wenn ein Mensch erste körperliche Einschränkungen erfährt und es somit mühselig wird, rauszugehen, kann es dazu kommen, dass man dies eben meidet und stattdessen in der Wohnung bleibt. Als Folge kommt es auch zur Vereinsamung.
Zu den psychischen Risikofaktoren zählt beispielsweise Demenz. Sie führt dazu, dass man als Betroffener den Überblick darüber verliert, was zu tun ist. Zudem kann es sein, dass man als Rentner in ein depressives Loch fällt, weil man nicht weiß, was man mit seiner freien Zeit anstellen soll - so kann es sein, dass man anfängt, zu trinken.
Verwahrlosung durch allgemeine Überforderung
Ein Grund, warum Verwahrlosung im Alter dermaßen häufig vorkommt, ist ein Zustand der allgemeinen Überforderung unseres sozialen Gefüges. Die Angehörigen sind oftmals nicht mehr in der Lage, sich um die Eltern oder Großeltern zu kümmern, da beide Partner erwerbstätig sind.
Altenheime und vergleichbare Pflegeeinrichtungen sind wiederum häufig überfordert. So kümmern sich beispielsweise zu wenig Pflegekräfte um zu viele Hilfsbedürftige oder es fehlt an materiellen Ressourcen.
Ein weiterer Auslöser der Verwahrlosung im Alter kann aber auch die Tatsache sein, dass es die pflegenden Angehörigen schlicht nicht besser wissen. So bedarf der Pflegebedürftige vielleicht einer ganz anderen Behandlung oder fühlt sich schon lange nicht mehr wohl. Da sich bei starken geistigen oder körperlichen Einschränkungen oft nicht mehr präzise geäußert werden kann, gehen die Angehörigen allerdings davon aus, dass alles in Ordnung sein müsste.
Weitere mögliche Faktoren
Des Weiteren gibt es eine Reihe von Faktoren, welche das Aufkommen von Verwahrlosung im Alter begünstigen.
Fehlendes soziales Umfeld
So sind zunächst einmal Personen gefährdet, welche über kein soziales Umfeld und über keine Ansprechpartner mehr verfügen. In einem solchen Fall wird sich zunehmend zurückgezogen, wobei eine angemessene Lebensbewältigung schon lange nicht mehr möglich ist.
Finanzielle Schwierigkeiten
Ein weiterer Faktor ist die finanzielle Situation der betroffenen Person. Solange man über genügend Kapital verfügt, ist eine Verwahrlosung weitestgehend ausgeschlossen.
Schließlich kann sich ausgebildetes Personal oder der Aufenthalt in einem teuren Altenheim geleistet werden. Können jedoch keine oder kaum finanzielle Reserven für die Pflege freigesetzt werden, dann steigt auch die Gefahr dieser Form des Verfalls.
Bestimmte Erkrankungen
Letztlich können auch noch bestimmte Krankheitsbilder einen Zustand der Verwahrlosung im Alter begünstigen. So sind vor allem Demenzkranke und körperlich schwer behinderte Menschen gefährdet, kein menschenwürdiges Leben mehr zu führen.
Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass man sich nicht mehr ansatzweise um sich selbst kümmern kann und zudem eine große Belastung für die Umwelt darstellt. Letzterer gelingt es dann nicht immer jene Energie aufzubringen, welche eine angebrachte Pflege auszeichnen würde.