Schlüsselzonenmassage: Anwendung, Ablauf und Wirkung
Als Schlüsselzonenmassage oder als Marnitz-Therapie bezeichnet man eine spezielle Methode zur Behandlung des Bewegungsapparates. Dabei werden Bänder, Sehnen und Muskeln gezielt massiert. Gängig ist die Behandlung in einer bestimmten Reihenfolge. Die Massage kann zwischen 20 und 60 Minuten dauern. Auf diese Weise sollen Schmerzen an der Wirbelsäule und an den Gelenken behandelt werden. Die Anwendungsgebiete der Schlüsselzonenmassage liegen somit im orthopädischen Bereich. Informieren Sie sich über den Ablauf, die Wirkung und Anwendungsgebiete der Schlüsselzonenmassage.
Schlüsselzonenmassage - Generelle Merkmale und Wirkung
Ziel und Zweck einer Schlüsselzonenmassage, die man auch als Marnitz-Therapie oder als Manuelle Therapie nach Dr. Marnitz bezeichnet, ist eine ganzheitliche Behandlung von Beschwerden des Bewegungsapparates. Dazu gehören in erster Linie akute und chronische Schmerzen der Wirbelsäule sowie der Gelenke.
Die Schlüsselzonenmassage zählt zu den Behandlungsmethoden der physikalischen Therapie und ist eine ganzheitliche Behandlungsform. Das bedeutet, dass der Körper bei der Therapie als eine Einheit betrachtet wird.
Man kombiniert die tiefe Massage der
- Muskeln
- Gelenke
- Sehnen und
- Bänder.
Typisch ist eine besonders kleinflächige Behandlung. Hinzu kommen manualtherapeutische Maßnahmen sowie kleine Übungen, die der Patient zuhause ausführt. Es gibt eine direkte als auch reflektorische Wirkung.
Die Behandlung basiert auf der Annahme, dass es im gesamten Körper unterschiedliche Reize gibt, die auch dann an andere Orte weitergeleitet werden, wenn sie nur eine Ursache haben oder an einer Körperstelle entstanden sind. Die besagten Orte lassen sich mit Körperregionen, in denen Störungen bzw. Schmerzen zu finden sind, in Verbindung bringen.
Beim Auffinden einer Erkrankung kommt es darauf an, alle Schlüsselzonen - im weiteren Verlauf genauer erläutert - die mit dieser Erkrankung in Verbindung stehen könnten, aufzuspüren, um sie eingehend behandeln zu können.
Bei einer manuellen Behandlung besteht eine feste Wirkungsreihenfolge. Zunächst erfolgt eine Therapie der Schlüsselzonen, anschließend werden Schlüsselzonenmassage und manuelle Therapie durchgeführt.
Entwicklung
Entwickelt wurde die Schlüsselzonenmassage im Jahr 1971 von dem Arzt und Masseur Harry Marnitz (1894-1984). Marnitz stellte fest, dass krankhafte Veränderungen der Wirbelsäule oftmals im Zusammenhang mit Veränderungen an Armen oder Beinen standen.
Dr. Marnitz gelangte zu der Ansicht, dass sämtliche Zonen, die mit der Haupterkrankung in Zusammenhang standen, ebenfalls behandelt werden mussten. Zur Behandlung dieser korrespondierenden Schlüsselzonen entwickelte er die Schlüsselzonenmassage. Dabei werden gezielte Tiefenmassagen mit manualtherapeutischen Methoden verbunden, um einen reflektorischen Effekt zu erreichen.
Schlüsselzonen
Schlüsselzonen sind Bereiche im menschlichen Körper, die über Reflexbögen in Verbindung zueinander stehen. Aufgrund dieser Nervenverbindung können Krankheits- oder Verletzungssymptome an der jeweiligen Gegenzone, beispielsweise durch Schmerzen oder Rötungen, erkennbar werden.
Als Schlüsselzonen werden jene Zonen bezeichnet, die in einem reflektorischen Zusammenhang stehen. Bestehen Schmerzen an bestimmten Teilen des Körpers, können diese sich zusätzlich noch an anderen Stellen zeigen. Diese Weiterleitung kann auf verschiedenen Wegen passieren. So können Reize
- über das Zentralnervensystem,
- über das vegetative Nervensystem,
- auf hormonellem Weg oder
- über Muskelketten
fortgeleitet werden.
Ablauf der Schlüsselzonenmassage
Bevor die eigentliche Massage beginnt, erfolgt eine gründliche Anamnese. Bei der Schlüsselzonenmassage gibt es keine einheitliche Therapie; sie ist stets auf den Patienten abgestimmt.
Nur, wenn der Therapeut sich gründlich über den Gesundheitszustandes sowie bestehende Beschwerden informiert hat, kann er die Therapie daran anpassen und dem Patienten helfen. Für die Zusammenstellung der Übungen gibt es auch einen Befund-Katalog, welcher dem Therapeuten helfen kann.
Durch eine solche gründliche Vorarbeit können auch Schlüsselzonen auffallen, die man anderenfalls möglicherweise nicht mit der primären Erkrankung in Kombination gesetzt hätte. Bei der Schilderung von Schmerzen sollte der Patient möglichst detailliert vorgehen und etwa beschreiben, ob sie brennend oder stechend sind und ob sie ausstrahlen etc.
Bei der Durchführung der Schlüsselzonenmassage behandeln der Masseur oder der Physiotherapeut gezielt Muskeln, Bänder und Sehnen der Schlüsselzonen durch eine Tiefenmassage, um eine reflektorische Wirkung zu erzielen. Deshalb ist es wichtig, bei einer Behandlung nicht nur den eigentlichen Schmerzpunkt zu behandeln, sondern alle Zonen die damit in Verbindung stehen.
Dies geschieht bei der Schlüsselzonentherapie mithilfe gezielter Massagegriffe an Muskeln, Bändern und Sehnen und mobilisierenden Techniken. Im Gegensatz zur klassischen Massage wird nicht großflächig gearbeitet, sondern eher kleinflächig und punktuell. Mithilfe der speziellen Massagegriffe können Veränderungen auch in tieferen Geweben ertastet und behandelt werden.
Angewandte Techniken
Durch die Reflexbögen entsteht neben der Lokalwirkung auch eine Fernwirkung. Um die beste Wirkung zu erzielen, werden die Schlüsselzonen immer in einer bestimmten Reihenfolge behandelt.
Dabei werden Griffe der klassischen Massage angewandt, die um einige Techniken erweitert werden. Auf diese Weise lassen sich Blockaden an den Schlüsselzonen zur Auflösung bringen.
Zur weiteren Unterstützung kommen auch verschiedene manuelle Therapien zur Anwendung. Dabei befolgt der Therapeut eine festgelegte Reihenfolge.
Nach der Behandlung bekommt der Patient noch diverse Übungen als Hausaufgabe. Ein positiver Effekt dieser Hausaufgaben ist, dass der Patient von seiner passiven Rolle in die Rolle des Handelnden schlüpft und seinen Anteil an einer Besserung seiner Symptome leistet.
Anwendungsdauer
Je nach den zu behandelnden Beschwerden beträgt die Dauer einer Schlüsselzonenmassage zwischen 20 und 60 Minuten. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, muss die Massage mehrmals durchgeführt werden. In den meisten Fällen kommt es nach regelmäßiger Anwendung zur Besserung der Beschwerden und zu einer erhöhten Beweglichkeit.
Anwendungsgebiete
Die Schlüsselzonenmassage wird hauptsächlich im orthopädischen Bereich eingesetzt. Zur Anwendung kommt eine Schlüsselzonenmassage oder Marnitz-Therapie vor allem bei akuten und chronischen Wirbelsäulen- und Gelenkserkrankungen. Darüber hinaus lassen sich auch Menschen, die an Ödemen (Flüssigkeitsansammlungen) leiden, auf diese Weise behandeln, denn durch die Massage wird der Lymphfluss angeregt.
Außerdem werden:
- die Muskeln gelockert
- Schmerzen gelindert
- die Beweglichkeit gesteigert
- das vegetative Nervensystem beeinflusst
- die Funktionen der inneren Organe verbessert
Die Marnitz-Therapie wirkt sowohl reflektorisch als auch direkt.
Blockaden können mithilfe der Schlüsselzonenmassage gelöst werden. Aufgrund dessen wird reflektorisch über das Vegetativum auch die Funktion der Organe verbessert. Dadurch, dass keine starke Durchblutungsförderung stattfindet, ist die Schlüsselzonenmassage auch zur Behandlung von Ödemen geeignet. Die Kosten für die Anwendung einer Schlüsselzonenmassage werden von einigen Krankenkassen übernommen.