Enzyme - Aufbau und Funktion

Als Enzyme werden Eiweiße bezeichnet, die an vielen Stoffwechselabläufen des Körpers beteiligt sind. Im Rahmen einer Enzymtherapie werden sie auch zu Heilzwecken verabreicht. Sie kommen in sämtlichen Zellen> des Körpers vor. Ihre Anzahl hängt allerdings von der Art des Gewebes ab. Durchschnittlich sind in der Zelle eines großen Säugetieres ungefähr 3.000 Enzyme enthalten. Informieren SIe sich über Aufbau und Funktion von Enzymen.

Von Jens Hirseland

Aufbau und Wirkung - Was sind Enzyme und wofür sind sie gut?

Bei Enzymen handelt es sich um Biokatalysatoren. In der Regel sind es Eiweiße, die im menschlichen Körper wichtig für diverse Stoffwechselreaktionen sind. Dabei sind die Wirkungen meist sehr spezifisch.

Eine Eigenschaft von Enzymen ist, dass sie über spezielle Bindungsstellen verfügen. An diese Stellen lässt sich ausschließlich ein bestimmtes Substrat binden. Dabei kommt es zu einer chemischen Reaktion, bei der das Enzym zeitweise eine Bindung mit dem Substrat eingeht.

Durch die Reaktion erfolgt dann das Entstehen des Produktes. Anschließend wird das Enzym wieder freigegeben.

Allerdings gibt es zahlreiche Enzyme, die bestimmte Zusatzstoffe benötigen, um eine chemische Reaktion zu beschleunigen. Dabei handelt es sich um so genannte Coenzyme wie zum Beispiel Vitamine.

Funktionen von Enzymen

Ziel und Zweck von Enzympräparaten ist die Behandlung von verschiedenen Krankheiten und Beschwerden. Enzyme sind wichtige Eiweißmoleküle, die Anteil an vielen Abläufen des menschlichen Stoffwechsels haben.

Durch diese Biokatalysatoren können verschiedene chemische Reaktionen im menschlichen Organismus entweder verlangsamt oder beschleunigt werden. So gibt es kaum einen biologischen Vorgang bei Menschen, Pflanzen oder Tieren, an denen Enzyme nicht beteiligt wären.

Zu den wichtigsten Enzymen gehören:

Sie lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen, auf die wir hier genauer eingehen.

Tabelle: Wo werden Enyzme gebildet?

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über Vorkommen und Aufgaben verschiedener Enzyme.

Vorkommen und Aufgaben unterschiedlicher Enzyme
EnzymVorkommenAufgabe
LysozymSpeichelbakterizide Wirkung
Amylasen/Lipasen/ProteasenMagensaft, Mund- und Bauchspeichel
Darmdrüsensekret
Verdauung von Eiweißen, Fetten
und Kohlenhydraten
GOTLunge, Niere, Leber,
Herz- und Skelettmuskulatur
Beschleunigung des Aminosäuren-
stoffwechsels
GPTLeberEiweißabbau in Leberzellen
CKHirn, MuskelzellenBereitstellung von Energie
APin Körperflüssigkeiten und ZellenSpaltung von Phosphorsäurereestern
LAPSpeichel, Niere, Darm, Galle,
Magensaft, Plasma
Eiweißstoffwechsel
Gamma-GTNiereTransfer von Aminosäuren
SDHLeberUmwandlung von Sorbit in Fructose
LDHin allen ZellenEnergiegewinnung
CholinesterasePankreas, Darm, SerumSpaltung von Cholin-Verbindungen
AldolaseDünndarm, Leber, Niere, Fettgewebe,
Schilddrüse, Nerven, Herz- und
Skelettmuskulatur
Katalyse der Spaltung von Fruchtzucker
Saure PhosphatasenProstatasekret, Sperma, Knochen,
Blut
Spaltung von Phosphorsäureestern,
Katalyse von Transphosphorylierungen

Einsatz von Enzymen in der Medizin

Die heilende Wirkung der Enzyme wurde erstmals von dem schottischen Mediziner John Beard (1857-1924) entdeckt, der Krebspatienten erfolgreich mit einer Mischung aus pflanzlichen und tierischen Enzymen behandelte. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr therapeutische Enzyme entdeckt und eingesetzt.

Verabreicht werden sie zumeist in Form von Kapseln oder Tabletten. Aber auch Injektionen oder die Aufnahme über die Nahrung sind möglich.

Im Rahmen einer Enzymtherapie werden die Enzyme auch zu Heilzwecken benutzt. So kommen sie zur Behandlung von Erkrankungen und Beschwerden zum Einsatz, wie:

Darüber hinaus eignen sie sich auch gut zur Behandlung von

da die eiweißspaltenden Wirkstoffe die Wundheilung beschleunigen.

Die Wirkung von Enzymen ist überaus vielfältig. Während einige von ihnen entzündungshemmend oder positiv auf die Wundheilung wirken, tragen andere zur Stärkung des Immunsystems oder zur Förderung der Durchblutung bei. Darüber hinaus können Enzyme mit anderen Medikamenten kombiniert werden, um deren Wirkung noch zu steigern.

Zudem lassen sich Enzyme auch zur Vorbeugung einsetzen. Da sie eine abbauende Wirkung haben, nutzt man diesen Umstand, indem man sie krankmachende Substanzen spalten und zerstören lässt.

Ablauf der Enzymtherapie

In der Regel wird vor dem Beginn einer Enzymtherapie eine Diagnose der Krankheit erstellt. Danach wird vom behandelnden Arzt festgelegt, welche Enzympräparate in welcher Dosierung angewandt werden.

Häufig eingesetzt werden:

  1. tierische Enzyme wie z.B. Trypsin, Chymotrypsin und Pankreatin
  2. pflanzliche Enzyme wie Bromelain und Papain

Die Enzyme können einzeln verabreicht oder auch miteinander kombiniert werden.

Wahrheit oder Wunschdenken?

Ob Enzyme wirklich therapeutisch wirksam sind oder nicht, ist wissenschaftlich umstritten. Während einige Studien den positiven Effekt von Enzymen bei Wunden oder Entzündungen nachwiesen, besagten andere wiederum das Gegenteil.

Mögliche Nebenwirkungen von Enzymen

Enzyme werden zumeist als Tabletten, Kapseln oder Injektionen verabreicht. Obwohl Enzympräparate in der Regel gut verträglich sind, kann es in manchen Fällen zu störenden Nebenwirkungen kommen.

Dazu gehören vor allem Magen- und Darmprobleme wie:

Aber auch allergische Reaktionen sind manchmal im Bereich des Möglichen.

Gegenanzeigen

Darüber hinaus sollten Menschen besser auf eine Behandlung mit Enzymen verzichten, die von folgenden Beschwerden betroffen sind:

Auch im Fall einer Schwangerschaft wird von einer Enzymtherapie abgeraten.