Vitaminpräparate - Wann sind sie sinnvoll und welche Risiken bestehen?
Vitaminpillen sollen uns Gesundheit und Wohlbefinden bringen. Die Palette der Vitaminpräparate reicht dabei von den Vitamintabletten vom Discounter für ein paar Euro bis hin zu teuren, laut Werbung viel versprechenden Multipräparaten. Doch halten Vitaminpräparate wirklich das was sie versprechen? Lesen Sie, wann Vitaminpräparate sinnvoll sind und wie man sie einnimmt.
Was sind Vitaminpräparate und welchen Zweck erfüllen sie?
Vitamine sind für unseren Körper lebensnotwendig. Viele Funktionen könnten ohne Vitamine nicht aufrechterhalten werden. Bei Vitaminmangel kann es zu den verschiedensten Symptomen wie zum Beispiel
kommen. Auch schwere Erkrankungen wie beispielsweise Skorbut bei Vitamin C- oder Rachitis bei Vitamin D-Mangel können auftreten. In Deutschland kommt es allerdings nicht mehr zu einem so starken Vitaminmangel.
Mit Vitaminpräparaten gegen Vitaminmangel?
Glaubt man den Herstellern der Vitaminpräparate, ist Deutschland ein Vitaminmangelland, in dem es auch mit einer ausgewogenen Ernährung nicht möglich ist, sich ausreichend mit natürlichen Vitaminen zu versorgen. Abhilfe sollen die angepriesenen Vitaminpillen bieten.
Doch die einfache Rechnung, natürliche durch künstliche Vitamine zu ersetzen, geht nicht auf, denn es ist ein gewaltiger Unterschied ob isolierte, hochdosierte, synthetisch hergestellte Vitamine oder Vitamine in Obst oder Gemüse aufgenommen werden. Wichtig bei Vitaminen ist eine hohe Bioverfügbarkeit. Die Bioverfügbarkeit gibt an, wie schnell und in welchem Umfang ein Stoff (in diesem Fall das Vitamin) aufgenommen wird.
Bei künstlichen Vitaminen tendiert diese Bioverfügbarkeit gegen Null. Natürliche Vitamine im "Pflanzenverbund" werden deutlich besser aufgenommen.
Wann und für wen sind Vitaminpräparate sinnvoll?
Wird im Einzelfall wirklich ein konkreter Vitaminmangel festgestellt, sollte dieser natürlich mit dementsprechenden vom Arzt verordneten Präparaten behandelt werden. In bestimmten Lebensabschnitten, zum Beispiel während der Schwangerschaft, kann eine zusätzliche Vitamineinnahme (vor allem Folsäure) sinnvoll sein. Aber auch dies sollte immer mit dem Arzt abgesprochen werden.
Bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung nimmt der Mensch eigentlich ausreichend Vitamine zu sich, um seinen Bedarf zu decken. Es gibt aber Lebensphasen und Situationen, in denen ein erhöhter Vitaminbedarf besteht, beispielsweise
- im Wachstum
- in der Pubertät
- in der Schwangerschaft
- in der Stillzeit
- im Alter
- bei sportlicher Aktivität, besonders Leistungs- und Ausdauersportler
- bei Medikamenteneinnahme
- bei bestimmten Erkrankungen oder während einer Diät
- durch Rauchen oder übermäßigen Alkoholgenuss.
Dann kann es leicht zu einer Hypovitaminose (Vitaminmangel) kommen. Bei einem akuten Vitaminmangel kann es, je nach Vitamin, zu einer Vielzahl von Symptomen kommen, zum Beispiel
- Abgeschlagenheit
- Ermüdungserscheinungen
- Verdauungsbeschwerden
- Hautprobleme
und eine ganze Reihe von Krankheiten die ausgelöst werden können.
Gesundheitliche Vorzüge von Multivitaminpräparaten - Den eigenen Vitaminbedarf kennenlernen
Solange man sich gesund und leistungsfähig fühlt, ist alles in Ordnung. Bei einer abwechslungsreichen Ernährung nimmt man genug Vitamine zu sich, auch wenn der individuelle Bedarf variiert.
Frisches Obst und Gemüse dürfen auf dem täglichen Speiseplan nicht fehlen. Fertiggerichte sollte man eher meiden und dafür selbst und frisch kochen. Ein Frucht- oder Gemüsecocktail schmeckt und ist gesund.
Außerdem ist es gut, wenn man auf das Bauchgefühl hört. Meistens sagt uns das Verlangen nach bestimmten Speisen, was der Körper gerade braucht.
Multivitaminpräparate können das Risiko für Herzerkrankungen senken
Nach einer im "American Journal of Clinical Nutrition" veröffentlichten Online-Studie waren Frauen, die pro Tag ein Multivitaminpräparat zu sich nahmen, um 40 Prozent weniger gefährdet, einen Herzinfarkt zu bekommen, als Ihre Altersgenossen. Frühere Studien zeigten bisher, dass es widersprüchliche Ergebnisse im Zusammenhang mit dem Einsatz von Multivitamin als Nahrungsergänzung und dem Risiko eine Herzkrankheit zu bekommen, gab.
Eine andere Studie zeigte ferner, dass die regelmäßige Einnahme von Multivitamin das Risiko für Herzerkrankungen zu 24 Prozent verringern kann. In einer Studie, an der mehr als eine Million gesunder Erwachsender US-Bürger beteiligt waren, zeigte die Einnahme von Multivitamin eine Verringerung an Herzkankheiten um 25 Prozent auf.
Die erstgenannte Studie umfasste 33.933 schwedische Frauen im Alter von 49 bis 83 Jahren. Davon wiesen 93 Prozent keine Herzkrankheiten in ihrer Gesundheitsgeschichte auf. Nach 10 Jahren hatten 1201 Frauen einen Herzinfarkt erlitten.
- Unter den Frauen, die zu Beginn der Studie frei von Herzerkrankungen waren, wurde durch die Einnahme von Multivitaminen das Risko um 27 Prozent verringert.
- Der schützende Effekt war bei Frauen, die die Präparate für mindestens fünf Jahre nahmen, stärker.
- Verglichen mit Frauen, die keine Präparate nahmen, waren die Frauen, die für fünf Jahre an der Studie teilnahmen, zu 40 Prozent weniger an einem Herzinfarkt erkrankt.
Die Forscher nahmen im nächsten Schritt die Parameter Körpergewicht, körperliche Aktivität, Rauchen und andere Risikofaktoren für Herzerkrankungen aus der Studie heraus: an den Ergebnissen änderte sich nichts. Hatten Frauen in ihrer gesundheitlichen Vergangenheit mit Herzerkrankungen zu tun, minderte die Einnahme von Multivitaminen das Risiko nicht.
Schutz durch Antioxidantien und Co.
Es gibt viele Möglichkeiten wie ein Multivitamin vor Herzkrankheiten schützen kann. Multivitamine enthalten Antioxidantien -
- Vitamine C und E
- Beta-Carotin
- Selen
- so dass Arterienschäden durch freie Radikale verursacht, verringert werden können. Freie Radikale entstehen ganz natürlich, wenn wir atmen; UV-Licht, Rauchen und Alkoholkonsum sind als weitere Quellen zu nennen. In großer Menge konsumiert, tragen freie Radikale zur Bildung von fetthaltigen Ablagerungen in den Arterien bei, so dass durch einen Arterienschaden ein Herzinfarkt eintreten kann.
Multivitamine enthalten die B-Vitamine
- Folsäure
- B6 und
- B12,
die das im Blut enthaltene Homocystein, eine Aminosäure, die der Körper im normalen Stoffwechsel benötigt, verringern. Hohe Homocystein-Werte schädigen die Arterienwände und erhöhen das Risiko für Herzkrankheiten.
Magnesium kann dazu beitragen Diabetes - ein wesentlicher Risikofaktor für Herzerkrankungen - sowie Entzündungen zu verringern und den normalen Blutdruck zu fördern.
Während ein Multivitaminpräparat einen gewissen Schutz bieten kann, ist unstrittig, dass eine gesunde Ernährung unabdingbar ist, um sich vor Herzkrankheiten zu schützen.
Nachteile - Mögliche Risiken von Vitaminpräparaten
Vitamine sind wichtige Nährstoffe, die der Körper für den Zellaufbau und für viele verschiedene und wichtige Abläufe braucht. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass man Vitamine nicht überdosieren kann, ist es so, dass es auch eine Hypervitaminose gibt.
Das kann eigentlich nur bei fettlöslichen Vitaminen passieren; die wasserlöslichen, wie zum Beispiel Vitamin C, werden über die Niere und den Urin ausgeschieden. Zu einer Hypervitaminose kann es beispielsweise kommen, wenn Vitamine unkontrolliert in Form von Nahrungsergänzungspräparaten eingenommen werden.
So kann zum Beispiel Vitamin B6 in einer bestimmten Dosis über Monate und Jahre der Anwendung zu einer Schädigung der Nerven führen. Bei monate- oder jahrelanger überhöhter Vitamineinnahme kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen.
Eine ernährungsbedingte Hypervitaminose ist eigentlich nicht möglich. Nur bei Vitamin A, zum Beispiel wenn zu viel und zu oft Leber gegessen wird oder überdosiert Lebertran eingenommen wird, kann es mitunter passieren. Ein Zuviel an Vitamin C kann zu Durchfällen führen.
Vitaminpräparate können keine echten Vitamine ersetzen
Der beste Weg, sich mit Vitaminen zu versorgen, ist und bleibt eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, denn nur hier nimmt man Vitamine im Verbund mit anderen lebenswichtigen Stoffen wie Mineralien, sekundären Pflanzenstoffen oder Spurenelementen auf. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt den Verzehr von ca. 400g Gemüse und ca. 250g Obst am Tag.
Was man sich merken sollte: 5 am Tag. Das heißt, täglich sollten 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag gegessen werden, davon am besten die Hälfte frisch. So kann der Tag beispielsweise mit einem Joghurt-Obst-Müsli beginnen und mit gedünstetem Gemüse am Abend enden.
Damit in Obst und Gemüse beim Verzehr noch viele Vitamine enthalten sind, sollten ein paar Dinge beachtet werden.
- Sowohl Obst als auch Gemüse sollten nach dem Kauf möglichst bald frisch verzehrt werden.
- Licht, Sauerstoff, Wasser und Hitze können Vitamine zerstören.
Als Faustregel gilt: Eine kühle und dunkle Lagerung eignet sich am besten für die meisten Obst- und Gemüsesorten. Auch auf eine schonende Zubereitung der Lebensmittel sollte geachtet werden.
- Gemüse sollte vor dem Kochen nicht zu stark zerkleinert werden.
- Wenn möglich, sollte kurz und auf niedriger Flamme gekocht werden, so bleiben die meisten Vitamine erhalten.
Ein Zuviel an Vitaminpräparaten macht krank
Die Einnahme von Vitaminpillen ist nicht harmlos. Der hochdosierte Einsatz kann sogar krank machen.
Hohe Dosen Vitamin C können beispielsweise zu Nierenschäden und Erbgutschäden führen. Eine in den USA an Rauchern und Asbestarbeitern durchgeführte Studie zeigte, dass die Einnahme von Beta-Karotin die Zahl der Lungenerkrankungen und Todesfälle deutlich ansteigen ließ. Künstliche Vitamine eignen sich daher weder zur Vorbeugung von Krebserkrankungen, noch wie oft angepriesen zur Vorbeugung von Herzinfarkten.
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