Unterschiedliche Anwendungsgebiete und die Durchführung einer Blutegelbehandlung
Als Blutegelbehandlung bezeichnet man eine Behandlungsmethode der alternativen Medizin. Dabei werden Blutegel an verschiedenen Stellen des Körpers angesetzt, um Blut abzusaugen. Die Behandlung verursacht kaum Schmerzen.
Ziel und Zweck
Zweck der Blutegelbehandlung, die auch Blutegeltherapie genannt wird, ist die Behandlung von Krankheiten und Beschwerden durch das Aufsetzen von Blutegeln auf bestimmte Körperstellen. Dabei erfolgt ein Biss des Blutegels, der daraufhin Blut aus dem Körper saugt und zugleich blutgerinnungshemmende Stoffe in die Wunde überträgt, wodurch das Blut leichter und schneller fließen kann.
Diese Methode wird auch ausleitendes Verfahren genannt und ähnelt einem kleinen Aderlass.
Blutegel sind bis zu fünf Zentimeter große wurmartige Tiere, die auf der ganzen Welt verbreitet sind und üblicherweise im Süßwasser leben. Medizinisch eingesetzt wird jedoch nur der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis). Da der Blutegelbestand durch die vielen Blutegelbehandlungen im 18. Jahrhundert stark dezimiert wurde, steht der medizinische Blutegel in freier Natur unter Naturschutz.
Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) sind Verwandte der Regenwürmer und werden eigens für medizinische Behandlungen gezüchtet. Da sie zu den Arzneimitteln zählen, können sie über eine Apotheke geliefert werden. Der Umgang mit ihnen ist jedoch streng geregelt.
Verfahren
Grundlage der Blutegelbehandlung ist ein lokaler Aderlass sowie die Wirkung von Stoffen, die der Egel durch seinen Speichel in die Wunde absondert. Zu den wichtigsten Blutegelstoffen gehören:
- Hirudin, das gerinnungshemmend wirkt
- Hementin, das durchblutungsfördernd wirkt
- Eglin, das hemmend auf Proteasen wirkt
- Bdellin, das plasminhemmend wirkt
Anwendungsgebiete
Zur Anwendung kommt die Blutegeltherapie vor allem in der plastischen Chirurgie bei Transplantationen an:
Mit Hilfe der Blutegelwirkstoffe kann die Wundheilung beschleunigt werden. Zudem können auf die Weise mögliche Blutstauungen schneller abfließen.
Eine Blutegelbehandlung kann bei zahlreichen Krankheiten und gesundheitlichen Störungen zum Einsatz kommen. Dazu gehören:
- Gelenkerkrankungen
- entzündliche Erkrankungen (z.B. chronische Mittelohr- oder Nebenhöhlenentzündung)
- venöse Erkrankungen (z.B. offene Beine, Krampfadern)
- schlecht heilende Wunden und Narben
- Hämorrhoiden
- Durchblutungsstörungen
- Thrombosen
- Krampfadern
- Arthrose
- Arthritis
- Bandscheibenvorfälle
- Rückenbeschwerden
- Asthma
- Migräne
- Hämatome (Blutergüsse)
- Prellungen
- Furunkel
- entzündete Insektenstiche
- Tinnitus
- Gürtelrose
Grundsätzlich kann man sagen, dass Blutegel aufgrund ihrer Wirkstoffe für ihre schmerzlindernde, gerinnungshemmende Wirkung bekannt sind sowie den Körper des Patienten entwässern und entgiften.
Wann eine Blutegelbehandlung nicht zur Anwendung kommen darf
Nicht zur Anwendung kommen darf eine Behandlung mit Blutegeln dagegen bei:
- Lebererkrankung
- Blutgerinnungsstörungen
- Immunschwäche
- Anämie (Blutarmut)
- Diabetes mellitus
- Nieren- und Blasenentzündungen
- ausgeprägten Allergien
- Schwangerschaften
Durchführung einer Blutegelbehandlung
Vorbereitung
Vor der Durchführung einer Blutegelbehandlung muss darauf geachtet werden, dass der Patient vorher kein
zu sich nimmt, da die Blutegel sehr empfindlich auf bestimmte Geruchsstoffe und Ausdünstungen reagieren.
Zudem sollte die Therapie in einer entspannten Umgebung durchgeführt werden.
Durchführung der Behandlung
Der Blutegel besitzt drei Kiefer mit starken Zähnen. Daher ähnelt die Bisswunde einem dreizackigen Stern. Der Egel wird mit dem Kopf direkt an die gewünschte Bissstelle gesetzt und sondert dort, nachdem er sich festgebissen hat, seinen Speichel in die Wunde ab. Dieser enthält ungefähr zwanzig verschiedene Substanzen. Neben dem Blutverlust sind vor allem die Wirkstoffe
- Hirudin,
- Eglin und
- Calin
für die Wirkung der Blutegelbehandlung verantwortlich. Diese Stoffe wirken
- entzündungshemmend,
- gerinnungshemmend,
- antithrombotisch und
- regen den Lymphfluss an.
Ablauf der Behandlung
Für die Behandlung werden bestimmte Hautareale eingeritzt auf die anschließend die Blutegel mit einer Plastikpinzette gesetzt werden. Dort saugen sie etwa zehn bis zwanzig Minuten lang das Blut des Patienten ab.
Der Patient spürt dabei den Biss des Egels kaum. Der geringe Schmerz ähnelt einer Berührung mit Brennnesseln.
Nach der Sättigung der Blutegel beginnen diese sich von selbst zu lösen. Dabei sollten sie vom behandelnden Therapeuten aufgefangen werden. Damit der knorpelige Saugapparat der Blutegel nicht in der Wunde des Patienten zurückbleibt, dürfen die Egel keinesfalls gewaltsam vom Körper gelöst oder mit Salz bestreut werden.
Nach dem Ende der Behandlung werden die Wunden des Patienten mit Zellstoff und Watte verbunden. Bei starken Blutungen erfolgt ein stündlicher Verbandswechsel.
Die gesamte Behandlung kann zwischen dreißig Minuten und zwei Stunden dauern. In der Regel werden bei der Blutegeltherapie sechs bis zwölf Blutegel eingesetzt, was auch von der Art und dem Ausmaß der Beschwerden abhängt.
Falls nötig, kann die Behandlung auch wiederholt werden. Dabei wird ein Blutegel jedoch nur einmal verwendet, um eine mögliche Infektion mit gefährlichen Krankheiten wie HIV (AIDS) oder Hepatitis zu verhindern. Nach der Behandlung werden die Egel an die Zuchtfirma zurückgeschickt. Die meisten Egelfarmen haben so genannte Rentnerteiche, in dem die Egel ihren Lebensabend verleben dürfen.
Mögliche Komplikationen
Nach der Behandlung kann es zu Juckreiz kommen. Dabei sollte man besser nicht kratzen, damit keine Wundinfektionen entstehen. In manchen Fällen kann auch ein Absinken des Blutdrucks eintreten.
Von Selbstversuchen wird dringend abgeraten
Auch, wenn es die entsprechenden Züchtungen von Blutegeln bereits auf dem freien Markt zu kaufen gibt: Selbstversuche sollten niemals durchgeführt werden - diese Behandlungsmethode gehört unbedingt in erfahrene Hände.
Die Behandlungen bedürfen eines gut ausgebildeten Heilpraktikers, Schulmediziners oder einen auch in Medikamententheorie gebildeten Naturheilkundlers. Denn es gibt trotz der sehr guten Wirksamkeit der Blutegelbehandlung auch Ausschlussgründe und Neben- bzw. Wechselwirkungen.
Dazu gehören:
Ausschlussgründe
- Vorerkrankungen, wie zum Beispiel die Bluterkrankheit (aufgrund der gerinnungshemmenden Wirkung der Blutegelwirkstoffe)
- Erkrankungen der Haut, wie zum Beispiel eine stark ausufernde Narbenbildung oder Ekzeme
- Menschen nach starken Blutverlusten oder mit gestörten Abwehrkräften
Neben- und Wechselwirkungen
- Medikamente, die Sie aufgrund anderer Erkrankungen bereits einnehmen müssen - beispielsweise Blutverdünner
- Allergien gegen einen der Wirkstoffe, die der Blutegel in die Bissstelle spritzt. Ein guter Behandler wird Sie also auf jeden Fall über ihre Krankenvorgeschichte befragen, alle Medikamente auflisten, die Sie bereits einnehmen und diese auf mögliche Komplikationen bei einer Blutegelbehandlung prüfen.
- Auch ist natürlich bei einer jeglichen Behandlung der Bissstelle auf hygienische Umstände zu achten, sowie eine Grundausbildung im Anlegen von Verbänden.
Vorteile der Blutegelbehandlung werden inzwischen auch von vielen Schulmedizinern als sehr erstaunlich angesehen, sodass dies eine der wenigen Naturheilmethoden ist, die auch in Arztpraxen und Kliniken zur Anwendung kommt. Auch in wissenschaftlichen Studien ist der Nachweis der Wirksamkeit erbracht worden.
Gut informieren über die Behandlung und dann kann es losgehen
Wer sich vor einer Behandlung mit Blutegeln sehr gut informiert und die notwendigen Vorkehrungen vor und während der Behandlung einhält (Absetzen bestimmter Medikamente zum Beispiel), dem kann man nur zuraten, diese Methode auszuprobieren.
- Handbuch der Blutegeltherapie, Karl F. Haug Fachbuchverlag, 2000, ISBN 3830470169
- So hilft Ihnen die Blutegel-Therapie, Karl F. Haug Fachbuchverlag, 2002, ISBN 3830420722
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