Unterschiedliche Anwendungsgebiete, Wirkungsweise und Ablauf der finnischen Sauna

Unter einer finnischen Sauna versteht man die klassische traditionelle Sauna. Sie gehört zu den beliebtesten Formen des Saunierens. Zur Stärkung der Abwehrkräfte und zur Entspannung ist eine finnische Sauna sehr zu empfehlen. Dabei wechseln sich Schwitzen und Abkühlen miteinander ab.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck

Zweck der finnischen Sauna, die man auch als klassische Sauna bezeichnet, ist vor allem die Aktivierung des menschlichen Immunsystems und die Stärkung der Abwehrkräfte in den kalten Wintermonaten.

Zudem werden das Herz-Kreislaufsystem und die Durchblutung angeregt. Darüber hinaus wird der Körper von schädlichen Umweltgiften entschlackt. Auch aus kosmetischen Gründen lässt sich eine finnische Sauna sinnvoll nutzen, da die Haut regeneriert und gereinigt wird.

Lange Tradition

In Finnland gehört die Sauna zu einem wichtigen Bestandteil der Kultur des Landes. Über 1,5 Millionen Saunakabinen oder Saunahäuser befinden sich entweder in öffentlichen oder in privaten Räumen. Oftmals ersetzt in Finnland die Sauna sogar das Badezimmer, da dort auch die gesamte Körperreinigung stattfindet. Sogar Babys nimmt man schon frühzeitig mit in die Sauna.

Ursprünglich war die Sauna nicht nur ein Ort der Entspannung, sondern die "Apotheke der Armen". Da sie immer warm, ruhig und sauber war, wurden hier Kranke geheilt und Kinder geboren. Die traditionelle Form der finnischen Sauna ist die Rauchsauna, auch Savusauna genannt. Heute wird sie jedoch größtenteils von elektrischen Saunen verdrängt.

Die finnische Sauna hat in Finnlad eine lange Tradition und gilt als Heilmittel
Die finnische Sauna hat in Finnlad eine lange Tradition und gilt als Heilmittel

Ein Feiertag für die Sauna

Nichts desto trotz lieben die Finnen ihre Sauna. Sie haben ihr sogar einen eigenen Feiertag gewidmet. Immer am zweiten Samstag im Juni wird die Sauna gefeiert. Saunen finden sich nicht nur auf privaten Anliegen, sondern auch in Firmen, Schulen oder natürlich auf Campingplätzen. Die finnische Armee geht nicht ohne ihre Zeltsauna ins Manöver. Camper, die mehrtägige Ausflüge machen, benutzen erhitzte Kieselsteine als Heizquelle im Saunazelt.

Im Laufe der Zeit fand die finnische Sauna auch in Deutschland Verbreitung und erfreut sich dort großer Beliebtheit.

Hohe Temperaturen

Typisch für eine finnische Sauna sind die hohen Temperaturen von 80 bis 100 Grad Celsius. Die Luftfeuchtigkeit beträgt nur zehn Prozent. Menschen, die unter der starken Hitze leiden, sollten daher besser auf eine finnische Sauna verzichten und stattdessen lieber ein schonenderes Dampfbad nutzen, bei dem die Temperaturen wesentlich niedriger sind.

Wirkung

Die medizinische Wirkung einer finnischen Sauna liegt in erster Linie in der Abhärtung des Körpers gegen Erkältungskrankheiten. Auch bei Störungen des vegetativen Nervensystems kann eine finnische Sauna einen therapeutischen Effekt haben.

Da bei einem Saunagang die Körpertemperatur auf bis zu 39 Grad Celsius erhöht wird, tritt während des Schwitzens ein ähnlicher Effekt wie beim Fieber ein. Durch diese Art künstliches Fieber werden Krankheitserreger bekämpft.

Da es zu einem Wechsel mit Bädern in kaltem Wasser kommt, können auch

  • der Blutdruck gesenkt werden
  • der Stoffwechsel angeregt werden
  • der Kreislauf angeregt werden
  • die Muskulatur entspannt werden

Durch die Durchblutung der Haut wird auch deren Alterungsprozess verlangsamt. Darüber hinaus wirkt die finnische Sauna entspannend und wohltuend auf den gesamten Organismus.

Risikogruppen

Allerdings sollten Menschen, die unter

leiden, eine finnische Sauna besser meiden.

Ablauf einer finnischen Sauna

Angeboten wird eine finnische Sauna zumeist in Saunabetrieben, Schwimmhallen oder Fitnessstudios.

Zu Beginn des Saunaganges wird zunächst geduscht. Danach sollte die Haut gut abgetrocknet werden, damit sich das anschließende Schwitzen nicht verzögert. Schließlich nimmt man in der Saunakabine Platz.

Aufguss

Im Rahmen einer finnischen Sauna erfolgt zumeist auch ein Aufguss. Dabei gießt der Saunameister Wasser auf die rund 100 Grad Celsius heißen Steine des Ofens, wodurch sich die Luftfeuchtigkeit im Raum vorübergehend erhöht. Den dabei entstehenden Dampfstoß, der bis an die Decke der Sauna steigt, nennt man auf finnisch Löyly.

Während es in Deutschland üblich ist, den Wasserdampf mit einem Wacheltuch zu verwirbeln, wird dies in Finnland nicht praktiziert. In Deutschland benutzt man Handtücher als Unterlage. In Finnland hingegen sieht man feuchte Handtücher als unhygienisch an und benutzt stattdessen lieber Leinentücher oder Einmalunterlagen. Manchmal verzichtet man dort auch gänzlich auf Unterlagen.

Der Aufguss als Mittelpunkt der finnischen Sauna
Der Aufguss als Mittelpunkt der finnischen Sauna

Empfohlene Dauer

Die empfohlene Aufenthaltsdauer in der Saunakabine liegt zwischen 8 und 15 Minuten. Danach sollte eine Abkühlphase an der frischen Luft erfolgen, damit die Lunge wieder gut Sauerstoff aufnehmen kann. Nach diesem Luftbad werden ein kaltes Bad oder eine kalte Dusche genommen.

Nach dem Saunagang wird der Körper entweder mit kaltem Wasser übergossen oder das Tauchbecken bestiegen. Im Winter kann man sich zur Abkühlung im Schnee wälzen. Anschließend erfolgt die Erholung in einem Ruheraum für rund 15 Minuten. Dabei können auch warme Fußbäder genommen werden, um Nachschwitzen entgegenzuwirken.

Die gesamte Prozedur kann zwei- oder dreimal wiederholt werden. Mehr als drei Saunagänge sind jedoch nicht empfehlenswert, da sie keinen medizinischen Nutzen haben und stark ermüden können. Da ein Saunagang individuell verschieden wirkt, muss jedoch jeder Saunagänger seinen eigenen Rhythmus finden.

Die Savusauna (Rauchsauna)

Eine traditionelle Variante der finnischen Sauna ist die Savusauna (Rauchsauna). Über mehrere Stunden heizt man dabei einen Steinhaufen mit Holzscheiten auf. Der Rauch breitet sich dadurch im Saunaraum aus.

Nachdem das Feuer erloschen und der Rauch abgezogen ist, wird vor dem Eintreffen der Saunagänger ein starker Aufguss durchgeführt, um den restlichen Rauch zu vertreiben. Danach kann die Sauna genutzt werden. Dabei verwendet man den Steinhaufen für die Aufgüsse.

Finnische Sauna-Bräuche

  • Feste Zeiten für einen Saunagang gibt es in Finnland nicht. Sie können von fünf Minuten bis zu mehreren Stunden dauern.

  • Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Finnland keinen Saunameister. Der Aufguss wird normalerweise von demjenigen vorgenommen, der dem Aufgusseimer am nächsten sitzt.

  • Das Wasser wird im Abstand von mehreren Minuten regelmäßig aufgegossen. Da auf diese Weise genügend Hitze und Dampf entstehen, ist das in Deutschland übliche Wedeln mit dem Handtuch nicht nötig.

  • Zudem wird in Finnland in der Regel Geschlechtertrennung praktiziert.

  • Ein weiterer Brauch ist das Abklatschen (Quästen) der Haut mit Birkenzweigen, wodurch es zu einem massageähnlichen Effekt kommt. Hierbei wird die Haut mit den Zweigen abgeschlagen, um so einen besseren Durchblutungseffekt zu erzielen.

  • Zudem ist es in Finnland üblich, zwischendurch Getränke wie Limonade, Saft oder Bier zu reichen.

  • Ein weiterer Unterschied zu deutschen Saunen besteht darin, dass in Finnland und Skandinavien während des Saunierens ganz gern geredet wird, während man in Deutschland lieber schweigt. Sogar geschäftliche Entscheidungen treffen die Finnen manchmal in der Sauna.