Orthomolekulare Medizin - Anwendung, Ablauf und Behandlung

Als Orthomolekulare Medizin wird eine alternative Behandlungsmethode bezeichnet. Dabei werden gezielt Vitamine und Mineralstoffe verabreicht.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck

Ziel und Zweck der orthomolekularen Medizin ist es, durch die Verabreichung von lebenswichtigen Vitalstoffen, die auch als Mikronährstoffe bezeichnet werden, Krankheiten vorzubeugen oder sie zu behandeln.

Geschichte

Begründet wurde die orthomolekulare Medizin von dem amerikanischen Chemiker und zweifachen Nobelpreisträger Linus Carl Pauling (1901-1994). Der Begriff "orthomolekular" stammt aus dem Griechischen und dem Lateinischen und bedeutet "richtig" (griechisch orthos) und "Teilchen" (lateinisch molecula).

Funktionsprinzip

Die orthomolekulare Medizin beschäftigt sich mit der These, dass die meisten Erkrankungen und Beschwerden deshalb beim Menschen entstehen, weil dieser einen Mangel an den oben genannten Vitalstoffen aufzeigt. Grund dafür sei eine falsche und einseitige Ernährung.

Durch eine gezielte Ernährung und Nahrungsergänzung soll man diesen Mangel beheben können und dadurch auch wieder gesünder werden. Die Wirkung bleibt jedoch unbewiesen, denn bei dieser Methode handelt es sich um eine alternative Behandlung, die noch keine wissenschaftliche konkrete Belegbarkeit aufweist.

Prinzip der orthomolekularen Medizin ist also die Vorbeugung oder Behandlung von Krankheiten durch die Anwendung von Vitalstoffen. Nach Meinung der Verfechter der orthomolekularen Medizin kommt es durch Krankheiten zu einem biochemischen Ungleichgewicht des Organismus. Durch eine gezielte, gesunde Ernährung, die mit Nahrungsergänzungsmitteln kombiniert wird, könnte dieses Ungleichgewicht im Körper wieder ausgeglichen werden.

Auf diese Weise könnte

  • die Entstehung von Krankheiten vermieden
  • die Behandlung von bereits bestehenden Krankheiten unterstützt und
  • eine hohe Vitalität bis ins Alter gewährleistet

werden.

Einsatz von Vitalstoffen

Körperfremde Stoffe wie Medikamente, Pflanzenextrakte oder Heilkräuter werden von der orthomolekularen Medizin abgelehnt.

Stattdessen befürworten die Anwender dieser Behandlungsmethode den Einsatz von Vitalstoffen wie:

Angesichts dieser Zufuhr der Vitalstoffe soll es für den Organismus verträglicher und wirkungsvoller sein, als wenn man versucht, mit pflanzlichen Extrakten, synthetischen Medikamenten oder Heilkräutern den körperlichen Störungen entgegenzutreten.

Anwendungsgebiete

Zur Anwendung kommt die orthomolekulare Medizin vor allem dann, wenn ein erhöhter Bedarf an Vitalstoffen besteht. Dies kann bei

der Fall sein. Da gerade Raucher so genannten freien Radikalen (schädlichen Substanzen) ausgesetzt sind, kann durch die Anwendung der orthomolekularen Medizin die Anzahl an freien Radikalen verringert werden.

Eingesetzt wird die orthomolekulare Medizin auch bei:

Außerdem kommen die Präparate zur Vorbeugung von Krankheiten und Alterserscheinungen zum Einsatz.

Vitalstoffe in Pipette auf Löffel getropft
Der erhöhte Bedarf an Vitalstoffen wird durch diese Therapieform bei den Patienten gedeckt

Kosten

Allerdings konnte die Wirksamkeit der orthomolekularen Medizin bislang nicht hinreichend nachgewiesen werden, sodass die gesetzlichen Krankenkassen die Übernahme der Kosten für Therapien oder Präparate ablehnen.

Ob bei einem Patienten eine Unterversorgung an Mikro- oder Makronährstoffen besteht, kann man mit Hilfe einer Laboruntersuchung oder durch eine Vitalstoff-Analyse, bei der der individuelle Vitalstoffbedarf eines Menschen bestimmt wird, feststellen.

Inhalte und Ziele der Vitalstoffanalyse

Bei einer Vitalstoffanalyse werden zudem auch

  • die Lebensgewohnheiten
  • die Ernährungsweise sowie
  • mögliche Vorerkrankungen

des Patienten berücksichtigt. Ist eine Unterversorgung an Vitalstoffen der Fall, erfolgt die Verabreichung der fehlenden Stoffe, die meist oral eingenommen werden. Dabei werden stark erhöhte Dosen an Vitalstoffen, wie zum Beispiel Vitamine verabreicht, um eine Wirkung zu erzielen.

Risiken

Zu den Risiken einer Behandlung durch die orthomolekulare Medizin gehört die Überdosierung der Präparate. Eine zu hohe Verabreichung von Vitaminen, die zudem länger andauert, kann zu gesundheitlichen Schäden und sogar zu einer Verkürzung der Lebenserwartung führen.

Orthomolekular Medizin in der Kritik

Kritiker dieser alternativen Behandlungsmethode mokieren gleich drei Aspekte, die in der orthomolekularen Medizin auftreten können:

  1. Eine generelle Unterversorgung von Vitalstoffen in der Bevölkerung lässt sich ausschließen.

    Bei einer ausgewogenen Ernährungsweise kommt es nicht zu einem Nährstoffmangel, es sei denn, man leidet unter einer bestimmten Krankheit. Ein Mangel kann indes auftreten, wenn man sehr lange fastet oder den Hang zur Magersucht aufzeigt.

  2. Führt man dem Körper eine Überdosierung bestimmter Vitalstoffe zu, dann erreicht man auf Dauer genau das Gegenteil.

    In der orthomolekularen Medizin werden nämlich weitaus höhere Dosierungen empfohlen, als es für den Körper gut wäre. So ist es nicht verwunderlich, wenn sich dann unter Umständen Durchfall, schädliche Ablagerungen im Fettgewebe, Koliken, Gicht, Nierensteinen, Schilddrüsenproblemen oder auch Osteoporose einstellen.

  3. Die positive Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich nicht beweisen.

    Auch hinsichtlich der Wirksamkeit dieser Methode gibt es weder medizinische noch naturwissenschaftliche Studien und somit auch keine Belege, ob und wie viele Vitalstoffe sich positiv auf den Organismus des Menschen auswirken.

Fazit - eine ausgewogene Ernährung genügt

Insgesamt betrachtet, sollte man mit einer Behandlung per orthomolekular Medizin etwas vorsichtig sein. Ernährt man sich ausgewogen, dann kommt es in der Regel zu keinerlei Mangel der Vital- oder Nährstoffe. Gefüllt sein sollte der alltägliche Ernährungsplan mit:

Bei einer Unsicherheit, ob eventuell ein Mangel vorliegt, empfiehlt es sich Rücksprache mit dem Arzt oder Heilpraktiker zuhalten. Ein kleines Blutbild reicht völlig aus, um einen Mangel eindeutig feststellen oder ausschließen zu können.