Die Schwitzhütte (Inipi) - Saunieren auf besondere Art

Die als Inipi bezeichnete Schwitzhütte ist eine traditionell überlieferte Art der Sauna, die ursprünglich von den Indianern Nordamerikas genutzt wurde. Deren Aufbau, das Sammeln des Feuermaterials sowie der Vorgang des Schwitzens werden als Zeremonie ausgeführt, die einem Ritualmeister obliegt. Das Schwitzen in der Inipi soll zu einer innerlichen und äußerlichen Reinigung beitragen. Informieren Sie sich über den Ablauf und die Verhaltensregeln in der Schwitzhütte und erfahren Sie, was es mit dem äußeren und inneren Teil der Inipi-Zeremonie auf sich hat.

Britta Josten
Von Britta Josten

Ursprünge der Inipi

Überall auf der Welt hat die Erfahrung gelehrt, dass das Saunieren gesund ist. Eine besondere Form des Schwitzens ist bei den Indianern Nordamerikas und bei einigen anderen Völkern beliebt. Es handelt sich um das Schwitzen in der Inipi, einer speziellen Schwitzhütte.

Diese Art des Saunierens kann der ritualen Vorbereitung auf Feierlichkeiten dienen; sie sorgt aber auch für die Reinigung sowie Gesunderhaltung des Körpers und des Geistes. Und selbst zur Beseitigung von Krankheiten wird das Schwitzen in der Inipi genutzt.

Inzwischen hat sich diese Art des Saunierens auch in anderen Kulturkreisen bewährt, selbst in Europa wird sie teilweise angewendet. Im Allgemeinen finden sich hierzu begeisterte Inipi-Fans zusammen.

Prinzip des Saunierens: die Verhaltensregeln

Je nach kultureller Herkunft bestimmen ungeschriebene Gesetze, wie sich der Besucher einer Schwitzhütte zu verhalten hat. Viele dieser Regeln gelten in allen Inipis.

Grundsätzlich sollte einige Stunden vor dem Besuch der Schwitzhütte auf das Essen verzichtet werden, damit der Reinigungsprozess optimal ablaufen kann. Auch auf ausdünstende Lebensmittel und Getränke, beispielsweise auf Zwiebeln und Alkohol, wird verzichtet, damit andere Gäste sich nicht belästigt fühlen. Man beschränkt sich auf das Trinken von Wasser oder Tee.

Nicht nur aus hygienischen Gründen ist das Saunieren während der Menstruation unerwünscht. Der monatliche Zyklus befindet sich aus spiritueller Sicht zu diesem Zeitpunkt in einer Phase der Regeneration, die nicht gestört werden soll.

Vielerorts gehören zur Ausstattung der Schwitzhüttenbesucher

Es ist nämlich üblich, die dieser Zeremonie folgende Nacht am Feuer zu verbringen, damit dem Erlebnis nachgespürt werden kann. Das Besondere des äußeren Teils der Inipi-Zeremonie ist das Zusammenspiel der Dunkelheit mit dem Feuer. Da ein großer Holzvorrat verbrannt wird, dauert diese Phase etwa zwei Stunden an.

Die glühenden Steine, die später in die Hütte getragen werden, sorgen nicht nur für Wärme, sondern tragen auch Wünsche weiter, welche die Besucher beim Aufschichten derselben ausgesprochen haben. Dabei denken sie sowohl an sich als auch an andere Gäste. Sie

  • danken für das Erlebte
  • bitten um neue Energien und
  • verschenken Liebe.

Gleichzeitig befreien sie sich von allem Negativen, das ihre weitere Entwicklung einschränkt.

Die Wirkung der Inipi-Zeremonie

Die Inipi-Zeremonie soll dem Gast neue Wege öffnen und ihm Platz für Eingebungen und Inspirationen geben. In diesem Sinne geht es um die Verbesserung der eigenen Wahrnehmung.

Doch auch körperlich hat das Schwitzen in der Inipi positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Wie bei anderen Formen des Saunierens werden

Der Verwendung von Kräutern kommt bei der Zeremonie ebenfalls eine mehrfache Bedeutung zu. Bereits während der Reinigungsphase der Hütte entfalten sie ihre Aromen; später wird dieser Effekt durch das Bestreuen der heißen Steine mit Kräutern verstärkt.

Diese Aromen werden über die Nase und über die Haut aufgenommen. Sie besitzen eine heilende und eine symbolische Wirkung. Ohnehin kommt jedem verwendeten Material, jeder Form und jeder Anordnung eine Bedeutung zu.

Bau der Hütte

Das Saunieren in der Schwitzhütte wurde ursprünglich als reinigende Zeremonie bei den Indianern durchgeführt. Sie begann bereits mit dem Aufbau der Hütte. Je nach Stamm konnte die Schwitzhütte aus

  • Lehm
  • Erde
  • Holz oder
  • fellbespanntem Weidengeflecht

bestehen, wobei die Hüttenform ebenfalls variierte. Die häufigste Inipi-Art war die kuppelförmige Weidenhütte, die einst von den Lakota verwendet wurde.

Für die Kuppel der Schwitzhütte werden bogenförmig gespannte Weidenstäbe oder Haselnussruten verwendet, deren Enden in vorgefertigten Erdlöchern fixiert werden. Traditionell erhält eine Schwitzhütte für die Familie 12 Stäbe, die Inipi der Medizinmänner 16 Stäbe.

Vier Ringe verbinden die Ruten miteinander. Auch ihnen kommt eine spirituelle Bedeutung zu, sie stellen die Schöpfungsphasen der Geister dar. Die Erdlöcher symbolisieren unter anderem

  • Sonne
  • Mond
  • Wind
  • Erde
  • Stein sowie
  • die Himmelsrichtungen.

Letztere spielen auch für den Aufbau der Hütte eine Rolle. Die Lakota planten ihren Eingang immer auf der westlichen Seite, andere Stämme nutzten ausschließlich die Ostseite der Hütte.

Im Inneren der Hütte werden 104 Säckchen mit Tabak an das Kuppeldach gehängt. Sie werden für die Zeremonie der Heiligen Pfeife benötigt, die auch unter dem Begriff Friedenspfeife bekannt ist.

Außerdem gräbt man zentral ein Loch aus, das später mit heißen Steinen gefüllt wird. Der Erdaushub wird zu einem Altar neben der Hütte oder auf dem Weg zur Feuerstätte aufgeschichtet.

Letztere befindet sich sechs Schritte vom Eingang der Hütte entfernt. Ihr kommt das Symbol für die Sonne zu, während die Hütte die Erde darstellt.

Damit die Hitze in der Hütte gehalten werden kann, wird die Weidenkuppel mit Fellen oder Decken bespannt. Typische Lakota-Schwitzhütten sind zwischen 1,5 und 2 Metern hoch und können bis zu acht Personen aufnehmen. Für bestimmte Anlässe werden aber auch größere Hütten gebaut.

Beheizungsart

Das Beheizen der Hütte erfolgt über eine bestimmte Anzahl heißer Steine, die als Samen von Großvater Sonne bezeichnet werden. Sie werden in einem Feuer bis zum Glühen erhitzt.

Die Feuerstätte besteht aus kreuzweise geschichteten Ästen, die in mehreren Lagen in der Form eines Quadrats mit der Seitenlänge von 1,2 Metern aufeinander gestapelt werden. Die Höhe des Stapels beträgt ungefähr einen Meter. In die mittleren Lagen werden Steine eingebracht, die einen Durchmesser von etwa 20 Zentimetern besitzen.

Auch dieser Teil des Inipi-Schwitzens wird als Zeremonie ausgeführt. Später werden die heißen Steine in die Hütte gebracht, wo sie in einem speziell ausgehobenen Erdloch gelagert werden. Dort geben sie ihre Hitze ab und erwärmen die Hütte. Spezielle Wasser- oder Kräuteraufgüsse verstärken den thermischen Effekt.

Der Ablauf des Schwitzhüttenrituals

Das Schwitzhüttenritual wird in mehrere Phasen unterteilt. Eingeleitet wird es mit dem Aufbau der Hütte; es folgen der äußere und der innere Teil der Zeremonie. Das Ziel des Saunierens in der Schwitzhütte besteht darin, den Geist so weit von seinen Erwartungen und Vorstellungen zu lösen, dass er neu geboren werden kann.

Der äußere Teil der Zeremonie

Den genauen Ablauf der Schwitzhüttenzeremonie legt der Ritualleiter fest, der sich größtenteils an traditionelle Vorgaben halten wird. Er bestimmt auch, wer welchen Platz einnehmen darf, denn jedem Teil der Hütte kommt eine besondere Bedeutung zu.

Zuvor allerdings müssen Steine erhitzt werden. Dies geschieht in einem Schichtfeuer, für welches eine Menge Holz benötigt wird.

Das Sammeln desselben sowie das Suchen von etwa 40 handballengroßen Steinen, die Vorbereitung der Feuerstätte sowie das Aufschichten gehören ebenfalls zur Zeremonie.

Jedem Stein wird beim Aufschichten ein spezieller Wunsch gewidmet. Dieser Teil des Rituals sowie das Entfachen und Unterhalten des Feuers werden vom Feuermann geleitet. Die Anwesenden unterstützen ihn durch

  • inständiges Beten
  • Gesang und
  • rhythmisches Trommeln.

Der Feuermann bringt die glühenden Steine später bis zum Eingang der Hütte. Diese Arbeit ist nicht nur schwer, sondern auch schweißtreibend. Der äußere Teil der Zeremonie, der etwa zwei Stunden andauert, soll den inneren Prozess einleiten und die Bereitschaft zur Hingabe fördern. Ohne diese ist ein effektives Schwitzhüttenritual nicht möglich.

Der innere Teil der Zeremonie

Den Übergang vom äußeren zum inneren Teil der Rituals bildet die Reinigungszeremonie der Hütte. Diese wird mit Kräutern beräuchert. Anschließend wird die Hütte vom Ritualleiter betreten. Ihm folgen die Anwesenden, die zuvor ihre Kleidung abgelegt haben und Schmuck sowie andere Opfergaben auf dem Altar dargebracht haben.

Der Feuermann bringt die erhitzten Steine bis zum Hütteneingang, dort nimmt der Ritualleiter sie in Empfang und trägt sie zum Erdloch in der Mitte der Hütte. Dann wird der Eingang verschlossen.

Der Ritualleiter bestreut die Steine mit Kräutern, wobei häufig Salbei verwendet wird. Anschließend werden diese mit Wasser übergossen, damit sie eine optimale Wärme abgeben und eine hohe Luftfeuchtigkeit entstehen kann.

Die Anwesenden begleiten diesen Vorgang, indem sie

  • singen
  • trommeln und
  • beten.

Neben lautstarken Momenten können die Gäste stille Phasen erleben, die ihnen die Gelegenheit zur inneren Erkenntnis geben.

  • Das Hereintragen heißer Steine
  • deren Platzierung in der Erdgrube und
  • das Übergießen derselben

wird in vier Runden abgehalten. Dabei wird jede Runde einem bestimmten Thema gewidmet, das vom Ritualleiter bestimmt wird. Grundsätzlich sollen die Teilnehmer ihre persönlichen Wünsche und Gedanken mitteilen und diese mit den anderen Anwesenden teilen.

Auch der innere Teil der Zeremonie dauert etwa zwei Stunden an. Um das Erlebnis des Saunierens nachwirken zu lassen, nächtigen die Teilnehmer häufig in der Nähe des Feuers. Am folgenden Morgen wird die Schwitzhütte gemeinsam abgebaut.