Wanderreiten - Merkmale, Möglichkeiten und nötige Ausrüstung
Wer einen Reiturlaub der besonderen Art erleben möchte, kann eine Wanderreittour durchführen. Beim Wanderreiten unternimmt der Reiter mit seinem Pferd eine mehrtägige Wanderung. Diese besonders reizvolle Variante eines Reiturlaubs bietet ein unvergessliches Naturerlebnis, bei dem der Reiter die Gelegenheit hat, auf ursprüngliche und zugleich umweltfreundliche Art zu reisen. Dafür benötigt er allerdings eine spezielle Ausrüstung. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Wanderreiten.
Wanderreiten - Generelle Merkmale
Beim Wanderreiten handelt es sich um eine Wanderung zu Pferd, die mehrere Tage in Anspruch nehmen kann. Eine Wanderreittour ist ein Erlebnisurlaub der besonderen Art, für den man allerdings eine spezielle Ausrüstung benötigt.
Man ist mehrere Tage lang man mit seinem Pferd unterwegs und durchstreift Wiesen und Wälder. Da es dabei langsam und gemächlich voran geht, hat der Reiter die Möglichkeit, in aller Ruhe die Landschaft zu genießen. Damit die Wanderreittour auch gelingt, sind ein paar Vorbereitungen erforderlich.
Das Besondere am Wanderreiten ist, dass der Reiturlauber den ganzen Tag mit seinem Pferd verbringt. Eine Wanderreittour nimmt mehrere Tage in Anspruch. Übernachten kann man dabei
- auf speziellen Pferdehöfen, die über entsprechende Unterkünfte verfügen
- auf Bauernhöfen
- in Zelten oder einfach
- unter freiem Himmel, was einen besonderen Geschmack von Freiheit bietet.
Gepäck und Ausrüstung transportiert der Reiter in Cowboymanier in Satteltaschen oder mithilfe eines zusätzlichen Packpferdes.
Hauptsächlich wird in der Gangart Schritt geritten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt dabei etwa fünf bis sechs km/h, sodass täglich zwischen 20 und 30 Kilometer zurückgelegt werden. Diese Angabe ist jedoch abhängig von Kondition von Mensch und Tier, Gelände sowie Übernachtungsmöglichkeiten.
Wichtig sind regelmäßige Führstrecken. Dabei kann das Pferd bzw. dessen Rücken entlastet werden. Zudem beugt der Reiter Kniebeschwerden vor, wenn er sich zwischendurch die Beine vertritt.
Es gibt zahlreiche Regionen, in denen sich mittlerweile Netzwerke des Wanderreitens gebildet haben und zusammenarbeiten. Die einzelnen Regionen sind teils auch über Fernreitwege miteinander verbunden. Bei der Auswahl der Strecken nimmt man Rücksicht auf das Tier und beachtet natürlich auch die Unterkunftsmöglichkeiten.
Möglichkeiten des Wanderreitens
Auf einer Wanderreittour ist es üblich, die Übernachtungen im Voraus zu planen und rechtzeitig die erforderlichen Reservierungen vorzunehmen. In den meisten Fällen dauert eine Wanderreittour über das Wochenende oder einen Zeitraum von sieben bis zehn Tagen. Das Wanderreiten kann sowohl allein als auch in der Gruppe durchgeführt werden
Auch geführte Ritte mit Wanderrittführern gehören zum Angebot. Solche geführten Touren werden normalerweise von einer Wanderreitstation aus gestartet. Je nach Anbieter sind dabei sowohl Übernachtungen unter freiem Himmel als auch im Fünf-Sterne-Hotel möglich.
Beliebt sind zudem so genannte Sternritte. Dabei reitet man alleine oder in Gruppen vom Wohnort aus los, um sich dann nach ein paar Tagen zu einem gemeinsamen Fest zu treffen.
In Deutschland zählt beispielsweise Baden-Württemberg zu den beliebten Regionen zum Wanderreiten. Hier, sowie auch
- in der Eifel
- im Sauerland sowie
- in der Oberpfalz
findet man häufig Angebote des "Wanderreitens ohne Gepäck". Es gibt markierte Strecken, die von Hof zu Hof führen. Das Gepäck wird dabei mit dem Auto von Unterkunft zu Unterkunft gebracht. Zwar widerspricht diese Art des Wanderreitens dem ursprünglichen Sinn, nämlich der umweltfreundlichen Fortbewegung sowie der Unabhängigkeit, doch da dadurch das Pferd entlastet wird, toleriert man es in Maßen.
In Italien gibt es ein Netzwerk, welches beinahe das gesamte Land umfasst. Und auch in Schweden zählt das Wanderreiten zu den beliebten Freizeitaktivitäten. Langstreckenreitwege sind dabei auch im Winter gut begehbar.
Zu den besonderen Formen des Wanderreitens zählt das Weitreiten. Bei diesen Ritten werden über 1.000 Meilen - also über 1.600 Kilometer - zurückgelegt.
Ausbildung zum Wanderrittführer
Laut Vorschrift der Straßenverkehrsführung darf jeder, der ein Pferd sicher im Verkehr führen kann, einen Wanderritt durchführen. Eine besondere Ausbildung zum Wanderrittführer ist nicht erforderlich. So handelt es sich oftmals um Autodidakten, die viel Erfahrung im Geländereiten mitbringen.
Es gibt jedoch zahlreiche Pferdesportverbände, die unterschiedliche Lehrgänge und Abzeichen anbieten; teilweise finden diese in mehreren Stufen und mit verschiedenen Schwerpunkten statt. Als Beispiel sei die Deutsche Wanderreiter Akademie (DWA) genannt, die Reiter in 14 Ausbildungsstufen zum Wanderrittführer ausbildet. Zu diesen Stufen zählen die Bereiche
- Grundlagen des Wanderreitens
- Kurse und Prüfungen zum Geländerreiter
- Hufkurs
- Navigationsübungen mit Kompass und Karte
- Lehrwanderritt
- Kurs und Prüfung zum Wanderreiter
- Rittführer-Assistenz
- unterstützte Wanderritte in eigener Regie
- mehrtätige Zulassungsritte sowie einen Prüfungsritt
Geeignete Pferderassen und notwendige Voraussetzungen
Zunächst einmal benötigt der Wanderreiter auch ein entsprechendes Pferd, das über besondere Eigenschaften und eine gute Ausbildung verfügt. So muss das Pferd gehorsam und an den Straßenverkehr gewöhnt sein. Besonders gut geeignet zum Wanderreiten sind naturbelassene Reitpferdearten wie
- Robustpferde
- Araber
- Kleinpferde und
- Warmblütler.
Auch Maultiere kommen infrage. Zu den Eigenschaften eines guten Wanderpferdes gehören
- ein stabiles Fundament
- eine ausreichende Tragfähigkeit und
- gesunde Beine.
Ein Pferd muss auf eine Wanderreittour gut vorbereitet werden. Dazu gehört, dass das Tier
- ein Konditionstraining absolviert
- für das Überwinden von natürlichen Geländehindernissen (z.B. Kletterstellen, Geröll, Engstellen, Abhänge etc.) geschult wird und
- sich an den Straßenverkehr gewöhnt.
Vorbereitung des Reiters
Aber auch der Reiter sollte sich auf diesen speziellen Reiturlaub gut vorbereiten. Da eine Reittour über mehrere Tage gehen kann, ist es ratsam, dass der Urlauber über eine gute physische Kondition verfügt. Zudem wird ein entsprechendes Training empfohlen.
Wichtig ist weiterhin, dass der Reiter einen Erste-Hilfe-Kurs, der auch für das Pferd gilt, absolviert und sich mit Kompass- und Kartenkunde beschäftigt. Nützlich sind zudem Kenntnisse in
- Hufbeschlag
- Lederreparatur
- Ernährungskunde
- Zollbestimmungen
- Tiermedizin
- Futterkunde und
- Pflanzenkunde.
Die richtige Ausrüstung
Hat man das richtige Pferd zum Wanderreiten gefunden, benötigt man noch die entsprechende Ausrüstung. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass so wenig wie möglich und soviel wie nötig mitgenommen wird. Eine wichtige Regel beim Wanderreiten besagt, dass auf einem Wanderritt niemals etwas Neues verwendet werden sollte, was sowohl für die Ausrüstung des Reiters als auch des Pferdes gilt.
Zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen gehört ein natürlich der Sattel. Dieser sollte bereits erprobt sein, gut sitzen und über eine passende Sattelunterlage verfügen.
Ebenfalls dabei sein müssen die Zäumung sowie ein Halfter oder Strick, mit dem man das Pferd bei Bedarf anbinden kann.
Zum Verstauen von Gepäckstücken werden Sattel- und Provianttaschen benötigt.
Wichtige Gepäckstücke, die man auf eine Wanderreittour unbedingt mitnehmen sollte, sind
- topographische Karten
- ein Kompass
- ein Regenschutz für Reiter und Pferd
- ein Reithelm, um sich vor Verletzungen zu schützen
- festes und knöchelhohes Schuhwerk
- Putzzeug für das Pferd wie eine kleine Bürste, ein Striegel und ein Hufkratzer
- Notbeschlagszeug
- Kochgeräte
- ein Zelt
- ein Taschenmesser oder Multitool sowie
- ein Erste-Hilfe-Set für Ross und Reiter.
Je nachdem, wie lange man unterwegs ist, sollte man sich mit genügend Proviant versorgen und dabei auch an Mohrrüben für das Pferd denken.