Berühmte englische Schuhe und deren Markenzeichen

Italien mag zwar das Modezentrum schlechthin sein, aber wenn es um Schuhe - insbesondere klassische Herrenschuhe - geht, hat England ganz klar die Nase vorn. Was hier in jahrhundertelanger Tradition entwickelt wurde, ist maßgeblich. Kein Wunder, dass viele Bezeichnungen von Schuhmodellen englischen Ursprungs sind, beispielsweise der Oxford oder der Derby. Tradition und Trend - das ist in England kein Widerspruch. So geht es auch mal individuell und unangepasst zu!

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Tradition trifft auf Moderne

Doch England blickt nicht nur auf eine lange Tradition innovativer, qualitativ hochwertiger Schuhmacherkunst zurück - aus den Familienbetrieben entstanden im Zuge der Industrialisierung auch Marken, die prägend für die internationale Schuhmode waren. Daneben ist England mit popkulturell bedeutenden Metropolen wie

  • London,
  • Liverpool,
  • Manchester und
  • Bristol,

stetes am Puls der Zeit. Hier "erfand" Vivienne Westwood den Punk, der Minirock wurde hier geboren - und nach ihm noch unzählige andere Modetrends, die die Welt revolutionierten. So sind in England auch junge, hippe Schuhmarken beheimatet, die modisch derart am Puls der Zeit sind, dass es schon fast wieder wehtut.

Clarks

Tradition und Trend - das ist in England kein Widerspruch. Beide Ansätze können hier gleichberechtigt nebeneinander existieren. Und natürlich ist mit Clarks auch die "Schuhmarke Nummer eins" in England beheimatet, zu der sich das Label nach mehr als einhundertachtzigjähriger Firmengeschichte entwickelt hat.

Die Schuhmarke Clarks wurde im Jahr 1830 gegründet, als James Clark in dem kleinen Städtchen Street, das nahe Bath in der Grafschaft Somerset liegt, einen einfachen Slipper aus Schafswolle erfand. Dieser fand solchen Anklang, dass Clarks Schuhmacherunternehmen C. and J. Clark Ltd schon bald florierte.

Der erste Hausschuh

Doch schon fünf Jahre vorher, also 1825, hatte Clark mit seinem Bruder Cyrus begonnen, Schuhe herzustellen. Cyrus Clark nämlich arbeitete als Schaffellgerber und James Clark suchte nach einer Verwendungsmöglichkeit für jene Tierhäute, die zu klein für die Teppichproduktion waren. So entstanden die ersten Hausschuhe, deren Modellname "Brown Petersburg" war.

Diese Haus-Slipper erfreuten sich solcher Beliebtheit, dass die Gebrüder Clark eine beständig wachsende Anzahl an Arbeitern einstellen mussten, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Zugute kam dem Unternehmen die Neueinführung der Massenproduktion, die durch die fortschreitende Industrialisierung ermöglicht wurde. Immerhin gilt England als das Mutterland der Industrialisierung, also der maschinellen Erzeugung von Gütern, die auch in den Textil- und eben Schuh-Sektor Einzug hielt.

Gleichzeitig setzte ein bis dahin ungekannter Wirtschaftsaufschwung ein - gerade in Bezug auf Textilien setzte eine hohe Nachfrage ein.

Die Einführung von Gesundheitsschuhen und Anpassung an Modetrends

1883 dann führten die Clarks das "Hygienic"-Sortiment in den Markt ein - Schuhe, die den Füßen ein natürlich gesundes Wachstum ermöglichen sollten, anstatt sie nur zu wärmen und zu zieren.

Einen erneuten Aufschwung nahm die Marke zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts unter der Leitung von Alice, John und Roger Clark. Da die Säume der Mode zunehmend kürzer wurden und so der Schuh vermehrt in den Blick geriet, wuchs die Nachfrage nach modisch aktuellem Schuhwerk, worauf Clarks reagierte.

Schuhe für Damen und Herren

Die ersten Werbeanzeigen wurden im Jahr 1936 geschaltet. Zudem führte das Unternehmen neue Technologien und Materialien in seine Produktion ein, unter Wahrung eines bezahlbaren Preises. Lag der Fokus der Produktion zunächst noch im Bereich Damenschuh, öffnete man sich nach dem Zweiten Weltkrieg im Hause Clarks für die Schuhproduktion für beide Geschlechter - und setzte zunehmend auf Internationalität.

So beispielsweise brachte Clarks unter Leitung von Nathan Clark in den Fünfzigerjahren den mittlerweile zum Kult-Schuh avancierten "Desert Boot" auf den Markt, dessen Prototypen britische Offiziere auf einem Kairoer Basar entdeckt hatten. Machten ihn seine Gummikreppsohle und sein Wildlederäußeres zum perfekten Wüstenschuh, avancierte er bald zum Liebling der Mods.

In den Sechzigern brachte man das Modell "Wallabee" heraus, welches Lance Clark designt hatte, und heute ebenfalls Kultstatus genießt und als Inbegriff des klassischen Schnürschuhs gilt - natürlich ebenfalls mit Crepe-Sohle und Velourslederäußerem.

Kinderschuhe von Clarks und neue Materialien

Ebenfalls in den Sechzigerjahren erweiterte Clarks seine Produktpalette um Kinderschuhe. Hier wurde der wachsende Fuß nicht nur in der Länge, sondern auch in der Weite vermessen, womit Clarks einen bis heute unübertroffenen Standard setzte.

Die Siebzigerjahre standen ganz im Zeichen neuer Technologien und Materialien, so etwa das extrem leichte Polyurethan für Sohlen. Das bekannte "Nature Trek"-Modell ist einer der ersten Schuhe mit "Active Air"-Technologie. Luftblasen in den Sohlen, die bei jedem Schritt zusammengedrückt werden, sorgen für ein Gehen wie auf Wolken, während die "Cushion Soft"-Sohlen besonders angenehm an der Fußunterseite sind.

Bis heute gelten Clarks Schuhe als äußerst komfortabel, da sie sich der natürlichen Fußform optimal anpassen und diese unterstützen. Gleichzeitig gelten die "Blue Suede Shoes", die nicht immer blau sein müssen, als Inbegriff von Rocking Britannia.

Dr. Martens

Traditionsschuhe der anderen Art sind Dr. Martens, von ihren Anhängern nur liebevoll "Docs" genannt. Ihr Prototyp wurde 1945 entwickelt und schon bald sollten sich die bequemen und funktionalen Schnürstiefel zu beliebten Arbeitsschuhen mausern.

Ende der Sechzigerjahre wurden die Kultschuhe von der radikalen Skinhead-Szene vereinnahmt, weswegen Docs noch jahrzehntelang einen schlechten Ruf genossen.

Die Firma begegnete diesem Image, indem sie in den Neunzigerjahren Dr. Martens Stiefel mit Blümchendruck herausbrachte, die nicht nur von Punkerinnen, sondern auch vom netten Nachbarsmädchen, das den Grunge-Look mochte, getragen wurden. Mittlerweile sind Dr. Martens-Schuhe ideologiefrei zu tragen und derart beliebt, dass die Firma im Jahr 2007 unter dem Titel "The Vintage Collection" ihre klassischen Modelle neu auflegte.

Das Ziel: stabile Arbeitsstiefel

Entwickelt wurde ihr Prototyp bereits 1945 - und zwar von dem deutschen Arzt Dr. Klaus Märtens, nach dem die Marke benannt ist. Er hatte zum Ziel, stabilere Schuhe zu entwickeln als die bis dahin üblichen Arbeitsstiefel, die er während des Krieges tragen musste. Vor allem die Schuhsohle sollte härter und belastbarer sein, was er erreichte, indem er die Sohle nicht nur besonders dick, sondern auch luftgepolstert konzipierte.

"Docs" in serienmäßiger Produktion

1947 begann die professionelle Konstruktion der Stiefel, mit Sohlen aus Gummi, welches aus den Beständen der ehemaligen deutschen Luftwaffe gewonnen wurde. Auch das Leder kam von ehemaligen Offiziershosen, während die Epauletten der Uniformjacken zu Schuheinlagen recycelt wurden.

Die Nachfrage gab Märtens Recht, sodass er im Jahre 1952 in die serienmäßige Produktion gehen konnte, indem er in München eine Fabrik eröffnete. Hier wurden die Arbeitsschuhe vor allem von über 40-jährigen Frauen gekauft - den sogenannten Trümmerfrauen, die ihren Halt und ihre Stabilität schätzten.

Kein Wunder, dass bald schon das Gerücht von "lebenslang haltbaren Schuhen" die Runde machte - auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. In England begeisterte sich der Traditionsbetrieb R. Griggs & Co dafür und erwarb eine Lizenz für den innovativen deutschen Stiefel, dem er allerdings ein konventionelleres Design verlieh.

Auch die berühmte Lederkappe quer über den Zehen sowie die auffälligen gelben Nähte waren englische Zutaten zum Schuh, die bis heute sein Markenzeichen sind. Die luftgepolsterte Sohle wurde in England "Air Wear" getauft, und 1960 gingen hier die ersten Acht-Loch-Arbeitsstiefel, die nun "Dr. Martens" hießen, in die Produktion. Hier verkauften sich die Stiefel vor allem als Arbeitsschuhe an

  • Fabrikarbeiter,
  • Postboten,
  • Polizisten und
  • Soldaten,

denn sie waren nicht nur bequem, sondern dank einer Unempfindlichkeit gegen Säuren, Öle und Benzin auch äußerst strapazierfähig. Zudem waren sie durch eine Wachsbeschichtung der Lederteile auch wasserabweisend und sorgten so für trockene Füße.

In Sachen Politik

Um sein Verbundensein mit der Arbeiterschaft zu unterstreichen, trug der 1925 geborene Sozialist Tony Benn im Parlament Dr. Martens. Hier begann die politische Karriere des Schuhs. Anfang der Sechzigerjahre wurde er dann von der entstehenden Skinhead-Szene entdeckt, die den Stil der Proletarier kultivierten. Bei späteren Skinheadaufmärschen dienten die Stiefel mit ihrer stahlverstärkten Kappe als wirksame Waffe.

Auch Skinhead-Frauen trugen die Docs, kombiniert mit Netzstrumpfhosen. Von der Skinhead-Szene aus breiteten sich die Docs in andere jugendliche Subkulturen aus - auch im mit den Skins verfeindeten Lager der Punks, wo Dr. Martens ebenfalls von beiden Geschlechtern getragen wurden (und werden). Aus der Punk-Szene wiederum gelangten die Docs in die Wave-Szene der Achtzigerjahre.

Heutige Produktion und Verbreitung

Mittlerweile haben die Dr. Martens-Stiefel ihr Image von aufrührerischer Jugend wieder verloren und werden vor allem von jenen geschätzt und getragen, die auf stabiles, strapazierfähiges Schuhwerk angewiesen sind - vom Hundehalter bis zum Werftarbeiter. Dr. Martens selbst hat 2003 seine letzte Fabrik in England geschlossen und die Produktion nach Asien verlegt.

Da Fans aber den typischen "Made in England"-Schriftzug auf der Schuhsohle vermissten, wurden seit 2007 unter dem Namen "The Vintage Collection" die klassischen Modelle neu aufgelegt - und auch wieder in England produziert.

Hunter

Wie britischen Traditionsmarken aus dem Textilbereich, beispielsweise Burberry oder Pringle of Scotland, ist auch Hunter die Wandlung vom etwas angestaubten Traditionshersteller zur hippen Marke gelungen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass man die Kreationen des ehemaligen königlichen Hoflieferanten, nämlich qualitativ ausgezeichnete Gummistiefel, an immer mehr Top-Model-Beinen auf Musikfestivals sieht.

Seit etwa Kate Moss dem Festival-Schlamm in einem Paar Hunters trotzte, sind Gummistiefel wieder ein modisches Must-Have - und Hunters stehen ganz oben auf der Einkaufsliste trendiger Fashionistas.

Das leicht angestaubte Image einer Traditionsmarke legte Hunter spätestens in den letzten Jahren ab, als mit einem Mal Models, Schauspielerinnen und andere It-Girls begannen, ihre Hunters auf Rockfestivals auszuführen. Schon kurze Zeit später konnte sich kein großstädtischer Boulevard mehr vor den in bunten Gummistiefeln steckenden Füßen modebewusster junger Frauen retten.

Entwicklung der "Wellies"

Der Prototyp wurde von Norris 1856 in den schottischen Castle Silk Mills bei Edinburgh entwickelt. Das bekannte "Wellington Boots"-Modell trotzte schon damals Wind und Wetter in den Highlands und gilt bis heute als Synonym für Haltbarkeit und perfekte Passform.

Den Wellington-Boots von Hunter gelang es, was nur wenigen Shoppinggütern gelingt: Den Markennamen zum Synonym für die Produktgruppe zu machen. Wer heute fragt "Hast du mal ein Tempo?" bittet um ein Taschentuch. Bei den Engländern verhält es sich mit Wellington-Boots ähnlich. Diese sind mittlerweile zum Synonym für Gummistiefel schlechthin geworden und werden liebevoll "Wellies" genannt.

Funktionalität und aktuelle Mode

Wo viele Nachahmer auf möglichst preiswertes Material und schnelle Verarbeitung - oftmals auf Kosten des Tragekomforts- setzen, gelten die Original Hunter Gummistiefel als unverwüstlich und zudem sehr bequem.

Seitdem die "Wellies" von Hunter auch modisch gefragt sind, wurde die Produktpalette der bis dahin streng auf Funktionalität ausgerichteten Modelle erweitert um solche in allen Farben des Regenbogens. Die stylischen Hochschaft-Gummistiefel sind mittlerweile in Perlmutt-Optik ebenso erhältlich wie in Schlangenmuster. Doch auch hier garantiert ein orthopädischer Leisten die mittlerweile legendäre Hunter-Passform, weshalb die Modelle durchaus in den Preisbereich von Lederstiefeln fallen.

1995 war die Marke Vorreiter auf dem Gebiet, auch Gummistiefel mit ergonomisch geformtem Fußbett zu produzieren. Bis heute erfreuen sich an diesen grünen Klassikern viele Menschen weltweit, die optisch an dem markanten Querformat-Logo auf der oberen Schaftvorderseite zu erkennen sind.

Während die Kurzschaftstiefel von Hunter immer eine 26er Schafthöhe aufweisen, wächst die Schafthöhe der Langschaftstiefel proportional zur Schuhgröße mit. So beispielsweise hat ein Langschaft Wellie in der Größe 37 einen 38er Schaft, während er in Größe 39 einen 41er Schaft aufweist.

Lunar

Trendige Gummistiefel produziert auch der Hersteller GRS - und das seit einhundertdreißig Jahren. Mit Schaffung seiner jungen Marke Lunar liegt sein Schwerpunkt mittlerweile aber auf der Kreation modischer Straßenschuhe für junge Frauen, etwa

Daneben bietet Lunar auch farbenfrohe Abendtaschen, sogenannte Clutches - und all das mit Preisen zwischen dreißig und fünfzig Pfund im durchaus bezahlbaren Bereich.

"Love Shoes, love Lunar"

Bis heute ist das als GRS bekannte Unternehmen in Familienhand. Der heutige Unternehmenschef, Martin Rye, leitet den Betrieb in mittlerweile fünfter Generation. Die Marke "Lunar" hingegen ist eine recht junge Erfindung, die erst im Jahr 1990 in den Markt eingeführt wurde.

Bald schon aber eroberte sie unter dem Motto "Love Shoes, love Lunar" die Herzen der schuhbegeisterten Engländer und Festlandeuropäer, setzt die Marke doch auf konsequent trendiges, saisonales Design, bei dem die bewährten Schnitte mit den neuesten Farben kombiniert werden, unter Verwendung der für einen bezahlbaren Preis qualitativ bestmöglichen Materialien.

Saisonschuhe zum günstigen Preis

So beispielsweise sind glitzernde Damenballerinas mit modischen Applikationen für einen Preis von etwa dreißig Euro erhältlich. Wer Lunar-Schuhe kauft, setzt ganz klar auf Saisonware. Sie halten so lange, wie sie modisch sind. In der nächsten Saison werden sie gegen ein modischeres Paar ausgetauscht.

Die günstigen Preise verleiten aber auch dazu, das eine oder andere Paar mehr zu kaufen, denn schließlich kann Frau nie genug Schuhe haben. So kann man beispielsweise die Ballerinas ergänzen um ein paar elegante Slingback-Sandalen, ein Paar Fashion-Pantoletten oder ein Paar klassisch-moderne Pumps mit leichtem Plateau und konischem Absatz.

Handtaschen von Lunar

Passend zum modisch-jungen Schuhwerk hat Lunar auch eine Handtaschenlinie lanciert, die vor allem durch Abendtaschen besticht, mit denen Frau auf jeder festlichen Party glänzen kann. Ebenso wie die Schuhe bestechen auch die Clutches genannten Abendtaschen durch viel Glitzer, eine Strass-Schnalle hier, eine Blütenapplikation da.

Alles in allem verfolgt Lunar ein modisches, glamouröses, sehr weibliches Design, welches gerade jungen Frauen gut steht.

Shellys

Seit den 1950er Jahren ist Shellys London besonders bei jungen Mädchen beliebt, deren Mütter ihnen noch keine Pfennigabsätze erlauben, denn Shellys machte den Blockabsatz und damit einen Kompromiss zwischen hohem Schuh und sicherem Stand populär. Die bezaubernden Schuhe im Mary-Jane-Look sind bis heute ein tolles Mitbringsel aus London, das schon die Mod-Band "The Jam" zu ihrem Bühnenoutfit erkoren hatte.

Berühmt machten Sie die Sängerin Taylor Swift Shellys, da diese aufgrund ihres dezenten Retro-Looks perfekt zu den verträumten Melodien der Country-Musikerin passten.

So wurden die Shellys berühmt

Größeres öffentliches Interesse erregte die Marke aber erst, als sie 1977 die erste große Tour von Paul Wellers erster Band "The Jam" mit Bühnenschuhen ausstattete. Der "Godfather of Mod" trug damals das bis heute bei Sammlern beliebte, schwarz-weiße Shellys-Modell "Jam Gibson" aus weichem Leder und setzte nicht nur musikalische, sondern auch modische Maßstäbe.

Den nächsten Popularitätsschub erhielt Shellys, als die Londoner Stylistin Kim Hunt 1988 für ein großes Fotoshooting mit dem Modemagazin ELLE eine spitz zulaufende Zipper-Stiefelette mit kubischem Absatz aus dem Shellys-Geschäft an der Neal Street der Marke auswählte. Plötzlich galt der Schuhladen als hippstes Geschäft der Stadt - und die Neal Street selbst erlebte eine Metamorphose von der wenig bekannten Billigeinkaufsmeile in eine der populärsten und teuersten Shoppingstraßen Londons.

Nun konnte man sich bei Shellys aussuchen, mit welchen Designern man zusammen arbeiten wollte. Die Wahl fiel auf die heißesten Shooting-Stars der Modemacher der Achtziger, beispielsweise Katherine Hamnett oder John Richmond, aber auch das Enfant-Terrible der internationalen Fashion-Szene, Jean Paul Gaultier, trugen dazu bei, dass jeder mindestens ein Paar Shellys im Schrank haben wollte.

Das Erfolgsrezept

Kein Wunder, dass Shellys in den 1980er und 1990er Jahren in Sachen brandheiße Schuhmodelle als das Geschäft Londons schlechthin galt. Wer auf ausgefallene Absatzformen, kombiniert mit einem Hauch Vintage-Style setzte, wurde bei Shellys fündig. Die Popularität erklärt man bei Shellys selbst mit dem simplen Rezept "dem Kunden zuzuhören und ihn damit zu versorgen, was er sich wünscht".

Nachdem es um die Jahrtausendwende etwas ruhiger um die Marke wurde, hat der Schuhlieferant Eternal Best Industrial Limited den Markennamen "Shellys" im Jahr 2008 gekauft, um die glorreiche Zeit der Achtziger wieder aufleben zu lassen und Shellys wieder als eine der begehrtesten Marken unter jungen, modebesessenen Hipstern zu etablieren.

Underground

Ein vergleichsweise junges Label ist die Schuhmarke Underground, die von den fiebrigen Zeiten des Post-Punk inspiriert wurde und mit den berühmten, dicksohligen Creepers in den Achtzigerjahren zur Uniform für

  • Gothics,
  • New Romantics und
  • New Wave-Anhänger wurde.

Schuhe im Rock'n'Roll-Style

Bis heute werden die dicksohligen Kreppsohlen-Creepers erfolgreich verkauft, ob mit dreifarbigem Leopardenmuster oder als limitierte Edition in weißem Leder und Vintage-Optik - Hauptsache schrill, Hauptsache anders.

Die von Underground lancierten sogenannten Creepers wurden in den frühen 1980er Jahren dann auch schnell zum Must-Have-Schuh und Erkennungszeichen von subkulturellen Strömungen wie den New Romantics, den Gothics und den Wave-Fans, zunächst in Camden im Norden Londons, später europaweit. Die Vorliebe für einen abtrünnigen Rock'n'Roll-Style und überhaupt eine enge Verbindung mit populärer Musik macht die Marke bis heute aus.

Einführung der Stahlkappen-Stiefel

Als Post-Punk dann neueren Strömungen wie Grunge oder Acid House Platz machte, versorgte Underground auch diese Generation mit einem identifikationsstiftenden Schuh: seinen Stahlkappen-Stiefeln. Auch im Indie-Gitarrenpop der Neunziger waren Undergrounds im spitz zulaufenden Winklepicker-Stil stets mit von der Partie, während sie seit der Jahrtausendwende zunehmend von Couture-Designern (wieder-)entdeckt werden, die Kollektionen für die kompromisslose Marke entwerfen.

Auch heute noch rebellisch

Auch mit zunehmender Zersplitterung der Subkulturen hat sich Underground das Image eines Schuhs für den rebellischen, unabhängigen und intelligenten Geist bewahrt. Die aktuelle Kollektion ist mit ihrem rotgefärbten Leopardenfellmustern und der plateauartigen Kreppsohle eine Hommage an den Punk, während zurückhaltendere Gemüter in den einfachen Winklepicker-Modellen aus schwarzem Leder einen schon fast als klassisch zu bezeichnenden Herrenhalbschuh finden - würde nicht seine unglaublich spitz zulaufende Kappe seinen rebellischen Geist und seine Unangepasstheit verraten.

Der tritt bei den raffinierteren Winklepicker-Stiefeletten von Underground klar ans Tageslicht, denn hier erinnert so gar nichts mehr an den klassischen Herrenschuh. Vielmehr strahlt dieser spitze Lederstiefel mit seinem schnallenbewehrten Schaft pures Rock'n'Roll-Feeling aus. Damen werden bei Underground mit den klassischen Creepers glücklich, wobei sie nicht nur die Wahl zwischen den Sohlenhöhen

  • "single",
  • "double" und
  • "triple"

haben, sondern auch "wedge", also ganz auf Keilabsätze setzen können. Trotz des Erfolgs der Winklepickers sind auch in Sachen Herrenschuh die Creepers das kultigste Modell der Marke. Jeder, der das Wort "Underground" im Zusammenhang mit Schuhen hört, denkt automatisch an die wilden Schuhe mit der fast einen Hand breiten Sohle.

Englands Schuhmode hat eben alles - nur nie Langweiliges.