Internat - Organisation, Kosten und Förderungsmöglichkeiten

In manchen Fällen kann für Kinder der Besuch eines Internats durchaus sinnvoll sein. Es handelt sich um eine schulische Einrichtung, in der Schüler aller Schularten sowie Altersstufen unterrichtet werden und wohnen können. Die unterschiedlichen Formen unterscheiden sich heutzutage nach ihrem Zweck. Dabei müssen vor allem die Kosten berücksichtigt werden. Informieren Sie sich über die Organisation eines Internats und die anstehenden Kosten - in vielen Fällen kann man staatliche Zuschüsse beantragen.

Von Jens Hirseland

Internat: Organisation und Zweck

Als Internat bezeichnet man eine Einrichtung, die Schüler sämtlicher Schulformen und Altersstufen betreut und beherbergt; meist liegt eine Angliederung an eine Schule vor. Es gibt unterschiedliche Internate, die sich nach ihrem Zweck unterscheiden.

  • Schüler können ein Internat besuchen, da sie abgelegen wohnen und ein langer Schulweg jeden Tag nicht zumutbar ist.
  • Schüler können ein Internat besuchen, da deren Eltern z.B. keine Zeit haben, sich um die Erziehung und Betreuung zu kümmern
  • Schüler können ein Internat besuchen, wenn deren Eltern davon überzeugt sind, mit dem Bildungs- und Erziehungsangebot des Internats den Kindern das Beste bieten zu können
  • Schüler können ein Internat besuchen, wenn sie lernschwach oder "schwer erziehbar" sind und eine gezielte und individuelle Betreuung benötigen
  • Schüler können ein Internat besuchen, wenn sie hochbegabt sind oder einen hochspezialisierten Beruf aus üben wollen und daher eine individuelle Betreuung benötigen

Formen

Internate sind abzugrenzen von reinen Wohnheimen, die Schüler, Studenten etc. unterbringen und verpflegen, sowie von Kinder- und Jugendheimen der öffentlichen Erziehrungshilfe. Typisches Merkmal des Internats ist das pädagogische Konzept sowie die intensive erzieherische und schulische Betreuung - eine therapeutische oder sozialpädagogische Betreuung, wie in erzieherischen Einrichtungen, wird jedoch nicht erreicht.

Schulische Ziele stehen hier im Vordergrund. Sie dienen als Familienergänzung, nicht -ersatz, und entlassen die Schüler in den Ferien nach Hause. Die Entscheidung, dass ein Schüler ein Internat besucht, obliegt in den meisten Fällen der elterlichen bzw. auch schülerischen Entscheidung; öffentliche Stellen sind daran in der Regel nicht beteiligt. Somit muss privat für die Kosten aufgekommen werden.

Man unterscheidet Internatsschulen mit eigenen Unterrichtsgebäuden sowie Schülerheime, die die Schüler zum Unterricht in andere Einrichtungen im Ort schicken. Zudem lassen sich Internatsschulen noch einmal in Heimschulen und Schulen mit angeschlossenem Internat einteilen. In letzteren werden auch externe Schüler unterrichtet.

Die Konzepte von Internaten sind komplett unterschiedlich
Die Konzepte von Internaten sind komplett unterschiedlich

Bei Internaten kann es sich um staatliche (in öffentlicher Trägerschaft) sowie private (in freier Trägerschaft) Schulen handeln. Die Privat-Internate lassen sich differenzieren in "staatlich anerkannte Ersatzschulen" und "allgemeinbildende Ergänzungsschulen"; letztere können keinen staatlich anerkannten Schulabschluss vermitteln.

Am meisten sind die Schulen mit angeschlossenem Internat verbreitet. Heimschulen findet man hingegen am seltensten. Internate waren in vergangenen Zeiten meist Einrichtungen kirchlicher Träger; diese hohe Anzahl hat sich im Laufe der letzten Jahre deutlich verkleinert.

Doch die Vielzahl an Internaten ist weitaus größer. Die möglichen Formen im Überblick:

  • staatliche und private Internate
  • allgemeinbildende und berufsbildende Internate
  • staatlich anerkannte Ersatzschulen und staatlich genehmigte Ergänzungsschulen
  • gemeinnützige und kommerzielle Internate
  • Internate mit eigenen und Internate mit externen Schulen
  • weltanschaulich neutrale und konfessionell geprägte Internate
  • liberal und wertkonservativ geführte Internate
  • Internate mit besonderem schulischen Profil (sprachlich, international etc.)
  • Internate, die sich auf bestimmte Sportarten spezialisiert haben
  • Internate, die sich auf bestimmte therapeutische oder schulische Fördernotwendigkeiten spezialisiert haben (z.B. Hochbegabung, Einschränkungen)
  • Internate nur für Mädchen oder nur für Jungen
  • Internate, die ergänzend eine handwerkliche Ausbildung anbieten

Gründe für die Wahl eines Internats

Es gibt unterschiedliche Gründe, aus denen Eltern sich entscheiden, ihr Kind auf ein Internat zu schicken. Sie wünschen sich für den Nachwuchs einen Unterricht, der sich auf die individuellen Bedürfnisse und Eigenarten des Schülers bzw. der Schülerin bezieht. Sie möchten, dass ihr Kind möglichst gut betreut wird und sich gesund entwickelt.

Sie wünschen sich, dass ihre Kinder lernen

  • was es heißt, hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen
  • Verantwortung zu übernehmen
  • Rücksicht zu nehmen und
  • Verlässlichkeit zu zeigen.

Mitunter spielt auch der Wunsch, dass das Kind besonders christlich erzogen wird. Zudem spielen die oben erwähnten Aspekte eine Rolle - häufig stellt die familiäre oder persönliche Situation des Schülers diese Schule als besonders geeignet dar.

Tipps zur Auswahl

Es lassen sich keine allgemeingültigen Tipps nennen, wenn es darum geht, sich für ein Internat zu entscheiden. Dafür gibt es viel zu viele und große Unterschiede in den einzelnen schulischen Profilen. Ein Vergleich ist unbedingt notwendig, gibt es doch unzählige Möglichkeiten, was

  • die Schwerpunkte
  • die Besonderheiten
  • die Erfahrungen
  • die Förderprogramme
  • die Abschlüsse
  • die Tradition
  • die außerschulischen Angebote
  • das pädagogische Klima

angeht. Dennoch gibt es einige Merkmale, die für ein gutes Internat sprechen. Zu diesen zählen:

  • die Möglichkeit, mit anderen Schülern aufzuwachsen, die die gleichen Interessen teilen
  • eine individuelle Betreuung, bei der die Lehrkräfte sich Zeit für die Schüler nehmen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen
  • überschaubare Klassengrößen mit Gruppenarbeit, bei der individuelle Anleitungen zählen
  • die Möglichkeit, intensive Freundschaften zu schließen
  • zahlreiche Möglichkeiten, sich kreativ oder handwerklich weiterzubilden, Möglichkeiten, die sich an anderen Schulen nicht ergeben

Entscheidend dabei ist, dass das Kind den Entschluss der Eltern teilt und nicht gezwungen wird. Kinder beispielsweise, die besonders in sich gekehrt sind und an ihren Eltern hängen, werden Schwierigkeiten haben, sich an einem Internat einzuleben. Das wissen auch die dortigen Mitarbeiter: Ein gutes Internat wird ein Kind gegen seinen Willen nicht aufnehmen.

Finanzieller Aspekt: die Kosten

Insgesamt gibt es in Deutschland ca. 250 Internate. Die Kosten für den Besuch von evangelischen oder katholischen Einrichtungen betragen zwischen 400 und 1.200 Euro im Monat. Bei der Höhe des Schulgeldes wird jedoch auch das Einkommen der Eltern berücksichtigt.

Noch tiefer in die Tasche gegriffen werden muss für den Besuch eines privaten Internats. So liegen die monatlichen Kosten mindestens zwischen 600 und 2.500 Euro. Neben dem fixen Schulgeld fallen auch noch zusätzliche Kosten wie Ausgaben für

an. Gerade für einkommensschwache Eltern ist es oft schwer, das nötige Geld für einen Internatsbesuch ihres Kindes aufzubringen. Es gibt jedoch verschiedene Förderungsmöglichkeiten.

Ein Vergleich lohnt sich

Bevor man sich für ein bestimmtes Internat entscheidet, sollte man sich genau über dessen Leistungen informieren. Von dem Umfang der Leistungen hängt nämlich auch die Höhe der Kosten ab.

Je größer das Angebot, desto mehr Geld muss aufgebracht werden. Es kann also durchaus sinnvoll sein, mehrere Internate miteinander zu vergleichen.

Noch teurer als Internate in Deutschland sind solche im Ausland. Zum Beispiel betragen die Kosten in einem englischen Internat rund 3.000 Euro im Monat.

Förderungsmöglichkeiten

Unter bestimmten Umständen besteht die Möglichkeit, staatliche Zuschüsse für einen Internatsbesuch zu bekommen.

Unterstützung durch das Jugendamt

So kann es für ein Kind therapeutisch und pädagogisch sinnvoll sein, in einem Internat zu lernen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es unter einer

leidet. Das Jugendamt übernimmt dann einen Teil der Kosten. Dafür ist allerdings das Erstellen eines Gutachtens erforderlich.

Wie hoch die Unterstützung des Jugendamtes ausfällt, hängt von bestimmten Faktoren ab. Dazu gehören das Einkommen der Eltern, die Unterbringungskosten sowie das Budget des Jugendamtes.

Interne Stipendien

Eine Förderung ist aber auch dann möglich, wenn das Kind über besondere Fähigkeiten wie zum Beispiel

verfügt. So bieten viele Internate interne Stipendien an. Daher sollte man sich beim Internat der Wahl erkundigen, welche Voraussetzungen der Schüler erfüllen muss. In den meisten Fällen werden Referenzschreiben von Lehrern benötigt. Oftmals sind auch Leistungstests zu absolvieren.

BAFöG

Unter bestimmten Voraussetzungen kann für Internats-Schüler BAföG beantragt werden. Dies ist dann der Fall, wenn der Schüler in der 10. Klassenstufe ist und sich keine geeignete Schule in der Nähe befindet. Die Höhe der Förderung hängt vom Einkommen der Eltern ab.

Bildungskredit

Ist der Schüler bereits volljährig, besteht die Option eines Bildungskredites. Dabei handelt es sich um ein zinsloses Darlehen.

Auf diese Weise kann der Schulabschluss gesichert werden. Das Einkommen der Eltern spielt dabei keine Rolle.

Internatskosten von der Steuer absetzen

Bis zu einer Höhe von 5.000 Euro im Jahr lassen sich tatsächliche Internatskosten von der Steuer absetzen. Bei alleinerziehenden Eltern besteht die Möglichkeit, bis zu 2.000 Euro jährlich abzusetzen. Voraussetzung dafür ist, dass sie aus beruflichen Gründen die Erziehung ihres Kindes nicht selbst wahrnehmen können.