Realschule - Organisation, Ziele und Weiterbildungsmöglichkeiten

Die Realschule wird mit der mittleren Reife abgeschlossen. Die anschließenden Möglichkeiten sind so zahlreich, dass so mancher Absolvent schnell den Überblick verliert. Die meisten Realschüler streben nach ihrem Abschluss eine traditionelle Ausbildung an. Wer jedoch gerne noch weiter zur Schule gehen möchte, der kann dies problemlos tun und auf diesem Wege eine noch höhere Qualifikation erreichen. Informieren Sie sich über die Organisation und Ziele der Realschule, und welche Weiterbildungsmöglichkeiten den Realschulern zur Verfügung stehen.

Maria Perez
Von Maria Perez

Realschule: Organisation und Merkmale

Die Realschule gehört als eine allgemeinbildende Schule zur Sekundarstufe I des gegliederten Schulsystems. Sie ist eine weiterführende Schule und endet mit einem Bildungsabschluss, der wahlweise als Mittlere Reife, als Fachoberschulreife oder als Qualifizierter Sekundarabschluss I bezeichnet wird. Informationen zu diesem Abschluss und den anschließenden Möglichkeiten erhalten Sie hier.

In dem deutschen gegliederten Schulsystem werden unterschiedliche Schulformen der Sekundarstufe I angeboten. Sie umfasst alle Schulstufen der mittleren Bildung, die dem Level 2 der ISCED, der International Standard Classification of Education der UNESCO, entsprechen.

Die ISCED ist eine weltweite mehrstufige Klassifizierung der Typen und Systemen von Schulen.

In Deutschland umfasst die Sekundarstufe I als Schulformen die Haupt- und die Realschule, die Gesamtschule bis zur zehnten Klasse sowie das Gymnasium bis zur neunten Klasse.

Nach Abschluss der Sekundarstufe I an einer dieser Schulformen folgt die Sekundarstufe II mit der gymnasialen Oberstufe, mit der berufsbildenden Schule sowie mit der Abendschule oder dem Kolleg als Weiterbildungsschule für Erwachsene.

Die heutige Realschule war bis Mitte der 1960er Jahre die damalige Mittelschule. Aus dieser Zeit stammt auch noch die Bezeichnung "Mittlere Reife" als ein mittlerer Bildungsabschluss. Bis auf wenige Ausnahmen wird in den meisten Bundesländern das Wort "Mittlere/r" bis heute beibehalten.

Fächer, Ziele und Inhalte im Lehrplan der Realschule

Die Abkürzung MSA steht für den Mittlen Schulabschluss, MBA für einen Mittleren Bildungsabschluss. Die Realschule mit ihrem Abschluss steht im wahrsten Sinne des Wortes in der Mitte, also zwischen Hauptschule und Gymnasium.

Profile

Im Rahmen der Sekundarstufe I umfasst die Realschule die Klassen fünf bis zehn beziehungsweise sieben bis zehn. Ab der siebten Klasse können die Realschüler innerhalb des Wahlpflichtunterrichts unter verschiedenen Angeboten auswählen.

Diese Angebote sind fachlich als Profile zusammengefasst und werden von den einzelnen Bundesländern recht unterschiedlich angeboten. Oftmals stellen selbst noch die örtlichen Realschulen eigene Profile zusammen.

Kernfächer

Als Kernfächer werden diejenigen Schulfächer bezeichnet, die länderübergreifend, also bundesweit als solche gelehrt werden.

  • Deutsch
  • Englisch
  • Mathematik
  • Naturwissenschaftliche Fächer als Fächerverbund, kurz NWA

Nichtkernfächer

  • Bildende Kunst
  • Christlicher Religionsunterricht
  • Erdkunde, Wirtschaftskunde, Gemeinschaftskunde als Fächerverbund EWG
  • Geschichte
  • Musik
  • Sport

In Baden-Württemberg beispielsweise kann ab der siebten Klasse aus den folgenden drei Wahlpflichtfächern ein weiteres Kernfach ausgewählt werden:

  • Französisch
  • Mensch & Umwelt
  • Technik

Beispiele für ein Themenorientiertes Projekt (TOP)

  • Berufsorientierung in der Realschule
  • Soziales Engagement
  • Technisches Arbeiten
  • Wirtschaften, Verwalten und Recht

Auf die Berufsorientierung gehen wir im Folgenden detaillierter ein...

Die Berufsorientierung an der Realschule ist ein themenorientiertes Projekt, abgekürzt TOP. Beispielhaft dafür ist das Land Baden-Württemberg, das mit dem Projekt BORS, Berufsorientierung in der Realschule, Bildungsstandards erarbeitet hat, die weithin als beispielhaft gelten.

Was möchte ich einmal werden?

Die Berufsorientierung ist ganz allgemein eine Phase, in der die Grundlagen für eine anschließende Berufswahl mit daraus folgender Berufsausübung erarbeitet werden. Im besten Falle beginnt eine erste Berufsorientierung bereits in den Kinderjahren. Schon dort zeigen sich besondere Vorlieben und Neigungen, die überwiegend mit dem Elternhaus und den Erziehern verbunden sind.

In der Realschule bekommt die Berufsorientierung ab der neunten Klasse eine schwerpunktmäßige Bedeutung. Die Schüler erkennen und entscheiden in diesen Monaten und Schuljahren, wie sich ihr weiterer Lebensweg gestalten soll und hoffentlich auch wird.

Die einen möchten weiterlernen, also innerhalb der Sekundarstufe I eine weiterführende Schule besuchen. Die anderen beenden den Realschulbesuch mit dem Zeugnis der Mittleren Reife und beginnen eine Berufsausbildung.

Sie müssen und wollen jedoch frühzeitig wissen, um welchen Beruf es sich dabei handeln soll. Denn die Berufswahl entscheidet im Rahmen des weiteren Lebensweges unter anderem auch über das zukünftige Arbeitseinkommen, über die Art und Sicherheit des Arbeitsplatzes, sowie über das Standing im Familienverbund und in der Gesellschaft.

Berufsorientierung als wichtiges Projekt in der Realschule
Berufsorientierung als wichtiges Projekt in der Realschule
Berufsorientierung als Projektgestaltung

Die Berufsorientierung an der Realschule ist in den meisten Fällen eine Projektgestaltung. Projekte sind klar definierte Vorhaben mit einem bestimmten Start und einem festgelegten Ende.

Um die Wichtigkeit und Bedeutung einer solchen BORS zu betonen, ist sie vielfach mit einer Projektprüfung inklusive einem Testat verbunden. Im Rahmen eines Fächerverbundes wird das BORS-Projekt von den Realschülern in Eigenregie durchgeführt.

Entscheidend ist, dass sie das Projekt, also die Wege zu einer Berufsorientierung, eigenständig sowie eigenverantwortlich erarbeiten. Sie müssen das Projekt also selbst gestalten.

Dabei sind die folgenden Aspekte in der vorgegebenen Reihenfolge zu beachten:

  • Erarbeitung differenzierter Gesichtspunkte für die Berufsauswahl
  • Überblick über die verschiedenen Bildungswege im betreffenden Bundesland
  • Inhalte des Berufsausbildungsverhältnisses im Allgemeinen und Besonderen
  • Arbeitsrecht, Betriebs- und Arbeitsschutz
  • Die heutige und zukünftige Berufswelt im Wandel der Zeit
  • Der Wechsel Schule-Beruf von der Bewerbung bis zum Vorstellungsgespräch

Ergänzt wird jede Berufsorientierung mit einem ersten Berufspraktikum. Die Erstkontakte dafür werden vom Schulträger zu den ortsansässigen oder regionalen Unternehmen von Handel und Industrie hergestellt. Danach muss der Realschüler das Berufspraktikum in Eigenregie abwickeln. Anschließend erhält er ein Testat, das den zukünftigen Bewerbungsunterlagen beigefügt wird.

Auch wichtig: Welche Berufe passen gar nicht zu mir?

Berufsorientierung bedeutet auch, dass mit professioneller Hilfe einer Berufsberatung herausgefunden wird, welche Berufsbereiche auf jeden Fall beziehungsweise gar nicht infrage kommen sollten. Wer technisch begabt bis hin zu affin ist, der wird sich kaum auf eine Ausschreibung im öffentlichen Verwaltungsdienst bewerben.

Duale Berufsorientierung

Die Berufsorientierung verläuft für den einzelnen Realschüler dual. Er muss sich einerseits orientieren, und andererseits das Ergebnis praktisch umsetzen. Er wird in dem Sinne an ein eigenständiges und selbstständiges sowie auch selbstverantwortliches Handeln herangeführt.

Je mehr er, wie es heißt, vom Elternhaus mitbekommen hat, umso einfacher verläuft die BORS in der Projektgruppe. Im Ergebnis sollten alle Projektteilnehmer auf demselben Wissens- und Kenntnisstand sein, was jedoch nicht immer der Fall ist.

Learning by Doing

Für diese BORS-Projektphase gibt es vielfältige Handreichungen, Leitfäden und Anleitungen in Printform sowie als Datenträger. Sie sind allesamt nur Hilfestellungen und ändern nichts daran, dass der junge Realschüler seine Berufsorientierung selbst umsetzen muss.

Bisher hat er für sich selbst gelernt und Wissen erworben. Jetzt muss er im nächsten Schritt seinen Beruf aussuchen, auswählen und sich bewerben.

Diese Zeitspanne zwischen dem schulischen Lernen und der zukünftigen Berufsausübung muss er ganz bewusst durchleben und nutzen. Sie ist ein Learning by Doing. Ohne sie hat auch ein guter Realschüler keineswegs immer die Chance, ein guter Berufstätiger zu werden.

Es ist ein Unterschied, ob nach Schulschluss am heimischen Schreibtisch gelernt wird, oder ob im dualen Bildungssystem zeitweise die Berufsschule besucht und praktisch gelernt, sprich gearbeitet wird. Auch das will gelernt sein.

Ziele der Mittleren Reife

Die Vermittlung von grundlegenden Kompetenzen in der Realschule beinhaltet neben den Fachkompetenzen

  • die personale
  • die soziale sowie
  • die Methodenkompetenz.

Das Realschul-Abschlusszeugnis nach dem sechsjährigen Realschulbesuch ist eine Zugangsberechtigung zu Schul- und Bildungssystemen, die zur allgemeinen Hochschulreife führen. Die Mittlere Reife bietet einerseits den Berufseinstieg in

  • Dienstleistung
  • Handel
  • Handwerk
  • Industrie oder
  • Verwaltung -

andererseits kann weitergelernt werden bis zum Erwerb der allgemeinen oder der Fachhochschulreife.

Der Realschulabschluss bietet den Zugang zu Fachhochschulen
Der Realschulabschluss bietet den Zugang zu Fachhochschulen

Realschule plus

Eine besondere Art der Realschule ist im Bundesland Rheinland-Pfalz die "Realschule plus". Dort sind die beiden Schulformen Haupt- und Realschule seit Ende der 2000er Jahre zur Realschule plus zusammengeführt worden.

Unterschieden wird in die beiden Schulformen Kooperative sowie Integrative Realschule plus. An beiden wird der Mittlere Schulabschluss, die sogenannte Mittlere Reife, erworben.

Diese Schulart ist auch noch Anfang der 2010er Jahre in Deutschland einzigartig. Sie bietet denjenigen Schülern schulische Vorteile, die von Beginn an die Realschule plus besuchen. Beim Wohnsitzwechsel, besonders in das Bundesland hinein, sind Probleme in der Kompatibilität der Realschule plus mit den Schulformen in allen anderen Bundesländern kaum zu vermeiden.

Die Lehrpläne in der Realschule sind immer ein gekonnter Mix aus Wissenserwerb und Berufsvorbereitung. In den letzten beiden Schulklassen kristallisiert sich heraus, ob ein Beruf erlernt wird, oder ob weiter gelernt werden soll.

Alle Realschüler haben die Möglichkeit, sich in die jeweilige Richtung hin auf ihren zukünftigen Berufs- beziehungsweise Weiterbildungsweg vorzubereiten. Der Lehrkörper ist seinerseits gefragt, mit Lehrstoff sowie Unterrichtsgestaltung beiden Seiten, man könnte auch sagen Interessensgruppen, möglichst ausgewogen und gleichermaßen gerecht zu werden, geradezu werden zu müssen.

Weiterbildungsmöglichkeiten für Realschüler

Nach Erlangen der mittleren Reife stehen Realschülern einige Möglichkeiten offen.

Der Wechsel aufs Gymnasium

Schüler, die die Realschule mit besonders guten Noten abgeschlossen haben, sollten sich überlegen, ob sie nicht vielleicht aufs Gymnasium überwechseln sollten. Hier haben sie die Möglichkeit, das Abitur nachzuholen und damit den höchsten Schulabschluss zu erlangen, den es in Deutschland gibt.

Allerdings ist dieser Übertritt nicht immer einfach. Während in der Realschule sehr viel Wert auf Anwendungsbezug und Praxis gelegt wird, beschäftigt sich der gymnasiale Lehrplan vorwiegend mit theoretischer Materie.

Darüber hinaus müssen einige Fächer belegt werden, die an der Realschule gar nicht unterrichtet werden. Für den Schüler bedeutet das unter Umständen eine ganze Menge Nacharbeit.

Wer jedoch diese Hürde erst einmal mit Erfolg überwunden hat, braucht sich vor der späteren Abiturprüfung fast gar nicht mehr zu fürchten. Stofflich gesehen werden hier sowie nur Inhalte aus der Oberstufe abgefragt, auch wenn diese natürlich auf die bisherigen Lehrpläne aufbauen.

Der Wechsel zur Fachoberschule

Eine andere Möglichkeit ist der Wechsel an eine Fachoberschule. Hier können ehemalige Realschüler ihr Fachabitur nachholen oder aber auch die Allgemeine Hochschulreife erlangen.

Der Wechsel zur Berufsoberschule

Auch die Berufsoberschule bietet diese beiden Möglichkeiten, allerdings muss man hierfür eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können. Realschüler brauchen diesen Umweg aufgrund ihrer Mittleren Reife nicht zu machen. Es besteht jedoch grundsätzlich die Möglichkeit, falls jemand zum Beispiel erst sehen möchte, ob er nicht vielleicht doch in einem Beruf besser aufgehoben wäre.

Der Wechsel zum Kolleg

In manchen Bundesländern gibt es so genannte Kollegs, auf denen man sein Abitur nachholen kann. Für den Besuch muss man mindestens 18 Jahre alt sein und eine Mittlere Reife in der Tasche haben.

Alternativ ist es auch möglich, mit einer einer Berufsausbildung oder einer erfolgreich abgelegten Aufnahmeprüfung zugelassen zu werden. Ein Realschüler, der sein Abi oder Fachabi auf einem dieser Wege nachgeholt hat, kann später genauso an einer Universität oder Fachhochschule studieren wie jeder Gymnasiast mit erfolgreich bestandener Abschlussprüfung auch.

Karrierechancen

In den letzten Jahren konnte die Entwicklung dahingehend beobachtet werden, dass mehr und mehr Schüler Richtung Abitur gehen, um nach dem anschließenden Studium mit den besten Berufschancen dazustehen. Die anderen Bildungswege wurden hingegen immer öfter mit negativen Aspekten behaftet. Doch gerade diejenigen mit Realschulabschluss haben gute Karrierechancen.

In diesem Zusammenhang ist beispielsweise die Chance auf einen Ausbildungsplatz zu nennen. Immer mehr Lehrstellen bleiben frei, sodas Realschüler bessere Möglichkeiten haben, eine passende zu finden.

Kann man in der Ausbildung mit guten Leistungen punkten, besteht die Möglichkeit, vom Betrieb übernommen zu werden. Somit kann man auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag hoffen.

Und schließlich profitieren sie von einer praxisorientierten Ausbildung, welche bei vielen Studenten nicht vorhanden ist. Somit können sie sich schon während der Ausbildung zu wertvollen Fachkräften entwickeln.

Mit einem Realschulabschluss stehen einem hauptsächlich betriebliche Ausbildungsberufe zur Auswahl. Typisch ist beispielsweise das Handwerk oder das KZF-Gewerbe, ebenso die Industrie.

Wer das Fachabitur macht, kann außerdem im kaufmännischen Gebiet fündig werden. Und auch eine Ausbildung im gesundheitlichen bzw. medizinischen Bereich ist möglich, wie etwa in der Krankenpflege.